von Britta Pawlak
Der Begriff "totalitär" kommt aus dem Lateinischen - das Wort "totus" bedeutet "ganz" oder "vollständig". Mit einem totalitären Staat ist eine politische Herrschaft gemeint, bei der die Menschen vollständig dem staatlichen System unterworfen werden. Es handelt sich um eine Form der Diktatur, also um eine Zwangsherrschaft ohne Demokratie, bei der das Volk kaum Freiheiten hat. Die Menschenrechte werden missachtet oder stark eingeschränkt und es gibt keine Meinungs-, Religions- und Pressefreiheit. Die Medien wie Zeitungen, Bücher oder das Fernsehen werden von den Herrschenden kontrolliert und kritische Inhalte fallen einer Zensur zum Opfer - sie werden also nicht veröffentlicht. Es existiert auch keine Gewaltenteilung - eine solche soll in demokratischen Staaten dafür sorgen, dass die Staatsmacht nicht zu einseitig verteilt ist.
Totalitarismus - eine diktatorische Herrschaftsform
Erstmals verwendete der italienische Politiker und Staatskritiker Giovanni Amendola den Begriff "totalitär" in einem politischen Zusammenhang, als er den Faschismus in Italien unter Benito Mussolini 1923 als "totalitäres System" bezeichnete. Damit beschrieb er die nahezu uneingeschränkte und unkontrollierbare Herrschaft des Diktators Mussolini. Die Faschisten gebrauchten den Begriff schließlich selbst und legten ihn positiv in ihrem Sinne aus. In einem totalitären Staat muss nicht unbedingt ein einzelner Tyrann an der Spitze stehen, sondern die totale Macht kann auch von einer politischen Gruppe wie einer Partei ausgehen. Andere politische Meinungen oder Parteien werden von der Staatsmacht nicht geduldet. Eine totalitäre Regierung ist bestrebt, alle Bereiche des Lebens unter Kontrolle zu halten - davon betroffen ist die berufliche Tätigkeit ebenso wie das Familienleben oder die Freizeitgestaltung der Menschen.
Die Besonderheit totalitärer Systeme ist darüber hinaus, dass ihnen bestimmte Ideen und Überzeugungen zugrunde liegen - ihre Weltsicht und das von ihnen vorgegebene Menschenbild sollen von allen Bürgern übernommen werden und ein kritisches und selbstständiges Denken ist unerwünscht. Es soll ein "neuer Mensch" geschaffen werden, der einem bestimmten Idealbild entspricht. Auch ein politisches, gesellschaftliches und gleichzeitig menschliches Feindbild ist diesen Systemen gemeinsam, durch welches das "Wir-Gefühl" noch gestärkt wird. Nicht das Individuum, also der einzelne Mensch, zählt bei dieser Gesellschaftsform, sondern die Gemeinschaft, in welche sich der Einzelne unterordnen muss. Die persönliche Freiheit des Menschen wird hingegen stark eingeschränkt und eine Entfaltung nach eigenen Interessen und Vorlieben ist schwer möglich. So lautete eine Parole der Nationalsozialisten: "Du bist nichts, dein Volk ist alles", und in der sozialistischen DDR hieß es: "Vom Ich zum Wir".
Deshalb sollen die Menschen von Kindheit an zu möglichst angepassten Bürgern erzogen werden, die von den gesellschaftlich vorgegebenen Idealen vollständig überzeugt sind und die Regeln des Systems nicht infrage stellen - es wird eine ständige "Propaganda" im Sinne der Herrschenden betrieben. In einem totalitären System geht die Kontrolle über die Menschen so weit, dass es nicht nur eine Rolle spielt, wie diese sich nach außen hin verhalten, sondern auch ihr Denken und Fühlen soll möglichst in Übereinstimmung mit den Überzeugungen ihres Staates sein. Die Bürger in totalitären Systemen werden überwacht und bespitzelt, und Kritiker der herrschenden Politik müssen mit Verfolgung und Bestrafung rechnen.
Nicht selten werden Menschen, die der Regierung nicht passen, eingesperrt, gefoltert oder gar getötet. Die Bevölkerung wird häufig dazu angehalten oder gar gezwungen, zum angeblichen Wohl der Allgemeinheit "auffällige" Mitmenschen zu beobachten und zu verraten, damit "Staatsfeinde" bekämpft und ausgeschaltet werden können. Somit werden die Menschen eingeschüchtert und es herrscht ein Zustand ständiger Angst und Unterdrückung. Neben dem faschistischen System Mussolinis in Italien und der NS-Diktatur in Deutschland zwischen 1933 und 1945 unter Adolf Hitler wird häufig auch die kommunistische Herrschaft Josef Stalins in der Sowjetunion zwischen 1924 und 1953 als Beispiel für ein totalitäres System genannt.
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