Das 20. Jahrhundert wird von einigen auch als das Jahrhundert der Weltkriege bezeichnet, denn innerhalb weniger Jahrzehnte wurde die Welt von zwei großen Kriegen erschüttert. Besonders der Zweite Weltkrieg ist ein viel diskutiertes Thema. Das liegt zum einen an den unfassbaren Verbrechen im Dritten Reich, aber auch daran, dass einige Menschen, die diesen Krieg miterlebt haben, noch am Leben sind. Das ist beim Ersten Weltkrieg nicht der Fall. Er wurde zwischen 1914 bis 1918 geführt, sodass niemand mehr aus erster Hand davon berichten kann. Der Erste Weltkrieg, in den die Mehrheit der Soldaten mit großer Kriegsbegeisterung zog, endete in der Katastrophe. Viele neue Vernichtungswaffen wie Panzer und Giftgas kamen erstmalig zum Einsatz, über 15 Millionen Menschen starben.
Um zu verstehen, was damals vor sich ging, muss man einige Dinge über die politische Ausgangssituation wissen. Zum Beispiel sah Europa damals völlig anders aus als heute. Wir kennen Europa mit einer Vielzahl von Staaten, 1914 aber bestand Mittel- und Osteuropa hauptsächlich aus dem Deutschen Reich, Russland und Österreich-Ungarn. Am Balkan gab es allerdings vereinzelte unabhängige Staaten wie das unabhängige Königreich Serbien.
Westeuropa hatte große Teile der Welt untereinander aufgeteilt, besonders Großbritannien hatte eine große Zahl von Kolonien in Afrika und Asien. Die Briten waren die führende Seemacht in Europa, doch auch das Deutsche Reich wollte seine Kriegsflotte erweitern. Dadurch kam es zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu Unstimmigkeiten zwischen Großbritannien und dem Deutschen Reich. Auch hatte ein Deutscher namens Alfred von Schlieffen schon 1905 einen Plan entwickelt, Frankreich zu erobern. Natürlich fühlten sich die anderen Mächte Europas dadurch bedroht. Sie schlossen Bündnisse gegen das Deutsche Reich - zuletzt blieb nur noch Österreich-Ungarn als einziger Verbündeter. Österreich-Ungarn aber bestand aus vielen verschiedenen Völkern, zwischen denen es immer wieder Spannungen gab.
Das Attentat von Sarajewo und seine Folgen
Die politische Lage in Europa war also ohnehin mehr als angespannt, doch dann kam es zu einem Ereignis, das schließlich den Ersten Weltkrieg auslöste: Der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau wurden am 28. Juni 1914 bei einem Besuch in der bosnischen Hauptstadt erschossen. Der Schütze war ein 19-jähriger bosnischer Serbe. Einen Monat nach dem Attentat erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg und als Bündnispartner sollte das Deutsche Reich mitziehen. Serbien sicherte sich die Hilfe Russlands, welches wiederum mit Frankreich verbündet war.
Um eine Chance in dem drohenden Krieg an zwei Fronten zu haben, holten die Deutschen den Schlieffen-Plan wieder hervor und setzten ihn um: Man zählte darauf, dass die Russen ihre Truppen nur langsam mobilisieren konnten und nutzte die Zeit, um möglichst schnell einen Schlag gegen Frankreich auszuführen. Um nach Frankreich zu kommen, marschierten die deutschen Truppen in das neutrale Belgien ein - ein Schritt, der die mit Belgien verbündeten Briten dazu zwang, ebenfalls in den Krieg einzutreten. Im Verlauf des Krieges kamen auf der Seite Österreich-Ungarns und dem Deutschen Reich noch das Osmanische Reich und Bulgarien dazu, die Gegenseite wurde durch Japan, Italien, Portugal, Rumänien, Griechenland und die USA verstärkt. Der Krieg nahm ein riesiges Ausmaß an. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges befanden sich 25 Staaten mit ihren Kolonien im Kriegszustand - das waren etwa 1,35 Milliarden Menschen, drei Viertel der damaligen Weltbevölkerung.
Ein Krieg wie nie zuvor
Ein Krieg entbrannte, wie ihn die Menschheit noch nie zuvor gesehen hatte. Zum ersten Mal in der Geschichte war die technische Ausrüstung der Truppen für den Ausgang der Kämpfe entscheidend. Die Schlachten wurden mit Panzern, Flugzeugen und Artillerie ausgetragen - dies war kein Vergleich mehr zu früheren Kriegen, die noch hauptsächlich auf dem Pferde und zu Fuß geführt wurden.
Trotzdem planten viele Kriegherren ihre Kriegsstrategien noch so wie in alten Zeiten - ihnen fehlte die Erfahrung mit der neuen Technologie, ihren Auswirkungen und der modernen Art der Kriegsführung. Größtenteils endete das in einer Katastrophe. Auch zu Wasser gab es Neuerungen: Es kam zum ersten U-Boot-Krieg überhaupt. Die neuen Waffen richteten eine noch nie dagewesene Zerstörung an. Die feindlichen Truppen kämpften in mörderischen Stellungskriegen gegeneinander. Das bedeutet, dass sich die Soldaten an zwei Fronten relativ bewegungslos über längere Zeit gegenüber standen. Nicht selten wurde an nur einem Kriegstag so viel Munition verschossen, wie im kompletten Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 zusammen!
Im April 1915 wurde außerdem von den Deutschen zum ersten Mal auf breiter Front Giftgas eingesetzt. Bei diesem Einsatz allein wurden 5.000 Soldaten getötet und 20.000 kampfunfähig. Daraufhin setzten auch Frankreich und Großbritannien Gas gegen ihre Feinde ein. Im gesamten Verlauf des Krieges starben zehn Millionen Soldaten, weitere 20 Millionen wurden verwundet. Viele der verwundeten Soldaten starben noch nach dem Ende des Ersten Weltkriegs an schweren Verletzungen oder Krankheiten, oft waren die Männer noch sehr jung.
Krankheiten, Not und Hungerskatastrophe
Aber auch bei der normalen Bevölkerung gab es viele Opfer - ungefähr zehn Millionen Menschen der zivilen Bevölkerung ("zivil" heißt "nicht militärisch") kamen insgesamt zwischen 1914 und 1918 ums Leben, sei es durch Hunger, Krankheiten oder durch die Hände feindlicher Soldaten.
In den Kriegsjahren änderte sich nicht nur für die Soldaten an der Front ihr gesamtes Leben. Die Frauen zu Hause mussten nun allein für Haushalt und Familie sorgen und nebenbei auch noch Geld verdienen, damit sie ihre Kinder ausreichend ernähren konnten. Die Versorgung mit Lebensmitteln wurde im Verlauf des Krieges immer schlechter. Schon im ersten Kriegsjahr war sie zu gering. Nahrungsmittel wurden an der Front gebraucht, außerdem waren viele Männer, die vorher in der Landwirtschaft gearbeitet hatten, in den Krieg gezogen. Wer sollte nun die Ernte einholen? Auch viele Arbeitstiere wie Pferde und Ochsen wurden für das Heer beschlagnahmt.
Die Lage verschlimmerte sich mit der Zeit immer mehr - und es fielen auch noch die Lebensmittellieferungen aus anderen Ländern weg. Die Menschen hatten Angst, nicht genug zu essen zu bekommen und sammelten anfangs so viele Lebensmittel an, wie sie konnten. Das war von staatlicher Seite nicht gern gesehen, denn die Vorräte sollten möglichst lange halten. Es wurden sehr hohe Preise für Brot und Getreide eingeführt und vorgeschrieben, wie viele Eier, Kartoffeln, wie viel Fleisch und Milch jeder einzelne bekommen durfte. Geregelt wurde diese Rationierung mit Hilfe von Lebensmittelkarten. Die Lebensmittelknappheit wurde besonders im Winter 1916/1917 zu einer regelrechten Hungersnot.
Das Ende des Ersten Weltkrieges
Nach vier zerstörerischen Jahren neigte sich der Erste Weltkrieg endlich dem Ende zu. Maßgeblich dafür war vor allem der Kriegseintritt der US-Amerikaner, die den Deutschen im April 1917 den Krieg erklärt hatten. Die Deutschen hatten mit dem U-Boot U-20 im Mai 1915 den britischen Passagierdampfer "Lusitania" versenkt. Dabei kamen 1.200 Menschen ums Leben, darunter auch 140 Amerikaner. Zusätzlich griffen die Deutschen 1917 erneut Versorgungsschiffe an. Den US-Amerikanern hatten die Deutschen letztendlich nicht viel entgegenzusetzen. Die US-Soldaten waren zwar jung und unerfahren, aber im Gegensatz zum geschwächten Deutschland hatten sie reichlich Material. Die Deutschen konnten den Krieg nicht mehr länger durchhalten.
Am 9. November 1918 war es dann soweit: Der Reichkanzler Max von Baden verkündete die Abdankung des Kaisers Wilhelm II., außerdem gab er den Thronverzicht des Kronprinzen bekannt. Schon zwei Tage später kam es zum Waffenstillstand und der Krieg war offiziell vorbei. Der Krieg war aus Sicht des Deutschen Reiches verloren. Als Folge mussten die Deutschen die von ihnen besetzten Westgebiete freigeben. Außerdem mussten sie ihr Kriegsmaterial an die Gegner ausliefern.
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