"Joker" erlösen Deutschland

Teil 8 von 10

von Florian Kienetz - 15.06.2006

Mit dem 1:0-Sieg im zweiten WM-Spiel hat Deutschland das Achtelfinale so gut wie erreicht. Bundestrainer Jürgen Klinsmann hat die richtigen Spieler eingewechselt. "Joker" David Odonkor flankte auf "Joker" Oliver Neuville, der in der Nachspielzeit das Tor des Tages erzielte. Erfreulich war auch, dass die viel gescholtene deutsche Abwehr endlich eine stark verbesserte Leistung zeigte.


Dem Schützen des "goldenen Tores", Oliver Neuville, war die Freude nach dem Spiel anzusehen. "Wir haben verdient gewonnen", sagte er. "Ich hätte eigentlich schon vorher treffen müssen. Gott sei Dank hat es dann noch geklappt." Der 33-jährige Stürmer von Borussia Mönchengladbach stand in der 91. Minute genau richtig und konnte die genaue Hereingabe von David Odonkor verwandeln.

BVB-Spieler Odonkor bestritt ein echtes Heimspiel im mit 65.000 Zuschauern ausverkauften Dortmunder WM-Stadion. Er war erst vor einem Monat völlig überraschend statt Kevin Kuranyi in den WM-Kader berufen worden. Klinsmanns umstrittene Entscheidung hat sich schon jetzt bezahlt gemacht. In seinem dritten Länderspiel brachte der pfeilschnelle Odonkor nach seiner Einwechslung in der 63. Minute viel Schwung in das zuvor recht zähe Spiel. "Das ist ein riesiges Gefühl", sagte er nach dem Abpfiff. "Ich bin sprachlos und einfach froh, dass wir gewonnen haben - und das gerade hier in Dortmund."

Gelb-Rote Karte war der Knackpunkt

Joker 1: David Odonkor brachte frischen Wind und schlug die entscheidende Flanke.

In der letzten Viertelstunde des Spiels wollte die deutsche Mannschaft unbedingt das Siegtor schießen. Nach der Gelb-Roten Karte für Sobolewski waren die Deutschen ein Mann mehr auf dem Platz und gaben richtig Gas. "Als Polen die Rote Karte bekommen hat, wollten wir noch mehr", sagte der Mittelfeldspieler Bastian Schweinsteiger. Doch bis in die Nachspielzeit schien das polnische Tor wie vernagelt zu sein. Durch die starke Schlussphase habe sein Team Moral gezeigt, ergänzte Nationalstürmer Miroslav Klose: "Wir haben immer daran geglaubt - und letztendlich ging der Ball dann doch noch rein."

Die Polen zeigten deutlich mehr Einsatz als bei ihrem Auftaktspiel. Sie hatten das erste Spiel gegen Ecuador überraschend mit 0:2 verloren. Deshalb ging es für sie beim Spiel in Dortmund um die letzte Chance, noch das Achtelfinale erreichen zu können. Klinsmanns Elf hatte es gegen die kämpfenden und gut verteidigenden Polen schwer. Zwar sorgten die schnellen Vorstöße des erneut sehr starken Philipp Lahm sowie Bastian Schweinsteiger immer wieder für Gefahr. Allerdings waren die deutschen Stürmer, Miroslav Klose und Lukas Podolski, an diesem Tag nicht so brandgefährlich wie sonst.

Deutschen vergeben Großchancen

Joker 2: Oliver Neuville war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, als er das 1:0 erzielte.

Für Klose und seinen Stürmerkollegen Podolski war es ein besonderes Spiel. Obwohl beide in Polen geboren sind und neben der deutschen auch die polnische Staatsangehörigkeit besitzen, haben sie sich entschieden, für das deutsche Team zu spielen. Deshalb waren beide Spieler ganz besonders motiviert. Sie sprachen vor dem Spiel von einer besonderen Herausforderung. Vielleicht haben sie sich selbst zu sehr unter Druck gesetzt. Jedenfalls konnte sich Podolski kaum in Szene setzen, während Torjäger Klose selbst beste Einschussmöglichkeiten ungenutzt ließ.

Im ersten Spiel gegen Costa Rica hatte Klose noch zwei Tore erzielt. Diesmal hatte er Pech. In der ersten Halbzeit köpfte er nach einer mustergültigen Flanke von Lahm am Tor vorbei. Und in der 90. Minute klatschte sein Kopfball an die Latte. Den Abpraller schoss Kapitän Michael Ballack ebenfalls an die Latte. Der neue Spieler vom FC Chelsea, der nach seiner überstandenen Wadenverletzung wieder von Beginn an spielen konnte, sagte nach dem Spiel: "Es war eine sehr, sehr gute Leistung von uns. Wir haben sehr gut gestanden und das Spiel kontrolliert. In der zweiten Halbzeit haben wir uns gesteigert, körperliche Überlegenheit bewiesen und immer auf das Siegtor gespielt."

Abwehr stark verbessert

Die deutschen Fans mussten lange zittern, bis sie in der Nachspielzeit erlöst wurden. (Quelle: Florian Kienetz)

Die in den deutschen Medien nach dem 4:2 gegen Costa Rica stark kritisierte Abwehr zeigte eine deutlich verbesserte Leistung. Die Innenverteidiger Per Mertesacker und der Dortmunder Christoph Metzelder machten eine starke Partie und ließen hinten nichts anbrennen. Bundestrainer Jürgen Klinsmann lobte nach dem Spiel seine Mannschaft. Sie habe über 90 Minuten versucht, Druck zu machen. "Der Zusammenhalt auf und außerhalb des Platzes waren einfach toll", sagte er. "Es war ein verdienter Sieg."

Deutschland hat jetzt sechs Tage Zeit, um sich auf das letzte Vorrundenspiel gegen Ecuador vorzubereiten. Am Dienstag spielt die Elf in Berlin um den Gruppensieg. Der Einzug ins Achtelfinale ist bereits sicher. Dort wartet dann ein schwerer Gegner aus der Gruppe B - vermutlich England oder Schweden.

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letzte Aktualisierung: 15.08.2009

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