von Britta Pawlak
Das Wort "Kapitalismus" leitet sich aus dem lateinischen Begriff "capitalis" ab, das mit Kopf und Haupt übersetzt werden kann. Die Bedeutung des Begriffes Kapitalismus wird auf die lateinische Bezeichnung "summa capitalis" zurückgeführt, damit ist die "Hauptsumme" in wirtschaftlichen Rechnungen gemeint. Der Kapitalismus ist eine bestimmte Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die sich in den meisten Industrieländern durchgesetzt hat.
Unter dem "Kapital" versteht man zunächst einmal alle Produktionsmittel, die bei einem Herstellungsprozess verwendet werden - zum Beispiel Geld, Werkzeuge, Maschinen, Fabriken oder Fahrzeuge. Man bezeichnet das Kapital sowie Arbeit und Boden auch als "Produktionsfaktoren" - denn diese drei Bestandteile sind nötig, um Güter und Produkte herzustellen. In einem kapitalistischen System dürfen einzelne Menschen und Unternehmen Eigentum besitzen und mehr oder weniger frei darüber verfügen. Unternehmer sind auf einen möglichst großen Gewinn bedacht und entscheiden selbst, was sie herstellen und an wen sie ihre Produkte verkaufen. Anders ist dies hingegen in kommunistischen oder sozialistischen Gesellschaftsformen, in welchen es so gut wie kein Privateigentum gibt, sondern Gebäude, Nutzflächen und Maschinen allen gemeinsam gehören sollen und der Staat darüber verfügt. Auch die Produktion von Gütern wird im Kommunismus staatlich geregelt.
Die politischen Ideen des Kommunismus gewannen im 19. Jahrhundert an Einfluss, als der Prozess der Industrialisierung einsetzte und viele Menschen in Fabriken für wenig Geld hart arbeiteten. Immer mehr Arbeiter lebten damals in Armut und elenden Zuständen. Zwar wuchs die Industrie und die Fabrikbesitzer wurden immer wohlhabender, aber gleichzeitig kam es zu einer Verarmung breiter Gesellschaftsschichten (man spricht auch von "Pauperismus"). So forderte der Denker und Philosoph Karl Marx, der als Wegbereiter des Kommunismus und scharfer Kritiker des Kapitalismus zählt, dass man der Ausbeutung der Arbeiter durch die immer reicher werdenden Kapitalisten ein Ende setzen sollte. Er strebte eine gleichberechtigte "klassenlose Gesellschaft" an, in der alles zum gemeinsamen Eigentum erklärt wird. Denn während die Arbeiter weiter verarmten, sammelten die Unternehmen immer mehr Kapital an.
Nach und nach wurden Reformen durchgeführt und Gesetze zum Schutz der Arbeiter erlassen. Weiterhin wurden soziale Hilfsleistungen durch den Staat eingeführt, die Menschen in Armut und Elend ein Mindestmaß an Unterstützung bieten. Es entstanden Gewerkschaften, die sich für die Rechte der Arbeitnehmer stark machen. Auch die wirtschaftlichen Abläufe wurden bis zu einem gewissen Grad vom Staat kontrolliert und die freiheitliche Wirtschaft durch bestimmte Regeln eingeschränkt. Die heutigen kapitalistischen Wirtschaftssysteme sind so aufgebaut, dass der Markt durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird: Je mehr Produkte gefragt sind, desto mehr dieser Art werden hergestellt und angeboten. Unternehmen, die dem Wettbewerb nicht standhalten können, werden in vielen Fällen aufgekauft oder gehen pleite. Zahlreiche Fabriken und Produktionsstätten gehören privaten Unternehmern, Aktiengesellschaften und riesigen Konzernen. Da sich auch die Wirtschaft an gewisse Gesetze halten muss, ist heutzutage oft von einer "Marktwirtschaft" die Rede - so bezeichnet man das Wirtschaftssystem in Deutschland als "soziale Marktwirtschaft".
Aber nicht nur die Kritiker der weltweiten Wirtschaftsabläufe sprechen weiterhin von einem "Kapitalismus". Die Gegner dieses Systems prangern an, dass in den kapitalistischen Gesellschaftsordnungen, in denen alles auf wirtschaftlichen Gewinn ausgerichtet ist, einige wenige den Markt beherrschen und darauf aus seien, sich persönlich zu bereichern. Während es in dem System nur wenige "Nutznießer" gäbe, würden wichtige Grundsätze wie eine gerechte Verteilung, menschliche Werte, soziale Unterstützung oder auch Umwelt- und Tierschutz auf der Strecke bleiben. Zahlreiche Menschen würden weiterhin ausgebeutet werden, denn die Schere zwischen Arm und Reich geht sowohl innerhalb der meisten Länder als auch weltweit immer weiter auseinander. Gerade im Zuge der "Globalisierung" verstärkt sich diese Entwicklung. Stark kritisiert wird auch eine mangelnde Kontrolle der großen Finanzmärkte, die sich größtenteils "verselbstständigt" hätten und völlig undurchsichtig geworden seien - das habe man am Beispiel der weltweiten Banken- und Finanzkrise deutlich sehen können.
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