von Anna Knopf - 27.12.2005
Nachträglich frohe Weihnachten euch allen! Die Woche, in der ich als freiwillige Umweltschützerin in einem tasmanischen Nationalpark gearbeitet habe, war echt super. Wir haben mit insgesamt sieben netten Leuten aus Deutschland, Korea und Wales in einem tollen Haus gewohnt, und gearbeitet haben wir auch nicht sehr hart.
Da hat irgendetwas mit der Organisation nicht richtig geklappt: Eigentlich sollten wir gefällte Bäume abtransportieren. Allerdings waren die Holzfäller nicht da, sodass unsere Tage mehr oder weniger aus Warten, Lesen und Essen bestanden.
Damit ihr euch das vorstellen könnt, schildere ich euch mal einen typischen Tag: Wir kamen um etwa halb 10 Uhr morgens im Nationalpark an. Dann mussten wir eine halbe Stunde warten. Um Punkt 10 Uhr wurde IMMER Frühstückspause gemacht, egal, ob wir vorher gearbeitet hatten oder nicht. Danach haben wir wieder gewartet und gelesen – vom dritten Tag an waren wir schlau genug, uns Bücher zur "Arbeit" mitzunehmen.
Weg mit dem Ahorn
Irgendwann wurde es unserem Teamleiter zu blöd, und er hat uns zum Ahornjäten abkommandiert. Im Gegensatz zu Europa ist dieser Baum hier in Australien ein fremdes Gewächs, das sich nicht ausbreiten soll – es gehört einfach nicht hier her. Wir haben also eine halbe Stunde lang kleine Ahorn-Bäume ausgerissen, bevor es um 12 Uhr Zeit für die Mittagspause war.
Währenddessen fing es an zu regnen, sodass wir unsere "Arbeit" vorzeitig abbrechen mussten. Bis wir zurück in unserem Haus waren, schien natürlich wieder die Sonne. Aber gearbeitet haben wir an diesem Tag trotzdem nicht mehr. Wie man sieht, haben wir uns nicht überanstrengt. Doch an anderen Tagen mussten wir Unkraut ausrupfen, was dann richtig belastend sein konnte. Besonders dann, wenn es heiß war. Zudem war das Unkraut oft ganz schön stachelig.
Sonnenbad am Seeufer
Am 22. Dezember haben wir sogar im See gebadet und uns gesonnt. Das war so schön, kam uns Deutschen aber ganz komisch vor. Wir sind es nicht gewohnt, im Dezember draußen zu schwimmen.
Ein Höhepunkt war für mich, gemeinsam mit vielen anderen Menschen Weihnachtslieder, die hier Christmas Carols heißen, zu singen. Davon hatte ich ja in der vorigen Mail schon kurz berichtet. Es fand in einem Park statt, der so richtig knüppeldickevoll mit Menschen war. Ich schätze, dass 1000 Leute da waren, die alle eine Decke, Stühle und Picknickkörbe mitgebracht und es sich auf dem Rasen bequem gemacht haben.
Tausend Kerzen in der "Stillen Nacht"
Es war wirklich ein Mordsspektakel! Um 18.30 Uhr fing es so richtig an. Verschiedene Bands sind aufgetreten, aber auch Solosänger. Außerdem gab es kleine Tanzaufführungen und natürlich jede Menge Weihnachtslieder zum Mitsingen! Bei "Silent Night" (Stille Nacht, heilige Nacht) haben wir dann alle unsere Kerzen angezündet. Das sah einfach gigantisch aus, wenn im Halbdunkel 1000 Kerzen leuchten!
Am 24. Dezember sind meine Namensvetterin Anna und ich nach Hobart zurückgefahren. Dort wollten wir Weihnachten mit Sarah feiern, die wir aus unserer früheren Wohngemeinschaft kennen. An Heiligabend wollten Anna und ich etwas Besonderes zusammen unternehmen, also sind wir thailändisch essen gegangen und danach in den Mitternachtsgottesdienst. Das Wetter war richtig "weihnachtlich“ und „deutsch": Es hat geregnet und war abends nur 9 Grad warm. In meiner Heimatstadt Leverkusen hat es an diesem Tag auch geregnet und war 7 Grad kalt. Und ich hatte gedacht, hier sei Sommer!
Englisches Festessen in Australien
Hier in Australien ist der 25. Dezember der wichtigste Weihnachtstag, nicht – wie bei uns – Heiligabend. Zum Mittagessen waren wir bei Sarahs Mutter eingeladen. Da ihre Familie aus England stammt, gab es natürlich den traditionellen englischen Truthahnbraten mit allem Drum und Dran.
Am 26. Dezember ("Boxing Day") haben wir im Fernsehen den Beginn eines Yacht-Rennens geschaut. 84 Segelyachten sind in Sydney gestartet. Das Ziel ist Hobart, wo ich jetzt bin. Wie ich erfahren habe, ist das das anspruchsvollste Wettsegeln der Welt. Morgen werden die Yachten hier sein. Das werden wir uns natürlich nicht entgehen lassen!
Hoffentlich habt ihr alle die Feiertage gut überstanden. Ich fühle mich immer noch ganz "aus der Welt gefallen", weil Weihnachten im Sommer für mich eben etwas ganz Besonderes ist. Ich will mich möglichst bald wieder bei euch melden. Bis dahin viele Grüße aus Tasmanien,
eure Anna
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