von Britta Pawlak
Die Evolution des Menschen begann vor etwa 5-7 Millionen Jahren. Der moderne Mensch entwickelte sich im Eiszeitalter vor ca. 300.000 Jahren. Eine kurze Stammesgeschichte der Menscheit findest du hier.
Du hast bereits erfahren, wie aus dem anfänglichen Leben auf der Erde immer vielfältigere Arten entstehen konnten. Der heutige Mensch entwickelte sich schließlich im Eiszeitalter, das von vier großen Kältewellen gekennzeichnet war. Wie lebten die ersten Urmenschen und wie sahen sie aus? Welche Frühmenschen hatten bereits Ähnlichkeit mit dem modernen Menschen und gelten als seine direkten Vorfahren? Erfahre mehr über die berühmten Urmenschen Homo habilis, Homo erectus, Neandertaler und Homo sapiens.
Die Evolution des Menschen |
Die ersten Urmenschen
In der erdgeschichtlichen Epoche Pliozän gab es die ersten Urmenschen. Sie gehörte bereits zur Periode des Neogen, die bis in die Gegenwart reicht (siehe auch Zeittafel unten). Der Vormensch Australopithecus, der ungefähr 4,2 Millionen bis zwei Millionen Jahre vor unserer Zeit in Afrika lebte, hat schon über einen aufrechten Gang verfügt und einfache Werkzeuge hergestellt.
Funde von Skeletten des Australopithecus belegen, dass sein Gehirn noch nicht viel größer als das eines Menschenaffen war. Weltberühmt wurde "Lucy", ein etwa 3,2 Millionen Jahre altes Weibchen der Art Australopithecus afarensis. Das gut erhaltene Skelett wurde 1974 in Äthiopien entdeckt.
Die ersten Arten des Homo habilis ("geschickter Mensch") lebten vor ungefähr 2,3 Millionen Jahren in Ostafrika. Der Urmensch hatte ein größeres und höher entwickeltes Gehirn als der Australopithecus. Homo habilis war noch kein Jäger. Er ernährte sich größtenteils von Pflanzen, gelegentlich auch von Aas. Lange Zeit ging man davon aus, dass der bekannte Homo erectus ("aufgerichteter Mensch") sein Nachfahre ist. Dies wird allerdings mehr und mehr angezweifelt. Homo erectus wird als "Frühmensch" bezeichnet und gilt als erster "echter Mensch" der Gattung "Homo" (bedeutet "Mensch").
Homo erectus - der "aufrechte Mensch"
In der eigentlichen Eiszeit im Pleistozän lebten die ersten Frühmenschen und später die Altmenschen. Dieser riesige Zeitabschnitt begann vor etwa 2,588 Millionen Jahren und endete ungefähr 11.700 Jahre vor unserer Zeit. Das Eiszeitalter wurde vom Holozän - der "Nacheiszeit" - abgelöst. In dieser Epoche leben wir auch heute noch. In der Eiszeit war es längst nicht immer nur klirrend kalt. Es gab vier große Kälteperioden, dazwischen herrschten jeweils etwa 10.000 bis 15.000 Jahre andauernde Wärmezeiten.
Arten des Frühmenschen Homo erectus waren bereits Jäger und Sammler. Sie ernährten sich von Früchten, Wurzelgemüse und Fleisch. Der Homo erectus fertigte zahlreiche Werkzeuge an und verwendete das Feuer zum Kochen und Wärmen. Er lebte ungefähr 1,8 bis 1,3 Millionen Jahre vor unserer Zeit in Afrika, Asien und Europa. Untergattungen sind der Javamensch (Homo erectus javaensis), dessen Funde in Indonesien entdeckt wurden, der Pekingmensch (Homo pekinensis), der in der Region um Peking lebte und der Heidelbergmensch (Homo heidelbergensis). Seine Überreste wurden 1907 in der Nähe von Heidelberg gefunden. Spätere Funde lassen darauf schließen, dass er in weiten Teilen Europas verbreitet war.
Spaltung in der menschlichen Evolution
Es kam zu einer Spaltung in der menschlichen Evolution: Aus dem Homo erectus entwickelte sich der Neandertaler (Homo neanderthalensis) sowie der heutige Mensch (Homo sapiens sapiens). Erste Frühformen des Homo sapiens ("kluger/ weiser Mensch") lebten vor etwa 300.000 bis 200.000 Jahren in Afrika. Der Neandertaler lebte etwa 130.000 bis 30.000 Jahre vor unserer Zeit. Seine Überreste wurden in Europa, Nordafrika und Asien gefunden. Benannt wurde er nach dem Neandertal, das in der Nähe von Düsseldorf liegt. Im Jahr 1856 stieß man dort auf Skelettreste des bis dahin unbekannten Menschentyps.
Der Neandertaler gilt unter den heutigen Wissenschaftlern nicht mehr als direkter Vorfahre des Jetztmenschen. Früher stufte man ihn als Unterart des Homo sapiens ein, mittlerweile sehen ihn die Forscher als eigene Art an. Der Neandertaler hatte ein Gehirnvolumen von fast 1.500 Kubikzentimetern (cm³). Es war damit um ein Dreifaches größer als das eines Menschenaffen. Er verwendete bereits sehr vielfältige Werkzeuge aus Stein, Holz und Knochen. Außerdem fertigte er zum Beispiel Schmuck aus Tierzähnen an. Viele Forscher gehen davon aus, dass er auch schon über ein Sprachvermögen verfügte.
Der Höhlenmensch Neandertaler
In der letzten hereinbrechenden Kältewelle der Eiszeit zog sich der Neandertaler in Höhlen zurück, wärmte sich am Feuer und fertigte Kleider aus Tierfellen an. Er hatte einen gedrungenen und kräftigen Körperbau. Der Homo sapiens war dagegen größer und schlanker gebaut.
Kennzeichnend für den Neandertaler war der recht große Kopf mit einer flachen Stirn und einem fliehenden Kinn. Er hatte vermutlich ein ausgezeichnetes Gehör und war ein sehr geschickter Jäger. Zu seinen Beutetieren gehörten Mammuts, Wollnashörner, Rentiere, Hirsche, Wildpferde und Höhlenbären. Der Neandertaler benötigte deutlich mehr fleischliche Nahrung als die Homo-sapiens-Urmenschen, die unsere direkten Vorfahren sind.
Homo sapiens sapiens breitete sich aus
Schließlich eroberte der aus Afrika eingewanderte Homo sapiens auch die Regionen Europas. Er machte dem Neandertaler seine Jagdgebiete streitig und wurde zu seinem Konkurrenten. Der Einwanderer entwickelte erstaunliche kreative und künstlerische Fähigkeiten und begann, originelle Werkzeuge zu bauen, Tonfiguren zu brennen und einfache Musikinstrumente anzufertigen.
Warum der Neandertaler mehr und mehr verdrängt wurde, kann bis heute nur vermutet werden. Vielleicht machte ihm die Klimaveränderung zu schaffen, oder er fand nicht mehr genügend Beutetiere, um sich zu ernähren. Vor etwa 30.000 Jahren starb er schließlich aus, während der Homo sapiens sapiens sich in weiten Teilen der Erde ansiedelte.
Erste Arten des Cro-Magnon-Menschen lebten vor etwa 40.000 Jahren. Er war bereits ein Homo sapiens sapiens - wie der moderne Mensch. Im nächsten Teil erfährst du, wie er lebte und worin er sich vom Jetztmenschen unterschied. Außerdem berichten wir, wie die Menschen sesshaft wurden und sich die Zivilisation entwickelte.
Zeitalter der Erde |
Ein Äon ist die größte Maßeinheit der Zeit. Der älteste Äon ist das Hadaikum, in dem nach der Entstehung der Erde zunächst die Formation des Planeten stattfand. Darauf folgen das Archaikum und das Proterozoikum. Unser derzeitiger Äon heißt Phanerozoikum. Er ist der jüngste und mit seinen 542 Millionen Jahren auch der kürzeste der vier Äonen, in die unsere Erdzeit eingeteilt ist. Da Äonen sehr große Zeiträume umfassen, werden sie in weitere Ären unterteilt. Die Ären, auch Zeitalter genannt, sind die zweitgrößten Maßeinheiten unserer Zeitrechnung. Wir leben in der Ära namens "Känozoikum", oder auch "Erdneuzeit" genannt. Weiterhin wird in verschiedene Perioden unterteilt, die wiederum aus einzelnen Epochen bestehen. Wir leben in der Periode Neogen, die vor etwa 23 Millionen Jahren begann - und zwar in der Epoche Holozän, der "Nacheiszeit". |
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