von Felicia Chacón Díaz und Björn Pawlak
Die Werbung möchte uns mit Slogans wie "Die Milch macht's!" weismachen, dass Milch in jedem Fall gesund ist und uns "fit" hält. Milch ist natürlich nicht zwangsläufig schädlich. Trotzdem ist es sinnvoll, sich auch über die Risiken dieses Lebensmittels bewusst zu werden. Nicht jeder Mensch verträgt Milch! Außerdem hat die Massenproduktion dazu geführt, dass die Qualität der Milch in vielen Fällen auf der Strecke bleibt.
Obwohl Milch fast alle Nährstoffe enthält, die der menschliche Organismus zum Leben braucht, gibt es hinsichtlich des Milchverzehrs auch gesundheitliche Risiken.
Vor allem muss man bedenken, dass die Mehrheit der Menschen den Milchzucker nicht verdauen kann - man spricht von "Laktose-Intoleranz". "Laktose" ist der lateinische Name für den Milchzucker - "lactis" bedeutet "Milch", "ose" steht für "Zucker". Von einer "Intoleranz" spricht man dann, wenn ein bestimmter Stoff nicht vertragen wird.
Menschen mit Laktose-Intoleranz bekommen von der Mich Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall. Außerdem gibt es in der Forschung auch Hinweise darauf, dass der Verzehr von Milch und Milchprodukten auch bei anderen Krankheiten und bei Fettleibigkeit eine Rolle spielen kann.
Milch aus Massentierhaltung kann auch deshalb gesundheitsschädigend sein, weil man hier Rückstände von Medikamenten (insbesondere "Antibiotika") und in den USA von Wachstumshormonen findet - all dies wird den Kühen verabreicht, um die Milchproduktion zu erhöhen und die Tiere trotzdem gesund zu halten.
Wer verträgt Milch?
Einer der Milchbestandteile ist verantwortlich dafür, dass die Mehrheit der Menschen Milch nicht gut vertragen kann, nämlich der Milchzucker. Während in Nord- und Westeuropa und in Nordamerika weit über 90 Prozent der Menschen keine Probleme damit haben, auch den Milchzucker zu verdauen, ist gerade dies für die Mehrzahl der erwachsenen Menschen in Afrika, Asien, Osteuropa und Südamerika ein Problem.
Die meisten Menschen verlieren also die Eigenschaft von Säuglingen, Milch verdauen zu können. Man spricht bei ihnen von der Laktoseintoleranz und meint damit, dass die einzelnen Milchzuckermoleküle chemisch nicht "aufgespaltet" und deswegen auch nicht verwertet werden können.
Achtzig Prozent der Menschheit ist laktoseintolerant - man bezeichnet laktoseintolerante Menschen als "Alaktasier". Im Norden Europas werden Milchprodukte noch am besten vertragen - in Skandinavien sind nur drei Prozent der Bevölkerung laktoseintolerant, in Deutschland sind es 15 Prozent, bei den Italienern und Griechen im Süden des Kontinents sind es bereits an die 70 Prozent.
Weiße Nordamerikaner, weiße Südafrikaner, Australier und Neuseeländer vertragen gewöhnlich Milch - sie alle stammen von hellhäutigen europäischen Einwanderern ab. Asiaten, australische und neuseeländische Ureinwohner, nord- und südamerikanische Ureinwohner, Eskimos und Afrikaner sind zwischen 90 und 100 Prozent ihrer Bevölkerungen laktoseintolerant.
Milchverträglichkeit: Ein Ergebnis der menschlichen Evolution
Entwicklungsgeschichtlich nimmt man an, dass die Fähigkeit Erwachsener, den Milchzucker zu verdauen, mit der Wanderungsbewegung des Menschen aus wärmeren Regionen in den kalten Norden zu tun hat. In den kälteren Klimaregionen gingen die Menschen dazu über, sich Kleidung zu beschaffen, zum Beispiel aus Tierfellen.
Dadurch, dass die Menschen ihre Haut verhüllten, bekamen sie weniger Sonnenlicht ab. Ohne Sonnenlicht leidet der Körper leicht an einem Vitamin D-Mangel, und infolge davon auch an einem Calzium-Mangel. Nur durch eine zusätzliche Calzium-Zufuhr konnte dieser Mangel ausgeglichen werden.
Milch ist ein natürlicher Lieferant von Calzium - es war also sehr im Sinne der menschlichen Evolution, die Aufnahmefähigkeit für Milch zu verbessern. Hauptsächlich hellhäutige Menschen aus Nordeuropa bildeten diese Fähigkeit aus.
Milch spielte übrigens auch für die Herstellung von Kosmetika eine Rolle: Die alten Kulturen der Ägypter, der Griechen und der Römer wussten darüber Bescheid, dass Milch sich auch dazu eignet, die Haut geschmeidig zu machen. Von der ägyptischen Pharaonin Kleopatra sagt man, dass sie sich regelmäßig in Milch badete...
Milchzucker: Warum ist er so schwer zu verdauen?
Milch besteht hauptsächlich aus Wasser - das trifft natürlich auf alle Flüssigkeiten zu. Die weiteren Bestandteile der Kuhmilch sind der "Laktose" genannte Milchzucker (knapp fünf Prozent), Fett (knapp vier Prozent), Eiweiß (etwa dreieinhalb Prozent), die Mineralstoffe Kalzium, Kalium und Phosphor und die Vitamine A, B1, B2, C, D und E (weniger als ein Prozent). Die Anteile der einzelnen Inhaltsstoffe sind von Tierart zu Tierart verschieden.
Milchzucker ist ein so genanntes "Disaccharid", eine aus zwei einfachen Zuckermolekülen zusammengesetzte chemische Verbindung. Nur wenn die Verbindung in zwei einfache Zuckermoleküle ("Monosaccharide") aufgespaltet wird, kann sie im menschlichen Dünndarm verwertet werden. Die Spaltung erfolgt bei den Menschen ohne Laktoseintoleranz in der Schleimhaut des Dünndarms durch das Enzym "Laktase" - Enzyme sind Eiweißkörper, die chemische Reaktionen auslösen.
Bei Menschen mit Laktoseintoleranz fehlt das Enzym Laktase, deswegen wird der Milchzucker nicht abgebaut. Stattdessen wird er im Dickdarm von den Darmbakterien, auch "Darmflora" genannt, als Nährstoff genutzt - als Darmflora bezeichnet man die Gesamtheit der Mikroorganismen, die den Darm des Menschen besiedeln. Die Folgen können Blähungen, Bauchkrämpfe, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sein.
Milch und andere Krankheiten
Manche Inhaltsstoffe der Milch wirken sich in hoher Konzentration deutlich negativ auf den menschlichen Organismus aus. Milch und Milchprodukte wie Käse, Butter und Sahne haben einen hohen Cholesterin- und Fettgehalt - zuviel Milch und Milchprodukte ist auch aus diesem Grund schädlich für die Gesundheit. Durch eine unausgewogene Ernährung mit vielen Milchprodukten steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Vielen Milchkühen werden Antibiotika und in den USA sogar Wachstumshormone verabreicht - man steigert dadurch die Milchproduktion und verhindert bei den Kühen gleichzeitig eine Entzündung der Milchdrüsen. Rückstände der verabreichten Medizin finden sich später natürlich auch in den Produkten, die dem Menschen als Nahrung dienen. Allgemein kann man sagen, dass diese Tatsache ein zusätzliches Gesundheitsrisiko für den Menschen darstellt.
Milch und Milchprodukte sind in der Ernährung nicht unbedingt nötig und teilweise sogar schädlich für die Gesundheit. Man sollte sich selbst in seinem Konsumverhalten beobachten - gegebenenfalls lässt sich eine Laktoseintoleranz durch medizinische Tests feststellen.
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