Rückblick April, Mai, Juni 2005

Teil 2 von 4

Im zweiten Teil des Jahresrückblicks erinnern wir an den Tod des alten und die Wahl des neuen Papstes. Außerdem haben die Schweizer entschieden, dass homosexuelle Menschen ihre Partnerschaft künftig eintragen lassen können. Und Radprofi Lance Armstrong beendete seine herausragende sportliche Laufbahn, nachdem er sieben Mal in Folge die Tour de France gewonnen hatte.



Die Welt trauert um den Papst

Papst Johannes Paul II. ist am 2. April im Alter von 84 Jahren gestorben. Seit 1978 war er das kirchliche Oberhaupt von etwa einer Milliarde Katholiken. Er war auf der ganzen Welt sehr beliebt, weil es sich sehr für Frieden und Versöhnung eingesetzt hatte.

Sein Tod löste bei vielen Menschen tiefe Trauer aus. Über 300.000 Katholiken pilgerten nach Rom zur Totenmesse am 8. April, um persönlich Abschied von ihrem Heiligen Vater zu nehmen.

Kanada eröffnet Jagd auf Robbenbabys

Trotz weltweiter Proteste von Tierschützern hat die kanadische Regierung am 14. April die Jagd auf so viele Robbenbabys freigegeben wie seit 50 Jahren nicht mehr. In den folgenden Wochen wurden 319.000 Sattelrobben und 10.000 Klappmützenrobben von Jägern brutal erschlagen.

Hintergrund für die Robbenjagd sind vor allem wirtschaftliche Interessen. Mit schicken Fellen kann man viel Geld verdienen. Pelz-Mäntel und -Mützen sind wieder in Mode.

Einsteinjahr 2005

Am 18. April 1955 starb der größte Physiker der Welt: Albert Einstein. Er war der geistige Vater der berühmten Formel E=mc². Weil sein Tod genau 50 Jahre her ist, feierten die Menschen zwölf Monate lang das "Einstein-Jahr".

Doch es gab noch ein zweites Jubiläum: Im Jahr 1905, also vor genau 100 Jahren, veröffentliche Albert Einstein gleich vier revolutionäre wissenschaftliche Arbeiten - darunter die "Spezielle Relativitätstheorie" und die "Lichtquantenhypothese". Vor 100 Jahren hatte die Welt gemerkt, dass Einstein ein Genie ist.

Der neue Papst stammt aus Deutschland

Zwei Wochen nach der Beerdigung seines Vorgängers wurde der 76-jährige Joseph Ratzinger, der aus Bayern stammt, am 19. April zum neuen Papst gewählt. 114 Kardinäle im so genannten "Konklave" waren sich überraschend schnell einig, wer das neue Oberhaupt aller Katholiken sein sollte. Aus Kardinal Joseph Ratzinger wurde dadurch Papst Benedikt XVI. (der Sechzehnte).

Auf dem Petersplatz im Vatikan wurde das neue Kirchenoberhaupt von jubelnden Menschen empfangen. Auch in seinem Herkunftsland waren die meisten Einwohner froh über den ersten deutschen Papst seit 480 Jahren.

Iraks schwieriger Weg zur Demokratie

Talabani
Bereits am 30. Januar hatten die Iraker das erste Mal seit fast 50 Jahren die Gelegenheit, frei und demokratisch zu wählen. Doch bis alle Stimmen ausgezählt waren und sich politische Bündnisse geschmiedet hatten, sind noch einige Monate vergangen.

Im April wurde schließlich Ibrahim al Dschaafari von der Volksgruppe der Schiiten zum Chef der Regierung ernannt. Der zweitstärkste Mann im Staat wurde der Kurde Dschalal Talabani. Somit besteht die neue irakische Führung aus Angehörigen der Volksgruppen, die unter Saddam Hussein noch unterdrückt wurden. Ein Problem blieb allerdings: Eine der drei großen irakischen Volksgruppen lehnte die Wahl fast geschlossen ab. Obwohl sehr viele Iraker sunnitische Araber sind, gibt es deshalb kaum Sunniten im Parlament. Stattdessen versuchten sunnitische Verbrechergruppen immer wieder, mit Anschlägen und Entführungen die demokratische Regierung zu stürzen.

Im Dezember durften die Iraker über ihre endgültige Verfassung abstimmen. Noch ist das Ergebnis nicht bekannt. Doch es gibt bereits Grund zur Hoffnung, da sich diesmal auch die Sunniten beteiligt haben. Und nur wenn alle Volksgruppen die demokratischen Spielregeln beachten, kann es auch Frieden im Irak geben.



60 Jahre Kriegsende

Am 8. Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg für Deutschland und Österreich zu Ende. Adolf Hitler hatte mit seinen Nationalsozialisten die ganze Welt in einen schrecklichen Krieg verwickelt, bei dem etwa 60 Millionen Männer, Frauen und Kinder sterben mussten.

Am 10. Mai 2005 wurde in Berlin das Holocaust-Mahnmal feierlich eingeweiht. Seine 2711 unterschiedlich hohen Betonpfeiler erinnern an den Massenmord der Nazis. Hitler und seine Gehilfen hatten etwa 6 Millionen Menschen ermordet. Die meisten von ihnen waren Juden.

Gewöhnlicher Abschluss einer ungewöhnlichen Fußball-Saison

Die abgelaufene Fußballsaison ist kurios verlaufen: Zwei kriminelle Schiedsrichter bescherten Deutschland einen handfesten Bundesliga-Skandal. Und Borussia Dortmund, einer der erfolgreichsten und beliebsteten Klubs der Liga, stand zwischenzeitlich kurz vor der Pleite.

Am Ende war dann allerdings wieder doch alles wie gewohnt, denn Bayern München wurde nicht nur deutscher Meister, sondern auch Pokalsieger. Auch in der Schweiz wurde mit dem FC Basel die erfolgreichste Mannschaft der vergangenen Jahre Meister, im Pokal siegte der FC Zürich. In Österreich feierte Rapid Wien nach neun Jahren wieder die Meisterschaft, während Lokalrivale Austria Wien den Pokalsieg holte.

EU-Verfassung in der Krise

Die Europäische Union (EU) sollte eigentlich in diesem Jahr eine eigene Verfassung bekommen. Darin sollte genau festgelegt sein, für welche Werte und Ziele die Europäische Union eintritt und welche Gesetze sie beschließen darf. Zwölf EU-Länder haben sich bis Mai für die Verfassung entschieden. Auch in Deutschland und in Österreich hatten die Parlamente mit großer Mehrheit für den Vertrag gestimmt.

Doch viele Völker sehen die EU-Verfassung offenbar deutlich kritischer als ihre eigene Regierung. So sprachen sich im Mai die Bürger Frankreichs und kurz danach die Niederländer in Volksabstimmungen gegen die EU-Verfassung aus. Weil ausnahmslos alle EU-Länder zustimmen müssen, ist das Projekt inzwischen erst einmal "auf Eis gelegt" worden. Es ist unklar, ob und wann es eine Verfassung der Europäischen Union geben wird.

200. Todestag von Friedrich Schiller

Am 9. Mai 1805 starb der deutsche Dichter Friedrich Schiller. Er ist neben seinem Freund Johann Wolfgang von Goethe der bekannteste deutsche Schriftsteller aller Zeiten.

Seine Theaterstücke "Die Räuber", "Wilhelm Tell" und "Wallenstein" haben ihn berühmt gemacht. In seinen Stücken hatte sich Schiller stets für die Freiheit eingesetzt.

Vorzeitige Bundestags-Neuwahl

Bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 22. Mai verlor die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) das erste Mal seit 39 Jahren die Macht im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands.

Bundeskanzler Gerhard Schröder, der ebenfalls in der SPD ist, war darüber so enttäuscht, dass er ankündigte, noch im selben Jahr den Bundestag neu wählen zu lassen. Eigentlich wäre die nächste Bundestagswahl erst im Herbst 2006 fällig gewesen. Schröder erreichte, dass der Wahltermin tatsächlich auf den 18. September festgelegt wurde.



Unicef-Junior-Botschafterin gekürt

Die elfjährige Nana Yaa Nyantakyi aus Leverkusen ist am 6. Juni zur "Junior-Botschafterin" der Kinderhilfs-Organisation Unicef ernannt worden.

Sie hatte nach der Tsunami-Katastrophe hunderte weiße Ansteckschleifchen genäht und verkauft, um mit dem Erlös den Kindern in Süd-Asien zu helfen. Die Tsunami-Welle hatte an Weihnachten 2004 über 200.000 Menschen getötet. Viele Menschen verloren ihr gesamtes Hab und Gut. Kinder waren von der Katastrophe am schlimmsten betroffen.

Schuldenerlass für die ärmsten Länder

Die acht reichsten Industrieländer (G8) haben beschlossen, den ärmsten 37 Ländern der Welt alle Schulden zu erlassen. Bislang waren die ärmsten Länder so hoch verschuldet, dass sie fast das gesamte Geld, das sie einnahmen, sofort wieder als Zinsen abgeben mussten.

Weil sie dann allerdings gar kein Geld mehr für andere wichtige Dinge hatten, mussten sie neue Schulden aufnehmen. Ergebnis: Im nächsten Jahr mussten sie noch mehr Zinsen zahlen. Diese Spirale der Armut ist nach dem Schuldenerlass nun hoffentlich unterbrochen. Die ärmsten Länder haben dadurch eine neue Chance bekommen.

Tour de France 2005

Der US-Amerikaner Lance Armstrong hat Radsport-Geschichte geschrieben, indem er die Tour de France zum siebten Mal in Folge gewann. Seine schärfsten Verfolger Ivan Basso aus Italien und der Deutsche Jan Ullrich hatten am Ende deutliche Rückstände.

Schon vor der Tour hatte Armstrong verkündet, dass es sein letzter Auftritt sein würde. Keinem Radfahrer war es je gelungen, Lance Armstrong bei der Tour de France zu besiegen. Der Radsport hat seine große Lichtgestalt verloren.

Homo-Ehe auch in der Schweiz

Am 5. Juni haben sich die Schweizer in einer Volksabstimmung klar dafür entschieden, dass künftig homosexuelle Paare im ganzen Land ihre Partnerschaft offiziell eintragen lassen können. Im Volksmund wird dies "Homo-Ehe" genannt, auch wenn eingetragene, gleichgeschlechtliche Paare in den meisten Ländern noch weniger Rechte haben als gemischt-geschlechtliche Ehepaare.

Als Homosexuelle bezeichnet man Frauen, die sich zu Frauen hingezogen fühlen und Männer, die auf Männer stehen. Auch in Deutschland und vielen anderen Ländern haben Homosexuelle die Möglichkeit, ihre Partnerschaft offiziell eintragen zu lassen. Dagegen hat sich die Regierung in Österreich bislang noch nicht mit diesem Gedanken anfreunden können. Doch auch dort gibt es berechtigte Hoffnung, dass Homosexuelle künftig weniger stark diskriminiert (benachteiligt) werden.

Die Stars sind die Kinder

Drei Tage lang haben sich 100 Kinder der 6. Klasse wie Könige und Königinnen fühlen dürfen. Die Deutsche Telekom hat sie in die deutsche Hauptstadt Berlin zum „Kinderkongress“ eingeladen.

In verschiedenen Gruppen haben die elf- und zwölfjährigen Teilnehmer untersucht, wie die Zukunft aussehen könnte. Kaufen wir unsere Speisen künftig beim netten "Pommes-Roboter"?

"Niagara" zum Spiel des Jahres gewählt

Wenn du nicht immer wieder Mau-Mau, Die Siedler von Catan oder Monopoly spielen magst, dann ist das Brettspiel Niagara vielleicht genau das Richtige für dich.

Da musst du als Schatzsucher Edelsteine aus dem reißenden Fluss sammeln. Doch Vorsicht - der Wasserfall ist nahe. Bei den Kinderspielen gewann "Das kleine Gespenst".

60 Jahre Vereinte Nationen

Die Vereinten Nationen haben am 26. Juni ihren 60. Geburtstag gefeiert. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wollten die Länder der Erde verhindern, dass es noch einmal zu einem solch schlimmen Krieg kommen kann.

An der friedlichen Neuordnung der Erde sollten sich nach und nach alle Nationen beteiligen.


Im nächsten Teil des Jahresrückblicks erinnern wir ab Mittwoch unter anderem an folgende Ereignisse der Monate Juli, August und September: Bombenanschläge in London, Weltjugendtag in Köln, Hochwasser in den Alpen und Hurrikan "Katrina" in New Orleans.

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letzte Aktualisierung: 15.08.2009

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