Spanien

Teil 40 von 45

von Britta Pawlak


Die wunderschöne Alhambra thront über der Stadt Granada in Andalusien. Die Grundfestung wurde um 800 nach Christus von den Mauren errichtet. In den darauf folgenden Jahrhunderten wurde die Burganlage unter dem Einfluss verschiedener Kulturen immer weiter ausgebaut. (Quelle: Wikipedia)


Das Königreich Spanien liegt im Südwesten Europas. Es bildet den größten Teil der Iberischen Halbinsel. Zu Spanien gehören neben dem Festland die Balearen (mit Mallorca und Ibiza), die Kanarischen Inseln und die Städte Ceuta und Melilla an der Küste Nordafrikas. Die Landeshauptstadt ist Madrid, sie liegt im Zentrum Spaniens.

Die Atlantikküste kennzeichnet sich durch felsige Landschaften und ein rauhes Klima. Die Region Galizien liegt im äußersten Nordwesten Spaniens. (Quelle: Wikipedia)

An den Landesgrenzen Spaniens befinden sich einige hohe Gebirgslandschaften, im Inneren liegt ein trockenes Hochland. Die Pyrenäen trennen Frankreich und Spanien voneinander. Im Südwesten grenzt Spanien an Portugal. Der höchste Berg ist der Pico del Teide auf der Insel Teneriffa. Die weiten Küstengebiete des Landes laden zum Baden ein. Während im Zentrum sowie an der Mittelmeerküste ein recht heißes Klima herrscht, ist es an der Nordwestküste des Atlantiks eher kühl und feucht.

Im spanischen Staat wird überwiegend Spanisch, Katalanisch, Galizisch sowie Baskisch gesprochen. Offizielle Landessprache ist das Spanische (wird auch als "Castellano" bezeichnet). Die weiteren Sprachen gelten nur in den entsprechenden Regionen als Amtssprachen.

Spanien war früher eine große Seefahrer-Nation und eroberte zahlreiche Kolonien. Der Italiener Christoph Kolumbus entdeckte Amerika, als er im Auftrag der spanische Krone einen Seeweg nach Indien suchte. Viele Spanier besiedelten daraufhin weite Teile Mittel- und Südamerikas. Sie vertrieben die dortigen Ureinwohner - und erklärten das Spanische zur offiziellen Sprache. Noch heute wird in vielen mittel- und südamerikanischen Ländern Spanisch gesprochen.

Geschichte Spaniens Arabische Vorherrschaft und Eroberung Amerikas durch Kolumbus

Im Jahre 1492 entdeckte Christoph Kolumbus Amerika. Viele Spanier besiedelten daraufhin weite Teile Mittel- und Südamerikas. Millionen von Ureinwohnern wurden versklavt oder ermordet.

Die Ureinwohner der Pyrenäenhalbinsel waren Kelten und Iberer (daher stammt der Name der Iberischen Halbinsel). Das Land wurde stark durch die jahrhundertelange arabische Vorherrschaft geprägt. Sowohl in der Architektur als auch in der Sprache zeigen sich die Ursprünge des Arabischen. Durch die Vertreibung der Mauren von der Iberischen Halbinsel und der "letzten Entdeckung" Amerikas durch Christoph Kolumbus 1492 stieg Spanien vorübergehend zur Weltmacht auf.

Kolumbus leitete eine Phase der Eroberung und Unterdrückung ein: Mittel- und Südamerika wurde zu großen Teilen von spanischen Völkern beschlagnahmt. Millionen von Ureinwohnern wurden vertrieben, versklavt und auch umgebracht. Nach mehreren Jahrhunderten der Ausbeutung und gesellschaftlichen Unterdrückung kam es zu Aufständen in den südamerikanischen Kolonien. Anfang des 19. Jahrhunderts erkämpften sich fast alle von Spanien eroberten Länder Amerikas (außer Kuba und Puerto Rico) ihre Unabhängigkeit.

Das 20. Jahrhundert: Weltkriege und Franco-Diktatur

Die Ära Francisco Francos reichte von 1936 bis zum Jahr 1975. Sie bedeutete eine lange Zeit der Zwangsherrschaft und Unfreiheit des Volkes. (Quelle: Wikipedia)

Im Ersten Weltkrieg blieb Spanien neutral und erfuhr durch die Lieferungen von Rohstoffen an andere Kriegsmächte einen wirtschaftlichen Aufschwung. Davon profitierten aber nicht alle Gesellschaftsschichten. Die Regierung verlor nach und nach an Macht und die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wuchs. Im Jahr 1936 kam es zum Spanischen Bürgerkrieg - dieser dauerte drei Jahre an. General Franco und seine Anhänger kämpften gegen die demokratisch gewählte Regierung. Die Putschisten (bezeichnet diejenigen, die durch einen Staatsstreich die Regierung stürzen wollen) siegten und Francisco Franco baute eine Zwangsherrschaft auf.

Der Diktator Franco besaß fast uneingeschränkte Macht im Land und es begann eine Zeit der Unterdrückung und Unfreiheit des Volkes. Während des Franco-Regimes gab es keine Verfassung, in der alle Gesetze niedergeschrieben waren, sondern nur eine geringe Anzahl von ihm erlassener Grundgesetze. Seine Macht basierte unter anderem darauf, dass Franco alle wichtigen politischen Ämter durch persönliche Vertrauenspersonen besetzte. Im Zweiten Weltkrieg beteiligte sich die spanische Regierung weitgehend nicht militärisch - trotz ihrer Sympathien für Nazi-Deutschland und seine Kriegsverbündeten. Diktator Franco bekämpfte jedoch den Sozialismus und unterstützte den Vernichtungskrieg Hitlers. Er gewährte der deutschen Wehrmacht, spanische Soldaten für den Krieg gegen die Sowjetunion anzuwerben.

Während der Faschismus anfangs auch in der spanischen Bevölkerung weit verbreitet war, verlor er gegen Ende des Zweiten Weltkriegs immer mehr Anhänger. Nach Kriegsende war Spanien außenpolitisch zunehmend isoliert. Dies änderte sich allmählich nach Beginn des Kalten Krieges, der die Welt spaltete: Die westlichen und die sozialistischen Gesellschaftssysteme fielen auseinander. Einige Länder des Westens schlossen Handelsabkommen mit Spanien ab. 1955 wurde Spanien in die UNO aufgenommen. Mit seinem Tod im Jahre 1975 endete die "Ära Franco". Zwei Jahre später gab es in Spanien die ersten freien Wahlen. Seit 1986 ist das Land Mitgliedsstaat der Europäischen Gemeinschaft - der heutigen Europäischen Union.

Politik Demokratie mit König als Staatsoberhaupt

Die spanische Regierung hat ihren Sitz in der Hauptstadt Madrid. Zu sehen ist die berühmte und prachtvolle Kathedrale Almudena.

Spanien ist in 17 autonome Gemeinschaften (vergleichbar mit Bundesländern) und in die zwei Städte Ceuta und Melilla gegliedert. Die autonomen Gemeinschaften wiederum unterteilen sich in insgesamt 50 Provinzen. Das im Süden gelegene Andalusien sowie Kastilien-León im Norden sind die größten spanischen Regionen.

Zwischen Spanien und Frankreich liegt das Baskenland - Teile dieses Landes sind spanisch, andere französisch. Seit langer Zeit gibt es Konflikte um die baskische Unabhängigkeit - die terroristische Organisation ETA betrieb diesen Kampf immer wieder auf blutige Weise. In Katalonien streben Teile der Bevölkerung politisch nach Autonomie (bedeutet: Selbstbestimmung).

Seit 1978 ist Spanien ein demokratischer Rechtsstaat. Seine Staatsform bezeichnet man als parlamentarische Monarchie. Das bedeutet, dass der König zwar das Staatsoberhaupt ist, seine Rolle ist aber in erster Linie die Repräsentation (Vertretung) des Landes. Zudem gehört es zu seinen politischen Aufgaben, Gesetze zu bestätigen und die Regierungschefs zu ernennen beziehungsweise zu entlassen. Der König ist außerdem Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Die Entscheidungsgewalt liegt jedoch vor allem beim gewählten Parlament, und es gibt eine niedergeschriebene Verfassung. Der Königstitel wird von Generation zu Generation weitervererbt. Derzeitiger König ist Juan Carlos I.

Wahlsystem und Regierungswechsel

Der Sozialdemokrat Zapatero muss als Regierungschef zurücktreten. (Quelle: Wikipedia)

Höchste Instanz der Gesetzgebung ist das Parlament mit den "Cortes Generales". Diese unterteilen sich in zwei Kammern: in das Abgeordnetenhaus und den Senat. Die Mitglieder des Abgeordnetenhauses werden direkt gewählt. Der Senat besteht aus 259 Sitzen. Davon werden 208 Mitglieder direkt vom Volk gewählt, über die restlichen Sitze entscheiden die Parlamente der autonomen Regionen. Das Abgeordnetenhaus wählt den Ministerpräsidenten und die Regierungsmitglieder.

Die Spanier haben im November 2011 ein neues Parlament gewählt. Dabei wurde die bisher regierende Sozialistische Partei von den Bürgern abgewählt. Neuer Ministerpräsident wird Mariano Rajoy von der konservativen Volkspartei. Die Parlamentswahlen sollten eigentlich erst 2012 stattfinden, waren aber von der Regierung vorgezogen worden. Denn immer weniger Menschen standen hinter der Politik der sozialistischen Regierung: Das Land ist sehr verschuldet, über 21 Prozent der spanischen Bevölkerung sind arbeitslos und die Wirtschaft kommt nicht in Schwung.

Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero muss zurücktreten. Er löste 2004 den rechts-konservativen Politiker José Maria Aznar als Ministerpräsident ab. Die alte Regierung hatte US-Präsident Bush im Krieg gegen den Irak unterstützt, obwohl die Mehrheit der spanischen Bevölkerung gegen diesen Krieg war. Die sozialdemokratische Regierung schlug einen deutlich freiheitlicheren Weg ein als die des Vorgängers Aznar. Kurz nach seinem Amtsantritt verkündete Zapatero den spanischen Truppenabzug aus dem Irak.

Wirtschaft und Gesellschaft Aufschwung und soziale Ungleichheit

Ceuta und Melilla gehören geografisch zu Afrika, aber politisch zu Spanien. Deswegen wollen dort viele Afrikaner über die Grenze. (Quelle: Helles Koepfchen)

Durch den Wandel zur Demokratie nach der Franco-Diktatur, dem Beitritt zur damaligen EG und der Teilnahme an der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) wurde in Spanien die Grundlage für einen wirtschaftlichen Aufschwung geschaffen.

Bis heute gibt es eine relativ große Kluft in der Bevölkerung zwischen arm und reich. Gesellschaftliche Probleme Spaniens sind unter anderem die relativ hohe Kriminalitätsrate und eine hohe Arbeitslosenzahl. Man beobachtet zudem eine starke Landflucht: Immer mehr Spanier verlassen die ländlichen Gebiete und ziehen in größere Städte. Viele Menschen sehen dort die Chance auf ein besseres Leben und es bieten sich zunehmend mehr Möglichkeiten, Arbeit zu finden.

Auch die illegale Immigration (unerlaubte Einwanderung) stellt ein Problem dar. Vor allem aus armen Ländern Afrikas überqueren jährlich Tausende von Flüchtlingen mit Booten die Straße von Gibraltar, um nach Spanien zu gelangen. Die Afrikaner nehmen große Gefahren auf sich, um der bitteren Armut oder der politischen Situation ihrer Heimat zu entfliehen. Die Reaktion Spaniens war zunächst eine verschärfte Grenzbewachung. Seit Ende 2005 gibt es ein Abkommen zwischen Marokko und Spanien: Demnach kümmert sich nicht mehr der reichere spanische Staat um die illegalen Einwanderer. Sie werden einfach wieder nach Marokko abgeschoben und ihrem Schicksal überlassen.

Wichtig und problematisch: Tourismus und Landwirtschaft

Das Land lebt vor allem vom Tourismus. Die schönen Küstengebiete - so wie die Costa Brava - ziehen jährlich Millionen von Urlaubern an. (Quelle: Wikipedia)

Das Land lebt wirschaftlich zum großen Teil durch den Tourismus. Die zahlreichen Urlaubsorte an der Küste, die Gebirge und schönen Landschaften im Inland sowie die interessanten Kulturstädte locken jährlich Millionen von Touristen nach Spanien.

Bedeutende Einnahmequelle ist auch die Landwirtschaft. Spanien ist vor allem berühmt für seinen guten Wein und das Olivenöl. In der spanischen Landwirtschaft werden große Mengen an Wein, Gemüse und Obst angebaut, viele der Lebensmittel werden in andere Länder exportiert.

Sowohl der Massentourismus als auch die Intensivlandwirtschaft schaffen aber auch Umweltprobleme: Durch den extrem hohen Wasserverbrauch wird das Land immer trockener (es besteht generell ein Trinkwassermangel in Spanien, vor allem im Sommer), die Acker werden unfruchtbarer und die Natur wird durch Bodenabnutzung, Umweltverschmutzung und den Ausbau der Touristengebiete mehr und mehr zerstört. Der Grad der so genannten Desertifikation ist in manchen Gebieten Spaniens weit fortgeschritten. Das bedeutet, dass eine Landschaft immer mehr ausdörrt und sich langsam zur Wüste entwickelt.

Spanische Kultur Weltberühmt: Paella, Flamenco und Gaudí

Der Wettbewerb der Menschenpyramiden (Castells) hat in Katalonien lange Tradition. (Quelle: Wikipedia)

Die spanische Küche ist berühmt für ihre Paella (ein Reisgericht mit verschiedenen Gemüsesorten, Fisch und Fleisch) und ihre Tortilla (eine Art Omlett). Auch die so genannten Tapas - dies sind verschiedene spanische Vorspeisen - sind sehr beliebt. Ansonsten stehen in Spanien viel Fisch, Meeresfrüchte, Reis und Kartoffeln auf dem Speiseplan.

Der weltbekannte Flamenco hat seinen Ursprung im spanischen Andalusien. Traditionell verbindet er Gitarrenspiel, Gesang und Tanz. Flamenco prägte verschiedene Stile der Musik.

Das "Festa Major" ist typisch für Katalonien. Dabei findet ein Wettkampf aus Menschen-Türmen statt. Die Teilnehmer verschiedener Vereine klettern aneinander hoch und bilden eine menschliche Pyramide. Sie bezeichnen ihre wankenden Bauwerke als "Castells" (Türme). Berühmt ist auch das spanische Fest der Tomatina in Buñuel. Dort liefert sich die gesamte Stadt ein Mal im Jahr eine spektakuläre Tomatenschlacht.

Die Sagrada Família ist Barcelonas Wahrzeichen. Sie war das Lebenswerk des berühmten Architekten Gaudí. (Quelle: Wikipedia)

Der tödliche Stierkampf hat noch heute blutige Tradition - trotz der vielen Proteste und Forderungen nach einem Verbot von Seiten der Tierschützer. Gerade zahlreiche Touristen empfinden das grausame Spektakel als "Attraktion" und sind der Ansicht, dass bei einer Spanienreise der Besuch in der Stierkampfarena zum Pflichtprogramm gehört.

Berühmte Künstler aus Spanien sind unter anderem die Maler Salvador Dalí, Pablo Picasso und Joan Miró.

Der spanische Schriftsteller Miguel de Cervantes schrieb im 17. Jahrhundert die Geschichte von Don Quijote - die heute eines der bedeutendsten Werke in der Weltliteratur darstellt.

Auch der Architekt Gaudí erlangte mit seinem einzigartigen Stil großen Ruhm. Vor allem in Barcelona findet man zahlreiche seiner faszinierenden Bauten - so wie die mächtige Kirche "Sagrada Família", die sein Lebenswerk war und die er nie fertigstellten konnte. Noch heute wird an ihr gebaut - sie ist das Wahrzeichen der Stadt.


Größe des Landes
504.782 qkm

Hauptstadt
Madrid
Einwohner
44,11 Mio.
Landessprachen
  • Spanisch (Kastilianisch)
  • Katalanisch
  • Galizisch
  • Baskisch
Karte

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letzte Aktualisierung: 10.09.2016

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