20.12.2011
Die mächtige Sowjetunion (abgekürzt UdSSR) war der größte sozialistische Staat auf der Welt. Er wurde 1922 gegründet, als nach dem Ersten Weltkrieg kommunistische Arbeiter und Soldaten, die "Bolschewisten", die Macht an sich gerissen hatten. Nach dem Zweiten Weltkrieg standen sich mit der UdSSR und den USA zwei verfeindete Supermächte gegenü
ber. Zur Zeit des Kalten Krieges kam es zu einem gegenseitigen Wettrüsten und die Welt stand sogar kurz vor einem Atomkrieg. Erfahre mehr über die Geschichte der Sowjetunion bis zu ihrem Zerfall im Dezember 1991.Vor der Gründung der Sowjetunion wurde Russland von Zaren regiert, die vergleichbar mit den Königen in Westeuropa waren. Bestimmt hast auch du schon einmal von Iwan dem Schrecklichen gehört - Iwan IV. Wassiljewitsch wurde 1547 zum ersten Zaren von Russland gekrönt. Vorher war das Land in Teilfürstentümer aufgeteilt. Durch Erneuerungen der bestehenden Gesetze, der Verwaltung und der Streitkräfte stärkte der grausame und gefürchtete Herrscher seine Macht über Russland und ließ das russische Reich enger zusammenrücken.
Erst mit der Regentschaft von Peter dem Großen 1682 wurde Russland weltoffener und moderner. Der Zar öffnete das teilweise in mittelalterlichen Strukturen erstarrte russische Reich den Einflüssen Westeuropas und förderte Wissenschaft und Kultur. 1703 gründete er die Stadt Sankt Petersburg, die beispielhaft für den russischen Fortschritt wurde. Mit dem Sieg über Schweden nach dem 20 Jahre andauernden Großen Nordischen Krieg machte Peter der Große Russland zu einer Großmacht.
Nikolaus II. (1868-1918) war schließlich der letzte Zar Russlands - sein jüngerer Bruder Michail II. übernahm nach seiner Abdankung 1917 zwar für einen Tag den Thron, übte allerdings infolge der Revolution keine Herrschaft mehr aus. Da die Probleme und Missstände im Land immer größer geworden waren, wuchs auch der Druck auf den Herrscher Nikolaus II. Der Regent ließ seine Soldaten zwischen 1904 und 1905 in den Russisch-Japanischen Krieg ziehen, in welchem Russland unterlag. Einen Generalstreik der unzufriedenen Bevölkerung ließ der unbeliebte Zar gewaltsam niederschlagen. Die Menschen forderten eine Neuordnung des Landes, mehr Unterstützung und Freiheiten, doch ihr Herrscher kümmerte sich nicht um ihre Nöte und missachtete den Willen des Volkes. Zur großen Revolution kam es, nachdem der Erste Weltkrieg (1914-1918) ausgebrochen war und Hunger und Not innerhalb der Bevölkerung immer größer wurden.
Russische Revolution: Proteste gegen Armut und Hunger
Die Kriege gegen Österreich-Ungarn, Japan und das Osmanische Reich im Ersten Weltkrieg zermürbten die Soldaten und die Bevölkerung Russlands. Die Hungersnot des langen Winters 1916/17 trieb die Unzufriedenheit der Bürger auf die Spitze. Sie demonstrierten in Sankt Petersburg für bessere Lebensbedingungen. Zar Nikolaus II. ließ die Demonstration jedoch blutig niederschlagen. Die Stimmung in der Bevölkerung schlug in Gegengewalt um. Massen stürmten den Winterpalast und zwangen Zar Nikolaus II. zum Abdanken.
Erstmals vertraten im Februar 1917 Menschen aus dem Volk die Regierung Russlands. Es wurde eine Übergangsregierung gebildet - im Anschluss sollte eine geheime Wahl über die nächste Regierung Russlands entscheiden. Aber die Arbeiterverbände der so genannten "Bolschewisten" (auch "Bolschewiki" oder "Bolschewiken") unter der Führung von Leo Trotzki und Wladimir Iljitsch Uljanow, besser bekannt unter seinem "Kampfnamen" Lenin, übernahmen schon im Oktober gewaltsam die Macht. Die Bolschewisten setzten sich aus Arbeitern, Bauern und Soldaten zusammen und waren überzeugt von den Ideen des Kommunismus. Sie verhinderten demokratische Wahlen und setzten sich mit der Oktoberrevolution an die Spitze Russlands. Ihr Ziel war die "Diktatur durch das Volk" in einer Gesellschaftsordnung, in der es keine Unterscheidung mehr in Arm und Reich geben sollte - jeder Besitz sollte als gemeinschaftliches Gut dem Staat übergeben werden. Unter dem Vorsitz Lenins bestellte die Regierung Arbeiter- und Soldatenräte, die so genannten "Sowjets".
Sieg der Roten Armee: Gründung der Sowjetunion
Der Oktoberrevolution folgte ein Bürgerkrieg zwischen den "roten" Bolschewisten und den "weißen", anti-kommunistischen und zaristischen Kräften, die die früheren Machtverhältnisse wieder aufbauen wollten. Die Rote Armee der Bolschewisten siegte. Am 10. Juli 1918 wurde die erste Verfassung der "Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik" (RSFSR) angenommen.
Benachbarte Länder Russlands, die ihre Unabhängigkeit erklärt hatten, wie die Ukraine und Weißrussland, wurden von den Truppen der Roten Armee besetzt. Sie und Transkaukasien (bestehend aus Armenien, Aserbaidschan und Georgien) bildeten am 30. Dezember 1922 unter der Führung Russlands die "Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken" (UdSSR). Von der Moskauer Zentrale aus wurden in allen Teilen der UdSSR unter Zwang kommunistische Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen durchgesetzt. Später setzte sich die UdSSR aus Russland und 14 europäischen und asiatischen Staaten zusammen: 1924 wurden auch Turkmenistan und Usbekistan Sowjetrepubliken, 1929 kam Tadschikistan hinzu. Im Jahr 1936 folgten dann Kirgistan und Kasachstan, 1940 wurden auch Estland, Lettland, Litauen, Moldawien und der finnische Teil von Karelien zu Sowjetrepubliken erklärt.
In den sozialistischen Ländern wurden unter der Führung Russlands einheitliche Regelungen geschaffen und private Eigentümer vom Staat in Besitz genommen. Es wurde eine "Planwirtschaft" errichtet - das heißt, es gab keinen freien Markt, der nach Angebot und Nachfrage ausgerichtet ist, sondern alle Wirtschaftsabläufe wurden von der Regierung gesteuert. Niemand durfte große Reichtümer besitzen, sondern Hab und Gut sollte gleichwertig innerhalb der Bevölkerung aufgeteilt werden. Seit 1928 wurde die staatliche Wirtschaft "Fünfjahrplänen" unterworfen, der Ausbau von Industrie und Straßen vorangetrieben und die Landwirtschaft "kollektiviert" - also gleichgeschaltet. Das war mit viel Leid innerhalb der Bevölkerung verbunden. So wurde den Bauern ihr Land weggenommen und viele Landbewohner siedelte man einfach um. Die Amts- und Verkehrssprache war ausschließlich russisch. Wirtschaftlich ging es den Ländern nicht besonders gut. Viele Menschen lebten in armen Verhältnissen und mussten hart arbeiten. Die Bevölkerung war sehr unfrei - wer sich gegen die führende Politik auflehnte, wurde verfolgt und bestraft.
Zweiter Weltkrieg, Besatzung Deutschlands und Kalter Krieg
In Deutschland hatten die Nationalsozialisten 1933 die Macht ergriffen - Adolf Hitler wurde neuer Reichskanzler und baute schrittweise eine Diktatur im Land auf. Ursprünglich hatte das russische Staatsoberhaupt, Josef Stalin, im August 1939 einen "Nichtangriffspakt" mit Hitler beschlossen - beide Staaten verpflichteten sich demnach, nicht mit Waffengewalt gegeneinander vorzugehen. In diesem Pakt wurde auch die Aufteilung Polens unter den beiden Ländern beschlossen.
Jedoch überfielen die deutschen Truppen die UdSSR am 22. Juni 1941 überraschend. Russland trat daraufhin an die Seite von Frankreich, England und den USA, den so genannten Alliierten, um gegen das Regime Adolf Hitlers zu kämpfen. Im Mai 1945 war die Rote Armee bis Berlin vorgedrungen, hatte die Soldaten Hitlers bezwungen und viele Konzentrationslager befreit. Mit dem Potsdamer Abkommen wurde die UdSSR Besatzungsmacht der heutigen deutschen Bundesländer Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg in der ehemaligen DDR. Der übrige Teil Deutschlands wurde von den USA, Großbritannien und Frankreich besetzt. Es folgte 1949 die Teilung Deutschlands: Der neue Staat der DDR war nun ebenso wie Bulgarien, Polen, die Tschechoslowakei oder Ungarn ein "Satellitenstaat" der Sowjetunion - gemeint sind damit Länder, die in starker Abhängigkeit zu einem größeren Staat stehen. Die DDR im Osten stand also unter der Macht der Sowjetunion, Westdeutschland wurde von den übrigen Siegermächten des Zweiten Weltkriegs, allen voran von der Supermacht USA, beeinflusst.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges hatten sich die Fronten zwischen der Sowjetunion und den USA sowie ihren westlichen Verbündeten immer weiter verhärtet. Der Konflikt mündete in den Kalten Krieg, der von Machtkämpfen, Drohungen und gegenseitigem Wettrüsten bestimmt war. Die Welt stand sogar kurz vor einem Atomkrieg. Während in der DDR ein sozialistisches System herrschte, wurde im Westen Deutschlands ein demokratischer Staat mit einer Marktwirtschaft aufgebaut. Die Wirtschaft erlebte im Westen einen großen Aufschwung und man sprach in den 1950er Jahren sogar von dem "Wirtschaftswunder". Der DDR und den anderen Ländern, die unter russischer Herrschaft standen, ging es wirtschaftlich deutlich schlechter. Während die sozialistischen Staaten im "kapitalistischen" Westen alles Übel sahen, war für die westlichen Länder die kommunistische Sowjetunion das große Feindbild.
Der Zerfall des Sowjetreichs
Nach dem Tod Josef Stalins 1953 leitete sein Nachfolger Chruschtschow die "Entstalinisierung" ein. Gemeint ist ein neuer politischer Kurs, bei welchem der Personenkult (die starke Verehrung) Stalins ein Ende haben sollte. Es wurden Stalin-Anhänger entlassen und einige strenge wirtschaftliche Regelungen gelockert. Chruschtschow distanzierte sich zwar von bestimmten "Verfehlungen" des stalinistischen Regimes, stellte aber die kommunistische Zwangsherrschaft keinesfalls infrage. Proteste der Menschen in den unterdrückten Ländern des Ostens wurden weiterhin brutal niedergeschlagen. So walzten die sowjetischen Panzer 1953 einen Volksaufstand in der DDR und 1956 einen großen Aufstand in Ungarn blutig nieder. Tausende Menschen wurden von den sowjetischen Truppen getötet oder verletzt.
Erst der sowjetische Generalsekretär Michail Gorbatschow, der von 1985 bis 1991 im Amt war, änderte den politischen Kurs der UdSSR grundlegend. Er leitete den Umbau des strengen politischen und wirtschaftlichen Systems der Sowjetunion, die so genannte "Perestroika" (russisch: "Umgestaltung") , ein. Die staatlichen Handlungen sollten für die Bevölkerung durchsichtiger werden, das war Gorbatschows Absicht mit dem Programm "Glasnost" (das bedeutet etwa "Offenlegen"). Zudem verhandelten die USA und die UdSSR über eine Abrüstung der Atomwaffen. Den sozialistischen Staaten wurde von der sowjetischen Führung von nun an mehr Selbstbestimmung gewährt.
Die neue Freiheit führte dazu, dass immer mehr Bürger in den Sowjetrepubliken und Satellitenstaaten der UdSSR die fremde Zwangsherrschaft nicht mehr länger hinnahmen, sondern endlich ihre Freiheit und Unabhängigkeit durchsetzen wollten. Die Proteste der Menschen in der ehemaligen DDR, die 1989 den Mauerfall einleiteten, und die Aufstände in anderen Staaten führten schließlich dazu, dass die Sowjetmacht zerfiel. Die UdSSR wurde am 21. Dezember 1991 als Union aufgelöst. Nachfolger war nun die "Gemeinschaft Unabhängiger Staaten" (GUS), die am 8. Dezember 1991 von Russland, der Ukraine und Weißrussland gegründet worden war, um die gemeinsame Wirtschafts- und Sicherheitspolitik beizubehalten. Inzwischen gehören auch Armenien, Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgistan, Moldawien, Tadschikistan und Usbekistan zur GUS.
Russland erklärte sich zum "Fortsetzerstaat" der Sowjetunion - das bedeutet, es übernahm alle völkerrechtlichen Rechte und Pflichten sowie den Sitz der UdSSR im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Russland war mit Abstand die größte Teilrepublik der UdSSR: 76 Prozent der Fläche und 52 Prozent der Bevölkerung (etwa 150 Millionen) waren russisch. Seit der Auflösung der Sowjetunion ist Russland ein unabhängiger Staat.
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