von Britta Pawlak
Der "Empirismus" bezeichnet zunächst eine Richtung in der Philosophie, die mit dem Aufkommen der modernen Naturwissenschaften ab dem 16./ 17. Jahrhundert immer mehr Anhänger hatte. Das Wort leitet sich vom lateinischen Begriff "empiricus" ab, was so viel wie "der Erfahrung folgend" bedeutet. Die Vertreter der philosophischen Strömung nennt man "Empiristen" oder "Empiriker" - berühmte Philosophen dieser Denktradition sind zum Beispiel die Engländer Thomas Hobbes (1588-1679) und John Locke (1632-1704) sowie der Schotte David Hume (1711-1776). Sie glauben, dass man mit reiner Vernunft keine gesicherten Aussagen über die Welt treffen kann - damit stellen sie sich gegen die philosophische Denkrichtung des "Rationalismus", der die menschliche Vernunft in den Mittelpunkt rückt (vom lateinischen Wort "ratio", das "Vernunft" bedeutet).
Die Empiristen hingegen sagen, dass sich all unsere Erkenntnis nur auf solches Wissen gründen kann, das wir aus der Erfahrung durch unsere Sinne - also das, was wir um uns herum sehen, hören, riechen, schmecken und tasten können - beziehen. Alles Übernatürliche wird von den Anhängern des Empirismus als "erfunden" und "sinnlos" angesehen - auch die Religion wird oft scharf kritisiert, weil mit dem Glauben allein noch nichts bewiesen werden könne. Denn niemand hat zum Beispiel Gott oder das ewige Leben wirklich mit seinen Sinnen erfahren, sagen die Empiristen. Vorstellungen und Ideen, die jenseits des Wahrnehmbaren liegen, seien also falsch - denn nur durch echte Erfahrungen können wir etwas über die Welt sagen. Nach David Hume hat aber auch die menschliche Erfahrung ihre Grenzen: So warnt der Philosoph beispielsweise davor, voreilige Schlussfolgerungen zu ziehen, nur weil wir wiederholt beobachten, dass zwei bestimmte Phänomene aufeinanderfolgen. Damit wendet sich David Hume vom reinen Empirismus ab und dem "Skeptizismus" zu - dieses Wort kommt vom altgriechischen Begriff "sképsis", das etwa "kritische Untersuchung" heißt. Damit ist gemeint, dass man anzweifelt, dass es überhaupt sichere Erkenntnisse über die Welt geben kann.
Auch die modernen (Natur-)Wissenschaften wollen durch Beobachtung und Erfahrung Wissen erlangen - so stellen sie genaue Untersuchungen, Zählungen und Messungen an, um möglichst gesicherte und damit "wissenschaftlich bewiesene" Aussagen über ihre Forschungsgegenstände zu treffen. Sie beobachten Objekte, Lebewesen oder Sachverhalte, um zum Beispiel Erkenntnisse über eine bestimmte Tierart, menschliche Verhaltensweisen oder das Sonnensystem zu gewinnen - man nennt diese "Erfahrungswissenschaften" deshalb auch "empirische Wissenschaften". Sie stützen ihre Erkenntnisse auf "empirische" Methoden und Forschungen - das können zum Beispiel Laboruntersuchungen, Experimente, Interviews und Befragungen von Menschengruppen oder das Erfassen und Sammeln statistischer Daten sein.
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