von Björn Pawlak - 25.06.2010
Die Weltmeisterschaft in Südafrika geht nach dem dritten Spieltag ins Achtelfinale (Runde der letzten 16) - ab jetzt geht es in jedem Spiel nur noch um den Sieg, notfalls auch nach Verlängerung und Elfmeterschießen. Für die Hälfte aller zur Weltmeisterschaft angereisten Mannschaften ist nach der Vorrunde Schluss - in den acht Vierergruppen qualifizierten sich jeweils nur die beiden Erstplatzierten für die nächste Runde. Während dem deutschen Team der Sprung ins Achtelfinale glückte (1:0 gegen Ghana), ist für die Schweiz nach dem enttäuschenden 0:0 gegen Honduras bereits alles zu Ende. Zu den ausgeschiedenen Teams zählen überraschend auch Weltmeister Italien und Vizeweltmeister Frankreich.
Vor vier Jahren bei der WM in Deutschland hieß das Finale noch Italien gegen Frankreich, diesmal scheiterten diese beiden großen Fußballnationen schon in der Vorrunde: Frankreich verlor gegen Gastgeber Südafrika mit 1:2, Italien wurde bei seiner 2:3-Niederlage vom WM-Neuling Slowakei niedergekämpft. Deutschland hingegen sicherte sich mit einem 1:0-Sieg die Tabellenführung in Gruppe D und damit den Verbleib im Turnier. Auch England musste nach dem zweiten Spieltag noch zittern, gewann aber das letzte Spiel gegen Slowenien knapp mit 1:0 und ist nun der nächste Gegner der Deutschen.
Nach Südafrikas Ausscheiden - immerhin gab es für die "Bafana Bafana" (der Spitzname des Teams) einen Sieg im letzten Spiel gegen Frankreich - gibt es aus afrikanischer Sicht nur noch eine Hoffnung, nämlich Ghana, das sich trotz der Niederlage gegen Deutschland qualifizierte. Nur sechs noch im Turnier verbleibende Teams kommen aus dem traditionell mit vielen starken Mannschaften vertretenen Europa (England, Deutschland, Niederlande, Slowakei, Portugal und Spanien), fünf kommen aus Südamerika (Brasilien, Argentinien, Uruguay, Paraguay und Chile), zwei aus Nord- und Mittelamerika (USA und Mexiko) und ebenfalls zwei aus Asien (Südkorea und Japan).
Alle nun anstehenden Achtelfinalspiele im Überblick: Uruguay gegen Südkorea, USA gegen Ghana, Deutschland gegen England, Argentinien gegen Mexiko, Niederlande gegen Slowakei, Brasilien gegen Chile, Paraguay gegen Japan und Spanien gegen Portugal. Alle Begegnungen im Achtelfinale finden zwischen dem 26. und dem 29. Juni statt.
Gruppe A: Uruguay und Mexiko weiter, Frankreich blamiert
Uruguay ist bei dieser WM zweifelsohne eine der positiven Überraschungen - auch im letzten Gruppenspiel blieben die "Urus" ohne Gegentor und besiegten die Mexikaner durch ein Tor von Luis Suarez mit 1:0. Aber auch das unterlegene Mexiko zieht als Zweitplatzierter in die nächste Runde ein - dort wartet mit Argentinien allerdings ein ganz harter Brocken. Uruguay wird im Achtelfinale auf Südkorea treffen und wittert jetzt die Chance, bis ins Halbfinale vorzustoßen.
Im zweiten Spiel der Gruppe A standen sich Gastgeber Südafrika und Frankreich gegenüber - beide hatten vor dem Spiel noch die theoretische Chance auf ein Weiterkommen, aber nur die Südafrikaner schienen die Chance auch wirklich ergreifen zu wollen. Für Frankreich begann auch das letzte Spiel dieser WM, bei der man sich aus französischer Sicht katastrophal präsentierte, denkbar schlecht: Mittelfeldspieler Yoann Gourcuff sah schon nach knapp einer halben Stunde die Rote Karte - eine sehr harte Entscheidung des Schiedsrichters.
Südafrika ging durch Tore von Bongani Khumalo und Katlego Mphela mit 2:0 in Führung und traf anschließend noch die Latte. Mit einem hohen Sieg gegen Frankreich hätte der Gastgeber doch noch das Achtelfinale erreichen können. Aber den Franzosen gelang letztlich der Anschlusstreffer durch Florent Malouda - Südafrika fügte sich schließlich seinem Schicksal, kann nach dem Sieg gegen den Vizeweltmeister Frankreich aber erhobenen Hauptes das Turnier verlassen. Nach dem Spiel erwies sich Frankreichs umstrittener Trainer Raymond Domenech als schlechter Verlierer, als er Südafrikas Trainer Carlos Alberto Parreira den Handschlag verweigerte.
Gruppe B: Maradonas Argentinien weiter, Rehhagels Griechen draußen
Argentinien macht bisher bei dieser WM einen bärenstarken Eindruck - auch das letzte Spiel gegen lange tapfer verteidigende Griechen wurde am Ende locker mit 2:0 gewonnen (Torschützen: Martin Demichelis und Martin Palermo). Griechenland war vom Ergebnis des anderen Spiels abhängig und schaffte es, als es nötig war, nicht, das defensiv ausgerichtete Spiel auf Offensive umzustellen. Für den deutschen Trainer der Griechen Otto Rehhagel war es das Abschiedsspiel - nach neun Jahren verlässt er den griechischen Verband, sein größter Erfolg war der Gewinn der Europameisterschaft im Jahr 2004. Argentinien und sein Trainer Diego Maradona wollen den Titel in Südafrika und spielen als nächstes gegen Mexiko.
Im zweiten Spiel machte Südkorea mithilfe eines 2:2-Unentschiedens gegen Nigeria den Einzug ins Achtelfinale perfekt - die Torschützen: Jung-Soo Lee und Chu-Young Park für Südkorea, Kalu Uche und Yakubu Ayegbeni für Nigeria. Die Afrikaner boten im letzten Spiel durchaus eine starke Leistung, versagten aber vor dem Tor. Südkorea überzeugte vor allem bei Standardsituationen - beide Tore gelangen mithilfe von Freistößen.
Gruppe C: USA mit Tor in letzter Minute, England weiter
Ein Herzschlagfinale gab es in Gruppe C: Erst in allerletzter Sekunde konnten die USA beim 1:0-Sieg gegen Algerien das Ticket fürs Achtelfinale lösen - Landon Donovan staubte in der Nachspielzeit der Begegnung ab und sorgte mit seinem Tor dafür, dass die USA schlagartig vom dritten Tabellenplatz auf den ersten vorrückten. Ebenfalls in der Nachspielzeit sah der Algerier Antar Yahia die Gelb-Rote Karte. Zuvor waren die US-Amerikaner zwar überlegen, aber ohne die nötige Genauigkeit im Abschluss. Ein Ausscheiden wäre bitter gewesen, denn wie im Spiel zuvor gegen Slowenien wurde dem Team auch gegen Algerien ein eigentlich regulärer Treffer wegen angeblicher Abseitsstellung verweigert. Die USA spielen im Achtelfinale nun gegen Ghana.
Im zweiten Spiel brauchte England gegen Slowenien unbedingt einen Sieg, der den Engländern in den beiden Spielen zuvor nicht gelingen wollte. Doch obwohl die Engländer gegen Slowenien schon früh durch Jermain Defoe in Führung gingen, fanden sie in ihrem Spiel keinen roten Faden - man agierte nervös und ohne Durchschlagkraft in der Offensive. Slowenien gab sich zwar Mühe, kam aber auch nicht wirklich gefährlich vor das gegnerische Tor. Da es im anderen Spiel lange 0:0 stand, dachte man auf slowenischer Seite trotzdem, die nächste Runde zu erreichen. Als Donovan für die USA doch noch traf, war das Spiel gegen England bereits abgepfiffen - für Slowenien ein bitteres Aus. England trifft nun im Achtelfinale auf Deutschland - ein absoluter Fußball-Klassiker, der zuletzt sowohl bei der WM 1990 als auch bei der EM 1996 im Elfmeterschießen zugunsten Deutschlands entschieden wurde.
Gruppe D: Deutschland vor Ghana, Serbien vergibt große Chance
Deutschland hat es erst einmal geschafft: Trotz einer eher mittelprächtigen Leistung konnte das Team von Bundestrainer Joachim Löw gegen Ghana den vermeintlich notwendigen Sieg holen. Wegen des Ergebnisses im Spiel zwischen Australien gegen Serbien hätte letztlich sogar ein Unentschieden gereicht - aber darauf konnte man sich während der 90 Minuten natürlich nicht verlassen. Ghana, das im Gegensatz zu dem Deutschen auch mit einem Unentschieden sicher weiter gewesen wäre, verlangte den Deutschen alles ab und kam ein ums andere Mal gefährlich vor das deutsche Tor.
Mesut Özil gelang in der zweiten Halbzeit das erlösende Tor, als er an der Strafraumgrenze ein Zuspiel von Thomas Müller erst annahm, und dann volley mit einem satten Schuss ins linke Toreck versenkte. Aber auch Ghana durfte am Ende zufrieden sein - dank Schützenhilfe durch Australien reichte den Afrikanern das Ergebnis zum Weiterkommen. Das Spiel hatte außerdem eine Besonderheit: Es kam dank der Boatengs zum ersten "Bruderduell" in der WM-Geschichte - Jérôme spielte für Deutschland links in der Viererabwehrkette, Kevin-Prince hingegen zeigte eine starke Leistung im Mittelfeld der Ghanaer.
Im zweiten Spiel verpasste Serbien die ganz große Chance auf das Achtelfinale - dem Sieg gegen Deutschland folgte eine ernüchternde 1:2-Niederlage gegen Australien, das sich somit sportlich fair aus Südafrika verabschiedet. Nach den Toren von Tim Cahill und Brett Holman für Australien gelang durch ein Tor von Marko Pantelic nur noch der serbische Anschlusstreffer - am Ende fehlte für die enttäuschten Serben ein einziges Tor zum Weiterkommen.
Gruppe E: Japan folgt den Niederlanden ins Achtelfinale
Für die zuvor zweimal siegreichen Niederlande stand bereits vor dem abschließenden Spieltag fest, dass man im Achtelfinale steht - genauso stand für Gegner Kamerun nach zwei Niederlagen das Ausscheiden fest. Die Afrikaner wollten unbedingt die dritte Niederlage vermeiden, um wenigstens mit einem kleinen Erfolgserlebnis aus dem Turnier zu scheiden - es wollte nicht gelingen. Die Niederlande kam durch Robin van Persie und Klaas Jan Huntelaar bei einem Gegentreffer durch Kameruns Stürmerstar Samuel Eto'o zu einem schmeichelhaften 2:1-Sieg. Gegner im Achtelfinale wird die Slowakei sein.
Im zweiten Spiel ging es um alles - Japan wie auch Dänemark konnten mit einem Sieg im direkten Vergleich weiterkommen. Die Japaner überzeugten bei ihrem Sieg zum ersten Mal bei dieser WM voll und ganz - Keisuke Honda und Yasuhito Endo verwandelten zwei direkte Freistöße, Dänemark kam durch einen im Nachschuss verwandelten Elfmeter von Jon Dahl Tomasson noch einmal heran, aber Japan zeigte keinerlei Nerven und schloss einen Konter durch Shinji Okazaki zum hochverdienten 3:1-Sieg ab. Gegner Japans im Achtelfinale wird Paraguay sein.
Gruppe F: Paraguay Erster, Slowakei ringt Weltmeister Italien nieder
Sorgen hatte man sich um Weltmeister Italien nach den eher schwachen Auftritten gegen Paraguay und Neuseeland schon gemacht, dennoch rechnete niemand ernsthaft mit einem Ausscheiden gegen die zuvor ebenfalls wenig überzeugende Slowakei. Nach 90 Minuten hatte Italien dann jedoch alles verspielt - nach dem 2:3 rutschte man in der Tabelle der Gruppe F sogar noch hinter Neuseeland auf den letzten Platz ab.
Neben Frankreich ist Italien wohl die größte Enttäuschung bei dieser WM - erst in den letzten Minuten, als Italien um ein Unentschieden kämpfte, konnte man kurz erahnen, zu welchen Leistungen das Team fähig ist. Die Slowakei kämpfte leidenschaftlich und erzielte Tore durch Robert Vittek, der zur 2:0-Führung doppelt traf, und durch Kamil Kopunek. Italien, das sich über weite Strecken der Partie viel zu passiv verhielt, verkürzte gegen Ende des Spiels durch ein schön herausgespieltes Tor von Antonio di Natale, ehe ein weiteres Tor der Italiener wegen ganz knapper Abseitsstellung nicht gegeben wurde. Nach dem 1:3 keimte nochmal kurz Hoffnung auf, als Fabio Quagliarella den slowakischen Torhüter mit einem Lupfer aus der Ferne überraschte. Doch es reichte nicht mehr - der Titelverteidiger ist draußen!
Im zweiten Spiel kam Neuseeland gegen Tabellenführer Paraguay beim 0:0 zum dritten Unentschieden im dritten Spiel - für den "Fußballzwerg" eine überragende Leistung. Wäre den Neuseeländern noch ein Tor geglückt, dann wären die "Kiwis" sogar auf den ersten Tabellenplatz vorgerückt - aber auch so lässt das kampfstarke Team, das sich in der Heimat viele Fans gemacht hat, immerhin Weltmeister Italien hinter sich. Paraguay konnte mit dem Unentschieden gut leben - immerhin zieht man jetzt als Gruppensieger ins Achtelfinale ein und trifft dort auf Japan.
Gruppe G: Brasilien und Portugal lassen der Elfenbeinküste keine Chance
Eigentlich war in dieser Gruppe sowieso schon alles entschieden: Nur bei einem sehr hohen Sieg der Elfenbeinküste gegen Nordkorea und bei einer gleichzeitigen sehr hohen Niederlage Portugals gegen Brasilien hätte die vermeintlich spielstärkste afrikanische Mannschaft noch eine Chance gehabt, in die Runde der letzten 16 einzuziehen. Immerhin konnte sich die Elfenbeinküste mit einem Sieg verabschieden - beim 3:0 gegen Nordkorea trafen Yaya Touré, Romaric und Salomon Kalou. Dennoch überwiegt die Enttäuschung darüber, dass bereits nach der Vorrunde Schluss ist.
Im zweiten Spiel, dem "Bruderduell" zwischen Brasilien und dem ehemaligen "Mutterland" Portugal, kam es zu einem wenig spektakulären 0:0 - beide Mannschaften wollten sich bei diesem nicht mehr entscheidenden Spiel gegenseitig nicht weh tun. Brasilien geht als Gruppensieger in die nächste Runde und wird dort auf Chile treffen. Portugal hingegen hat schon wieder ein ganz besonderes Spiel vor der Brust - im Achtelfinale geht es gegen den Nachbarn aus Spanien. Diesem Spiel fiebert man nun entgegen - ein Sieg gegen den Europameister und für Portugal wäre bei dieser WM alles drin.
Gruppe F: Schweiz verkrampft, Spanien und Chile weiter
Am Ende setzte sich die stärkere spielerische Qualität in dieser Gruppe durch - Spanien und Chile qualifizierten sich für die Runde der letzten 16. Dennoch hatte die Schweiz nach dem historischen Sieg gegen die Spanier im ersten Spiel die Riesenchance, mit einem Sieg gegen den Tabellenletzten Honduras aus eigener Kraft weiterzukommen. Aber die Schweizer waren dem Druck nicht gewachsen und kamen gegen die Mittelamerikaner über ein 0:0 nicht hinaus. Honduras hatte in einer schwachen Partie sogar noch die besseren Chancen.
Im zweiten Spiel gab es hingegen klasse Fußball zu sehen - Spanien musste gewinnen und setzte den Plan in die Tat um. Chile hingegen musste stets befürchten, dass die Schweiz gegen Honduras noch zu Toren kommen würde - die Südamerikaner kämpften deswegen leidenschaftlich, auch nachdem sie durch eine Gelb-Rote Karte gegen ihren Abwehrspieler Marco Estrada nur noch mit zehn Mann auf dem Platz standen. Die Spanier waren unmittelbar nach der Situation, die zum Platzverweis des Chilenen geführt hatte, durch Andres Iniesta mit 2:0 in Führung gegangen - zuvor hatte bereits Torjäger David Villa aus über 40 Metern Entfernung zum 1:0 getroffen. Chile kam kurz nach der Pause durch den eingewechselten Rodrigo Millar noch zum 1:2-Anschlusstreffer. Bei diesem Resultat blieb es - beide Teams zogen verdient in die nächste Runde ein. Dort warten schwere Gegner: Spanien bekommt es mit Portugal zu tun, Chile trifft auf Brasilien.
Der dritte Spieltag im Überblick Gruppe A: Frankreich - Südafrika 1:2 (in Bloemfontein) Mexiko - Uruguay 0:1 (in Rustenburg) Gruppe B:
Griechenland - Argentinien 0:2 (in Polokwane)
Nigeria - Südkorea 2:2 (in Durban)
Gruppe C: Slowenien - England 0:1 (in Port Elizabeth) USA - Algerien 1:0 (in Pretoria) Gruppe D:
Ghana - Deutschland 0:1 (in Johannesburg)
Australien - Serbien 2:1 (in Nelspruit)
Gruppe E: Kamerun - Niederlande 1:2 (in Kapstadt) Dänemark - Japan 1:3 (in Rustenburg) Gruppe F:
Slowakei - Italien 3:2 (in Johannesburg)
Paraguay - Neuseeland 0:0 (in Polokwane)
Gruppe G: Portugal - Brasilien 0:0 (in Durban) Nordkorea - Elfenbeinküste 0:3 (in Nelspruit) Gruppe H:
Chile - Spanien 1:2 (in Pretoria)
Schweiz - Honduras 0:0 (in Bloemfontein)
Hinweis zum Copyright: Die private Nutzung unserer Webseite und Texte ist kostenlos. Schulen und Lehrkräfte benötigen eine Lizenz. Weitere Informationen zur SCHUL-LIZENZ finden Sie hier.
Wenn dir ein Fehler im Artikel auffällt, schreib' uns eine E-Mail an redaktion@helles-koepfchen.de. Hat dir der Artikel gefallen? Unten kannst du eine Bewertung abgeben.