von Björn Pawlak und Felicia Chacón Díaz
Bananen gibt es in zahlreichen Formen und Farben - von den essbaren Arten schmecken manche süß und haben ein weiches Fruchtfleisch, andere hingegen sind so hart, dass man sie vor dem Verzehr kochen muss. Bananen sind wertvolle Energielieferanten - deswegen sind sie bei Sportlern so beliebt. Den Ursprung dieser Frucht vermutet man in Südostasien, von dort gelangten sie zunächst nach Afrika und später auch nach Amerika.
Viele Menschen bei uns in Europa denken, dass Bananen nur die süßen und gelben Früchte sind, die man in jedem Supermarkt findet. Dabei gibt es Bananenarten, die in anderen Ländern - insbesondere in den tropischen Regionen - zu den Grundnahrungsmitteln gehören, bei uns jedoch nur in ganz speziellen Läden zu finden sind.
Grundsätzlich unterscheidet man die bei uns so beliebten süßen Bananen von den "Kochbananen", welche in rohem Zustand nicht zum Verzehr geeignet sind. Kochbananen, die aufgrund ihres Stärkegehalts im Geschmack und in der Bissfestigkeit an Kartoffeln erinnern, können sowohl im reifen wie auch im unreifen Stadium nach entsprechender Zubereitung gegessen werden. Im Vergleich zu den süßen Bananen haben die Kochbananen einen deutlich niedrigeren Wassergehalt.
Beide Bananensorten sind nachweislich schon im siebten Jahrhundert vor Christus von den Menschen als Nahrung verwertet worden. Einer alten Legende aus dem Gebiet des heutigen Staates Myanmar (gelegen zwischen Indien und Thailand) nach waren es die Vögel, welche es den Menschen vormachten - einer der ersten bekannten Namen für die Banane hatte deshalb die Bedeutung "die Vögel haben es erzählt".
Die ursprüngliche Banane sah noch etwas anders aus als die meisten uns heute geläufigen Arten - die von Fruchtfleisch umgebenen großen schwarzen Samen sind bei den meisten gegenwärtig kultivierten Bananenpflanzen verschwunden, wahrscheinlich infolge der Kreuzung verschiedener Arten. Die Bananenfrüchte wachsen nicht an Bäumen, sondern an so genannten "Stauden" - das sind feste Blätter, die so dicht aneinander liegen, dass sie wie ein Stamm aussehen. Die Bananenstaude trägt nur ein einziges Mal Früchte, danach stirbt sie ab. Je nach Sorte wird sie bis zu sechs Meter hoch.
Wie werden Bananen angepflanzt?
Obwohl die Stauden beider Bananensorten wie Palmen aussehen, ist die Bezeichnung "Palme" inkorrekt. Die Bananenpflanze ist das ganze Jahr hindurch grün und gedeiht nur unter tropischen Klimabedingungen - viel Sonne, Durchschnittstemperaturen von mindestens 27 Grad Celsius und ausreichend Niederschlag. Der Boden darf nicht zu fest sein, so dass das Regenwasser abfließen kann. Außerdem benötigt sie ausreichend Schatten, da die Früchte sonst Schaden nehmen würden.
Es dauert ungefähr zwei Jahre, bis die Bananenstaude Früchte trägt - anschließend stirbt die Pflanze ab. Neue Pflanzen entstehen nicht aus einem Samen heraus, sondern indem "Schösslinge" der Mutterpflanze sich trennen (oder künstlich getrennt werden) und anschließend im Erdreich eigene Wurzeln schlagen.
Im Alter von etwa acht Monaten wächst an der Spitze der Pflanze ein einziger "Blütenstand", aus dem die rot gefärbten weiblichen Blüten hervorgehen. Zwischen den Blüten wachsen später die Bananen und eine einzige von bräunlich gefärbten Blättern geschützte männliche Blüte empor - die Last der Früchte biegt den Blütenstand zusehends nach unten. Je ungefähr 20 Bananen wachsen fingerähnlich nebeneinander, man spricht von den "Fingern" einer "Bananenhand" (der Name "Banane" geht übrigens auf das arabische Wort für Finger zurück). Bis die Früchte selbst, die botanisch zur Familie der "Beeren" gehören, zu voller Größe herangewachsen sind, können mehr als zwei Jahre vergangen sein.
Eine einzige Bananenstaude trägt zwischen zehn und 20 Bananenhände, also durchschnittlich rund 300 Früchte, die es gemeinsam auf ein Gewicht von 35 bis 50 Kilogramm bringen. Normalerweise ist die Färbung der meist krummen Früchte grün, die mit wachsender Reife ins Gelbe übergeht - es gibt aber auch rot und blau gefärbte Früchte. Wenn die Früchte reif geworden sind, stirbt die Mutterpflanze ab - ohne menschlichen Eingriff überlebt an ihrer Stelle der Schössling, der nahe der Mutterpflanze Wurzeln treibt.
Was weiß die Geschichtsschreibung über die Banane?
Die ersten Bananen wuchsen in der Gegend, in der sich heute die Länder Malaysia und Thailand befinden - also in Südostasien. Die dort lebenden Menschen verzehrten die Früchte von wilden Vorfahren der heute unter den Namen "Musa acuminate colla" und "Musa balbisiana colla" bekannten Bananenarten. Später gelangten die Früchte nach Indien, den Beleg dafür findet man in den so genannten "Pali-Schriften".
"Pali" selbst, was so viel wie "Text" bedeutet, war eine indische Schriftsprache - die buddhistischen Urtexte, die sich mit religiösen und philosophischen Fragen befassen, waren in Pali verfasst. Der Buddhismus besteht aus einer Vielzahl von Traditionen, Vorstellungen und Praktiken, die auf den Religionsstifter Siddhartha Gautama zurückgehen, der im 6. Jahrhundert vor Christus als "Buddha" (das bedeutet etwa "Erleuchteter") wirkte.
Als der makedonische König Alexander der Große mit seinem griechischen Heer seinen Feldzug durch Asien veranstaltete, kosteten er und seine Mitstreiter wahrscheinlich im Jahr 327 vor Christus zum ersten Mal eine Banane. In den folgenden Jahren erlangte die Frucht auch in Europa einen gewissen Bekanntheitsgrad - namentlich erwähnt wird sie zum Beispiel in den Texten der altgriechischen Schriftsteller Megasthenes und Theophrastos sowie in den Werken des römischen Autors Plinius des Älteren.
Händler bringen die Banane von Ost nach West
Größere Verbreitung im Mittelmeerraum fand die Banane dann einige Jahrhundert später im Rahmen der Ausbreitung des Islams ("Islamische Expansion") im siebten Jahrhundert nach Christus. Arabische Händler brachten die Pflanze außerdem auf die afrikanische Insel Madagaskar, wo ebenso wie auf dem afrikanischen Festland hervorragende klimatische Bedingungen für einen gezielten Anbau herrschten.
Die Banane breitete sich auf dem ganzen afrikanischen Kontinent aus. Dabei kam es zu Genmutationen (das sind plötzliche Veränderungen bestimmter Erbanlagen), welche die Banane den uns heute bekannten Arten immer ähnlicher machten. Die asiatische Urbanane wies schwarze Kerne im hellen Fruchtfleisch auf, die bei der afrikanischen Variante langsam verschwanden.
Zur weiteren Verbreitung der Banane trugen portugiesische Händler bei, welche die Bananenpflanze auf die Kanarischen Inseln vor der westafrikanischen Küste brachten. Portugiesen und Spanier nahmen die Banane im 15. und 16. Jahrhundert außerdem mit in die "Neue Welt" nach Amerika - auch hier herrschten auf dem äquatornahen Festland und auf den Inseln der Karibik nahezu perfekte Bedingungen für einen Anbau der Frucht.
In Nordamerika war die Frucht im 19. Jahrhundert billig zu haben und wurde zu einem beliebten Nahrungsmittel. Daraus zogen US-amerikanische Firmen wie die "United Fruit Company" einen Vorteil, welche die Wirtschaft ganzer Länder in der Karibik und in Mittelamerika dominierte und die Politik vor Ort nach eigenen Interessen lenkte - daher rührt auch der Name "Bananenrepublik". Die großen Bananenplantagen wurden zu einem einträglichen Geschäft, wovon die dortige Bevölkerung jedoch kaum einen Nutzen hatte.
Wirtschaftliche Bedeutung der Banane heute
Afrika, Mittelamerika und der Karibikraum sind in der Gegenwart sowohl die größten Konsumenten als auch die größten Produzenten von Bananen. Obwohl bei uns in Europa die süßen "Dessertbananen" so beliebt sind, werden weltweit deutlich größere Mengen an Kochbananen erzeugt - das Verhältnis liegt bei etwa 80 zu 20 Prozent. Manche Länder wie Brasilien, China, Indien und Thailand produzieren Bananen hauptsächlich für den eigenen Bedarf.
Die Hälfte aller Bananen wächst auf afrikanischem Boden, aber auch hier deckt ein Großteil der produzierten Früchte den Bedarf der dort lebenden Bevölkerung. Weitere bedeutende Bananenexporteure (ein "Exporteur" ist ein Händler, der seine Ware an andere Länder verkauft) sind Kolumbien, Costa Rica, Honduras, Jamaika und Panama (Hauptabnehmer sind die europäischen Länder und die USA) sowie die Philippinen und Taiwan (Hauptabnehmer sind die asiatischen Länder). Der größte Exporteur von Bananen ist Ecuador, wo ein Viertel aller Erwerbstätigen direkt oder indirekt mit dem Anbau und Export (Verkauf ins Ausland) von Bananen beschäftigt ist - die Bedingungen für die auf den Plantagen arbeitenden Menschen sind wie anderswo auch größtenteils katastrophal.
Es waren vor allem zwei mit der Zeit riesige Unternehmen, die das Bananengeschäft von Anfang an beherrschten - die bereits erwähnte "United Fruit Company", die 1874 in Costa Rica in das Geschäft einstieg und sich anschließend in der gesamten Region ausbreitete sowie die "Standard Fruit Company". Beide Konzerne wurden so mächtig, dass sie die Gesetzgebung der einzelnen Staaten Mittelamerikas zu ihren Gunsten beeinflussen konnten - dortiges Land wurde auf diese Weise zu niedrigsten Preisen von United Fruit und Standard Fruit in Besitz genommen. Die Marktführer heute heißen "Dole", "Chiquita" (ehemals "United Fruit Company") und "Del Monte".
Die Lebensumstände der Menschen vor Ort ließen es zu, massenhaft billige Arbeitskräfte für die Plantagen anzuwerben. Proteste innerhalb der Bevölkerung blieben nicht aus. Erst im Jahr 1974 schlossen sich die Bananenexporteure Costa Rica, Kolumbien, Honduras, Guatemala und Panama unter dem Namen "Unión de países exportadores de banano" ("UPEB", Spanisch für "Union der Bananen exportierenden Staaten") zu einer Interessengemeinschaft zusammen, welche für faire Preise und bessere Bedingungen für die an der Produktion beteiligten Menschen einsteht.
Wofür Bananenpflanzen nützlich sind
Nur Reis und Getreide sind für die Deckung des Nahrungsbedarfs der Weltbevölkerung noch bedeutender als die Banane - vor allem in den ärmeren Ländern der so genannten "Dritten Welt" sind insbesondere Kochbananen aufgrund des einigermaßen erschwinglichen Preises der Hauptlieferant für Vitamine, Ballaststoffe, Zucker und Mineralstoffe.
In den Ländern, in denen die Bananen wachsen, hat man auch für andere Teile der Pflanze eine Verwendung - nicht immer geht es dabei ums Essen. Die Bananenblätter eignen sich hervorragend, um Zutaten einzuwickeln, die in Wasser gekocht oder dem Wasserdampf ausgesetzt werden sollen. Man kann die Blätter auch anstelle von Tellern benutzen, um Speisen zu servieren - man muss später weder abwaschen noch hinterlässt man Müll, der die Umwelt belastet. Ein aus Bananenblättern zubereiteter Teeaufguss hilft gegen Kopfschmerzen und Blasenentzündungen.
Bananenblätter dienen auch als Baumaterial für Behausungen, zum Beispiel als Abdeckung für das Dach. Ebenso auf Plantagen nutzt man Bananenblätter als Baumaterial zum Schutz gegen die Sonne - im Schatten der Bananenblätter gedeihen andere Pflanzen wie Mais, Kakao, Kaffee oder die Kokosnuss. Aus Bananenblättern lassen sich außerdem recht stabile Schnüre herstellen.
Mit dem Saft der Bananenblätter erhält man ein natürliches Färbemittel, das etwa bei Lederarbeiten zum Einsatz kommt. Andere Bestandteile der Bananenstaude lassen sich ebenfalls verwenden, etwa bei der Herstellung von Papier und Karton. Bereits beschädigte oder für den Menschen ungenießbare Früchte der Bananenpflanze werden gemeinsam mit anderen Pflanzenbestandteilen häufig an Rinder, Schweine und Nagetiere verfüttert.
Zubereitungsarten der verschiedenen Bananensorten
Auch die aus Bananen hergestellten Speisen und Getränke sind äußerst vielseitig. In afrikanischen Ländern wie Uganda oder Tansania zum Beispiel braut man aus Bananen eine Art Bier, das von Menschen jeden Alters getrunken wird und ein wichtiger Bestandteil der täglichen Nahrung ist. Speisen wie Brot, Kuchen, Pfannkuchen, Brei oder Pudding werden häufig mit Bananen versetzt.
In lateinamerikanischen Ländern kennt man gekochte, zerdrückte und dann in heißem Öl gebratene Kochbananen unter dem Namen "Patacones" oder "Tostones" - sie dienen als Beilage oder zusammen mit Bohnen und Reis auch als Hauptgericht. Auch Bananenchips werden hergestellt, indem die Früchte dem heißen Öl ausgesetzt werden.
Kochbananen werden wie Kartoffeln zubereitet oder mit Zwiebeln, Pfeffer und anderen Gewürzen als Salat angemacht. Auch als Dessert in Zucker und Butter gebraten oder als Auflauf im Ofen mit Käse überbacken können Kochbananen eine Delikatesse sein. Getrocknete Bananen können zu Mehl weiterverarbeitet werden, aus dem dann verschiedene Backwaren entstehen. In asiatischen Ländern wie Malaysia, Singapur oder Indonesien werden Bananen in einen Teig gehüllt, den man anbrät und als Dessert reicht.
Drei natürliche Arten von Zucker sind Bestandteil der Bananen: "Fructose", "Saccharose" und "Glucose" - alle drei sind wichtige Energielieferanten für den menschlichen Stoffwechsel. Eine einzige Banane liefert genügend Energie für ein 90-minütiges Ausdauertraining. Außerdem sind Bananen reich an Ballaststoffen, welche bei der menschlichen Verdauung eine wichtige Rolle spielen. Der regelmäßige Verzehr von Bananen soll eine wirksame Vorbeugung gegen viele Krankheiten sein.
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