von Andreas Fischer - 09.12.2006
Immer wieder kommt es an deutschen Schulen zu Ausgrenzungen und Diskriminierungen von jüdischen Mitschülern. Viele Kinder und Jugendliche besuchen mittlerweile jüdische Schulen, um sich vor antisemitischen Übergriffen zu schützen. Sie werden nicht nur von Neo-Nazis, sondern auch von muslimischen Jugendlichen angefeindet. Diese Tendenz ist - vor allem in einigen Gegenden Ostdeutschlands - Besorgnis erregend.
An einer jüdischen Oberschule in Berlin haben die Sicherheitsvorkehrungen stark zugenommen. Die Schule wird sogar mit Kameras überwacht und steht unter Polizeischutz. Hier finden vor allem Jugendliche Schutz, die befürchten müssen, in öffentlichen Bildungseinrichtungen diskriminiert zu werden. In der letzten Zeit haben sich rassistische Straftaten gehäuft. Immer wieder werden jüdische Kinder bedroht - und es werden beispielsweise Hakenkreuze an Schulwände geschmiert.
Allgemein ist an vielen Schulen eine Tendenz von Fremdenhass erkennbar. Rechtsextremismus, Islamismus (radikale Glaubensrichtung des Islam) und auch Antisemitismus (Judenfeindlichkeit) nehmen unter Jugendlichen immer mehr zu. Viele Kinder jüdischer Abstammung werden von Mitschülern mit Nazi-Sprüchen beleidigt oder bedroht - und sogar tätlich angegriffen. Einige Schüler bekommen Sprüche wie "alle Juden müssen vergast werden" zu hören. In Sachsen-Anhalt zwangen im Oktober Jugendliche einen 16-jährigen Mitschüler, mit einem Schild über den Schulhof zu gehen, auf dem ein menschenverachtender Spruch aus der Nazizeit stand: "Ich bin im Ort das größte Schwein, ich lass mich nur mit Juden ein."
"Jude" als Schimpfwort unter Jugendlichen
Die "Jüdische Gemeinde Berlin" spricht von einer "neuen Dimension des Antisemitismus" und ist der Ansicht, dass viele Kinder jüdischer Abstammung - vor allem in bestimmten Gegenden Deutschlands - auf jüdischen Schulen besser aufgehoben seien. Der Schutz bestehe allerdings nur innerhalb der Schulmauern. Immer wieder müssen die Jugendlichen auf ihrem Schulweg Angst vor Anfeindungen und fremdenfeindlichen Angriffen haben. Einige von ihnen verstecken sogar ihre Kippa (Kopfbedeckung gläubiger Juden) unter einer Mütze, damit man auf der Straße nicht erkennt, dass sie dem jüdischen Glauben angehören.
Die Bezeichnung "Jude" wird an vielen Schulen sogar als "neues Schimpfwort" gebraucht. Manche der Jugendlichen haben eigentlich keine fremdenfeindliche Gesinnung, sondern übernehmen nur unkritisch das Vokabular anderer oder empfinden es als "Reiz", etwas Verbotenes zu tun. Zum einen ist der Zuwachs von Rechtsradikalismus unter Jugendlichen sehr erschreckend. Jüdische Kinder werden aber nicht nur von Neo-Nazis, sondern auch zunehmend auch von radikalen Muslimen angefeindet.
Hass auf beiden Seiten
In vielen muslimischen Ländern wird Israel als Feindbild angesehen. Der Staat Israel wurde 1948, also drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, gegründet. Nachdem unter der Nazi-Diktatur viele Juden verfolgt und über sechs Millionen ermordet worden waren, beschlossen die Siegermächte, dem jüdischen Volk als Entschädigung ihre ursprüngliche Heimat zurückzugeben. Zuvor lebten die Juden ohne eigenes Staatsgebiet auf verschiedenen Teilen der Welt.
So kehrten viele Juden in das Land zurück, aus dem ihre Vorfahren vor etwa 2000 Jahren vertrieben worden waren. Allerdings hatte sich dort über Jahrhunderte hinweg das Volk der Palästinenser angesiedelt. Den Palästinensern war die von den Juden verlassene Region im Laufe der Zeit zu ihrer Heimat geworden. Das palästinensische Volk wurde zur Minderheit, nachdem Millionen von Juden aus Ländern wie Deutschland, Polen, Russland und den USA in das Land zurückkehrten. Immer wieder ging Israel mit harter Waffengewalt gegen die Palästinenser vor - und Gewalt schuf wiederum Gegengewalt. Durch den Nahost-Konflikt hat sich der Hass auf beiden Seiten - muslimischen Ländern und Israel - weiter verschärft und richtet sich oft nicht nur gegen Politik und Regierung, sondern gegen das gesamte Volk.
Hinweis zum Copyright: Die private Nutzung unserer Webseite und Texte ist kostenlos. Schulen und Lehrkräfte benötigen eine Lizenz. Weitere Informationen zur SCHUL-LIZENZ finden Sie hier.
Wenn dir ein Fehler im Artikel auffällt, schreib' uns eine E-Mail an redaktion@helles-koepfchen.de. Hat dir der Artikel gefallen? Unten kannst du eine Bewertung abgeben.