Tag 2: Brief an Kanzler Schröder

Heute hat jedes Kind eine Präsentation über sein Land gemacht. Ich finde, dass die Kinder aus Entwicklungsländer im Allgemeinen sehr ähnliche Probleme haben: HIV, Armut, nicht genügend medizinische Versorgung, zu wenig Bildungsmöglichkeiten, Bürgerkrieg, Ausbeutung und sexueller Missbrauch.

Die Präsentation von Reitumetse aus Lesotho hat mich besonders beeindruckt: 60 Prozent der Bevölkerung (sechs von zehn Menschen) muss dort mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen. Polina hat uns erzählt, dass es in Moldawien 23.000 Kinder gibt, die von ihren Eltern vernachlässigt werden. Dasselbe passiert auch in den anderen Ländern – von Russland bis Lesotho über Sierra Leone. Neben den Zahlen und Fakten hat mich besonders fasziniert zu hören, wie die Kinder sich fühlen.

Ich habe auch ein bisschen von Deutschland erzählt. Vor allem darüber, dass ich Herrn Schröder einem Brief geschrieben habe und ihn eingeladen habe, mich und die anderen Kinder auf dem C-8-Gipfel zu treffen. Aber er hat mir bis heute nicht geantwortet. Außerdem finde ich, dass die deutsche Bundesregierung genau so viel für die Entwicklungshilfe tut, dass man sagen kann, sie tun wenigsten etwas. Doch das ist bei Weitem nicht genug.

Am Nachmittag haben wir alle ein Spiel gespielt, um uns besser kennen zu lernen. Wir haben so getan als würden wir ein Land regieren und als wären wir die Chefs einer Firma. Wir wurden zum Beispiel aufgeteilt in Bananenpflücker, Farmer, Exporteure, Importeure und Supermarktbesitzer. Dann mussten wir verhandeln, wie viele „Pence“ jeder für eine Banane bekommt. Am Schluss standen die Bananenpflücker immer am schlechtesten da.