Anna im Land der Aborigines - Teil 4

Australienreise mit Anna Knopf / Der Mittelpunkt des Kontinents

Teil 4 von 12

von Anna Knopf - 26.08.2005

Hier kommt die Fortsetzung meines Reiseberichts! Am vergangenen Freitag bin ich mit einer Gruppe von Sydney weiter ins etwa 1.500 Kilometer entfernte Adelaide geflogen, wo wir uns von einer Freundin die Stadt und die Uni zeigen ließen. Sonntag ging es dann mit dem Flugzeug weitere 2.000 Kilometer ins Landesinnere zur nächsten Etappe: Alice Springs, das mitten im "roten Zentrum" Australiens liegt.


Anna hat in der Nähe des Kings Canyons viele freilaufende Kamele und Wildpferde gesehen. (Quelle: Anna Knopf)

Während ich in Adelaide noch sehr gefroren habe, ist es in Alice Springs richtig sommerlich warm. Wir hatten bereits in Sydney eine zweitägige Bustour gebucht, zu der wir am Montagmorgen um 5.20 Uhr (!) abgeholt wurden. Immerhin hatten wir an diesem Tag noch einmal eine Strecke von etwa 500 Kilometern zu bewältigen.

Wir waren 17 Leute, also eine recht kleine Gruppe, was sehr angenehm war. Schon die Fahrt durch die Halbwüste fand ich sehr schön, die Erde ist auch wirklich so rot, wie ich es erwartet hatte. Vom Bus aus konnte wir auch ab und zu Wildtiere sehen wie Wildpferde, Rinder und... Kamele! In Australien gibt es die größte Anzahl frei lebender Kamele, rund 600.000!

Früher wurden sie von Afrika nach Australien verschifft, um dort Waren durch die Wüste zu transportieren. Als sie dann durch den zunehmenden Bahn und Straßenverkehr „arbeitslos“ geworden sind, hat man sie freigelassen. Einmal dachte ich sogar, Giraffen gesehen zu haben, aber inzwischen glaube ich, dass mir meine Fantasie da einen Streich gespielt hat.

Bienenstock-Felsen in der Königs-Schlucht

Von Sydney an der Ostkünste führte Annas Weg zunächst nach Adelaide und schließlich nach Alice Springs in Zentralaustralien.

Unser erster Halt war der Kings Canyon ("Königs-Schlucht"), den wir in einer dreistündigen Wanderung erkundeten. Ich fand die roten Felsen total schön. Die roten Steine hatten teilweise die Form von riesengroßen Bienenstöcken! Manchmal sah es wiederum aus, als bestünden die Felsen aus roten Backsteinziegeln. Es war eine ganz unwirkliche Umgebung, in der es auch keine richtigen Wanderwege gab. Unsere Route führte uns quer über die Felsen.

Einmal konnten wir über die Klippen gut hundert Meter tief in die Schlucht schauen. Auf der Weiterfahrt sahen wir auf einmal einen Felsen, den wir alle sofort für den Uluru (das ist der Name der Aborigines für den Ayers Rock) hielten. Es war aber ein anderer Berg, der deswegen von den Einheimischen scherzhaft "Fooluru" genannt wird (Fool heißt im Englischen soviel wie „Depp“ und spricht sich „Fuhl“). Ich bin diesem gemeinen Berg also auch voll auf den Leim gegangen.

Abends kamen wir beim Campingplatz an, wo es Barbecue gab. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, draußen zu schlafen. Aber dann war es mir die Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt doch zu kalt, und ich habe die Übernachtung im Zelt vorgezogen. Unser Reiseführer (Tour Guide) hatte uns zuvor die Nacht unter freiem Himmel mit folgenden Worten schmackhaft gemacht: "Hier gibt es zwar ein 6-Sterne-Hotel. Aber Hey, was sind schon sechs Sterne? Ich gebe euch 6 Millionen Sterne!" Der Nachthimmel ist echt wahnsinnig toll. Selbst bei Vollmond und unter einer hellen Laterne sieht man viel, viel mehr und größere Himmelskörper als bei uns, wenn es völlig dunkel ist.

Wunderschöner Felsen im Sonnenaufgang

Von der Morgensonne angestrahlt leuchtet der Uluru (Ayers Rock) wunderbar rot. (Quelle: Anna Knopf)

Am nächsten Morgen sind wir wieder um 5 Uhr aufgestanden, um den Sonnenaufgang nicht zu verpassen. Durch die Dunkelheit sind wir Richtung Uluru gefahren, und dann tauchte auf einmal der pechschwarze Umriss des berühmten Felsens vor dem langsam heller werdenden Himmel auf. Allein dafür hat sich das frühe Aufstehen in der Morgenkälte schon gelohnt!

Ein Teil unserer Gruppe hat sich dafür entschieden, einmal ganz um den Uluru herum zu laufen. Das sind immerhin fast zehn Kilometer Wegstrecke. Das erste Atemberaubende war der starke und eisige Wind, der uns fast weggeblasen hat. Mutig sind wir weitergestapft, und die Aussicht hat uns für ALLES entschädigt! Mit der aufgehenden Sonne konnten wir langsam immer mehr von diesem zweitgrößten Monolithen (bedeutet: allein stehender Fels) der Erde sehen.

Er ist 330 Meter hoch, zweieinhalb Kilometer lang und hat, wie gesagt, einen Umfang von 9,4 Kilometern. Bei den australischen Ureinwohnern, den Aborigines (gesprochen Aboridschinieß), gilt er als heiliger Berg. Aus einem Stein des Ulurus soll einst der Mensch geschaffen worden sein. Seit 1987 zählt er auch zum Weltkulturerbe der Unesco. Das Farbenspiel beim Sonnenaufgang ist einfach unbeschreiblich und mit Worten nicht auch nur annährend wiederzugeben. Ich habe ja wirklich schon viel Schönes gesehen, aber trotzdem hat mir dieser Anblick wirklich die Tränen in die Augen getrieben.

Berg in Flammen

Der Uluru aus der Ferne, leider nicht von der Morgensonne beschienen. (Quelle: Wikipedia)

Ich konnte alle Farben von grau über ocker, goldgelb, orange und feuerrot sehen. Als die Sonne richtig schien, war es, als stünde der ganze Fels vor dem hellblau erleuchteten Morgenhimmel in Flammen. Ihr seht, ich bin immer noch restlos begeistert!

Es ist eine Erfahrung, die einen sehr demütig werden lässt, wenn man da als kleiner Mensch vor diesem Riesenkoloss in seiner Farbenpracht steht! Außerdem gab es noch die tollsten Felsformationen, Löcher und Hubbel zu bestaunen. Allein für diesen Anblick lohnt sich schon eine Fahrt nach Australien! Die rote Farbe kommt übrigens vom Eisen im Sandstein, das bei Berührung mit Luft oxidiert. Man kann also sagen, dass der Uluru „rostet“.

Als nächstes sahen wir uns noch kurz die Felsen Kata Tjuta (The Olgas) an, was soviel bedeutet wie „Viele Köpfe“. Denn es handelt sich um 36 Felskegel, die alle dich beieinander stehen. Seitdem das ganze Gebiet wieder zurück an seine ursprünglichen Besitzer, die Anangu-Aborigines, gegeben worden ist, sind die meisten Wege geschlossen. Deshalb haben wir nur einen kurzen Spaziergang hinein gemacht. Der höchste Felsen ist mit 500 Metern sogar noch 200 Meter höher als Uluru und ebenso rot!

Busfahrer mit schlechtem Gewissen

Dieses Foto habe ich aus dem Bus heraus aufgenommen. Es zeigt die wunderbaren roten Sanddünen im Zentrum Australiens. (Quelle: Anna Knopf)

Nach dem Mittagessen wollten wir um 13 Uhr wieder zurückfahren. Als ich um Punkt 13 Uhr gerade aus dem Bad kam, hörte ich meinen Bus grade noch wegfahren. Super! Fährt der Busfahrer-Heini einfach ohne mich ab!!!! Ein anderer Fahrer von derselben Bus-Gesellschaft hatte mir schon angeboten, mich mitzunehmen, als ein Mädchen aus meiner Gruppe doch noch zurück gerannt kam, um mich zu suchen. Unser „Heini“ hatte seinen Reisebus buchstäblich in den Sand gesetzt und steckte noch über dem Campinggelände fest. Ich finde, dass ihm das irgendwie Recht geschehen ist.

Er schien wenigstens ein schlechtes Gewissen zu haben, denn später, als er seinen Bus wieder befreit hatte, durfte ich nach vorne auf den Beifahrersitz kommen. Ich wollte nämlich so gerne die roten Sanddünen am Straßenrand fotografieren. Da er schlecht mitten auf dem Highway (Autobahn) anhalten konnte, ist er zumindest extra langsam gefahren, damit ich ein Foto machen konnte!

Liebe Grüße und bis bald,

eure Anna

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letzte Aktualisierung: 15.08.2009

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