von Julia Fischer - 20.08.2005
Es ist ein Uhr mittags, und ich habe gerade meine Arbeit im Pressezentrum beendet. Eigentlich hätte ich jetzt große Lust, mit der Bahn zu meiner Unterkunft zu fahren, oder in der Kölner Innenstadt ein bisschen zu feiern. Aber das kann ich vergessen, denn ich sitze hier fest. Die Stadt wurde - dem Papst sei Dank - total abgeriegelt.
Der Papst besucht heute unter anderem das Rathaus und eine jüdische Synagoge. Für seine Sicherheit hat die Polizei fast alle Rhein-Brücken gesperrt. Auch die Bahnhöfe wurden geschlossen. Aber was soll's! Ich nutze die Gunst der Stunde, um euch mal ein bisschen was darüber zu erzählen, wie die etwa 500.000 Pilger und freiwilligen Helfer hier mit Essen versorgt werden.
Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass es für den Veranstalter nicht ganz einfach ist, so viele Münder zu füllen und Mägen zu sättigen. Deshalb hat man festgelegt, dass nicht jeder Hungrige einzeln kommen darf, um sein Mittag- oder Abendessen (das "Lunchpaket" heißt) abzuholen. Stattdessen sollen sich immer sechs Pilger zu einer Gruppe zusammenschließen.
Nur einer von ihnen soll anschließend zur Essensausgabe gehen und die Sechser-Ration abholen. Auf diese Weise soll die Schlange verkürzt werden. Doch das ist nicht immer leicht. Die Gruppen, die gemeinsam unterwegs sind, bestehen fast nie aus genau sechs Personen. Es kann lange dauern, bis sich eine Sechser-Essensgruppe gefunden hat.
Für jeden Geschmack ist etwas dabei
Alle Rationen werden an drei zentralen Orten zusammengepackt und anschließend an 130 Ausgabestellen in Köln, Bonn und Düsseldorf geliefert. Insgesamt sollen während des Weltjugendtags sechs Millionen Mahlzeiten (!) verteilt werden. Vegetarier müssen keine Sorgen haben, dass sie zu kurz kommen. Entweder es gibt "fleischlose Kost" für alle, oder man hat die Möglichkeit, zwischen einem vegetarischen und einem fleischhaltigen Gericht zu wählen.
Ich selbst habe bislang nur ein einziges Mal an einem der "Massen-Essen" teilgenommen, weil ich meistens im Pressezentrums-Restaurant "à la Carte" verköstigt werde. Deshalb habe ich einige Pilger gefragt, wie es ihnen denn schmeckt und ob sie satt werden.
Das Essen ist gut - wenn es denn kommt
"Das Essen ist einfach, aber es schmeckt gut", haben mir alle versichert. Allerdings gibt es häufig andere Probleme. Oft sind die Portionen zu klein, so dass man nicht satt wird. Es sei auch schon vorgekommen, dass die Essens-Lieferungen nicht rechtzeitig an den Ausgabestellen eingetroffen seien.
Besonders schlimm soll die Situation in Bonn sein, wo einige Ausgabestationen manchmal gar nicht beliefert werden. Weil sich die hungrigen Pilger dann eine neue Station suchen mussten, ist diese dann nicht auf den zusätzlichen Ansturm eingerichtet und schnell hoffnungslos überfüllt. Das bedeutet: lange Wartezeiten.
Und das stellt wiederum solche Pilger vor große Probleme, die es eigentlich sehr eilig haben, weil sie pünktlich eine bestimmte Veranstaltung besuchen möchten. Sie haben dann oft nur noch die Wahl zwischen "ausfallen lassen" und "satt werden". Denn es gibt außer den offiziellen Ausgabestellen fast keine andere Möglichkeit, an günstiges Essen zu gelangen. Händler, die schon ein gutes Geschäft darin gewittert hatten, die Pilger mit Snacks zu versorgen, mussten ihren Plan aufgeben. Denn niemand hat die erforderliche Genehmigung erhalten.
Die Pilger und die Umwelt
Schade ist allerdings, dass viele Pilger nicht so richtig mitmachen. Als ich das eine Mal gemeinsam mit den Jugendlichen gegessen habe, habe ich gesehen, dass viele Weltjugendtags-Besucher ihren Müll nach dem Essen einfach liegengelassen haben. Es sah hinterher aus, wie auf einem Schlachtfeld.
Als ich gestern Nacht zu meiner Unterkunft gelaufen bin, sah ich einige Jugendliche, die offensichtlich einen Hydranten aufgemacht hatten und unter der Fontäne tanzten (siehe Video links). Ich finde, dass das eine absolut sinnlose Wasserverschwendung war. Leider gibt es viele Jugendliche, die sehr unverantwortlich mit unserer Umwelt umgehen.
Bis morgen,
eure Julia
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