von Britta Pawlak
In dem Begriff "Philosophie" stecken die altgriechischen Wörter "philia" ("Liebe") und "sophia" ("Weisheit") - er bedeutet wörtlich übersetzt "Liebe zur Weisheit". Die Philosophie will die menschliche Existenz, das Leben und die Welt hinterfragen, verstehen und deuten. Bereits die alten Griechen, die als "Erfinder" der westlichen Philosophie gelten, haben die menschliche Wahrnehmung der Wirklichkeit kritisch hinterfragt. Bestimmt hast du schon einmal von Sokrates, Platon oder Aristoteles gehört, den berühmtesten griechischen Philosophen der Antike. Das Interesse der Vorsokratiker - so bezeichnet man alle griechischen Philosophen, die vor Sokrates (469 bis 399 vor Christus) gelebt haben - galt zunächst einmal den Vorgängen der Natur. Sokrates, der "Vater der Philosophie", und sein Schüler Platon (etwa 428 bis 348 vor Christus) hinterfragten nicht nur die menschliche Erkenntnis allgemein, sie beschäftigten sich ebenso mit Fragen nach der Gerechtigkeit und dem guten Handeln.
Der Anspruch eines Philosophen ist es, das eigene Selbst- und Weltbild einer Prüfung zu unterziehen. Auch Dinge, die die meisten Menschen als selbstverständlich und gegeben ansehen, werden in der Philosophie immer wieder aufs Neue hinterfragt, angezweifelt und überprüft - zum Beispiel die Frage, ob die "Wirklichkeit" tatsächlich so ist, wie wir sie wahrnehmen. "Wie können wir uns sicher sein, dass das, was wir sehen, wirklich existiert?", fragt sich etwa ein Philosoph. So soll Sokrates den berühmten Satz ausgesprochen haben: "Ich weiß, dass ich nichts weiß" - ein bewusster Widerspruch, denn wie kann er das wissen, wenn er nach eigener Aussage überhaupt nichts weiß? Solche philosophischen Fragen sind mühsam und nicht immer beliebt - sie lassen den Menschen zweifeln und bringen sein gewohntes Weltbild ins Wanken. Der nach Wahrheit strebende Mensch soll aber durch eine neue - oft unbequemere - Perspektive auf die Welt wichtige Einsichten gewinnen und dadurch ein "wahrhaftigeres", "gerechteres" oder "besseres" Leben führen können.
Sich mit den bekannten Philosophen auseinander zu setzen, ist oft schwierig und verwirrend: Nicht nur sind ihre Schriften in komplizierter Sprache verfasst, auch baut die Theorie eines Philosophen meist auf der seiner Vorgänger auf - so widerlegt er ihre Ansichten oder entwickelt ihre Denkrichtung weiter. Ist Philosophie deshalb nur etwas für "gebildete Erwachsene"? Auf keinen Fall, denn "philosophieren" kann zunächst einmal jeder, indem er sich nicht einfach mit den Dingen des Lebens abfindet und das Wissen anderer nicht fraglos übernimmt, sondern immer wieder selbst fragt, staunt und zweifelt. Aus diesem Grund finden einige Denker, dass Kinder sogar besonders gute Philosophen sein können - denn sie erkunden die Welt und stellen immer wieder neue Fragen, auf die auch die Erwachsenen nicht immer eine Antwort wissen. Selbst wenn wir nicht auf alle Fragen über unsere Existenz und die Welt um uns herum endgültige Antworten erhalten können, ist es wichtig, dass wir uns mit ihnen auseinander setzen. Denn nur wer fragt und zweifelt, wird zu neuen Erkenntnissen gelangen und sich der "Wahrheit" nähern, sofern es eine solche gibt, sagen die Philosophen.
Die Philosophie beschränkt sich deshalb nicht auf ein bestimmtes Wissensgebiet, sondern beschäftigt sich mit ganz unterschiedlichen Fragen aus allen Bereichen des Lebens. Wichtige Teilgebiete der philosophischen Wissenschaft sind zum Beispiel Ethik, die sich mit Fragen des gerechten Zusammenlebens und moralischen Handelns auseinandersetzt, Logik, die eine Wissenschaft des folgerichtigen Denkens darstellt und Metaphysik, die sich mit den grundlegenden Fragen des Seins und der Wirklichkeit befasst. Wenn man allgemein sagt, etwas sei eine "Frage der Philosophie", dann meint man damit, dass es von der Weltanschauung eines Menschen abhängt, wie er zu einer bestimmten Sache steht und wie er sie beurteilt - denn nicht zuletzt die philosophischen Fragen und unsere Antworten auf sie sind es, die unsere Sicht auf die Welt formen.
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