Rückblick Oktober, November, Dezember 2005

Teil 4 von 4

Im letzten Teil des Jahresrückblicks 2005 erinnern wir an das schwere Erdbeben in Kaschmir, die Krawalle in Frankreichs Vorstädten, die Hinrichtung von "Tookie" Williams, die mutmaßliche Entführung und Folterung eines Deutschen durch den US-Geheimdienst CIA und schließlich die Auslosung zur Fußball-WM-Endrunde 2006 in Deutschland.


Jahrhundert-Erdbeben erschüttert Kaschmir

Das schwerste Erdbeben in der Geschichte Pakistans hat am 8. Oktober fast 90.000 Menschenleben gefordert. Auch in den Nachbarländern Indien und Afghanistan hat es zahlreiche Opfer gegeben. Viele von ihnen sind Kinder.

In der Kaschmir-Region wurden ganze Ortschaften völlig zerstört. Weit über drei Millionen Menschen haben ihr Zuhause verloren. Sie kämpfen derzeit in von Hilfsorganisationen aufgestellten Zelten ums Überleben im winterlichen, eiskalten Kaschmir-Gebirge. Hilfsorganisationen wie Unicef rufen noch immer zu Spenden auf, da sich die Lage für die Menschen in den Erdbebengebieten täglich verschlimmert.

Flüchtlingsdrama in Marokko

Anfang Oktober hat sich in Nord-Marokko ein Flüchtlingsdrama ereignet. Als afrikanische Flüchtlinge versuchten, die hohen Grenzzäune nach Europa zu überwinden, sind mindestens neun Menschen gestorben.

Das ziemlich reiche Europa und das größtenteils bitterarme Afrika sind im Norden Marokkos nur durch ein paar Stacheldraht-Zäune voneinander getrennt. Weil sie ihrem Elend in Afrika entfliehen und an unserem Wohlstand teilhaben wollen, hatten sich tausende Afrikaner auf den Weg zur Grenze gemacht. Das Problem ist allerdings: in Europa will man sie nicht haben.

Greenpeace feiert Geburtstag

Am 13. Oktober 1980, also vor 25 Jahren, haben die Umweltschützer von Greenpeace zum ersten Mal in Deutschland protestiert. Sieben Aktivisten wollten damals verhindern, dass ein großes Schiff, die "Konos Titan", giftige Schwefelsäure einfach so ins Meer schüttet.

Viele Fische und Robben waren in Gefahr. Mittlerweile arbeiten in Deutschland 11.000 Freiwillige in über 85 Greenpeace-Gruppen. Sie setzen sich erfolgreich gegen die Treibnetzfischerei, den Walfang, das Robbenschlachten und für umweltfreundliche Energien ein.

Ansturm auf den neuen Harry-Potter-Band und -Film

Bereits seit Juli steht der neue Harry-Potter-Band "Harry Potter und der Halbblut-Prinz" auf Englisch in den Regalen der Büchereien. Seit Oktober ist er auch auf Deutsch zu haben. Der Ansturm auf das Buch von Joanne K. Rowling war enorm.

Nach dem eher holprig geschriebenen fünften Teil findet die Autorin im sechsten Harry-Potter-Band zur alten Stärke zurück. Einen Monat darauf ist das Potter-Fieber erneut ausgebrochen. Denn am 17. November startete der fantastische Film "Harry-Potter und der Feuerkelch" in den Kinos.

Schwimmende Roboter im Aquarium

Das bekannte Londoner Aquarium hat seit Oktober eine neue Attraktion: drei bunte Karpfen. Das Besondere an diesen schwimmenden Tieren ist: Sie leben nicht, sondern es sind Roboter.

Ihr Erfinder, Professor Hu, ist davon überzeugt, dass die Roboter-Fische der Menschheit von großem Nutzen sein können. Wenn sie weiter verbessert werden, dann sollen sie später auf dem Meeresgrund zum Beispiel Öl-Leitungen reparieren können.

Jugendliche kämpfen gegen Frankreich

Nachdem zwei Jugendliche, deren Eltern aus Afrika eingewandert waren, bei ihrer Flucht vor der Polizei am 27. Oktober ums Leben gekommen sind, ist es am Rande der französischen Hauptstadt Paris über zwei Wochen lang jede Nacht zu schweren Straßenkämpfen gekommen.

Wütende Jugendlichen, die ebenfalls aus Einwandererfamilien stammen, zündeten über tausend Autos an und lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei. Von Paris aus griff die Gewalt auf viele andere Städte in allen Teilen Frankreichs über. Die jungen Leute protestierten damit für eine bessere Zukunft. Sie haben Angst, dass sie später ein Leben am Rande der Gesellschaft führen müssen.




Japan eröffnet die Jagd auf bedrohte Wale

Japans Walfangflotte hat sich Anfang November wieder auf den Weg ins Walschutzgebiet am Südpol gemacht. Ausgerechnet dort sollen bis Mitte April fast tausend zum Teil seltene Wale getötet werden.

Der offizielle Grund: Angeblich wollen japanische Wissenschaftler auf diese Weise die Meeres-Säugetiere erforschen. Doch Tierschützer glauben dieser Begründung nicht. Denn Wal-Fleisch ist eine beliebte und teure Spezialität in Japan. Und so landen die getöteten Wale meist in japanischen Kochtöpfen, nachdem sie in handliche Stücke geschnitten worden sind.

Eine Frau an der Spitze Deutschlands

Mit Angela Merkel von der Partei "Christlich Demokratische Union" (CDU) haben die Abgeordneten des Bundestags am 22. November zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland eine Frau zur Bundeskanzlerin gewählt. Die 51-jährige Merkel ist nun die Chefin der Bundesregierung, die aus Politikern von CDU/CSU und der SPD besteht.

Nach der Bundestagswahl am 18. September hatten CDU/CSU und SPD fast gleichauf gelegen. Es war nicht klar, ob Merkel Bundeskanzlerin werden kann oder ob es Gerhard Schröder gelingt, weitere vier Jahre Kanzler zu bleiben. Am Ende hat sich Merkel jedoch durchgesetzt. Dafür musste sie sich mit der SPD einigen, so dass aus politischen Gegnern zwar keine Freunde, aber zumindest Partner wurden.

Ex-Kanzler Gerhard Schröder hat sich inzwischen völlig aus der Politik verabschiedet. Er muss sich viel Kritik gefallen lassen, weil er danach eine sehr gut bezahlte Tätigkeit bei einer russischen Gasversorgungs-Firma angenommen hat. Dagegen konnte die neue Bundeskanzlerin Merkel schon einige Erfolge feiern.

Schweiz sagt "Nein" zur Gentechnik

Die Schweizer haben sich in einer Volksabstimmung am 27. November mit deutlicher Mehrheit dafür ausgesprochen, dass genetisch veränderte Obst- und Gemüsesorten in den kommenden fünf Jahren auf Schweizer Feldern nicht ausgesät werden dürfen.

In den Ländern der Europäischen Union haben die Bürger dagegen kaum Möglichkeiten, sich gegen genetisch manipuliertes Saatgut zu wehren. Eine Klage des Bundeslandes Ober-Österreich gegen Genpflanzen in seiner Region hatte der Europäische Gerichtshof abgelehnt.



"Tookie" und "Nummer Tausend" hingerichtet

Die Vereinigten Staaten von Amerika haben am 2. Dezember den tausendsten Menschen hingerichtet, seit die Todesstrafe dort im Jahr 1977 wieder eingeführt worden ist. Dass ausgerechnet ein demokratischer Rechtsstaat wie die USA noch diese grausame Strafe vollstreckt, ist in den Augen vieler Menschenrechts-Organisationen ein Skandal.

Am 13. Dezember wurde außerdem der Kinderbuchautor Stanley "Tookie" Williams hingerichtet. Er soll vor 26 Jahren als Chef einer Jugendbande vier Raubmorde begangen haben, doch er beteuerte bis zuletzt seine Unschuld. Im Gefängnis hatte er der Gewalt abgeschworen und einige bekannte Bücher geschrieben. Darin warnte er Kinder und Jugendliche davor, in eine Gang einzutreten. Doch der Gouverneur Kaliforniens, Arnold Schwarzenegger, kannte keine Gnade und ließ "Tookie" Williams mit einer Giftspritze hinrichten. In Schwarzeneggers alten Heimat Österreich und in vielen anderen Ländern sind die Menschen empört.

Deutscher im US-Geheimgefängnis gefoltert

Der Deutsche Bundestag hatte sich am 14. Dezember mit einem ungewöhnlichen Fall zu befassen: Der us-amerikanische Geheimdienst CIA hat den deutschen Staatsbürger Khaled El Masri an Sylvester 2003 entführt und danach fünf Monate lang in einem Geheimgefängnis in Afghanistan eingesperrt. Vermutlich wurde in diesem Gefängnis auch gefoltert.

Der CIA soll El Masri versehentlich für einen Terroristen gehalten haben. Als der Fehler bekannt wurde, hat man den entführten Deutschen im Mai 2004 nach Albanien geflogen und einfach ausgesetzt. In der gesamten Zeit wusste weder seine Familie, noch sein Rechtsanwalt, noch die deutsche Regierung, was mit El Masri geschehen war. Auf eine Entschuldigung oder eine Entschädigung wartete die einstige CIA-Geisel bislang vergebens.

Nachdem weitere Fälle bekannt wurden, beschloss der US-Kongress, dass ihre Geheimdienste in Zukunft auf der ganzen Welt nicht mehr foltern dürfen. Noch immer sind zwei weitere Deutsche in der Hand der CIA. Sie werden seit einigen Jahren in Syrien und auf Kuba festgehalten. Eine Anklage gegen sie gibt es nicht.

Fußball-WM: Gruppen ausgelost

Ein halbes Jahr vor dem Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft sind am 9. Dezember in Leipzig die Vorrunden-Gruppen ausgelost worden. Deutschland hatte Glück und trifft zunächst auf verhältnismäßig leichte Gegner. Die Schweiz hat es dagegen in ihrer Gruppe mit dem Weltmeister von 1998 und dem WM-Vierten von 2002 zu tun.

Zuvor hatte sich die Schweiz am 17. November als eines der letzten Teams für die WM-Endrunde qualifiziert. Die Nati konnte sich gegen die Türkei im Rückspiel eine 2:4-Niederlage leisten. Feiern konnten Schweizer Fußballer aber erst zu Hause, weil sie einige türkische Fans und Spieler als unfaire Verlierer erwiesen. Nach dem Schlusspfiff hatte es Prügel für die Nationalspieler gegeben.

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letzte Aktualisierung: 06.02.2010

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