Mit ungefähr 15 Millionen Anhängern ist das Judentum unter den Weltreligionen eine relativ kleine Religionsgemeinschaft. Der jüdische Glaube hat das Christentum und den Islam entscheidend beeinflusst und war die erste Religion, die weit in der Welt verbreitet war. Im Jahr 600 n. Chr. waren jüdische Gemeinden bis nach China, Indien und Afrika verstreut. Woran glauben die Juden?
Juden nennen ihren Gott "Jahwe" und sehen sich als Nachfahren von Gottes auserwähltem Volk. Der Stammvater und "Auserwählter Gottes" ist nach jüdischem Glauben Abraham, dem Gott das Gelobte Land versprach und aus der Knechtschaft herausführte. Diese Geschichte findet sich auch in den fünf Büchern Mose im Alten Testament der christlichen Bibel. Die Juden nennen ihre Heilige Schrift den Tanach, der aus drei Büchern besteht. In einem davon, der Thora, sind die fünf Bücher Moses enthalten. Die Juden erwarten den Erlöser, der der Welt Frieden und Gerechtigkeit bringt und in den Schriften angekündigt wird. Für die Christen ist dieser Erlöser der Menschheit Jesus Christus.
Das Judentum ist eines der drei großen "monotheistischen" Religionen - das sind jene, die an einen einzigen Gott glauben. Es ist mit etwa 4.000 Jahren die älteste dieser Religionen. Das Christentum entstand vor ungefähr 2.000 Jahren, der Islam existiert seit nahezu 1.400 Jahren. Juden stellen vor allem deshalb eine deutlich kleinere Glaubensgemeinschaft als zum Beispiel die Christen dar, weil in ihrem Glauben nicht missioniert wird. Das bedeutet, dass die gläubigen Juden nicht um neue Anhänger werben. Unter der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten wurden während des Dritten Reiches Millionen von Juden ermordet. In Deutschland leben heute etwa 90.000 Juden.
Wann ist man ein Jude?
Die meisten Jüdinnen und Juden leben in vielen verschiedenen Ländern als dortige religiöse Minderheiten. Nur in Israel, das nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1948 gegründet wurde, ist die Mehrheit der Staatsbürger jüdischen Glaubens. Das Symbol der Juden ist der sechseckige Davidstern. Das Gotteshaus der Juden heißt Synagoge. Dort halten die Glaubensanhänger Gottesdienste und Gebete ab. Ein geistliches Oberhaupt wie bei den Christen der Papst existiert im Judentum nicht. Ebenso "Vermittler zwischen Gott und Menschheit" - so wie christliche Priester - gibt es unter den jüdischen Glaubensanhängern nicht.
Die jüdischen Geistlichen heißen Rabbiner, sie sind besonders gelehrte und weise Gläubige. Jude wird derjenige, dessen Mutter Jüdin ist, unabhängig, ob er nach den Glaubensgrundsätzen lebt oder nicht. Der Glaube des Vaters spielt dagegen keine Rolle. Es ist - wie im islamischen Glauben - religiöse Tradition, dass jüdische Jungen beschnitten werden. Dies erfolgt in der Regel am achten Tag nach ihrer Geburt und gilt als sichtbares Zeichen für den "Bund mit Gott". Ein jüdischer Junge gilt mit 13 Jahren als "Bar Mizwa" - das bedeutet "Sohn der Pflicht". Dann ist er religionsmündig und wird als vollwertiges Mitglied der jüdischen Gemeinde angesehen. Dieses Ereignis wird mit einem Fest gefeiert. Ein Mädchen ist mit 12 Jahren "Bat Mizwa", also "Tochter der Pflicht". Aber nur in manchen Gemeinden wird auch für Mädchen ein Fest abgehalten.
Die jüdischen Glaubensvorschriften
Laut Thora sollen Frauen sich den Männern unterordnen. Allerdings sind immer mehr jüdische Glaubensgemeinschaften der Ansicht, dass die jüdischen Gebote an die heutige Gesellschaft angeglichen werden sollten und Frauen auch im Glauben die gleichen Rechte haben müssen wie Männer. Das bedeutet, dass auch sie in der Heiligen Schrift lesen und mit Männern beten können sowie mitunter auch die Möglichkeit haben, Rabbinerinnen zu werden. Während orthodoxe Juden streng gläubig sind und an alten Traditionen überzeugt festhalten, bezeichnet man moderner ausgerichtete Glaubensanhänger auch als Reformjuden.
Jeder kann auch dann ein Jude werden, wenn er sich zum Glauben bekennt, nach den Glaubensgrundsätzen lebt und die Sitten und Gebräuche in der Gemeinschaft lebt. Dazu gehören das tägliche Gebet und das Lesen in der Thora. Die bekannte Menora - ein siebenarmiger Leuchter - ist eines der wichtigsten Symbole des Judentums. Sie ist auch im Staatswappen Israels enthalten. Im jüdischen Glauben steht die Zahl sieben für die Weisheit sowie die Übereinstimmung mit dem Rat Gottes. Eine runde Kopfbedeckung - die so genannte Kippa - tragen jüdische Männer als Zeichen des Respektes vor Gott.
Der Ruhetag ist für gläubige Juden der Sabbat, der Samstag. Er gehört ganz dem Gebet und der Ausrichtung auf Gott. Die jüdischen Geschäfte bleiben an diesem Tag geschlossen. Juden dürfen am Sabbat nicht arbeiten oder Auto fahren. Außerdem darf kein Feuer zum Kochen gemacht werden, was heute bedeutet, dass auch mit elektrischen Geräten nicht gekocht wird. Die Speisen werden einen Tag vorher zubereitet.
Bedeutsam: "Koscher essen"
Orthodoxe Juden achten sehr darauf, dass ihre Speisen "koscher" - das heißt rein - zubereitet werden. In den Mosesbüchern steht zweimal ein Satz, der aus dem Hebräischen so übersetzt wird: "Du sollst das Böcklein nicht in der Milch seiner Mutter bereiten". Diese Aussage wird so gedeutet, dass man Fleisch nicht zusammen mit Milchprodukten wie Butter, Joghurt oder Käse zubereiten und essen darf. Generell gilt Schweinefleisch und das Fleisch von nicht wiederkäuenden Tieren als unrein. Nach einer Fleischmahlzeit muss ein orthodoxer Jude sechs Stunden warten, bis er wieder ein Milchprodukt essen darf.
Für beide Speisen gibt es getrenntes Ess- und Kochgeschirr, manchmal auch getrennte Kühlschränke und Herde. Als Kennzeichnung wird oft die Farbe Blau für Milchprodukte und Rot für Fleisch verwendet. Restaurants, die streng koscher kochen, haben für die Zubereitung sogar zwei verschiedene Küchen. Für Juden ist auch das Verzehren von Blut unrein. Tiere werden deshalb so getötet, dass all ihr Blut aus dem Körper herausläuft. Auch im Islam wird das so genannte "Schächten" angewandt, das von Tierschützern kritisiert wird, da die Tiere vorher nicht betäubt werden. Einige moderne Reformjuden bestehen allerdings nicht darauf, alle diese Regeln zum "koscher Essen" streng zu befolgen und sprechen sich zum Beispiel gegen das Schächten als Methode des Schlachtens aus.
Ausgrenzung und Verfolgung von Juden
In der Vergangenheit sind Juden immer wieder Opfer von Ausgrenzung und Verfolgung geworden. Die Anfeindung von Juden bezeichnet man als "Antisemitismus". In vielen Ländern leben Juden in der Minderheit. Die einzige Ausnahme ist der Staat Israel, in dem Juden die Mehrheit bilden. Schon im Mittelalter gab es zahlreiche Volksverhetzungen gegen Juden. Das schlimmste Verbrechen gegen das jüdische Volk war die Verfolgung und der Massenmord der Nationalsozialisten in Deutschland während des Zweiten Weltkriegs (1939-1945). Etwa sechs Millionen Juden wurden damals in Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordet.
Nach dem Holocaust, dem grausamen Massenmord an Juden während des Dritten Reiches, wurde am 14. Mai 1948 der Staat Israel gegründet. Das jüdische Volk, das lange Zeit in vielen verschiedenen Teilen der Welt lebte, sollte in seine einstige Heimat zurückkehren können. Denn von ungefähr 1.300 bis 700 v. Chr. regierten jüdische Israeliten das Land. Nach Zeiten der Unterdrückung wurden die Völker vertrieben. Aus ihrem früheren Land wurde schließlich Palästina, das dortige Gebiet zur Heimat der Palästinenser.
Als im Jahr 1948 Millionen von Juden in das Land zurückkehrten, fühlte sich das palästinensische Volk verdrängt. Beide Völker beanspruchten das Gebiet für sich und es kam zu mehreren Kriegen. Die Palästinenser verbündeten sich mit ihren arabischen Nachbarstaaten. Israel griff seinerseits immer wieder mit harter Waffengewalt durch und besetzte palästinensische Gebiete. Auf beiden Seiten gab es viele Todesopfer. Der Hass zwischen den Völkern wird weiterhin geschürt, und bisher scheint ein friedliches Zusammenleben beider Völker in weiter Ferne zu liegen.
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