von Julia Fischer - 22.08.2005
Der 20. Weltjugendtag ist vorbei. Schon einige Stunden nach dem Abschlussgottesdienst sind die Besucher in Scharen aus Bonn und Düsseldorf abgereist. Auch Köln ist nun wieder eine (fast) pilgerfreie Stadt. Im Jahr 2008 wird der nächste Weltjugendtag in Sydney (Australien) stattfinden.
Man kann wieder alle Straßen und Brücken benutzen, kommt ungehindert zu den Gleisen, und die Züge sind fast leer. Es ist irgendwie entspannend, nach einer Woche unter ständiger Beobachtung von Menschen endlich wieder ein wenig Platz für sich zu haben. Ich persönlich kann es auch kaum erwarten, endlich wieder in einem schönen weichen Bett zu schlafen. Sicher war es sehr schön in Köln, doch irgendwie bin ich froh, dass diese schlafarme Woche vorüber ist.
Aber was sagen eigentlich die Pilger zu dem Weltjugendtag? Wie haben sie ihn erlebt? Was haben sie persönlich vom Weltjugendtag gelernt, wie hat es ihnen gefallen? Zwar hatte ich nicht soviel Zeit, Pilger zu befragen, weil ich gestern noch auf dem Flughafen den Papst verabschiedet habe, dennoch konnte ich heute einige unterschiedliche Meinungen zum Weltjugendtag einholen.
Für einige stand nur der Papst im Mittelpunkt...
Jasmin (21) und Tisha (19) kommen aus Hamburg. Sie haben mir erzählt, dass sie als freiwillige Helfer im Bereich Catering (Essensausgabe) viel Stress, aber auch eine menge Spaß hatten. Sie konnten nicht auf alle Veranstaltungen gehen, die sie sehen wollten. Aber die Hauptsache für sie ist, dass sie dabei waren, als der Papst am Donnerstag den Rhein entlang gefahren ist. Natürlich haben sie ihm zugejubelt.
"Ich wäre nicht nach Köln gekommen, wenn der Papst nicht am Weltjugendtag teilgenommen hätte", sagt Jasmin. Sie ist Muslimin und schon deshalb weniger an der christlichen Ausrichtung des WJT interessiert. "Den Papst zu sehen, war schon toll", stimmt ihr Tisha zu. Für diese beiden Besucherinnen aus Hamburg stand Benedikt XVI. ganz offensichtlich im Vordergrund.
... und für andere der Glaube
Eine Gruppe von Pilgern aus Italien sieht dies jedoch ganz anders. Die Jugendlichen haben mir mit Händen, Füßen und einigen Englischkenntnissen zu erklären versucht, dass der Weltjugendtag viel mehr für sie gewesen sei als "nur" der Papst und einige Musikveranstaltungen - sehr viel mehr sogar. Sie hatten am Freitag am Kreuzweg in den Kölner Dom teilgenommen, waren an Maria Himmelfahrt in der Abendmesse und haben sich während des WJT mit einem Bischof zur Katechese (inneren Reinigung) getroffen.
"Wir haben viel über unseren Glauben gelernt und ihn gefestigt", haben sie mir versichert. Es sei schon sehr beeindruckend gewesen, um Mitternacht in einer voll besetzten Kirche an einer feierlichen Messe teilzunehmen. Es habe eine konzentrierte und aufmerksame Ruhe geherrscht. "Wer das erlebt hat", erklärt mir eine junge Frau aus der Gruppe, "der muss im Weltjugendtag viel mehr gesehen haben als eine reine Spaßveranstaltung mit dem Papst als Hauptattraktion".
Aus "Panzerkardinal" Ratzinger wurde der beliebte Papst Benedikt XVI.
Diese Meinung vertraten auch zahlreiche andere Jugendliche, die ich später befragt habe. Viele stimmten nicht völlig mit der Meinung des Papstes in bestimmten Fragen überein. Umstritten sind vor allem die Ansichten des Papstes zur Empfängnisverhütung (Die katholische Kirche ist dagegen, dass Liebespaare zum Beispiel Kondome oder "die Pille" benutzen). Trotzdem war jeder glücklich, den Papst gesehen zu haben, wenn auch nur aus der Ferne.
Benedikt XVI. (der 16.) hat mit seinem Besuch des Weltjugendtages sowie mit seiner Freundlichkeit und Offenheit gegenüber den Jugendlichen seinen einstigen Ruf als "Panzerkardinal" eindeutig aufgebessert. Er hat allen Kritikern bewiesen, dass er ein Mann ist, der auf das (junge) Kirchenvolk zugehen kann.
Dankesworte am Flughafen
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