von Florian Kienetz - 10.06.2006
Endlich ist es soweit: Die Fußball-WM in Deutschland hat am Freitagabend begonnen. Der deutsche Bundestrainer Jürgen Klinsmann zeigte sich nach dem torreichen 4:2-Erfolg seiner Mannschaft im Eröffnungsspiel gegen Außenseiter Costa Rica zufrieden. Im Angriff stach vor allem Nationalstürmer Miroslav Klose hervor. Die größten Probleme der Mannschaft liegen dagegen nach wie vor in der Abwehr.

"Wir haben die Zuschauer mitgerissen, und sie haben ein attraktives Spiel gesehen", sagte Klinsmann. "Es war ein außergewöhnliches Eröffnungsspiel." Die Partie im neuen Münchner WM-Stadion vor 59.416 Zuschauern war das torreichste Eröffnungsspiel seit der Weltmeisterschaft 1934. Damals hatte die italienische Mannschaft die USA mit 7:1 besiegt.
Auch ohne den angeschlagenen Kapitän Michael Ballack, der nach seiner Wadenverletzung noch nicht richtig fit war, konnte die Mannschaft im Angriff über weite Strecken überzeugen. Im Mittelfeld übernahm Tim Borowski Ballacks Rolle als Spielmacher. Der erfahrene Mittelfeldspieler Bernd Schneider erhielt die Kapitäns-Binde.
Geburtstagskind Miroslav Klose beschenkt sich selbst

Vor allem Miroslav Klose machte sich an seinem 28. Geburtstag gleich zwei Geschenke. Er traf zum 2:1 in der 17. und zum 3:1 in der 61. Minute. Bei den Toren stand der Nationalstürmer jeweils goldrichtig und brauchte die Pässe von Schweinsteiger und Lahm - allerdings im Nachsetzen - nur einzuschieben.
Insgesamt hat der Deutsch-Pole Klose bereits sieben Treffer bei Weltmeisterschaften erzielt. Beim Auftaktspiel der DFB-Elf bei der vergangenen WM in Japan und Südkorea hatte er gegen Saudi-Arabien gleich dreimal getroffen. Aber auch mit "nur" zwei Toren war das Geburtstagskind sehr zufrieden und sagte anschließend: "So ungefähr habe ich mir das heute morgen vorgestellt."
Katastrophale Abwehrfehler
An der erneut schwachen deutschen Abwehr, die wie schon in den Testspielen alles andere als sicher stand, übte der 56-fache Nationalspieler jedoch berechtigte Kritik: "Wir haben uns durch blöde Fehlpässe das Leben selbst schwer gemacht und ärgerliche Gegentore kassiert. Wir müssen in den nächsten Spielen bei Ballverlusten noch schneller umschalten."
Zwei haarsträubende Abspielfehler im Mittelfeld führten zu den beiden Gegentoren des costa-ricanischen Rekord-Torjägers Paulo Wanchope. Nach dem frühen 1:0 durch Philipp Lahm in der fünften Minute erwarteten viele Zuschauer vor den Fernsehgeräten und im Münchener WM-Stadion ein Schützenfest. Jedoch leistete sich der rechte Abwehrspieler Arne Friedrich einen groben Fehler, indem er zunächst das Abseits aufhob - und anschließend auch noch kurz reklamierte, statt dem gegnerischen Mittelstürmer sofort zu verfolgen und am Torschuss zu hindern. Wanchope nutzte die Fehler des Berliners eiskalt aus und schob unhaltbar für Nationaltorhüter Jens Lehmann zum 1:1 ein.
Starker Lahm

Jürgen Klinsmann nahm seine Abwehr später in Schutz. Die deutsche Mannschaft sei ein unheimlich hohes Tempo gegangen. Dabei könne immer mal wieder ein Fehler in der Rückwärtsbewegung passieren. Klinsmann: "Es ist klar, dass auch der Gegner seine Chancen bekommt. Aber ich habe heute sehr viel Positives gesehen."
Positiv war vor allem die tolle Leistung von Nationalspieler Philipp Lahm, der sowohl auf der linken Abwehrseite als auch in der Vorwärtsbewegung eine gute Figur abgab. "Es hat noch nicht zu 100 Prozent gestimmt, aber der Auftakt konnte sich trotzdem sehen lassen", sagte der Schütze des Traumtores zum 1:0 nach dem Spiel. "Bei meinem Tor gehörte ein wenig Glück dazu. Ich habe den Ball richtig getroffen, dann war das Ding drin." Der Bayern-Spieler betonte, dass es wichtig gewesen sei, mit einem Sieg zu starten. Lahm: "Vor allem zu Hause, bei der großen Euphorie, die hier herrschte. Ein Teil des Erfolges gehört auch den Fans. Sie waren der zwölfte Mann.“
Nächste Partie ist bereits ein Endspiel für den Gegner

Die Fans im Stadion feierten den WM-Auftakt und den Erfolg ihrer Mannschaft mit La-Ola-Wellen und Jubel. Sie sangen immer wieder laut: “Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“. Sie wollen die deutsche Nationalmannschaft im Finale der WM am 9. Juli im Olympiastadion sehen. Doch schon vorher steht für die deutsche Mannschaft eine Begegnung in Berlin auf dem Programm. Im dritten Vorrundenspiel trifft die Elf von Jürgen Klinsmann auf das Team Ecuadors, das am Abend überraschend 2:0 gegen die stärker eingeschätzten Polen gewann.
Durch die Niederlage im Auftaktspiel, geht es für die polnische Mannschaft bei der kommenden Begegnung gegen Deutschland bereits um alles oder nichts. Verliert sie, ist sie ausgeschieden. Deshalb wird es für die das deutsche Team alles andere als einfach, am kommenden Mittwoch in Dortmund gegen seinen östlichen Nachbarn zu gewinnen. Trotz der Auftakt-Niederlage gilt die polnische Mannschaft als der stärkste Gruppengegner. Zum Glück ist dann sehr wahrscheinlich der deutsche Kapitän, Michael Ballack, wieder dabei.
Deutschland - Costa Rica 4:2
1:0 Philipp Lahm (6.)
1:1 Paulo Wanchope (12.)
2:1 Miroslav Klose (17.)
3:1 Miroslav Klose (61.)
3:2 Paulo Wanchope (72.)
4:2 Torsten Frings (87.)

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