von Britta Pawlak
Im ersten Teil wurde beschrieben, wie es nach dem Zweiten Weltkrieg zur Teilung Deutschlands kam und sich die Ost- und Westmächte im Kalten Krieg spalteten. Erfahre nun, warum die Berliner Mauer gebaut wurde und welche menschlichen Tragödien damit verbunden waren. Erst durch die Friedenspolitik Gorbatschows begann ein entscheidender Umschwung. Immer mehr Menschen im Osten lehnten sich gegen die lange währende Unterdrückung auf. Schließlich zogen Menschenmassen auf die Straßen, um für ihre Freiheit zu demonstrieren. Der Mauerfall leitete das Ende der DDR ein...
Während die demokratische BRD stark von den Westmächten beeinflusst war, wurde die DDR immer mehr abgeschottet. Viele Menschen wollten der Zwangsherrschaft des Sowjetreiches entfliehen, obwohl die so genannte "Republikflucht" verboten war und hart bestraft wurde. Sie versuchten vor allem, über Berlin zu flüchten, wo die Sektorengrenze zwischen Ost und West noch offen und kaum zu kontrollieren war.
Am 13. August 1961 zog man mitten durch Berlin eine Mauer und bildete somit eine Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten. Man hatte das letzte Schlupfloch dicht gemacht. Die Grenze wurde durch lebensbedrohliche Minen, Selbstschussanlagen und unter Schießbefehl stehenden Soldaten konsequent "gesichert". Damit wurde eine endgültige Trennung der beiden hier aufeinander treffenden Fronten geschaffen und der Flüchtlingsstrom aus dem Osten gestoppt. Die Abwanderung war für die DDR wirtschaftlich zur Bedrohung geworden, da viele junge und gut ausgebildete Menschen den Staat verließen. Ältere Bürger wurden dagegen meist nicht im Land festgehalten.
Bei dem Versuch, die von der DDR als "anti-faschistischen Schutzwall" bezeichnete Grenze zu überwinden, wurden Hunderte von Menschen erschossen. Insgesamt wurden mehr als Tausend Bürger auf der Flucht aus der DDR getötet. Ab 1963 war es für nahe Verwandte möglich, mittels eines Passierscheins ihre Familien in Ostdeutschland zu besuchen. Man wurde an der Grenze allerdings scharf kontrolliert und durfte sich nur sehr kurze Zeit in der DDR aufhalten. Durch die Grenzzone wurden viele Familien und Bekannte voneinander getrennt, sie brachte viel Leid und menschliche Tragödien mit sich.
Umschwung: Ostpolitik und "Perestroika"
SPD-Politiker Willy Brandt, der zunächst Außenminister war und 1969 zum Bundeskanzler gewählt wurde, förderte die Annährung zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der BRD. Westdeutschland erkannte die Existenz der DDR als eigenständigen Staat an. Im Jahr 1973 wurden beide deutschen Staaten Mitglieder der UNO (Vereinte Nationen). Die SED reagierte zunehmend mit einem Rückzug auf die Ostpolitik von Brandt. Sie fürchtete, dass der offene Dialog mit dem Westen auch auf ihre Bevölkerung übergreifen würde und diese somit ihrem Einfluss entzogen werden könnte.
Der von 1985 bis 1991 amtierende sowjetische Generalsekretär Michail Gorbatschow änderte den politischen Kurs der UdSSR. Die so genannte "Perestroika" (russisch: "Umgestaltung") bezeichnet seinen Wechsel zu mehr Freiheit und weniger Zentralsteuerung. Außerdem kam es zu Verhandlungen über eine Abrüstung der Atomwaffen auf beiden Seiten der Supermächte: der USA und der UdSSR. Die sowjetische Regierung gewährte den osteuropäischen Staaten mehr Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Für seine politischen Leistungen, die entscheidend für das Ende des Kalten Krieges waren, erhielt Gorbatschow 1990 den Friedensnobelpreis.
Aus Gebetsrunden wurden riesige Proteste
Der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker sagte einmal: "Solange das Brandenburger Tor geschlossen ist, ist die deutsche Frage offen". Die neue Freiheit führte in Osteuropa 1989 zu Volksbewegungen: Die Bürger begannen, sich zunehmend gegen die lange währende kommunistische Herrschaft aufzulehnen.
Immer mehr Menschen flohen über Ungarn, das im Mai seine Grenze zu Österreich geöffnet hatte. Ab September wurde DDR-Bürgern die Ausreise nach Österreich und über die Botschaften der BRD in bestimmte osteuropäische Länder gewährt. Die DDR-Führung unter Honecker konnte die neue Politik Gorbatschows nicht nachvollziehen, und es kam im Land zu einer Stimmung des Umschwungs. Auch die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich in Ostdeutschland zunehmend. Im Rahmen von Friedensgebeten kam es zu kleineren Protesten, die sich zu immer größeren Demonstrationen ausweiteten.
Montagsdemonstrationen setzten Massen in Bewegung
Bei den Kommunalwahlen des Landes im Mai 1989 riefen vor allem christliche Vereinigungen das Volk dazu auf, bewusst mit "Nein" zu stimmen und den Wahlablauf zu beobachten. Als es hieß, die Einheitsliste der SED habe mit 98,85 Prozent der Stimmen gewonnen, war offensichtlich, dass die Regierung einen Wahlbetrug begangen hatte.
Die Stimmen des Volkes wurden immer lauter. Regelmäßig fanden "Montagsdemonstrationen" statt, die zunächst nur in Leipzig und später auch in anderen Städten der DDR abgehalten wurden. Zu gewaltsamen Ausschreitungen kam es am Hauptbahnhof Dresden, als man die Durchreise von Flüchtlingen der Botschaften aus der Tschechoslowakei und Polen erzwingen wollte. Die Proteste wurden massiver, der Druck der Bevölkerung größer, und es kam zu Massenbewegungen der DDR-Bürger. Am 18. Oktober 1989 musste zunächst Honecker, wenige Tage später die gesamte DDR-Regierung zurücktreten.
Der Fall der Mauer leitete das Ende der DDR ein
Am 9. November öffnete man schließlich die Berliner Mauer. Millionen von Menschen feierten diesen Schicksalstag, mit dem das Ende der DDR besiegelt sein sollte. Am Brandenburger Tor tanzten sie auf der Mauer, bildeten Menschenketten und sangen. Nach Jahrzehnten der Unfreiheit konnten die Bürger die Grenze zwischen Ost und West passieren. Am 17. November wurde SED-Politiker Hans Modrow von der Volkskammer zum neuen Vorsitzenden des Ministerrates gewählt.
Lange sollte die SED-Führung unter Generalsekretär Egon Krenz allerdings nicht mehr währen: In den Montagsdemonstrationen fanden sich immer mehr Menschen, die weitgehend friedlich gegen die Regierung demonstrierten. Anfangs reagierte die Politik noch mit gewaltsamen Eingriffen und Verhaftungen auf die Demonstranten. Da aber immer größere Teile der Bevölkerung auf die Barrikaden gingen, verzichtete die Regierung mehr und mehr auf den Versuch einer Zerschlagung der Aufstände. Vor der großen Leipziger Demonstration gab es sogar Absprachen zum Ablauf zwischen prominenten DDR-Bürgern und SED-Politikern.
Offizielle Wiedervereinigung und Abriss der Mauer
Am 28. November legte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl im Bundestag ohne vorherige Absprache mit anderen Parteien und den westlichen Bündnispartnern ein "Zehn-Punkte-Programm zur Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas" vor. Am 18. März 1990 fanden in der DDR die ersten freien Wahlen statt. Wahlsieger wurde die Allianz, ein Wahlbündnis aus CDU-Ost, DSU (Deutsche Soziale Union) und DA (Demokratischer Aufbruch).
Gemeinsam mit dem damaligen Außenminister Genscher erwirkte Kohl in Gesprächen mit den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges die Zustimmung zur Wiedervereinigung. Im September unterzeichnete man den "2+4-Vertrag" zwischen DDR und BRD sowie Frankreich, USA, Großbritannien und der UdSSR. Nach dem Einigungsvertrag trat die DDR am 3. Oktober 1990 offiziell der BRD bei. Die Berliner Mauer wurde größtenteils abgerissen. Einige Überreste erinnern uns auch heute noch an die einstige Teilung Deutschlands.
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