von Felicia Chacón Díaz und Björn Pawlak
Bürgerkriege spielen sich nicht zwischen verschiedenen Staaten ab, sondern innerhalb eines Staates zwischen zwei oder mehreren inländischen Gruppierungen. Häufig sind aber auch ausländische Mächte in den Konflikt verwickelt.
Bei einem Bürgerkrieg kommen Menschen, die entweder dem Militär oder der Zivilgesellschaft angehören, infolge von bewaffneten Kampfhandlungen zu Tode. Meist gibt es mehrere organisierte Gruppierungen in einem Bürgerkrieg, so etwa einerseits Regierungstruppen und andererseits Gruppierungen von "Rebellen", die sich gegen die staatliche Macht richten.
Die Gründe für den Konflikt sind meist ethnischer oder religiöser Natur oder aber Reaktionen auf die gesellschaftlichen Verhältnisse allgemein, auf Ungleichheit oder auf Unterdrückung. Teilweise geht es den Rebellen darum, die gesamte Macht über den Staat zu gewinnen. Teilweise organisiert sich der Widerstand gegen die Form, in der Macht durch eine Regierung gegen die eigene Bevölkerung ausgeübt wird. Oft geht es auch um einen Kampf für die Unabhängigkeit oder die Abspaltung eines Teilgebietes in einem Staat - Ziel für eine bestimmte Bevölkerungsgruppe kann es sein, einen eigenen Staat neu zu gründen. Falls es zu einem Sieg durch Widerstandsbewegungen und damit zu einer gesellschaftlichen Neuordnung kommt, spricht man von einer "Revolution".
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde mit der Gründung der Vereinten Nationen ein System geschaffen, in dem die Großmächte nicht mehr direkt miteinander Krieg führen, sondern je nach eigener Interessenslage Bürgerkriegsparteien in anderen Ländern zu unterstützen. Der Kalte Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion hat zu mehr oder weniger gewaltsamer Einflussnahme dieser beiden Machtblöcke in Ländern überall auf der Welt geführt - nicht selten waren verlustreiche Bürgerkriege die Folge (man spricht auch von "Stellvertreterkriegen").
Teilweise wurden Bürgerkriege auch überlagert von zwischenstaatlichen Kriegen oder einer direkten militärischen "Invasion" - gemeint ist das Einfallen von bewaffneten Truppen in ein bestimmtes Gebiet. Ein Beispiel hierfür ist der Vietnamkrieg zwischen 1957 und 1975, der als Widerstand vietnamesischer Kommunisten gegen die französische Kolonialmacht begonnen hatte und mit dem Eintritt der USA in diesen Krieg und der Bombardierung Nordvietnams endete. Auch in den zuletzt von den USA militärisch unter Kontrolle gebrachten Ländern Irak und Afghanistan spielten sich neben der ausländischen Besetzung Bürgerkriege ab.
Völkerrechtlich gibt es die Vereinbarungen der "Genfer Konventionen" (ein 1949 geschlossenes zwischenstaatliches Abkommen). Durch diese Regelungen sollen in Kriegen zwischen mehreren Staaten die Menschen geschützt werden, die nicht an den Kampfhandlungen beteiligt sind. Ein Bürgerkrieg wird aus völkerrechtlicher Perspektive aber als "innere Angelegenheit" eines Staates betrachtet und als "nicht-internationaler bewaffneter Konflikt" bezeichnet. Die Regelungen der Genfer Konventionen werden in Bürgerkriegen somit systematisch verletzt.
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