von Björn Pawlak
Mit dem Sturz der Qing-Dynastie war auch das Ende der Kaiserzeit gekommen. Die "Republik China" wurde gegründet, aber mehrere Provinzen rebellierten und strebten die Unabhängigkeit an. Während des Ersten Weltkrieges war China fast ausschließlich mit diesen inneren Konflikten beschäftigt. Im Zweiten Weltkrieg dagegen kam es wieder zum Krieg mit dem Erzfeind Japan. Gleichzeitig lieferten sich die "Kommunisten" und die "Nationalisten" einen Bürgerkrieg. Nach ihrem Sieg rief die "Kommunistische Partei" am 1. Oktober 1949 die "Volksrepublik China" aus.
Der erste offizielle Präsident der Republik China hieß Yuan Shikai. Er war eigentlich ein hoher General der kaiserlichen Armee, die das Kaisertum gegen die "Revolutionäre" verteidigen sollte, wechselte jedoch dann die Seiten.
Die Revolutionäre und ihr Führer Sun Yat-sen hatten im Jahr 1912 die Republik ausgerufen. Der letzte Kaiser hieß Pu Yi, er war erst drei Jahre alt, als mit dem Ausruf der Republik die Monarchie in China abgeschafft und er als Kaiser abgesetzt wurde.
In der neu gegründeten Republik kam es zunächst zu weiteren Aufständen. Der Präsident Yuan Shikai scheiterte bei seinem Versuch, die Monarchie wieder einzuführen und selbst Kaiser zu werden. Der Revolutionär Sun Yat-sen hatte mittlerweile die "Chinesische Volkspartei" gegründet (auch bekannt unter dem Namen "Kuomintang").
Erster Weltkrieg: Bündnis mit der "Entente"
Sun Yat-sen bestimmte als Parteiführer bis zu seinem Tod im Jahr 1925 die Ausrichtung der Kuomintang. Sein Nachfolger wurde Chiang Kai-shek, der die Partei im Sinne des "Anti-Kommunismus" erneuerte. Die Kuomintang war im bald beginnenden "Chinesischen Bürgerkrieg" der Feind der Kommunisten.
Während des Ersten Weltkrieges war China vor allem mit seinen inneren Angelegenheiten beschäftigt, dennoch war man ein Verbündeter der "Entente" (so nennt man das Militärbündnis zwischen Frankreich, England, Russland, Italien und den Vereinigten Staaten von Amerika während des Ersten Weltkrieges). Der Begriff "Entente" ist französisch und bedeutet "Bündnis". Der ernstzunehmende Gegner für China hieß weiterhin Japan, zum eigentlich Krieg mit Japan kam es jedoch erst wieder während des Zweiten Weltkrieges.
Zweiter Weltkrieg: Wieder Krieg gegen Japan
Japan besetzte 1930 die Mandschurei. Die chinesische Gegenwehr war fast nicht vorhanden, weil sich das Land bereits im Bürgerkrieg befand. Japan gründete dort einen neuen Staat mit dem Namen "Mandschuko", der von den Japanern vollständig kontrolliert wurde. China verweigerte sich nun dem Handel mit Japan, das darauf angewiesen war, seine Waren abzusetzen. In Japan machten die Kriegstreiber nun Stimmung gegen China, 1932 ließen sie erstmals Bomben über der ostchinesischen Stadt Shanghai abwerfen. China gab nach und es kam zunächst zu einem Waffenstillstand.
1937 flammte der militärische Konflikt wieder auf und der "Zweite Japanisch-Chinesische Krieg" begann. Japanische Soldaten drangen nach China vor und in Shanghai begann ein mehrere Monate andauernder Kampf. Beide Seiten hatten hohe Opferzahlen zu beklagen. Schließlich nahm Japan die Stadt Shanghai ein. Das japanische Militär drang nun weiter landeinwärts nach Nanjing vor, dort befand sich die Zentrale der Kuomintang.
Japan nahm auch Nanjing ein, nach der Besatzung der Stadt kam es zu einem Massaker durch die japanischen Truppen an der Zivilbevölkerung ("Massaker von Nanjing"): Mindestens 200.000 Zivilisten sollen dabei ermordet, chinesische Mädchen und Frauen systematisch vergewaltigt worden sein. Immer, wenn etwas sehr Schlimmes in der Geschichte passierte, sind die Darstellungen darüber später gegensätzlich. Die Historiker streiten dann über die "Wahrheit". Japan versuchte anfangs, die Berichte über das Massaker als "chinesische Propaganda" darzustellen und zu verharmlosen. Für die Chinesen ist das Massaker von Nanjing eine tiefe Wunde in der eigenen jüngeren Geschichte. Insgesamt hatte China nach Russland die zweitgrößte Opferzahl aller am Zweiten Weltkrieg beteiligten Nationen zu beklagen.
Atombomben erzwingen Japans Kapitulation
Der Parteiführer Chiang Kai-shek und die Kuomintang - Parteigründer Sun Yat-sen war mittlerweile tot - hatten sich weiter landeinwärts in die Stadt Chonqing zurückgezogen. China erhielt militärische Unterstützung von Russland, das sich ebenfalls mit Japan im Krieg befand. Zu Verteidigungszwecken ließ Chiang Kai-shek die Staudämme des Flusses Huanghe ("gelber Fluss") zerstören, um das Land zu überfluten. Das kostete aber auch Hunderttausenden von Menschen das Leben, die von den Wassermassen völlig unerwartet überrascht wurden. Etwa zwölf Millionen Menschen verloren ihre Wohnstätte.
Japan hielt das östliche China besetzt, den westlichen Teil versuchten die Kuomintang und die Kommunisten zu kontrollieren. Dabei kam es immer wieder zu Kämpfen zwischen diesen beiden Gruppierungen. Japan war zusehends an seinen anderen Kriegsfronten gefordert, so dass ein weiteres Vorgehen in China zum Stillstand kam. Schließlich kam es 1945 zu einem plötzlichen Kriegsende und zur Kapitulation Japans, nachdem die USA über den japanischen Städten Nagasaki und Hiroshima Atombomben abgeworfen hatten. Innerhalb weniger Wochen starben jeweils mehr als 100.000 Menschen - größtenteils japanische Zivilisten - an den Folgen der radioaktiven Verstrahlung.
"Chinesischer Bürgerkrieg"
Zwischen 1927 und 1949 bekämpften sich die Anhänger der Kuomintang und die Anhänger der Kommunistischen Partei Chinas. Die Kommunistische Partei (abgekürzt "KP") war 1921 gegründet worden. Diese und Kuomintang waren am Anfang eng miteinander verbunden, die KP war zunächst sogar in die Kuomintang eingegliedert. Dann kam es zum offenen Bruch zwischen den beiden Parteien und ihren jeweiligen Zielen.
Die Kommunisten waren ab 1925 dabei, eine "Gegenregierung" aufzustellen und einen Machtwechsel anzustreben. Die noch in China ansässigen ausländischen Mächte unterstützen die Kuomintang. Für die Kommunisten waren diese ausländischen Mächte "imperialistische Räuber", die China besetzt hielten. Chiang Kai-shek, der Führer der Kuomintang, ließ Aufstände blutig niederschlagen. 1927 kam es zum so genannten "Shanghai-Massaker", Kommunisten und streikende Arbeiter wurden dabei nach einem organisierten Streik in Shanghai ermordet.
Sieg der Kommunisten
Auf der Flucht vor den Kämpfern der Kuomintang zogen sich die Streitkräfte der Kommunistischen Partei (die "Rote Armee") im Jahr 1935 aus den umkämpften Gegenden in Ostchina nach Westen und Norden zurück, man nannte dies später den "Langen Marsch". In etwas mehr als einem Jahr legten die Truppen der Roten Armee bei ihrem großen Ausweichmanöver mehr als 12.000 Kilometer zu Fuß zurück, und das durch teilweise sehr schwieriges Gelände. Nur wenige hielten den Marsch bis zum Ende durch. Auf diesem "Langen Marsch" wurde Mao Zedong zum wichtigsten Führer innerhalb der Kommunistischen Partei. Später, nach der Machtergreifung der Kommunisten, wurde der "Lange Marsch" als Symbol für ihren Kampf und für ihr Durchhaltevermögen verherrlicht.
Die kriegerische Auseinandersetzung Chinas mit Japan während des Zweiten Weltkrieges verschob auch das Kräfteverhältnis zwischen der Kuomintang und den Kommunisten. Nach dem Ende des Weltkrieges kontrollierten die Kommunisten mit der Unterstützung von Russland die zuvor von Japan besetzte Mandschurei. Die Truppen der Kuomintang versuchten erfolglos, die Kontrolle dort zurück zu gewinnen. 1948 kapitulierten die letzten Truppen der Kuomintang, Chiang Kai-shek und etwa zwei Millionen Anhänger flohen auf die Insel Taiwan.
In China riefen am 1. Oktober 1949 die Kommunisten die "Volksrepublik China" aus. Die Kuomintang in Taiwan verstand sich selbst noch immer als einzige rechtmäßige Regierung der gesamten "Republik China". Die Volksrepublik erhob danach Anspruch auf die Insel Taiwan, Taiwan hingegen forderte fortan seine Unabhängigkeit ("Taiwan-Konflikt"). Insgesamt kostete der Chinesische Bürgerkrieg alleine durch bewaffnete Kämpfe, Krankheiten und Hungersnot mehr als eine Million Menschenleben.
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