von Britta Pawlak
Christoph Kolumbus "entdeckte" im Jahr 1492 den Kontinent Amerika. Kolumbus war jedoch nicht, wie viele annehmen, der erste, sondern eigentlich der "letzte Entdecker Amerikas". Er selbst glaubte bis zu seinem Tod 1506, er habe einen Schiffsweg nach Hinterindien gefunden. Die dortigen Ureinwohner nannte er daher "Indianer". Kolumbus leitete die Eroberung des amerikanischen Kontinents durch die Europäer ein. Noch heute wird er von einigen als Held gefeiert, obwohl er ebenso als machthungriger und grausamer Eroberer bekannt ist. Die einheimischen Völker wurden von den europäischen Siedlern brutal unterdrückt, versklavt und ermordet.
Mehr als 500 Jahre ist es schon her, dass Kolumbus den amerikanischen Kontinent "entdeckte". Kolumbus war jedoch nicht der erste europäische Entdecker Amerikas. Bereits 500 Jahre vor ihm waren die Isländer mit ihren Schiffen auf dem amerikanischen Kontinent angekommen. Ihr Versuch, dort zu siedeln, blieb jedoch erfolglos. Namensgeber Amerikas war übrigens der Italiener Amérigo Vespucci. Anders als Kolumbus glaubte er, einen neuen Kontinent entdeckt zu haben. Kolumbus war es allerdings, der die Eroberung des amerikanischen Kontinents durch die Europäer und die Vertreibung der dortigen Ureinwohner einleitete.
Der Weg des Kolumbus war gekennzeichnet von Problemen und Irrtümern. Viele Fragen sind bis heute nicht völlig geklärt - so beispielsweise das Leben, das er vor seiner ersten großen Entdeckungsreise führte. Ebenso sein genaues Geburtsdatum, sein Geburtsland und seine Ausbildung können nicht mit Sicherheit bestimmt werden. Vermutlich wurde Kolumbus 1451 in Genua geboren. Einige glauben, dass Christoph Kolumbus jüdischer Abstammung war und dies geheim hielt. Zu seiner Zeit vertrieb das spanische Königshaus die Juden aus dem Land, welche sich nicht zur christlichen Kirche bekennen wollten. Als Jude hätte er keine Chance gehabt, seine Expedition von der Krone finanzieren zu lassen. Dies ist jedoch nur eine Vermutung mancher Historiker.
Wer findet einen Seeweg nach Indien?
Zur damaligen Zeit betrieben die Europäer viel Handel in Asien. Aus Indien und China bezogen sie Gewürze, Seide und andere begehrte Luxusgüter. Die Osmanen (heutige Türken) begannen im 14. Jahrhundert, Teile des Landwegs, den die Europäer zur Überfahrt nutzten, zu bezollen. Dadurch wurden Waren für die Käufer in Spanien und Portugal zu teuer. Ein Wettlauf mit der Zeit begann: Die Nation, die als erste einen alternativen Weg nach Indien und China fand, war den anderen gegenüber wirtschaftlich im Vorteil.
So entsendete Portugal bereits 1418 die ersten Entdecker, um eine Schiffsroute nach Indien ausfindig zu machen. Die Portugiesen setzten auf die Umsegelung Afrikas, um von dort aus Indien zu erreichen. Kolumbus, der schon als 14-jähriger Junge zur See gefahren war, begann ebenfalls, einen Plan auszuarbeiten. Er berechnete die Längen- und Breitengrade der Erde und somit die ungefähre Entfernung des asiatischen Kontinents, wenn man Richtung Westen segelt. Die Entfernung schien ihm auf diesem Weg viel geringer zu sein.
Der Plan des Kolumbus
Dass die Menschen damals noch im Glauben lebten, die Erde sei eine Scheibe, ist ein Gerücht, das sich bis heute gehalten hat. Vor allem die Gelehrten wussten längst von der Kugelform der Erde. Sogar die Kirche war davon überzeugt, dass die Erde eine Kugel ist. Nur die wenigsten glaubten noch immer an die Scheibenform der Erde. Schon Aristoteles, der viele Jahre vor Christi Geburt lebte, war überzeugt, man könne Richtung Westen den Ozean überqueren und so innerhalb weniger Tage Asien erreichen.
Dies nahm sich der Geistliche Pierre d’Ailly als Vorbild und schrieb ein Buch über Astronomie (Wissenschaft der Sterne) und Geografie (Wissenschaft der Erdoberfläche), welches Kolumbus zur Berechnung seiner Route nutzte. Hierbei schätzte er die Entfernungen anhand einiger Quellen. Dabei berechnete er den Erdumfang so gering, dass die Fläche, auf der Amerika liegt, eigentlich gar nicht vorhanden sein konnte. Den asiatischen Kontinent dagegen hielt er für viel größer, als dieser in Wirklichkeit ist. Statt den von ihm berechneten 60 Längengraden, die man Richtung Westen segeln müsste, waren es tatsächlich 210. Was er außerdem nicht wusste: Ein Kontinent lag dazwischen.
Auf der Suche nach Unterstützung
Nun hatte Kolumbus einen Plan, einen berechneten Seeweg und ausreichend Entdeckergeist, um die Reise zu beginnen. Einzig die finanziellen Mittel fehlten ihm. Er suchte 1484 den portugiesischen König Johann II. auf und stellte ihm seine Pläne vor. Dieser zeigte sich nicht interessiert, da er die Berechnungen für falsch hielt, und lehnte ab.
1485 verließ Kolumbus Portugal und machte sich zusammen mit seinem Sohn auf den Weg nach Spanien. Dort wollte er sich Gehör beim spanischen Königspaar verschaffen und sich in seine Dienste begeben. Da sich Spanien zu diesem Zeitpunkt im Krieg mit den Mauren befand, hatten die Staatsoberhäupter anderes im Sinn, als einem Mann namens Christoph Kolumbus eine Reise zu finanzieren, um eine kürzere und schnellere Verbindung nach Indien und China zu finden.
Kolumbus lernte in Spanien allerdings einflussreiche Menschen kennen, die seine Pläne in höchsten Tönen lobten und hinter ihm standen. Vom spanischen Königshaus erhielt er hin und wieder Geld, sodass er seine Pläne nicht einer anderen Regierung unterbreitete. Nach fünf Jahren des Abwartens machte sich Kolumbus auf den Weg nach Frankreich, um dort sein Glück zu versuchen. Kurz vor seinem Ziel ereilte ihn ein Bote der spanischen Königin Isabella und teilte ihm mit, dass das Königshaus mit seinen Bedingungen einverstanden sei und den Forderungen nachkäme.
Im Auftrag der spanischen Krone
Die Entscheidung, Kolumbus' Reise in den Westen zu finanzieren, traf Königin Isabella nicht aus eigener Überzeugung. Vielmehr wurde sie von den am Königshof lebenden Gönnern des Kolumbus überredet. Die Finanzierung der Expedition selbst dürfte das kleinste Problem dargestellt haben. Die Forderungen des Kolumbus an das Königshaus jedoch, die er im Gegenzug für seine Dienste verlangte, waren überzogen.
Nur die Überredungskunst seiner Gönner brachte die Königin dazu, den Vertrag mit den Pflichten und Rechten zu unterschreiben. Kolumbus verpflichtete sich, für Spanien einen Seeweg nach Asien zu finden - nach Möglichkeit vor den Portugiesen - und auch neue Gebiete in das Königreich einzugliedern. Im Gegenzug wurde er zum Admiral ernannt und forderte ein Zehntel der Einnahmen, die der neu erschlossene Seeweg durch den Handel von Edelmetallen einbringen würde. Dies war bei weitem noch nicht alles. Zwar würden die neuen Gebiete Spanien und somit der spanischen Krone unterstehen, er jedoch wollte zum Vizekönig (also dem stellvertretenden Herrscher) ernannt werden.
Die Entdeckungsreise kann beginnen
Kolumbus hatte es geschafft: Er konnte nicht nur seine Reise unter spanischer Flagge starten, auch sämtliche seiner Bedingungen wurden akzeptiert und ihm vertraglich zugesichert. Am 3. August 1492 war es dann soweit. Seine Flotte - bestehend aus dem Flaggschiff Santa Maria und den beiden Karavellen Niña und Pinta - stach in See.
Hinter dem Begriff "Karavellen" verbergen sich Segelschiffe, die zwar groß sind - also beispielsweise mit viel Proviant für lange Reisen an Bord beladen werden können - trotzdem aber schnell und wendig bleiben. So eignen sie sich für Reisen ohne klar berechenbares Ziel - Entdeckungsreisen wie die von Kolumbus, der einen Weg nach Indien durch den Atlantischen Ozean finden wollte.
Erste Reise: Eine Fahrt ins Ungewisse
Endlich auf dem Seeweg Richtung Westen, stand die kleine Flotte schon am dritten Tag vor einem Problem. Der Schiffsmast der Pinta war zu Bruch gegangen und die gesamte Expedition musste einen ganzen Monat auf den Kanarischen Inseln warten, bis der Schaden behoben war. Nach dieser unfreiwilligen Pause ging es schließlich weiter mit der Suche nach Hinterindien.
Die Stimmung der Besatzung verschlechterte sich immer mehr, und Kolumbus wehrte sogar eine Meuterei der Matrosen ab. Die Ungewissheit über den Ausgang der Reise sowie heftige Unwetter und Gefahren des noch unbekannten Gewässers schürten Zweifel und Ängste der Mannschaft. Am 14. September schließlich, als der Kompass begann, verrückt zu spielen, bekamen die Männer Panik. Die Orientierung im offenen Meer zu verlieren, wäre ihr Todesurteil gewesen. Mit Gewalt forderten sie die Rückfahrt nach Europa.
Gerade in diesem Moment der Meuterei sah Kolumbus angeblich einen Vogel über das Schiff fliegen. Er beteuerte die Richtigkeit seiner Worte und die Besatzung ließ von ihrem Vorhaben, nach Spanien zurückzukehren, ab - ihr Weg führte sie weiter nach Westen. Tatsächlich waren sie noch einen ganzen Monat von der Küste entfernt. Umhertreibende Äste und Bäume gaben den Männern an Bord jedoch Hoffung, bald wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
Land in Sicht!
Am 12. Oktober 1492 hatten sie es geschafft: Die Mannschaft erreichte eine kleine Insel der Bahamas und legte an. Kolumbus gab ihr den Namen "San Salvador" ("Heiliger Retter"). Die Einwohner nannte er "Indianer", da er der Meinung war, auf einer Insel kurz vor dem asiatischen Festland angekommen zu sein. Heute weiß man nicht mit Gewissheit, welche der Inseln es tatsächlich war, auf der die Flotte damals ankerte.
Nachdem die Besatzung innerhalb weniger Tage die Vorräte aufgefüllt hatte, konnte die Entdeckungsreise weitergehen. Schon bald darauf erreichten die Männer die Inseln Kuba und Hispañola (gesprochen: Hispaniola). Das Flaggschiff Santa Maria lief an der Küste von Hispañola auf Grund, und die Besatzung musste erst einmal dort verweilen. Aus den Trümmern des Schiffes errichtete sie mithilfe der einheimischen Bevölkerung die erste spanische Siedlung, die gleichzeitig die erste in Amerika war. Da das Fort am 25. Dezember 1492 erbaut wurde, taufte Kolumbus sie "La Navidad" - die spanische Bezeichnung für Weihnachten.
Die Rückkehr nach Spanien
Kolumbus beschrieb die Einheimischen als freundlich und freigiebig. In seinem Tagebuch hielt er fest, dass sie sich vermutlich "gut als Sklaven eignen" würden. Da die Ureinwohner den Spaniern gegenüber zunächst kein Gräuel hegten, sondern ihnen sehr freundlich gesinnt waren, schien es kein Problem zu sein, einen Teil der Mannschaft in der erbauten Siedlung zurück zu lassen.
Da die spanischen Seeleute eines ihrer drei Schiffe verloren hatten, waren sie aus Platzgründen dazu gezwungen. Zu einem späteren Zeitpunkt sollte die zurückgelassene Mannschaft geholt werden. Schon am 16. Januar, also nach nicht einmal einem Monat, legte Kolumbus mit den beiden verbliebenen Karavellen wieder ab, um Richtung Heimat zu segeln. Bei der Überfahrt nach Spanien kamen die Schiffe in einen fürchterlichen Sturm und wurden voneinander getrennt. Umso erstaunlicher, dass beide Schiffe am gleichen Tag, dem 15. März 1493, in Spanien anlegten.
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