Kluge Denker und weise Philosophen, die Götterwelt des Olymps, die Akropolis in Athen... Würde man alles aufzählen, was einem zum antiken Griechenland einfällt, käme eine ganz schön lange Liste zusammen. Schließlich hatten die alten Griechen großen Einfluss auf spätere Kulturen, auch auf unsere. Was war das Besondere an der griechischen Kultur, in welchen Bereichen hat sie uns geprägt und was machte das Leben der Griechen aus?
Eigentlich ist es eine Verallgemeinerung, wenn man heutzutage von "den alten Griechen" spricht. Denn sie lebten gar nicht alle in einem großen Land wie es heute zum Beispiel in Ländern wie Frankreich oder Deutschland der Fall ist, sondern in vielen kleinen Ländern. Das Zentrum jedes Landes bildete die so genannte "Polis" - das war eine Art Stadtstaat.
Vergleichen könnte man die damaligen Stadtstaaten mit den deutschen Städten Bremen und Hamburg, die nicht nur einfache Städte, sondern gleichzeitig auch Bundesländer sind. Diese Stadtstaaten hatten oft Streitigkeiten miteinander, es wurden auch nicht selten Kriege geführt. Aber sie hatten auch sehr viel gemeinsam, denn sie sprachen dieselbe Sprache, benutzten dieselbe Schrift und sie beteten zu den gleichen Göttern.
Die Demokratie als "Erfindung der Griechen"
Am Anfang hatten alle Stadtstaaten der Griechen noch Könige, es herrschte also eine Monarchie (das ist die Herrschaft eines Einzelnen). Aber nach und nach setzte sich in allen Königreichen mit Ausnahme von Sparta und seinen Verbündeten die Demokratie durch. Das Wort "Demokratie" bedeutet soviel wie "Herrschaft des Volkes".
Bei uns ist es selbstverständlich, dass Frauen und Männer wahlberechtigt sind. Im alten Griechenland berieten nur alle freien Männer über die wichtigen Angelegenheiten im Staat. Sklaven und Frauen durften nicht mitbestimmen. Betreffend der Politik hatten die alten Griechen also eine ziemlich enge Vorstellung davon, wer zum Volk gehörte und wer nicht. Das ändert aber nichts daran, dass das Staatssystem der Demokratie eine Erfindung der alten Griechen war, die sich bis heute weiterentwickelt und in vielen Ländern der Erde durchgesetzt hat.
Große Philosophen, Denker und Dichter
Aber die Demokratie ist bei Weitem nicht die einzige Erfindung, für die die alten Griechen berühmt sind und die bis heute nachwirkt. Die Griechen waren zum Beispiel die Vorreiter der Theaterkunst und natürlich die Begründer der Olympischen Spiele, die damals abgehalten wurden, um griechische Götter zu ehren. Viele Griechen haben ihre Gedanken und Errungenschaften schriftlich festgehalten und konnten deshalb großen Einfluss auf spätere Kulturen nehmen. Dazu gehört zum Beispiel der Philosoph und Mathematiker Pythagoras, dessen Namen noch heute jeder Mathe-Schüler kennen dürfte.
Auf die Gedanken und Lehren des bedeutenden Philosophen Sokrates (469-399 v. Chr.) und dessen Schüler Platon (ca. 428-348 v. Chr.) bauen viele spätere Philosophien auf, sie werden heute wie damals diskutiert. Der berühmte Philosoph Aristoteles, der von 384 bis 328 vor Christus lebte, war wiederum ein Schüler Platons. Er kam im Alter von 17 Jahren nach Athen, dem damaligen Zentrum der Philosophie, und trat in Platons Akademie ein. Aristoteles hat nicht nur die Philosophie, sondern viele weitere wissenschaftliche Disziplinen wie Logik, Ethik, Dichtkunst, Physik oder Staatslehre maßgeblich beeinflusst. Und auch die großen Werke Homers, dem "ersten Dichter des Abendlandes", werden nach wie vor gelesen und bewundert.
Das griechische Alphabet
Ebenfalls wichtig und einflussreich war die Schrift der Griechen. Sie war tatsächlich die erste Schrift, die man so schreiben konnte, wie man sie sprach, weil jeder Laut einem eigenen Buchstaben entsprach. Es gab sowohl Buchstaben für Vokale (heute A, E, I, O, U) als auch für Konsonanten (zum Beispiel B, R, S, T und so weiter). Man konnte die Schrift also genauso lernen und anwenden, wie es uns auch bei unserer heutigen Schrift möglich ist.
Andere Völker nahmen sich die griechische Schrift zum Vorbild, wie zum Beispiel die Römer. Sie wandelten die Buchstaben ab, aber das Prinzip blieb dasselbe - bis heute, denn wir benutzen noch immer die römischen Buchstaben. In der Wissenschaft, zum Beispiel in der Mathematik, werden allerdings heute noch oft griechische Buchstaben verwendet.
Männer und Frauen in Griechenland
Natürlich war nicht jeder Grieche ein einflussreicher Wissenschaftler oder Philosoph. Die meisten Menschen in Griechenland waren "einfache Leute", die ihrem Alltag nachgingen. Sie lebten in Ehen, die oft nicht aus Liebe geschlossen wurden, sondern als Abkommen zwischen zwei Familien. Griechinnen heirateten meistens schon sehr früh, nämlich schon mit 13 bis 15 Jahren. Die Männer waren in der Regel älter, nämlich zwischen 20 und 30 Jahren.
Der Vater eines Mädchens musste bei der Heirat eine Mitgift stellen, also Geld oder andere Güter, mit Hilfe derer es versorgt werden sollte. Verwaltet wurde die Mitgift aber vom späteren Ehemann. Es war für eine Familie deshalb sehr belastend, wenn sie mehrere Töchter hatte, denn für die Mitgift jeder einzelnenTochter musste gesorgt sein. Im Allgemeinen wünschten sich die meisten Eltern lieber einen oder mehrere Söhne.
Lebensalltag der alten Griechen
Die meisten Griechen lebten in einfachen Holzhäusern. Das ist auch der Grund, warum von den damaligen Wohnhäusern heute nichts mehr übrig ist. Einige der mächtigen Tempel haben allerdings - zumindest in Überresten - bis heute überdauert, obwohl sie schon über 2.000 Jahre alt sind. Die griechischen Tempel wurden aus massivem Stein gebaut und können deshalb noch heute bestaunt werden - wie zum Beispiel die berühmte Akropolis in Athen.
Die Ernährung im alten Griechenland war im Allgemeinen ziemlich karg - immerhin waren viele Lebensmittel in Europa überhaupt nicht bekannt. Reis, Mais, Kartoffeln, Tomaten - das alles gab es im alten Griechenland noch nicht. Die meisten Griechen ernährten sich von Brot oder Brei aus Gerste und Weizen, von Bohnen oder Linsen sowie Früchten und Milchprodukten. Die wohlhabenden Griechen konnten es sich leisten, auch regelmäßig Fleisch, Fisch oder Gemüse zu essen.
Die Götter des Olymp
Für die alten Griechen war ihre Religion sehr wichtig. Jede Jahreszeit und jedes Leben war in Feste, Kulte und Riten gegliedert. Wie wichtig den Griechen ihre Religion war, sieht man auch daran, dass sogar Kriege für bestimmte Feste oder Riten unterbrochen wurden. Die Religion der Griechen war in mehrerer Hinsicht ganz unterschiedlich zu den heutigen Weltreligionen. Der größte Unterschied ist, dass es bei den Griechen mehrere Götter gab, die alle ihren eigenen Zuständigkeitsbereich hatten. Dionysos war zum Beispiel der Gott des Weines, Artemis die Göttin der Jagd. Die Göttin Hestia schützte das Feuer im Haus, Ares war der Gott des Krieges.
Ein weiterer Unterschied der griechischen Religion zu den heutigen Weltreligionen ist die Vorstellung, dass sich die Götter immer wieder in ihrer menschlichen Gestalt auf die Erde begeben und in die Angelegenheiten der Sterblichen einmischen. Oft werden ihnen auch menschliche Eigenschaften und Verhaltensweisen untereinander zugesprochen - wie Eifersucht, Liebe, Zorn und Rache. Viele der griechischen Götter sind uns heute noch aus Sagen bekannt: Der Göttervater Zeus mit seiner eifersüchtigen Ehefrau Hera, die schöne Aphrodite - die Göttin der Liebe und Schönheit - und ihr Ehemann Hephaistos oder der Götterbote Hermes. Es gibt unzählige Sagen über die Entstehung und Abstammung der einzelnen Göttergeschlechter, ihre Verbindungen miteinander und ihre vielen Abenteuer. Sie haben die Zeiten überdauert und werden noch heute viel gelesen.
Abenteuerliche griechische Heldensagen
Berühmt sind aber nicht nur die Göttersagen aus dem alten Griechenland, sondern auch die Sagen um die großen griechischen Helden. Viele Autoren und Filmemacher lassen sich auch heute noch von den spannenden, abenteuerlichen und oft auch düsteren Heldenmythen inspirieren, und den meisten Menschen sind die berühmtesten Helden ein Begriff.
Eine der bekanntesten Sagen ist die Geschichte vom Labyrinth auf Kreta, in dem der Held Theseus den schrecklichen Minotaurus erschlägt - ein Wesen mit menschlichem Körper und dem Kopf eines Stieres - und so die schöne Prinzessin Ariadne rettet. Auch der Held Achilles ist heute noch bekannt. Er war der Sage nach der Sohn eines Sterblichen und der Meeresnymphe Thetis, die sich nicht damit abfinden wollte, dass ihr Sohn sterblich war. Sie tauchte ihn in den Fluss Styx, der die Unterwelt von der Oberwelt trennte, und machte ihn so unverwundbar. Nur an der Stelle, an der Thetis ihn hielt, blieb er verletzbar. Deshalb sprechen wir heute von der Achillesferse, wenn wir die (einzige) Schwäche eines Menschen meinen.
Eroberungen Alexanders des Großen und Machtgewinn Roms
Durch die Eroberungszüge Alexanders des Großen (356-323 vor Christus), damaliger König von Makedonien, verlor Athen seine bedeutende Stellung. Im Zeitalter des so genannten "Hellenismus" war die griechische Kultur schließlich in den drei großen hellenistischen Reichen, nämlich in Ägypten, Syrien und Makedonien, vorherrschend.
Die Reiche wurden jedoch später von den Römern erobert, die seit etwa 50 vor Christus die Führungsrolle übernahmen. In der Spätantike waren dann die lateinische Sprache und die römische Kultur dominierend. Was jedoch entscheidend ist: Auch Rom war zuvor eine Provinz griechischer Kultur gewesen - diese hatte also die römische entscheidend geprägt. So einflussreich, wie die griechische Kultur auf kommende Kulturen war, kann man sich nur schwer vorstellen, wie unser Leben heute aussehen würde, hätte es die alten Griechen nicht gegeben.
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