von Anna Knopf - 06.10.2005
Hier erhaltet ihr mal wieder Neuigkeiten aus Australien von mir! Ich bin jetzt seit etwas mehr als zwei Wochen in Adelaide, wo es mir sehr gut gefällt. Es ist allerdings doch nicht so einfach hier Geld zu verdienen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Bis Samstag hatte ich immerhin meinen ersten Kurzzeit-Job auf der Royal Adelaide Show (königlichen Adelaide-Schau). Davon möchte ich euch erzählen. Meine beiden stinkfaulen Chefs waren echt der Hammer.
Die Royal Adelaide Show ist eine riesige Ausstellung von Tierzüchtern und Landwirten, auf der auch zahlreiche Waren angeboten werden. Zusammen mit mehreren anderen Mädchen habe ich "Showbags" verkauft. Das sind Taschen, die mit unzähligen Werbeartikeln wie Getränken, Müsliriegeln, Schokoladen und Zeitschriften gefüllt sind.
Das Witzige war, dass ich mich gar nicht für diesen, sondern für einen anderen Job bei dieser Ausstellung beworben hatte. Zunächst gab es eine riesige Verwirrung, weil ich – ohne dass ich es gemerkt habe – von zwei Firmen gleichzeitig engagiert wurde. Als mir das klar geworden ist, habe ich mich für den etwas besser bezahlten Job entschieden. Später stellte sich dann allerdings heraus, dass ich möglicherweise einen Fehler gemacht hatte.
"Los jetzt, verkaufe etwas!"
Der erste Tag war absolut langweilig, weil wir die ganze Zeit nur herumstehen und unsere Taschen anpreisen mussten. Acht Stunden lang immer dieselben paar blöden Sätze zu wiederholen war nicht so spannend. Aber am Samstag wurde es dann sehr voll und hektisch, und wir sind kaum hinterhergekommen, die Taschen zu füllen. Es war ganz schön anstrengend, am laufenden Band schwere Kartons heranzuschleppen, sie zu öffnen, die Taschen zu füllen und sie über die Theke zu wuchten. Außer in den Pausen konnte ich dabei nie sitzen, um einmal kurz zu verschnaufen.
Aber es war trotzdem besser, als nichts zu tun zu haben. Mir hat es sogar Spaß gemacht. Die anderen Mädchen waren alle sehr nett, nur unsere beiden Chefs waren leider ziemliche Idioten. Sie haben uns ständig herumkommandiert und haben ansonsten die ganze Zeit nur faul herumgesessen, so dass wir im dichten Gedränge ständig über sie gestolpert sind. Wenn wir keuchend Kisten heranschleppten und keinen Atem mehr hatten, um unseren Verkaufs-Spruch herunterzuleiern, wurden wir sofort angemeckert. „Los jetzt, verkaufe etwas!”, hieß es dann jedes Mal.
Gemeinsames Leid schweißt zusammen
Das Beste ist mir am letzten Tag der Ausstellung passiert, als ich als einzige Helferin noch bis 9 Uhr abends eingeteilt war. Einer meiner beiden Chefs hat sich tatsächlich getraut mir zu sagen: "Ich bin zu müde, mich zu bücken. Kannst du mal den Müll unter der Theke wegräumen?" Ich habe geglaubt, meinen Ohren nicht mehr trauen zu können! MIR tat der Rücken höllisch weh nach acht Stunden Schufterei, und der Typ hatte den ganzen Tag lang keinen Finger gerührt!
Aber auch wenn sich das alles nicht so schön anhört, hatte ich trotzdem einen gute Zeit und viel Spaß. Vor allem, weil die anderen Mädchen genauso genervt waren wie ich, und gemeinsames Leid schweißt ja bekanntlich zusammen. Irgendwie war es sogar witzig. Am letzten Abend durfte ich mir dann wenigstens alle möglichen Sachen mitnehmen, die übrig geblieben waren. Aber unsere Chefs haben es noch nicht einmal für nötig gehalten, sich am Ende der neun Tage bei uns für unseren Einsatz zu bedanken.
Wieder auf Jobsuche in Australien
Heute Morgen habe ich mich mit einigen der Mädchen getroffen, die ich auf der Messe kennen gelernt hatte. Gemeinsam haben wir ein bisschen Dampf abgelassen und viel gelästert. Jede von uns konnte seine eigenen Erlebnisse mit den beiden stinkfaulen Chefs erzählen. Wir sind uns einig, dass diese Arbeit eine einmalige Erfahrung war.
Jetzt bin ich weiterhin auf der Jobsuche und hoffe, dass sich bald was ergibt. Ich hatte schon einige Vorstellungsgespräche, von denen sich wenigstens zwei sehr viel versprechend angehört haben.
In meiner Wohngemeinschaft hier in Adelaide fühle ich mich auch sehr wohl. Das Wetter wechselt im Moment häufig: Letzten Freitag hatten wir bestimmt 25 Grad, aber gestern war es wieder eisig kalt. Ich habe mir übrigens vergangene Woche ein gebrauchtes Fahrrad für 50 Australische Dollar (entspricht etwa 50 Franken oder 30 Euro) gekauft. Damit bin ich jetzt etwas beweglicher.
Viele Grüße und bis bald,
eure Anna
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