von Britta Pawlak
Zwischen dem 5. und 21. August 2016 finden in der brasilianischen Großstadt Rio de Janeiro die Olympischen Sommerspiele statt. Die Olympischen Spiele sollen bereits 4.000 Jahre alt sein und sind damit das älteste und wohl bedeutendste Sportfest der Welt. Seine Ursprünge gehen zurück auf das antike Griechenland. Bis zur heutigen Zeit haben sich die Spiele sehr gewandelt. Hielt man die antiken Olympischen Spiele ab, um die "Götter zu erfreuen", sollen sie heutzutage der Völkerverständigung dienen. Aber auch der Wettkampf unter den Nationen spielt eine große Rolle - und nicht zu vergessen ist, dass die großen Sportveranstaltungen für wirtschaftliche und politische Interessen genutzt werden.
Die antiken Spiele wurden in Griechenland ausgetragen - auf dem heiligen Hain von Olympia, der auf der Halbinsel Peloponnes liegt. Laut griechischer Mythen sind Herakles, Sohn des höchsten Gottes Zeus und der irdischen Alkmene, oder auch Pelops, Sohn des phrygischen Königs Tantalos, Begründer der Olympischen Spiele.
Der genaue Grund der Austragung ist nicht ganz geklärt. Einige Forscher vermuten, dass den antiken Spielen Feiern für Rhea, der Mutter des Gottes Zeus, zugrunde liegen. In jedem Fall fanden die Spiele - wie auch viele andere Veranstaltungen - statt, um einen oder mehrere der griechischen Götter zu ehren. Die alten Griechen trugen eine Menge solcher Spiele aus. Die Olympischen waren davon jedoch die ältesten, bekanntesten und somit bedeutendsten von allen.
Die Disziplinen des antiken Sportfestes
Über lange Zeit gab es nur eine einzige Disziplin - den Stadionlauf. Dieser ging über die Länge des Stadions, welche exakt 192,27 Meter betrug. Der Sieger des Wettlaufs durfte das Feuer vor dem Zeustempel entfachen und bekam einen Olivenkranz. Dies galt als besondere Ehre und er wurde als Idol gefeiert. Zu dieser Zeit dauerte die gesamte Veranstaltung gerade einmal einen Tag. Erst später, nachdem immer mehr Sportarten hinzugekommen waren, gingen die Spiele über eine längere Zeit.
Der bedeutende Fünfkampf, der seit 708 vor Christus bei den Olympischen Spielen ausgetragen wurde, beinhaltete die Disziplinen Diskuswerfen, Weitsprung, Speerwerfen, den Stadionlauf und den Ringkampf. Auch Reiten, Pferderennen, Boxen und weitere Sportarten wurden teil der Olympischen Spiele. Schließlich wurden sie auf fünf Tage ausgeweitet. Bei den "gymnischen Wettbewerben" ("gymnos" bedeutet "nackt") traten die Athleten übrigens ganz ohne Kleider an. Sie umfassten alle Sportarten der Leicht- und Schwerathletik.
Die Olympischen Spiele als politisches Forum
Nicht alleine die Götterverehrung und der Wettkampf standen im Vordergrund. Die Zeit der Austragung wurde ebenso als politisches und auch wirtschaftliches Forum genutzt. Vertreter aus dem ganzen Land kamen zusammen und es war eine ideale Plattform, um Neuigkeiten zu erfahren und zu verbreiten. Das Spektakel um die sportlichen Veranstaltungen glich mit den vielen Theatern und Musikern einem kulturellen Volksfest.
Nur unverheiratete, freie Männer, die sich nichts zu Schulden kommen lassen hatten, waren zu den Wettkämpfen zugelassen. Für die Frauen fanden eigene Wettkämpfe zwischen den Olympischen Spielen statt, die als Heräen bezeichnet wurden. Die Wettkämpfe von Olympia begannen stets nach dem ersten Vollmond nach der Sommersonnenwende. Das Fest wurde mit einer großen Opferzeremonie eingeleitet. In der Antike wurde nur der beste Athlet gefeiert. Für den zweiten oder dritten Platz gab es keine Ehrung. Die Sieger der Spiele wurden nicht nur verehrt, sie waren dadurch auch privilegiert - sie erhielten zum Beispiel Vorzüge wie Steuerbefreiungen, Geschenke, Ehrenrechte oder Geldprämien.
Der römische Kaiser ließ die Spiele verbieten
Ungefähr um 750 vor Christus wurden die Spiele neu geregelt. Man legte fest, dass kurz vor bis kurz nach den Olympischen Spielen eine "heilige Waffenruhe" eingehalten werden musste. Diese sollte den Besuchern und Athleten eine sichere An- und Abreise garantieren. Schon damals gab es eine vierjährige Pause zwischen den Spielen. Diese nannte man Olympiade - heute wird dieser Begriff häufig fälschlicherweise nicht für die Pause, sondern für die Spiele selbst verwendet.
Ungefähr 400 Jahre nach Christi Geburt wurden die Spiele von dem römischen Kaiser Theodosius I. verboten. Er selbst war Christ und empfand die Spiele als "heidnisches Ritual" und Verehrung heidnischer Götter. Heiden nannte man die Völker, die nicht einer Religion mit dem Glauben an einen einzigen Gott angehören. Sein Enkel ließ 30 Jahre später alle Tempel von Olympia zerstören und die Spiele gerieten in Vergessenheit. Erst 1896 wurden die Olympischen Spiele der Neuzeit zum ersten Mal wieder ausgetragen. Sie sollten der Völkerverständigung dienen - und als länderübergreifender Vergleich zwischen den Athleten.
Pierre de Coubertin ließ Olympia in der Neuzeit wieder aufleben
Bis heute sind die Olympischen Spiele eine beliebte und bekannte Sportveranstaltung. Es wird in zwei Arten der Spiele unterteilt, die Winterspiele und die Sommerspiele. Die Olympischen Winterspiele wurden erst 1924 eingeführt. Anfangs veranstaltete man sie im gleichen Jahr wie auch die Sommerspiele. Erst seit 1994 finden sie im zweijährigen Wechsel mit den Sommerspielen statt.
Die Olympische Flagge entstand 1913. Der Franzose Pierre de Coubertin, der auch die Wiedereinführung der Olympischen Spiele angeregt hatte, entwarf sie. Die fünf Ringe auf ihr stellen die fünf Kontinente dar, wobei keine Farbe für einen bestimmten Kontinent steht. Die Verbundenheit zwischen den Kontinenten, Völkern und Menschen soll in ihr zum Ausdruck gebracht werden, deshalb sind die Ringe ineinander verschlungen. Zu der Wahl der Farben sagte der Schöpfer selbst einmal: "…ihre Farben entsprechen denen sämtlicher Nationalflaggen der heutigen Welt." Erstmals wurde die Flagge 1920 bei den Spielen in Antwerpen (Belgien) verwendet.
Olympia 1936 als Propagandamaschine der Nazis
Die Entzündung des Olympischen Feuers in Kombination mit der großen Eröffnungsfeier wurde 1936 das erste Mal in einem prunkvollen Stil, wie wir ihn heute kennen, durchgeführt: zu den Sommerspielen in Berlin, die von den Nazis als riesige Propagandatrommel genutzt wurden.
Adolf Hitler wollte mit den Spielen die angebliche "Überlegenheit der arischen Rasse" demonstrieren - umso ironischer erscheint es somit, dass die zehn schwarzen Sportler des US-Teams als "Helden der Nazi-Spiele" in die Geschichte eingingen.
Auch der Olympische Fackellauf wurde zum ersten Mal bei den Spielen 1936 inszeniert. Seither findet immer im Vorfeld der Olympischen Spiele ein Fackellauf statt. Er startet in Griechenland, im Geburtsort der Spiele. Die Fackel wird dort entzündet und soll - ohne zu erlöschen - den Austragungsort der Spiele erreichen.
Die Olympischen Spiele von heute
Neben den Olympischen Sommer- und Winterspielen gibt es heute noch eine weitere Veranstaltung: die Paralympics. Diese werden kurz nach den Olympischen Spielen ausgetragen. Hieran dürfen nur behinderte Sportler teilnehmen und ihre Kräfte messen. Die Paralympics fanden erstmals 1960 nach den Sommerspielen in Rom statt, die ersten Winterparalympics 1976 in Schweden.
Kritisiert wird immer wieder, dass der Aspekt der Völkerverständigung in den Hintergrund gerückt ist und neben ehrgeizigen Wettkämpfen der Nationen auch politische und wirtschaftliche Interessen eine große Rolle spielen. Heutzutage sind mit den Olympischen Spielen milliardenschwere Geschäfte verbunden. Hinzu kommt, dass der Handel und die Einnahme von unerlaubten und gefährlichen Doping-Mitteln weit verbreitet sind, welche die Sportveranstaltungen überschatten. Immer wieder wird bekannt, dass Sportler verbotene Stoffe zur Leistungssteigerung eingenommen haben, und schon einigen gefeierten Athleten wurden im Nachhinein ihre Medaillen wieder aberkannt.
Bei den heutigen Sommerspielen stellen die Athleten in 28 Sportarten ihr Können unter Beweis. Die verschiedenen Sportarten werden in einzelne Wettbewerbe untergliedert, und so dauern die Olympischen Sommerspiele der Neuzeit mittlerweile sogar etwas mehr als zwei Wochen.
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