Unter dem Begriff "Diaspora" versteht man Gruppen von Menschen, die aufgrund ihrer Religion oder ihrer Herkunft ihr Heimatland verlassen mussten und nun verstreut in der gesamten Welt wohnen. Sie bilden in ihrer neuen Heimat eine religiöse oder ethnische Minderheit (als "Ethnie" bezeichnet man eine (Volks-)Gruppe, die aufgrund ihrer gemeinsamen Herkunft oder Kultur zusammengehört). Meistens meint man mit dem Begriff "Diaspora" die jüdischen Glaubensgruppen, die außerhalb von Israel überall in der Welt leben.
Das Wort "Diaspora" leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet soviel wie "Zerstreuung". Die Formulierung "in der Diaspora leben" findet heutzutage bei fast allen religiösen und ethnischen Gruppen Verwendung, die unfreiwillig das Land ihrer Vorfahren verlassen und in ein fremdes Land auswandern mussten - meistens, weil sie in ihrer Heimat verfolgt wurden. In der neuen Heimat haben die Einheimischen eine andere Religion oder gehören einer anderen ethnischen Gruppe an. Dennoch schaffen es die Menschen in der Diaspora aufgrund des engen Zusammenhaltes ihre Kultur, ihre Tradition und vor allem ihren Glauben zu bewahren.
Die jüdische Diaspora begann bereits vor über 2.600 Jahren, genauer gesagt im Jahre 597 vor Christus, als das Volk der Babylonier das Reich Juda im heutigen Israel eroberte, wo die Juden zur damaligen Zeit lebten. Daraufhin wurden die Juden in das babylonische Exil nach Babylon verschleppt. Dies bedeutet, dass sie nach Babylon auswandern und von nun an dort leben mussten. Nachdem das babylonische Reich im Jahre 539 vor Christus von den Persern erobert worden war, war es den Juden freigestellt worden, wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Wenige jedoch waren gewillt, wieder nach Juda ziehen, so dass sich die jüdische Kultur in der Folgezeit immer weiter bis nach Syrien, Kleinasien (der heutigen Türkei) und nach Ägypten verbreitete.
In nachchristlicher Zeit lebte das jüdische Volk beinahe über ganz Europa und Nordafrika verstreut, da immer mehr jüdische Gemeinden verfolgt und ausgewiesen wurden, so zum Beispiel, als die Juden nach einem Gesetz des römischen Kaisers Claudius im Jahr 49 nach Christus aus Rom vertrieben wurden. Schon im 3. Jahrhundert gibt es Nachweise für jüdische Gemeinden in den römischen Städten von Trier und Köln.
In der Spätantike und im Mittelalter verbreitete sich der jüdische Glauben auf der ganzen Welt, selbst in fernen Ländern wie China gab es nun jüdische Glaubensgemeinschaften. Dennoch mussten die Juden auch in ihren neuen Heimatländern immer wieder grausame Verfolgungen über sich ergehen lassen. Ob die Judenverfolgungen des 14. Jahrhunderts, als sie in Mitteleuropa für den Ausbruch der Schwarzen Pest verantwortlich gemacht wurden, oder der Holocaust während der nationalsozialistischen Diktatur im Deutschen Reich von 1933 bis 1945 - die Juden in der Diaspora hatten häufig in ihrer Geschichte schreckliche Dinge zu erleiden.
Heute leben insgesamt 13 Millionen Juden auf der Welt. In den USA leben mit 5,7 Millionen Juden sogar mehr als in Israel. Trotzdem haben sie es geschafft, ihre kulturelle, sprachliche und religiöse Identität zu wahren. Die jüdischen Gemeinden an den unterschiedlichsten Orten der Welt passten sich zwar den Gebräuchen ihrer neuen Heimat an, dennoch verloren sie niemals die vereinenden Elemente ihrer Religion. Dazu gehört neben der hebräischen Schrift auch vor allem die Thora, die jüdische "Bibel".
In der heutigen Zeit meint man mit dem Begriff "Diaspora" auch immer mehr die christlichen Glaubensgemeinschaften, die in Ländern leben, in denen das Christentum nicht die vorherrschende Religion ist. Obwohl die erste christliche Glaubensgemeinschaft in Indien beispielsweise bereits im 1. Jahrhundert gegründet worden sein soll, sind die Christen in Indien heutzutage in der Minderheit. Sie machen nur 2,3 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Seit den 1980er Jahren gibt es zudem immer häufiger Christenverfolgungen, die von radikalen Anhängern des Hinduismus, der verbreitetsten Religion Indiens, angeführt werden.
Auch innerhalb einer Religion können die unterschiedlichen Konfessionen, also Glaubensströmungen, in der Diaspora leben. Ein Beispiel dafür sind die katholischen Glaubensgemeinden, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Norddeutschland umgezogen sind, wo die Menschen hauptsächlich evangelisch sind.
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