von Britta Pawlak
Die Legende vom Ei des Kolumbus'
Zurück in Spanien feierten die Menschen ihren abenteuerlustigen Helden und mutigen Entdecker Christoph Kolumbus. Seine Expedition hatte ihm eine Menge Ruhm und Ehre eingebracht, in allen Schichten der Bevölkerung fanden sich Bewunderer. Das spanische Königshaus beteuerte erneut, sich an den bestehenden Vertrag zu halten, und Papst Alexander VI. verkündete den Anspruch Spaniens auf die neu erschlossenen Gebiete.
Einer berühmten Erzählung nach sollen während eines Festessens einige der anwesenden Gäste Kolumbus kritisiert haben. Es wäre ja keine besondere Leistung, einen Seeweg nach Indien oder China zu finden, auch anderen Abenteuern sei dies ohne weiteres möglich. Daraufhin habe Kolumbus ihnen eine Aufgabe gestellt: "Nehmt ein Ei und stellt es auf seine spitze Seite!", soll er gesagt haben. Sie alle versuchten es, doch es gelang nicht einem seiner Kritiker. Als alle Anwesenden von der Unmöglichkeit der von Kolumbus gestellten Aufgabe überzeugt waren, forderten sie ihn auf, es selbst zu versuchen.
Kolumbus nahm ein Ei und schlug die Spitze leicht auf den Tisch, wobei sich die Schale eindrückte und das Ei stehen blieb. Erneut fluchten seine Kritiker über die scheinbar so simple Idee, mit der jeder von ihnen das Ei hätte auf die Spitze stellen können. Kolumbus wartete, bis der Tumult sich ein wenig gelegt hatte. Als er sich der Aufmerksamkeit seiner missmutigen Kritiker sicher war, lächelte er ruhig und sagte: "Natürlich ist die Lösung einfach, aber trotzdem muss man erst einmal darauf kommen."
Zweite Reise: Auf der Suche nach Gold und Reichtum
Kaum zurück in Spanien beauftragte der spanische König Kolumbus, wieder in die "Neue Welt" zu reisen, um dort als Statthalter zu regieren und nach Gold zu suchen. Schon ein halbes Jahr später machte er sich erneut auf den Weg. Diesmal jedoch mit der Aufgabe, Spanier in der "Neuen Welt" anzusiedeln. Kolumbus kommandierte auf dieser Reise eine weitaus größere Flotte als auf seiner ersten. 17 Schiffe und deren Mannschaften, insgesamt ungefähr 1.500 Mann, waren seinem Befehl unterstellt.
Die Route, deren Ziel die Siedlung La Navidad war, führte ihn an verschiedenen Inseln vorbei, welche er im Namen der spanischen Krone in Besitz nahm und benannte. Im November erreichten die Seeleute dann endlich ihr Ziel, die Insel Hispañola. Ein unerwartetes Bild bot sich dem Entdecker und seinem Gefolge: Die Siedlung La Navidad war zerstört und keiner der zurück gelassenen Männer war noch am Leben. Vermutlich war schon recht bald nach dem Zurücklassen eines Teiles der Mannschaft ein Streit unter den Spaniern ausgebrochen. Diesen bezahlten einige von ihnen mit ihrem Leben. Die übrigen starben durch die Hand der Eingeborenen, die sich von den Eindringlingen nicht unterdrücken lassen wollten und sich gegen die schlechte Behandlung durch die Spanier auflehnten. Von Beginn an hatte Kolumbus geplant, die Ureinwohner zu seinen Untertanen zu machen.
Gnadenlose Ausrottung der Ureinwohner
Die Rache der Spanier gegen die Auflehnung der Einheimischen kannte keine Gnade und kam einer Ausrottung gleich. Die Indianer ergaben sich nicht kampflos, sondern setzten sich zur Wehr. Doch gegen die europäischen Waffen und Rüstungen konnten ihre vergleichsweise einfachen Waffen nichts ausrichten.
Im Dezember gründete Kolumbus eine neue Kolonie auf der Insel. Er blieb als Statthalter bis April dort - nicht nur, um weiterhin Rache an der Urbevölkerung auszuüben, sondern auch um im Inneren der Insel nach Gold zu suchen. Dann stach die Flotte erneut in See, diesmal mit dem Vorhaben, auf indisches oder chinesisches Festland zu stoßen. Als sie Kuba erreichten, ging Kolumbus davon aus, endlich asiatisches Festland gefunden zu haben.
Zwischenzeitlich erfuhr die spanische Königin von der brutalen Vorgehensweise ihrer Landsmänner gegenüber den "Indianern". Sie war wütend, hatte sie doch um einen friedlichen Umgang mit den anzutreffenden Eingeborenen gebeten. Sie wollte, dass diese zu gläubigen Christen erzogen werden. Sie ordnete erneut an, den Einheimischen freundlich gegenüber zu treten - und wieder handelte Kolumbus entgegen ihrer Befehle.
Im Konflikt mit Königin Isabella
Als Kolumbus am 25. September 1494, nachdem er seine Erkundung beendet hatte, zu der von ihm gegründeten Kolonie zurückkehrte, konnte er kaum glauben, was ihn dort erwartete. Die Siedler hatten sich bereits nach seinem Verlassen der Insel untereinander zerstritten. Die Indianer, die den Spaniern anfangs freundlich gesinnt waren, standen ihnen durch die grausame Behandlung durch Kolumbus und seine Leute natürlich feindlich gegenüber. Erneut wurde eine Schlacht zwischen Spaniern und Indianern ausgetragen, bei der viele der Indianer gefangen genommen und versklavt wurden.
Über ungefähr 1.600 gefangene Sklaven verfügte Kolumbus nun frei. Sein Handeln war ganz und gar nicht im Sinne des spanischen Königspaares. Besonders Königin Isabella war erbost über Kolumbus' brutales Vorgehen. Dieser schickte sogar 550 der Sklaven mit einem Schiff nach Spanien. Die Hälfte der Gefangenen starb durch die unmenschlichen Verhältnisse und die unzureichende Versorgung bei der Überfahrt. Die Königin war empört: Sie entließ die Indianer zurück in die Freiheit und brachte sie sogleich zurück in ihre Heimat. Kolumbus hatte nun seine größte Gönnerin verloren, die Königin selbst.
Rechtfertigung vor dem Königshaus
Eine Untersuchungskommission des spanischen Königshauses wurde entsandt. Sie sollte in der von Kolumbus geleiteten Kolonie nach dem Rechten sehen. Einen eindeutigeren Beweis dafür, dass er die Gunst und das Vertrauen von Isabella und Ferdinand verloren hatte, gab es nicht. So kam es, dass er im März 1496 erneut die Segel setzte und zurück nach Spanien aufbrach, um sich und seine Taten persönlich vor dem Königspaar zu rechtfertigen.
Sein Plan ging auf und brachte ihm den gewünschten Erfolg: Er gewann die Gunst der beiden zurück und konnte weiterhin mit ihrer Unterstützung rechnen. Dennoch verstrich eine lange Zeit, bevor er wieder an Bord eines Schiffs Richtung Westen aufbrechen konnte. Da keine seiner beiden vorangegangenen Reisen den erhofften "Goldregen" gebracht hatte, musste er nun in Spanien ausharren, bis ihm ausreichend Geld zu Verfügung stand, um erneut aufzubrechen. Knapp zwei Jahre verstrichen, bis es soweit war und er seine dritte Reise antreten konnte.
Dritte Reise: Eine kurze Erleuchtung
Auf dieser Fahrt änderte er den Kurs: Die Route die er nahm, lag viel südlicher als die bisher zurückgelegten. Er startete in Spanien Ende Mai 1498 und entdeckte bereits Ende Juli die Insel Trinidad sowie deren Nachbarinsel Tobago. Beide befinden sich in unmittelbarer Nähe zum südamerikanischen Kontinent. Als sie dann endlich das Festland erreichten, schien Kolumbus erstmals anzunehmen, nicht Indien vor sich zu haben. Er hielt in seinem Logbuch das Gefühl fest, ein unbekanntes Land - eine "neue Welt" - gefunden zu haben. Dieser Zustand war jedoch nur von kurzer Dauer, und schnell kam er zu seiner falschen Annahme zurück, doch einen Teil Asiens vor sich zu haben.
Nach seinen Erkundungen reiste Kolumbus weiter seinem Ziel, der Insel Hispañola, entgegen. Sein Bruder Bartolomeo, den er vor seiner Abreise nach Spanien als Kommandant eingesetzt hatte, war mit den Siedlern hoffnungslos zerstritten. Kolumbus, der nach seiner Rückkehr wieder die Funktion des Satthalters übernahm, versuchte zwischen seinem Bruder und den aufgebrachten Siedlern zu vermitteln, um den Frieden in der Kolonie herzustellen. Außerdem kam er dem Wunsch der Königin nach und versuchte, die Einheimischen zum christlichen Glauben zu bekehren.
In Ketten zurück nach Spanien
Unzufriedene Siedler, die zurück in der Heimat ihren Traum von einem Leben in der Ferne aufgegeben hatten, berichteten am königlichen Hof in Spanien von der Unfähigkeit und Rohheit, die Kolumbus an den Tag gelegt hatte. Er wäre nicht in der Lage, die Kolonie richtig zu verwalten - geschweige denn zu führen. Der König, der sowieso verärgert war, da die Portugiesen bereits einen Seeweg nach Indien gefunden hatten, entsandte einen neuen Statthalter. Als dieser dann im August 1500 die Insel erreichte, ließ er die beiden Brüder, Christoph und Bartolomeo Kolumbus in Ketten legen und schickte sie zurück nach Spanien.
Wie schon zuvor wurde Kolumbus vom königlichen Hof begnadigt, allerdings verlor er seinen guten Ruf und bekam sein Amt als Statthalter nicht zurück. Erneut plante und organisierte er zwei Jahre lang eine weitere Expedition. Mit ihr wollte er den Beweis erbringen, dass er richtig lag und Indien als auch China viel einfacher und schneller auf dem Seeweg Richtung Westen zu erreichen seien. Im Mai 1502 brach er gemeinsam mit seinem jüngsten Sohn Fernando nach Amerika auf. Ihre Flotte bestand aus vier Schiffen und deren Besatzungen. Sie machten sich auf, um die Behauptungen von Kolumbus zu beweisen und den richtigen Weg zu finden. Für Kolumbus selbst war dies die scheinbar einzige Chance, seine Ehre wieder herzustellen.
Vierte Reise: Auf der Suche nach einem Durchgang zu Indien
Gemeinsam mit seinem Sohn suchte Kolumbus nach einer geeigneten Passage - einem Durchgang, über den man bequem mit dem Schiff Indien und China erreichen konnte. Sie erkundeten die Küste Mittelamerikas zwischen Kolumbien und Honduras, fanden jedoch nichts außer geschlossenen Landmassen. Am Kap von Honduras verließ Kolumbus am 14. August sein Schiff und betrat zum ersten Mal amerikanisches Festland.
Ohne sich dieses besonderen Moments bewusst zu werden, setzte die Mannschaft erneut die Segel. Dann folgte ein Problem auf das nächste. Ein Schiff der Flotte musste aufgegeben werden, da es von Parasiten befallen war: dem damals gefürchteten Schiffsbohrwurm, der vor der Besiedelung des amerikanischen Kontinents unbekannt war. In kurzer Zeit fraßen sich die Würmer durch das Holz, bis das Schiff schließlich leckte und dann kenterte. Die restliche Flotte ankerte bei Panama. Dort versuchte Kolumbus erneut, eine Siedlung zu gründen. Dieses Vorhaben musste er allerdings wegen Meuterei seiner Männer und den andauernden Kämpfen mit den dort lebenden Indianern aufgeben.
Ruhm und Ansehen verloren
Kolumbus zog sich zurück und harrte rund ein Jahr lang in einer Festung auf Jamaika aus. Dort erkrankte er schwer und kehrte ausgebrannt und erschöpft nach Spanien zurück. Sein Leben verbrachte er von diesem Zeitpunkt an zurückgezogen. Ruhm und Ehre waren ihm schon längst abhanden gekommen. Am 20. Mai 1506 verstarb Kolumbus in Valladolid im Alter von 55 Jahren. Die genaue Todesursache ist nicht bekannt. Historiker gehen von einer der üblichen Krankheiten aus, die zu damaliger Zeit zum Tode führten.
Sein Leichnam wurde bis heute fünf Mal umgebettet. Bis zu seinem Ende war Kolumbus sich sicher, einen Seeweg nach Indien gefunden zu haben. Er war sich nicht bewusst darüber, dass er einen für die Europäer unbekannten Kontinent entdeckt hatte und nicht einfach nur ein paar kleine Inseln vor dem asiatischen Festland.
Das Vorhaben des Kolumbus, Reichtümer anzuhäufen, war gescheitert. Später sollte die Entdeckung des amerikanischen Kontinents Spanien allerdings zum reichsten Land Europas machen. Die Spanier brachten Unmengen an Gold, Silber, Gewürzen, Tabak und Zucker aus Amerika in ihre Heimat. Die Indianer, die Kolumbus als Statthalter auf der Insel Hispañola ausgebeutet und bekämpft hatte, waren 100 Jahre nach seinem Betreten der Insel ausgestorben. Sie waren von den nachgereisten Spaniern ausgerottet worden.
Klicke auf den Zurück-Pfeil rechts unten, um wieder zum ersten Teil über Kolumbus zu gelangen. Wenn du auf "Weiter" klickst, kommst du zu den nächsten Entdeckern in unserer Reihe.
Hinweis zum Copyright: Die private Nutzung unserer Webseite und Texte ist kostenlos. Schulen und Lehrkräfte benötigen eine Lizenz. Weitere Informationen zur SCHUL-LIZENZ finden Sie hier.
Wenn dir ein Fehler im Artikel auffällt, schreib' uns eine E-Mail an redaktion@helles-koepfchen.de. Hat dir der Artikel gefallen? Unten kannst du eine Bewertung abgeben.