Marco Polo war ein venezianischer Händler und Entdecker, der besonders durch seine Berichte über seinen langjährigen Aufenthalt in China bekannt wurde. Nur 17 Jahre alt war er, als er die lange Reise nach Asien antrat - und erst 20 Jahre später machte er sich auf den Weg zurück in seine Heimat. In der Zwischenzeit bereiste Marco Polo ganz Asien und hielt seine Beobachtungen schriftlich fest.
Marco Polo wurde vermutlich im Jahr 1254 in Venedig geboren. Sein Vater und sein Onkel waren Juwelenhändler aus Venedig, die es schon früh in Marco Polos Leben in Richtung Osten zog. Bereits 1260 brachen die beiden auf, um an der Wolga mit Juwelen zu handeln. Ein paar Jahre später, nämlich im Jahr 1266, gelangten die Brüder nach Peking und trafen auf den Mongolenherrscher.
Der Khan hieß sie herzlich willkommen und schenkte ihnen drei Goldtafeln. Außerdem gab er ihnen eine Botschaft für den Papst mit auf den Rückweg. Erst 1269 kehrten Niccolò und Maffeo Polo wieder nach Venedig zurück - in der Zwischenzeit war nicht nur Marco Polos Mutter verstorben, sondern auch der damalige Papst war schon mehrmals abgelöst worden. Gerade fand wieder eine Papstwahl statt, die sich einige Zeit hinzog.
Die eigene Reise nach China
Nun sollten die Polos ja eigentlich dem Papst eine Botschaft vom Großkhan überbringen und diesem die Antwort des Papstes übermitteln. Nach zwei Jahren hatten Niccolò und Maffeo aber das Warten satt. Sie machten sich auch ohne päpstlichen Auftrag auf die Reise und nahmen diesmal den jungen Marco Polo mit.
Zuerst reisten sie Richtung vorderer Orient und wollten von dort auf dem Seeweg nach China gelangen. Als die drei Männer den schlechten Zustand der verfügbaren Schiffe sahen, überlegten sie es sich allerdings anders und kamen über große Umwege nach Asien. Der junge Marco Polo schrieb während der ganzen weiten Reise seine Eindrücke nieder.
1274 betrat Marco zum ersten Mal chinesischen Boden - und außerdem sah er auch endlich eine größere Anzahl Einheimischer, und zwar in der Stadt Shazhou, die heutzutage Dunhuang heißt. Marco, sein Vater Niccolò und sein Onkel Maffeo durchquerten die Städte Anxi, Yumen und Zhangye - um 1275 endlich in Shangdu, ihrem eigentlichen Reiseziel, anzukommen. Den Aufzeichnungen Marco Polos zufolge traf der junge Mann dort auch zum ersten Mal auf den mongolischen Herrscher Kublai Khan, der ein Enkel des berühmten Dschingis Khan war. Die Sommerresidenz des Großkhans befand sich nämlich in Shangdu. Von dort aus herrschte er über sein Reich, das sich damals bis nach Russland und ins Gebiet des heutigen Iraks erstreckte. Marco Polo, sein Vater und sein Onkel beschlossen, sich im Reich des Großkhans niederzulassen. Sie sollen bis zum Jahr 1291 dort geblieben sein.
Vertreter des Großkhans
In seinen Aufzeichnungen äußert Marco Polo, der Großkhan habe so sehr Gefallen an ihm gefunden, dass er den jungen Mann kurzerhand zu seinem Präfekten ernannt habe. Ein Präfekt ist ein sehr hochrangiger Posten, Marco Polo war demnach eine Art Vertreter des Großkhans. Als Vertreter des mongolischen Herrschers reiste Marco Polo daraufhin mehrere Jahre durch ganz China.
Er sah Städte wie Daidu, Xi'an und Dali, Kunming, Yangzhou und das heutige Hangzhou. Hangzhou hieß damals Quinsai und war Marco Polos erklärte Lieblingsstadt. Natürlich führte er auch dabei wieder Buch über seine Eindrücke. In Hangzhou schwärmte er begeistert von prächtigen Palästen und den öffentlichen Warmbädern der Stadt. Auch auf seinen anderen Stationen berichtet er über kulturelle Eigenheiten der Einheimischen, über Landstriche und die dortige Architektur.
Rückkehr nach Italien
Als es nach einiger Zeit schien, als würden bald unruhige Zeiten in China ausbrechen, wollten Marco, Niccolò und Maffeo in ihre Heimat Venedig zurückkehren. Das sah der Großkhan aber nicht gerne. Die Polos waren für ihn mit der Zeit wertvoll geworden, deshalb ließ er sie nicht gehen. Dann sollte allerdings eine junge Prinzessin nach Persien verheiratet werden - über Land war es aber zu gefährlich, sie an ihren Bestimmungsort zu bringen. Die Polos reagierten sofort: Sie boten an, die Prinzessin über den Seeweg sicher nach Persien zu bringen. Dem Großkhan blieb am Ende nichts anderes übrig, als einzuwilligen - einen besseren Plan hatte er nicht. Nun musste er Marco, Niccolò und Maffeo auch die Heimreise erlauben.
Im Jahr 1291 traten sie schließlich die Seereise zurück nach Venedig an. In Quanzhou ging die Reise los, Zwischenstationen waren Sumatra und das heutige Sri Lanka (damals Ceylon). Auch dort hielt Marco Polo das fest, was er sah. Nach weiteren 18 Monaten lief das Schiff der Polos im Hafen des persischen Hormus ein. Erst im Jahr 1295 erreichten die Männer Venedig. Man sagt, ihre Verwandten hätten sie erst erkannt, als sie sich die Kleidersäume aufschnitten und lauter Edelsteine herausfielen.
Nach der langen Reise
Über Marco Polos Leben nach seiner Rückkehr aus China ist nicht sonderlich viel bekannt. Er nahm als Flottenkommandant an einem Seekrieg zwischen Venedig und Genua teil. 1298 geriet er in genuesische Gefangenschaft und wurde bis 1299 festgehalten. Sein Mitgefangener, der Ritterroman-Autor Rustichello da Pisa, soll ihn angeblich dazu angehalten haben, ihm die Abenteuer seiner Reisen nach beziehungsweise in Fernost zu diktieren.
Dabei entstand das Buch, das in der französischen Ausgabe den "Le Livre des merveilles du monde" trägt, was übersetzt "Das Buch von den Wundern der Welt" heißt. Über 150 Handschriften des Werkes sind noch heute erhalten, deshalb kann man davon ausgehen, dass "der Marco Polo", wie das Buch oft einfach bezeichnet wird, in den folgenden 200 Jahren sehr viel gelesen wurde.
Nach seiner Rückkehr aus genuesischer Gefangenschaft heiratete Marco Polo die Tochter eines Kaufmanns und bekam mit ihr drei Töchter. Im Alter von 70 Jahren verstarb Marco Polo schließlich am 8. Januar 1324.
Alles nur gelogen?
Marco Polo ist einer der wohl bekanntesten Entdecker der Welt. Kritische Wissenschaftler haben allerdings Zweifel, ob man seinen Aufzeichnungen wirklich glauben kann. Das liegt vor allem daran, dass Marco Polo einige typische Seiten Chinas außer Acht lässt. Er erwähnt zum Beispiel die gewaltige Chinesische Mauer nicht. Auch der chinesische Buchdruck taucht nicht in Marco Polos Aufzeichnungen auf, obwohl er für europäische Verhältnisse eine Sensation gewesen sein musste - immerhin schrieben die Europäer noch mit der Hand und einem Gänsefederkiel. Die Chinesen verwendeten auch schon Schießpulver - im Westen war es noch lange nicht soweit.
Marco Polo ließ also sehr viele Details aus, von denen man hätte erwarten können, dass er sie ausführlich behandelt. Eindrücke aus anderen Gegenden und andere Eigenarten Chinas werden von Marco Polo dann wieder sehr genau geschildert. Manche Wissenschaftler vermuten deshalb, dass Marco Polo sich der Berichte verschiedener Chinareisender bediente und einfach alles übernommen hat, ohne selbst in China gewesen zu sein. Ziemlich fraglich ist auch, dass der Großkhan den jungen Europäer, der sich im Land überhaupt nicht auskannte, tatsächlich zu seinem Präfekten gemacht haben soll. Immerhin ist es eines der höchsten Ämter, die es zu bekleiden gab - und es existieren keine historischen Belege dafür, dass Marco Polo in dieser Hinsicht tatsächlich die Wahrheit gesagt hat. Ob nun wahr oder gelogen - sicherlich ist es Marco Polo mit zu verdanken, dass es letztlich einen so regen Austausch zwischen Ost und West gegeben hat.
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