Fußball-WM 2010: Das Halbfinale

Deutschland draußen, Spanien und die Niederlande im Finale

Teil 6 von 7

07.07.2010

Die deutsche Nationalmannschaft ist im Halbfinale der Fußball-WM an Europameister Spanien gescheitert. Ein wuchtiger Kopfball des spanischen Abwehrchefs Carles Puyol hat den Traum der jungen deutschen Nationalelf vom WM-Titel beendet. Nach der knappen, aber verdienten 0:1-Niederlage bleibt den Deutschen nun nur noch das Spiel um Platz 3 gegen Uruguay am Samstag. Spanien trifft am Sonntag im Endspiel auf die niederländische Nationalmannschaft, die sich im anderen Halbfinale mit 3:2 gegen Uruguay durchsetzen konnte.

Die Zukunft von Joachim Löw ist offen: Noch hat er seinen Vertrag als Bundestrainer nicht verlängert. Beeinflusst die Niederlage gegen Spanien seine Zukunft? (Quelle: Tomukas - Thomas Holbach / Wikimedia Commons)

Egal wer am Sonntag Weltmeister wird - es wird eine Mannschaft, die noch nie zuvor Weltmeister werden konnte. Weder die Niederlande noch Spanien haben jemals einen WM-Titel erringen können. Darüber hinaus hat noch nie eine europäische Nationalmannschaft den WM-Titel auf einem anderen Kontinent als Europa gewinnen können. Am Sonntag wird also gleich zweimal WM-Geschichte geschrieben werden.

Im Endspiel zwischen Spanien und den Niederlanden kommt es auch zum direkten Duell der bisher erfolgreichsten Torschützen dieser WM. Sowohl Spaniens David Villa als auch Wesley Sneijder aus den Niederlanden haben schon fünf Tore bei dieser WM erzielen können. Neben dem WM-Titel geht es also auch um den Titel des WM-Torschützenkönigs.

Deutschland - Spanien 0:1

Carles Puyols Siegtreffer gegen Deutschland war erst sein drittes Länderspieltor im 98. Spiel. (Quelle: Wikipedia)

In der Neuauflage des verlorenen Europameisterschaftsendspiels von 2008 zwischen Spanien und Deutschland behielten auch diesmal die Spanier die Oberhand. Wie vor zwei Jahren war Spanien technisch stärker, ballsicherer und selbstbewusster. Die Südeuropäer hatten während des gesamten Spiels wesentlich mehr Ballbesitz als die Elf von Bundestrainer Joachim Löw.

Anders als in den Partien zuvor war Deutschland wesentlich defensiver eingestellt und setzte von Beginn an auf Konter. Gegen die dribbel- und passstarken Spanier liefen die Deutschen aber während der gesamten Partie fast nur hinterher. Selten konnte die junge deutsche Mannschaft selbst das Spieltempo bestimmen.

"Sie haben uns an die Grenzen gebracht"

Weil die Spanier den Deutschen ihr sicheres Kombinationsspiel aufzwangen, musste Bundestrainer Joachim Löw niedergeschlagen anerkennen: "Sie haben uns an die Grenzen gebracht". Die hoch gelobte deutsche Elf hatte den erfahreneren und eingespielten Spaniern wenig entgegenzusetzen. Man merkte das Fehlen von Mittelfeld-Antreiber Thomas Müller, der wegen seiner zweiten Gelben Karte im Turnierverlauf pausieren musste, deutlich. Sein Ersatzmann Piotr Trochowski spielte – abgesehen von einem guten Torschuss – unauffällig.

Dürfen die Spanier – wie hier nach dem Gewinn des Europameistertitels 2008 – auch am kommenden Sonntag jubeln? (Quelle: Wikipedia)

Die beste Torchance für Deutschland hatte der für Piotr Trochowski eingewechselte Toni Kroos, als er mit einem unplatzierten Volley-Schuss an Spaniens Torwart Iker Casillas scheiterte. Spanien erspielte sich in der zweiten Spielhälfte immer mehr Übergewicht und kam zu mehreren gefährlichen Torschüssen. Auf Seiten der Spanier überzeugte Pedro, der überraschend für den formschwachen Stürmer Fernando Torres auflaufen durfte. Das verdiente 1:0 fiel nach einem Eckball durch einen wuchtigen Kopfball von Carles Puyol in der 73. Minute.

Nach dem Rückstand rannte die deutsche Mannschaft immer wieder vergebens gegen die sehr gut organisierte Abwehr Spaniens an. Doch da Spanien den Deutschen kaum Platz zur Entfaltung auf dem Spielfeld ließ, drang der Ball nie gefährlich in den spanischen Strafraum ein. Die deutschen Spieler waren nach dem Schlusspfiff über ihre eigenen Mut- und Ideenlosigkeit tief enttäuscht. Torwart Manuel Neuer, der beim Gegentor machtlos war, gab zu: "Im Moment ist die Enttäuschung natürlich sehr groß. Wir haben zu wenig nach vorne gemacht. Uns hat ein bisschen der Mut gefehlt. Die Spanier haben das Heft in der Hand gehabt und viel mehr Chancen herausgespielt." Fußball-Größe Franz Beckenbauer allerdings sah schon wieder auf das anstehende Spiel um Platz 3 gegen Uruguay voraus: "Es gibt keinen Grund, traurig zu sein. Die Mannschaft hat ein wunderbares Turnier gespielt. Ich hoffe, die Mannschaft nimmt jetzt auch das Spiel um Platz drei ernst. Es wird nicht leicht fallen, sich darauf zu konzentrieren."

Niederlande - Uruguay 3:2

Diego Forlan unterlag mit Uruguay gegen die Niederlande knapp. Sein zwischenzeitlicher Ausgleichstreffer reichte am Ende nicht. (Quelle: Wikipedia)

Im Green Point-Stadion am Fuße des Tafelberges setzten sich die Niederländer erwartungsgemäß mit 3:2 gegen Uruguay durch. Zum dritten Mal in ihrer Geschichte steht das Team in orange damit im Endspiel einer Fußball-WM. Gewonnen haben die Niederländer ein WM-Finale jedoch noch nie: 1974 unterlag man gegen Deutschland und nur vier Jahre später hieß der Sieger Argentinien.

Nationaltrainer Bert van Marwijk geriet angesichts der Leistung seines Teams ins Schwärmen: "Das letzte Endspiel liegt 32 Jahre zurück, das ist unglaublich, was wir erreicht haben."

"Noch nie so viel Angst gehabt"

Die Halbfinalbegegnung gegen Uruguay wurde für Holland allerdings gegen Ende des Spiels zur "Zitterpartie": "Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Angst gehabt wie in den letzten Minuten", scherzte Mittelfeld-Spieler Rafael van der Vaart, nachdem Schiedsrichter Ravshan Irmatov die "Elftal" (so wird die Nationalmannschaft der Niederlande auf niederländisch genannt) mit seinem Schlusspfiff erlöst hatte. Kurz vor Ende des Spiels nämlich hatte Uruguays Maximiliano Pereira für seine Mannschaft auf 2:3 verkürzen können. In den letzten Minuten des Spiels setzten alle elf Uruguayer das Tor von Torhüter Maarten Stekelenburg unter Dauerdruck, doch der Ausgleich gelang den Südamerikanern nicht mehr.

Die Grundlage für den knappen, aber dennoch verdienten Erfolg schafften die Niederländer in der Mitte der zweiten Spielhälfte durch einen "Doppelschlag" ihrer Stars Wesley Sneijder von Inter Mailand und Arjen Robben vom FC Bayern München. In der 70. Minute schoss Wesley Sneijder sein Team mit einem abgefälschten Schuss mit 2:1 in Führung. Nur drei Minuten später erhöhte Arjen Robben per Kopfball auf 3:1. Zur Halbzeit stand es noch unentschieden: Der Kapitän der Niederlande, Giovanni van Bronckhorst, hatte mit einem Traumtor die 1:0-Führung besorgt. In der 41. Minute hatte Uruguays Star-Stürmer Diego Forlan, ebenfalls per Weitschuss, ausgleichen können.

"Wir mussten heute kämpfen, es war ein schwieriges Spiel. Das Wichtigste ist aber, dass wir gewonnen haben. Das haben wir getan. Es gibt nichts Größeres als ein WM-Finale, das ist gewaltig, fantastisch", freut sich Torschütze Wesley Sneijder über den Sieg im Halbfinale. Der Mittelfeld-Star könnte seinen zweiten bedeutenden Titel innerhalb von nur knapp zwei Monaten gewinnen: Schon mit seinem Verein Inter Mailand gewann er den wichtigsten Titel im Vereinsfußball, den Pokal der Champions League. Die Niederländer freuen sich nun auf Spanien im Endspiel.

Beide Halbfinalspiele im Überblick:

Niederlande - Uruguay 3:2

Tore: 1:0 Giovanni van Bronckhorst (18. Minute)
1:1 Diego Forlan (41. Minute)
2:1 Wesley Sneijder (70. Minute)
3:1 Arjen Robben (73. Minute)
3:2 Maximiliano Pereira (90. Minute)

Deutschland - Spanien 0:1

Tor: 0:1 Carles Puyol (73. Minute)

Spiel um Platz 3 am Samstag, den 10.07. um 20.30 Uhr:

Deutschland - Uruguay


Finale am Sonntag, den 11.07. um 20.30 Uhr

Spanien - Niederlande

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letzte Aktualisierung: 01.01.2012

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