19.06.2006
Nach Abpfiff konnten die Schweizer Nationalspieler jubeln. Besser hätte es für sie im Spiel gegen Togo gar nicht laufen können. Der 2:0-Sieg bedeutet, dass der Nati ein Unentschieden im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea ausreicht, um sich für das Achtelfinale zu qualifizieren. Bei einem Sieg wäre die Schweiz sogar Gruppensieger.

"Togo war ein sehr starker Gegner", sagte Torschütze Alexander Frei nach dem Schlusspfiff. "In unserer Gruppe gibt es ohnehin keine leichten Gegner." In der Tat hat Togo es seiner Mannschaft sehr schwer gemacht. Über ein Unentschieden hätte sich die Schweizer Nati nicht beklagen können. "Aber so ist es natürlich optimal für uns gelaufen", sagte Frei. Wichtig war nicht nur der Sieg, sondern auch, dass die Schweiz mit zwei Toren Abstand gewonnen hat. Jetzt führt sie die Gruppe G an und ist im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea eindeutig im Vorteil. Denn die Koreaner müssen auf jeden Fall gewinnen, um sich sicher für das Achtelfinale zu qualifizieren.
Der Schweiz reicht dagegen ein Unentschieden. Sie müssen nicht unbedingt das Risiko suchen und nach vorne spielen, um Tore zu erzielen. Sondern sie können sich ganz darauf konzentrieren, dass die Abwehr weiter so gut funktioniert wie in den ersten beiden Spielen. Die Defensive ist derzeit der stärkste Teil der Mannschaft.
Glück und Können auf Seiten der Schweizer Abwehr

Auch beim zweiten WM-Auftritt der Schweiz blieb der Kasten von Torwart Pascal Zuberbühler sauber. Noch nie war eine Schweizer Abwehr um die beiden Innenverteidiger Patrick Müller und Philippe Senderos so gut wie in diesem Turnier. Zum Können kam auch noch das Glück dazu. Denn eigentlich hätte es einen Elfmeter geben müssen, als Patrick Müller den togoischen Stürmer Emmanuel Adebayor in der 35. Minute im Schweizer Strafraum von den Beinen holte. Aber der Pfiff des Schiedsrichters blieb aus - Fehlentscheidung.
Trainer Jakob "Köbi" Kuhn konnte mit der Leistung seiner Mannschaft natürlich zufrieden sein. Seine Taktik ist voll aufgegangen. "In der letzten Viertelstunde sollte meine Mannschaft noch einmal alles nach vorne werfen, um das 2:0 zu erzielen", sagte er. Selbst wenn Togo die dadurch entstehenden Lücken in der Abwehr genutzt hätte, wäre das nicht weiter schlimm gewesen, so Kuhn: "Wenn man auf die Tabelle schaut, dann war es egal, ob dieses Spiel 1:1 oder 1:0 für uns ausgeht." In beiden Fällen hätte die Schweiz das letzte Spiel gegen Südkorea unbedingt gewinnen müssen.
Luxus-Trainingslager WM?

Das muss die Nati nach dem 2:0 kurz vor dem Abpfiff durch Tranquillo Barnetta jetzt nicht mehr unbedingt. "Wir müssen nicht, wir wollen aber", bekräftige Köbi Kuhn. Als Gruppen-Erster könnte die Schweiz nämlich aller Voraussicht nach das Duell mit den sehr starken Spaniern im Achtelfinale vermeiden. Trotz des perfekten Ergebnisses war der Schweizer Trainer nicht absolut zufrieden mit dem Spiel seiner Mannschaft. "Wir müssen im Mittelfeld noch besser werden", sagte Köbi Kuhn. "Aber wir sind ja auch hier um zu lernen."
Lernen? Bei einer Weltmeisterschaft? In der Tat sieht die Schweiz dieses Turnier als eine Edel-Vorbereitung auf die Europameisterschaft 2008 im eigenen Land. Natürlich will sie bei der WM möglichst weit kommen. Aber 2008 will das junge Schweizer Team unbedingt seinen ersten internationalen Titel gewinnen.
Streit machte Weiterkommen unmöglich

Auch Togos Trainer, der Deutsche Otto Pfister, sprach davon, dass sein Team bei seiner ersten WM-Teilnahme wenigstens etwas gelernt habe. "Ich bin mit der Leistung meiner Mannschaft sehr zufrieden, aber nicht so sehr damit, wie das hier gelaufen ist", sagte er. Damit dürfte er nicht nur die unglückliche Niederlage gemeint haben, sondern auch das Chaos, das seit Beginn der WM in seiner Mannschaft herrschte.
Erst gestern haben sich der togoische Fußball-Verband und das Team endlich darauf geeinigt, wie viel Geld jeder Spieler für seinen Auftritt bei der WM bekommt. Zuvor hat die Mannschaft sogar damit gedroht, aus Protest gar nicht erst gegen die Schweiz anzutreten. Weil dieser Streit ihn an seiner Arbeit hinderte, war Pfister zwischenzeitlich sogar als Trainer zurückgetreten. Doch nach einem mehrere Tage andauerndem Verwirrspiel und einer völlig missglückten Nachfolger-Suche, saß der Deutsche beim Auftaktspiel dann doch wieder auf der togoischen Bank.
Mit einer etwas ruhigeren und harmonischeren Vorbereitung hätte Togo durchaus Chancen gehabt, das Achtelfinale zu erreichen. Doch nun steht bereits fest, dass das afrikanische Team nach der zweiten unglücklichen Niederlage im zweiten Spiel trotz guter Leistungen nach der Vorrunde ausscheiden wird.

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