von Britta Pawlak
Der Pluralismus ist ein wichtiger Leitgedanke in demokratischen Gesellschaften. Der Begriff wird in verschiedenen Bereichen verwendet, vor allem aber in der Politik und Gesellschaftswissenschaft. Mit dem Begriff meint man, dass man alle Menschen in einer Gesellschaft in ihrer Verschiedenheit akzeptieren sollte und die Macht gleichmäßig verteilt sein sollte, anstatt nur bei wenigen zu liegen. Das Wort Pluralismus heißt in etwa Vielfalt, ohne die es eine Demokratie überhaupt nicht geben könnte. Der Begriff kommt vom lateinischen Wort "plures", das "mehrere" bedeutet.
So hätten wir ohne den Pluralismus in Deutschland zum Beispiel keine Meinungsfreiheit. Das bedeutet, wenn es keine unterschiedlichen Meinungen geben dürfte, dann wäre man in seinem Recht der freien Meinungsäußerung extrem beschnitten. In einer Demokratie darf niemand einer anderen Person seine politische oder religiöse Meinung aufzwingen. Ein pluralistischer Staat lässt also - im Gegensatz zu einer totalitären Ideologie - verschiedene Meinungen, Ansichten, Interessen oder Glaubensrichtungen zu. Man spricht daher auch von "Meinungspluralismus".
Ein pluralistischer Staat darf weder die Gründung von Parteien noch die von Vereinen oder Gewerkschaften verbieten. Für die Demokratie ist ein solcher "Parteienpluralismus" sehr wichtig, ohne ihn würde es keine unterschiedlichen politischen Parteien geben, die die verschiedenen Meinungen und Interessen der Bürger vertreten. Aber auch wenn der Pluralismus es erlauben soll, dass jeder Mensch sich möglichst frei entfalten kann, so gibt es dennoch Normen, Regeln und Gesetze, die eingehalten werden müssen. Denn ohne diese wäre das Zusammenleben nicht nur schwierig, es würde auch die Gefahr bestehen, dass das "Recht des Stärkeren" gelte und auch das könnte wiederum zu Unterdrückung und Diskriminierung anderer Menschen oder Gruppen führen. Diese Regeln werden von der Mehrheit der Regierung bestimmt und festgelegt und sind in vielen Fällen auch gesellschaftlich akzeptiert.
Als Begriff in der politischen Theorie ist mit "Pluralismus" im Speziellen die Konkurrenz der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und Organisationen gemeint, die miteinander und gegeneinander um politischen und wirtschaftlichen Einfluss kämpfen. Das können zum Beispiel Parteien, Gewerkschaften, Kirchen(-gemeinden), Wohltätigkeitsorganisationen, Vereine oder wissenschaftliche Gruppierungen sein, die Macht und Mitspracherecht im Staat erlangen wollen. Das Ideal ist dabei, dass in einem pluralistischen System so viele verschiedene Gruppen miteinander konkurrieren und ganz unterschiedliche Interessen vertreten, dass die Macht gleichmäßig verteilt wird. Denn zu (fast) jeder Gruppe gibt es eine "Gegengruppe", die die Interessen der anderen Seite vertritt - zum Beispiel stehen den Gewerkschaften, die die Interessen der Arbeitnehmer vertreten, die Arbeitgeberverbände gegenüber. In der Realität ist es allerdings so, dass das Kräfteverhältnis längst nicht immer ausgeglichen ist, sondern viele Gruppen deutlich mehr Einfluss auf Politik und Wirtschaft haben als andere (siehe auch "Lobbyismus" und "Interessenverbände").
Auch in der Philosophie spricht man von Pluralismus und meint damit, dass man die Wirklichkeit nicht als ein Ganzes beschreiben und erfahren kann. Pluralistische Philosophen gehen davon aus, dass es viele Systeme, Gedanken, Dinge, Ideen und Teile gibt, die nebeneinander existieren und auch nicht immer miteinander zu vereinen sind. Sie alle können in unterschiedliche Beziehungen zueinander gesetzt werden, ergeben zusammen aber nicht automatisch ein einheitliches Ganzes. Diese Vielfalt und ihre Beziehungen bilden nach Meinung der Philosophen den Ausgangspunkt und die Grundlage des Erkennens und Handelns. Demgegenüber steht der philosophische "Monismus", der besagt, dass sich alle Vorgänge und Dinge auf der Welt auf ein Grundprinzip zurückführen lassen.
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