Deutschland - Argentinien: "Endspiel" im Viertelfinale

Teil 4 von 10

von Florian Kienetz - 25.06.2006

Deutschland ist nach der Top-Leistung im Achtelfinale gegen Schweden bestens vorbereitet für den Klassiker gegen Argentinien. Das Sturmduo Lukas Podolski und Miroslav Klose harmoniert prächtig. Schießen die beiden Angreifer Deutschland ins WM-Finale? Oder kommt das "vorweggenommene Endspiel" im Viertelfinale gegen die Südamerikaner zu früh für das deutsche Team?


Die Freude nach dem Spiel. Fans feiern den Sieg gegen Schweden mit Autokorsos und Hupkonzerten. (Quelle: Worldcupwiki (GNU))

Mit einer Gala vor allem in der ersten Halbzeit ist Deutschland jetzt bei dieser WM unter den besten acht Mannschaften der Welt angekommen. So zeigte sich Bundestrainer Jürgen Klinsmann auch hochzufrieden: "Wir sind stolz auf jeden Einzelnen. Es hat Spaß gemacht, der Mannschaft zuzusehen." Die erste halbe Stunde sei außergewöhnlich gewesen. Eine Leistung wie gegen Schweden im Achtelfinale habe man von einer deutschen Nationalmannschaft schon lange nicht mehr gesehen.

Auch der "Kaiser" Franz Beckenbauer, der fast alle WM-Spiele live in den Stadien anschaut, sagte: "Ich habe selten eine so starke deutsche Mannschaft gesehen, vor allem in der ersten Halbzeit. In der zweiten Halbzeit hatte man einen Mann mehr, da schlich sich hier und da ein Leichtsinnsfehler ein." Aber unter dem Strich habe die Mannschaft eine hervorragende Leistung geliefert und sei verdient weiter gekommen. Kapitän Michael Ballack war ebenfalls begeistert. "Wir haben sensationell gespielt und alles umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben", sagte er. "Es war wichtig, dass wir von Anfang an schnell ins Spiel gefunden haben und die tollen Fans uns angetrieben haben“.

Prinz Poldis Knoten ist geplatzt

Lukas Podolski hat in den vergangenen beiden WM-Spielen drei Tore geschossen. (Quelle: 1. FC Köln)

Der zweifache Torschütze Lukas Podolski sagte nach dem Einzug ins Viertelfinale: "Seit wir in Sardinien die Vorbereitung begonnen haben, sind wir als Team gewachsen. Die Stimmung steigt, das merkt man in der Mannschaft." Der 21-jährige Angreifer, der zur neuen Saison vom 1. FC Köln zu Bayern München wechselt, sagte, dass für Deutschland jetzt alles möglich sei. "Das war heute der erste Schritt, es sind aber noch drei zu machen“, sagte "Prinz Poldi".

Lukas Podolski ist eher schwach ins Turnier gestartet und hatte in den ersten beiden Vorrundenspielen keine überzeugenden Leistungen abgeliefert. Doch jetzt ist sein Knoten endgültig geplatzt. Sein Sturmkollege Miroslav Klose, der ihn nach dem Polen-Spiel noch heftig kritisiert hatte, sagte: "Lukas Podolski hatte es am Anfang schwer, aber nach seinem Tor im Spiel gegen Ecuador wusste ich, dass die WM für ihn jetzt los geht." Gegen Schweden schoss er in seinem künftigen Heimstadion seine Länderspieltore 14 und 15 und wurde von den deutschen Fans gefeiert.

Super Stimmung unter den Fans

Miroslav Klose gab bei den Treffern gegen Schweden die Vorlagen (Quelle: Werder Bremen)

Zwei deutsche Torjäger führen nach den ersten beiden Achtelfinalpartien die Torschützenliste an: Lukas Podolski liegt mit drei WM-Toren in der "Verfolgergruppe" unmittelbar hinter Miroslav Klose, der bislang viermal traf, aber gegen Schweden ohne Treffer blieb. Dennoch zeigte der Bremer eine hervorragende Leistung, indem er beide Treffer vorbereitete. Die beiden Angreifer harmonierten toll und kombinierten sehenswert im Strafraum. "Miro und ich verstehen uns auf und neben dem Platz", sagte Podolski.

Die Begeisterung der Fußball-Fans in Deutschland über Klose, Podolski, Ballack und Co. kennt keine Grenzen. Im ausverkauften WM-Stadion München feierten 66.000 Zuschauer die tolle Vorstellung und den Einzug ins Viertelfinale. In vielen Städten stiegen bei herrlichem Sommerwetter WM-Partys vor Großbildleinwänden. Die Gebiete für die Fan-Feste in Berlin und München wurden vor dem ersten K.O.-Spiel dieser WM vergrößert, und trotzdem mussten fast alle Public-Viewing-Plätze wegen Überfüllung noch vor dem Spiel geschlossen werden. Nach dem Schlusspfiff feierten die Fans mit ausgelassenen Siegesfeiern, Autokorsos und Hupkonzerten die Klinsmann-Elf.

"Vorweggenommenes Endspiel" gegen Argentinien

Hunderttausende Fans sehen die Spiele gemeinsam an "Public-Viewing-Plätzen". (Quelle: Worldcupwiki (GNU))

Hoffentlich geht die Party weiter: Im Viertelfinale kommt es zum Fußball-Klassiker - vielleicht zu einem "vorweggenommenen Endspiel". Deutschland, der dreimalige Weltmeister und Gastgeber dieser WM, trifft am Freitag um 17 Uhr im Berliner WM-Stadion auf den zweimaligen Weltmeister Argentinien. Im Finale der WM 1990 hatte die DFB-Auswahl Argentinien mit 1:0 besiegt, doch vier Jahre zuvor hatten die Südamerikaner im Finale mit 3:2 die Oberhand behalten.

Franz Beckenbauer ist optimistisch. "Das ist zu schaffen, wenn die Mannschaft so stark spielt wie gegen Schweden", sagte er. "Wenn das Team nur annähernd so gut spielt und die gleiche Einstellung zeigt, dann schlagen wir Argentinien und ziehen ins Halbfinale ein."

Mit dem Berliner Publikum im Rücken sollen die deutschen Spieler wieder einen Schub bekommen. Millionen Fans werden wieder vor den Fernsehern sitzen, auf den Fan-Festen feiern und hoffen, dass die Klinsi-Truppe Argentinien in die Knie zwingen kann. Jürgen Klinsmann formuliert das so: "Eine Fußball-Nation wie Deutschland kann nicht zufrieden sein, wenn sie im Viertelfinale ausscheiden würde. Und wir werden gegen Argentinien nicht ausscheiden."

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letzte Aktualisierung: 15.08.2009

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