Anna im Land der Aborigines - Letzter Teil

Teil 12 von 12

So, da bin ich also wieder. Nach einem ganzen Jahr "Down Under" bin ich nun wieder in Deutschland gelandet. Die Zeit ist wahnsinnig schnell vergangen, weil ich so viel erlebt und gesehen habe. Es war definitiv ein prall gefülltes Jahr voller Abenteuer, Überraschungen, Reisen, grandiosen Landschaften, lustigen Tieren und netten Menschen.


Leider kommt es in Australien aufgrund der Hitze und der Trockenheit immer wieder zu Waldbränden. (Quelle: Anna)

Ob trockene Wüste im Roten Zentrum oder Regenwald an der Ostküste, malerische Küstenabschnitte mit weißen Stränden in Queensland oder verwunschene Bergwildnis in Tasmanien, Dateneingabe an der Universität von Adelaide oder Kochen in der Schulküche in Moss Vale, Felsklettern in Onkaparinga oder Tiefseetauchen am Great Barrier Reef, freche - Abendessen klauende - Känguruhs auf Kangaroo Island oder bunte Fische in Cairns... all das bildet nur einen kleinen Teil meines Australienjahres. Es gibt immer noch so viel zu sehen und zu unternehmen, dass eine Rückkehr schon fest eingeplant ist!

Eine meiner besten Wochen hatte ich auf einer kleinen Farm mitten in der Pampa, wo ich einen Jackaroo/Jillaroo-Kurs besuchte (das sind die australischen Entsprechungen für Cowboy und Cowgirl). Fünf Tage lang haben wir dort Reiten, Rinder eintreiben, Schafe scheren, Peitsche knallen, Lassowerfen und so weiter gelernt. Außerdem wurden uns die Grundlagen des "Natural Horsemanship" beigebracht, das ist so etwas wie das Pferdeflüstern in dem Film "Der Pferdeflüsterer", also wie man das Tier als Freund und Partner behandeln kann, ohne es brutal zu bestrafen. Am besten haben mir die Ausritte gefallen.

Ein Tag ohne Menschen

Bei dem Jackaroo/Jillaroo-Kurs habe ich alles gelernt, was ein Cowgirl wissen muss. (Quelle: Anna)

Einmal waren wir den ganzen Tag unterwegs und haben keinen einzigen anderen Menschen getroffen, kein Haus gesehen, keine Straße, keinen Schornstein, nichts. Es gab nur den Wald, die Pferde und uns! Den größten Spaß hatten wir beim Eintreiben einer Rinderherde: Mit lautem Geschrei haben wir die Tiere durch den Wald bergauf zur Koppel getrieben und kamen uns dabei mächtig cool vor! Abends gab es dann wieder Lagerfeuer und Lieder mit Gitarre. Es kam mir manchmal wie ein Traum vor. Kaum zu fassen, dass ich tatsächlich da war!!

Das letzte halbe Jahr habe ich dann in der Nähe von Sydney als Köchin gearbeitet, was sehr lustig war, da ich eigentlich nicht kochen kann, aber das hatte sich halt so ergeben... Mit mehr Glück als Verstand habe ich mich irgendwie durchgewurstelt und voller Eifer den Kochlöffel geschwungen! Und da - wie in einem meiner früheren Berichte schon erwähnt - im Juni/Juli in Australien ja gerne ein bisschen Weihnachten gefeiert wird, bin ich sogar dazu gekommen, ein paar deutsche Weihnachtsplätzchen zu backen! Im Juni!

Tauchgang am Great Barrier Reef

Im nordaustralischen Cairns kann man selbst im Winter reichlich Sonne tanken. (Quelle: Anna)

Zum Schluss habe ich mir noch eine letzte Reise gegönnt und bin mit einer Freundin ins tropische Cairns im hohen Norden an der Ostküste gefahren. Dort haben wir im Juli, als in Australien eigentlich ja Winter war, eine warme und sonnige Woche verbracht. Absoluter Höhepunkt für mich war die Fahrt hinaus zum Great Barrier Reef, einem riesigen Korallenriff vor der Küste Australiens - das einzige "Lebewesen" der Erde, das man vom Mond aus sehen kann! Dort habe ich die wundersame Unterwasserwelt nicht nur beim Schnorcheln erkundet, sondern bin sogar getaucht - so richtig mit Sauerstoffflasche auf dem Rücken, Taucheranzug, Flossen und Maske. Etwas mulmig war mir zwar schon, aber es hat sich unbedingt gelohnt! "Nemo" habe ich leider nicht getroffen, dafür aber jede Menge andere bunte Fische und bizarr geformte Korallenbänke.

Auf den Inlandtouren habe ich wieder viel Regenwald gesehen, beeindruckende Wasserfälle, tolle Berglandschaften. Allerdings sahen wir im Hinterland auch jede Menge umgeknickter oder zumindest stark ramponierter Palmen, abgedeckte Häuser und sonstige Schäden, die der Wirbelsturm Larry wenige Monate zuvor angerichtet hatte.

Baden ohne Angst vor Krokodilen

Im Inland entdeckten wir beeindruckende Wasserfälle. (Quelle: Anna)

Wenig später bin ich dann wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Das Wiedereinleben ist mir nicht leicht gefallen. Allgemein vermisse ich die lockere, unkomplizierte Art der "Aussies", wie sich die Australier selber nennen. Hier in Deutschland sehen die Leute alles viel verkniffener und enger. Natürlich habe ich es genossen, hier in Deutschland mit meiner Freundin im Fluss baden gehen zu können oder durch eine Wiese zu laufen, ohne Angst vor tödlichen Haien, Schlangen, Krokodilen, Riesenquallen, Skorpionen, Spinnen und so weiter und so fort zu haben. Richtig bedroht gefühlt habe ich mich aber auch in Australien eigentlich nie. Haie habe ich nur aus dem Flugzeug gesehen, Schlangen entweder im Zoo oder tot, nur die Spinnen waren eine echte Plage - groß, haarig und einfach eklig. Aber je größer sie sind, umso ungefährlicher!

Nach dem langen Herumreisen ist es jetzt schön, wieder irgendwo anzukommen. Aber trotzdem vermisse ich die Freiheit, einfach nach Lust und Laune dorthin gehen zu können, wohin es einen gerade verschlägt. Ich kann ein solches Working-Holiday (Mischung zwischen Urlaub und Arbeit) jedem nur empfehlen, es ist die beste Art, Land und Leute intensiv und eben nicht nur als Tourist kennen zu lernen.

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letzte Aktualisierung: 15.08.2009

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