Anschlag in Berlin: LKW rast in Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt

von - aktualisiert - 27.12.2016

Am Montagabend (19.12.) wurde auf einem Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche in Berlin ein Anschlag verübt. Ein Lastwagen fuhr gegen 20 Uhr in die Menschenmenge. Zwölf Menschen wurden getötet und über 50 teilweise sehr schwer verletzt. Schnell war klar, dass der Fahrer die Tat mit Vorsatz begangen hatte und es gibt Hinweise darauf, dass er Verbindungen zum IS ("Islamischer Staat") hatte. Dem mutmaßlichen Täter gelang die Flucht, er wurde jedoch einige Tage nach dem Anschlag bei einer Polizeikontrolle in Italien erschossen.

Großeinsatz der Polizei am Breitscheidplatz in Berlin nach dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt (Quelle: Andreas Trojak / Flickr.com (CC BY 2.0))

Seit einigen Jahren wird in Deutschland und Europa immer wieder vor einer möglichen Terrorgefahr gewarnt und es wurden in der Vergangenheit mehrere Anschläge verübt - so im November 2015 in Paris, im März 2016 in Brüssel oder im Juli 2016 in Nizza. Nun wurde auch die deutsche Hauptstadt Berlin von einem Terroranschlag erschüttert. Allgemein wird die Terrorgefahr in größeren Städten und öffentlichen Plätzen oder Versammlungen, auf denen viele Menschen erwartet werden, höher eingestuft.

Der Täter in Berlin hatte sich den gut besuchten Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Charlottenburg als Ziel ausgesucht. Er hatte zuvor einen polnischen LKW-Fahrer überfallen und sein Fahrzeug in Besitz genommen. Mit dem Polen soll der Täter laut Aussagen der Ermittler bis zuletzt im Wagen gekämpft haben. Nachdem der Täter den LKW gegen 20 Uhr auf dem Weihnachtsmarkt in eine Menschenmenge gesteuert hatte, tötete er auch den polnischen LKW-Fahrer. Dieser musste die Tat noch bis zuletzt miterleben und soll sogar verhindert haben, dass noch mehr Menschen zu Schaden kamen. Dann stieg der Täter aus dem Wagen und flüchtete nach Zeugenaussagen in Richtung Tiergarten. Ein Verfolger verlor nach kurzer Zeit seine Spur.

Einige Tage später wurde der mutmaßliche Täter, der 24-jährige Tunesier A. Amri, in Sesto San Giovanni bei Mailand bei einer Polizeikontrolle erschossen. Nachdem er von den italienischen Polizisten nach seinem Ausweis gefragt wurde, zog er sofort eine Waffe und schoss auf die Beamten. Daraufhin wurde er von einem Polizisten getötet. Bereits kurz nach dem schlimmen Ereignis auf dem Berliner Weihnachtsmarkt bestand der Verdacht, dass es sich um einen islamistischen Terroranschlag handelte. Zunächst wurde jedoch der falsche Mann festgenommen und kurz darauf wieder frei gelassen.

Zwei Tage nach dem Anschlag wurde dann öffentlich nach dem Tunesier Amri gefahndet. Seine Duldungspapiere sollen nach dem Anschlag im entführten LKW gefunden worden sein. Amris Asylantrag wurde 2016 abgelehnt, er konnte jedoch zunächst nicht abgeschoben werden, da er keinen gültigen Pass besaß und von Tunesien erst einmal nicht als eigener Staatsbürger anerkannt wurde. Der junge Tunesier soll bereits seit einiger Zeit von der Berliner Justiz als Gefahr eingestuft und monatelang beobachet worden sein.

Trauer um die Opfer von Berlin

Trauer um die Opfer des Anschlags: Viele Menschen haben an der Gedächtniskirche Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet. (Quelle: Andreas Trojak / Flickr.com (CC BY 2.0))

Der "Islamische Staat" hat sich zwar mittlerweile zu dem Anschlag in Berlin bekannt, dennoch bestehen gewisse Zweifel, ob er tatsächlich hinter der Tat steckt. Die Terrororganisation bekannte sich auch zu dem Anschlag in Nizza, bei dem ebenfalls ein LKW in eine Menschenmenge gesteuert wurde. In Deutschland und anderen Ländern Europas wurden die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal verschärft.

Einige Politiker griffen bereits kurz nach dem Anschlag die Flüchtlingsdebatte auf und sind der Ansicht, wie viele und welche Flüchtlinge nach Deutschland kommen dürfen, müsse jetzt neu überdacht werden. Rechts-konservative Gruppen sehen den Anschlag als Bestätigung für ihre Haltung, dass es weniger Flüchtlinge und Einwanderer nach Deutschland geben sollte und die "abendländischen Werte" durch den Islam bedroht würden. Allerdings ist bisher noch nicht eindeutig geklärt, wer hinter dem Anschlag steckt und welche möglichen Mittäter es gibt. Was für Konsequenzen aus dem Anschlag gezogen werden sollten, kann momentan noch nicht beurteilt werden, finden die Gegner dieser Haltung. Der mutmaßliche Täter war auch kein "unregistrierter" Flüchtling. Er galt als gefährlich und sollte bereits abgeschoben werden. Außerdem können radikale Einzeltäter nicht mit der Mehrheit der Flüchtlinge gleichgesetzt werden. Darunter sind viele Familien und Kinder, die ja gerade vor Gewalt und Terror in ihrem Land fliehen und dringend Hilfe benötigen.

Am Dienstag fand eine Gedenkfeier für die Opfer des Anschlags in Berlin in der Gedächtniskirche statt, zu der auch viele Politiker kamen. Am Brandenburger Tor erleuchteten nach dem Anschlag die Farben der deutschen Flagge. Die Menschen in Berlin sind erschüttert und trauern um die Opfer. Dennoch reagiert die deutsche Hauptstadt relativ gefasst auf das schlimme Ereignis und viele Menschen finden, dass die Terroristen ihr Ziel nicht erreichen dürften, Angst und Schrecken in der Bevölkerung zu verbreiten.

Die Berliner Weihnachtsmärkte - darunter auch der Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz - öffneten bereits zwei Tage nach dem Anschlag wieder und das Leben in der Hauptstadt ging schon kurz darauf in beinahe gewohnten Gängen weiter. Die vielen Kränze, Blumen, Karten und Kerzen rund um die Gedächtniskirche erinnern jedoch an die schlimme Tat und viele Menschen kommen hierher, um ebenfalls Blumen niederzulegen oder Kerzen anzuzünden. Unter den mehr als 50 Verletzten schweben einige Menschen noch immer in Lebensgefahr.

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letzte Aktualisierung: 05.01.2017

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