von Tanja Lindauer
Bertolt Brecht ist einer der bedeutendsten deutschen Dichter und Theatermacher des 20. Jahrhunderts. Er entwickelte das "epische Theater" und gründete zusammen mit seiner Frau Helene Weigel das Berliner Ensemble. Seine Texte wurden von den Nationalsozialisten verboten und im Dritten Reich floh der deutsche Autor ins Ausland. Viele seiner Werke sind über die deutschen Grenzen hinaus berühmt. Bert Brecht war aber auch als Frauenheld und für seine Großmäuligkeit bekannt.
Eugen Bertold Friedrich Brecht wurde am 10. Februar 1898 als erstes Kind des kaufmännischen Angestellten Berthold Brecht und dessen Frau Sophie in Augsburg geboren. Als Kind wurde Bertold Brecht immer bei seinem ersten Vornamen, Eugen, gerufen. Doch so wirklich Gefallen konnte er an diesem Namen nicht finden, daher beschloss er später, dass Bertolt sein Rufname werden sollte. Er lag Wert darauf, dass man Bertolt mit "t", und nicht - wie üblich - mit "d" (Berthold) schrieb.
Denn - ganz wie es für den Autor üblich war - wollte er sich von den anderen abheben und auffallen. Ganz nach dem Motto: "Ich bin anders!" Oft wird sein Name auch einfach "Bert Brecht" abgekürzt. Als Kind war von seiner Großspurigkeit noch nichts zu sehen. Ganz im Gegenteil: Brecht war ein schüchternes Kind, das sehr oft krank war und zudem ein Herzleiden hatte. Seine Schüchternheit legte er später jedoch ab, und er wurde dann eben oftmals als mutig, vorlaut und großmäulig beschrieben.
Vom schüchternen Kind zum vorlauten Schüler
Nach der Volksschule ging der junge Brecht auf das Peutinger-Realgymnasium in Augsburg. Über sich selbst sagte Brecht: "Ich habe das Licht der Welt im Jahr 1898 erblickt. Meine Eltern waren Schwarzwälder. Die Volksschule langweilte mich vier Jahre. Während meines neunjährigen Eingewecktseins an einem Augsburger Realgymnasium gelang es mir nicht, meine Lehrer wesentlich zu fördern."
Brecht war also auch ein wenig überheblich und von sich sehr überzeugt. Mit 18 wäre er wegen seines Verhaltens sogar beinahe von der Schule geflogen. Der Erste Weltkrieg hatte schon begonnen und die Schüler sollten einen Aufsatz schreiben. Es wurde damals als Ehre angesehen, für sein Vaterland im Krieg zu sterben. Der junge Brecht sah dies etwas anders und schrieb in seinem Essay: "Der Ausspruch, dass es süß und ehrenvoll sei, fürs Vaterland zu sterben, kann nur als Zweckpropaganda gewertet werden. Der Abschied vom Leben fällt immer schwer, im Bette wie im Schlachtfeld, am meisten gewiss jungen Menschen in der Blüte ihrer Jahre. Nur Hohlköpfe können die Eitelkeit soweit treiben, von einem leichten Sprung durch das dunkle Tor zu reden ..."
Die Lehrer fanden das natürlich gar nicht witzig - nur knapp entkam Bertolt einem Schulverweis. Da 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, schloss Bertolt das Gymnasium mit einem so genannten Notabitur ab. Das war zur damaligen Zeit ein spezieller Abschluss, der etwas einfacher war als ein normales Abitur. Damit konnten die Abiturienten auch für den Kriegsdienst eingezogen werden. Brecht aber musste wegen seines Herzleidens nicht an die Front. Mit 20 Jahren diente er 1918 dennoch seinem Vaterland als Lazarettsoldat.
Leidenschaft für Theater und Literatur
Schon direkt nach seinem Notabitur hatte sich der junge Brecht an der Universität in München eingeschrieben. Er wollte zunächst Medizin und Naturwissenschaften studieren. Mit dieser Entscheidung verfolgte er auch einen Hintergedanken, denn Ärzte wurden erst nach dem Studium im Krieg eingezogen. Aber schnell merkte er, dass ihm die Literatur viel mehr lag und so beschloss er, nach dem Krieg nicht wieder an die Universität zurückzukehren. Er widmete sich dem Schreiben und lernte den Kabarettisten Karl Valentin kennen. Er arbeitete bei ihm als Geräuschemacher.
Nach Ende des Krieges verdiente Brecht zunächst sein Geld, indem er Theaterkritiken schrieb. Eine seiner Kritiken soll so scharf gewesen sein, dass er verklagt wurde und eine Geldstrafe zahlen musste. Das Theater war seine große Leidenschaft. Brecht hatte Talent, und schon im Jahr 1922 wurde eines seiner Stücke - "Trommeln in der Nacht" - aufgeführt. Ein Jahr später wurde "Baal" im Theater aufgeführt, aber schon nach der Premiere wurde es verboten. Brecht verstand es zu provozieren - er forderte seine Mitmenschen also heraus und sorgte immer wieder für Aufsehen. 1922 heiratete er die Opernsängerin Marianne Zoff, im folgenden Jahr wurde auch schon ihre Tochter Hanne geboren - Brecht hatte zu dieser Zeit schon einen unehelichen Sohn mit seiner Jugendliebe Paula Banholzer.
Ein neues Leben in Berlin
1924 entschloss Brecht, nach Berlin zu ziehen. Gemeinsam mit dem Schriftsteller Carl Zuckmayer arbeitete er am deutschen Theater. In Berlin lernte er zudem die Schauspielerin Helene Weigel kennen und im November 1924 brachte sie seinen zweiten Sohn zur Welt. Erst drei Jahre später ließ er sich von Marianne scheiden und heiratete Helene. 1930 kam sein viertes Kind Barbara zur Welt.
In Berlin entdeckte Bertolt Brecht sein Interesse am politischen Geschehen - vor allem die Ideen des Kommunismus hatten es ihm angetan. Allerdings schloss er sich keiner Partei an. Aber seine Werke waren immer stärker gezeichnet von seinen politischen Ansichten. Mithilfe der Literatur wollte er die Menschen auf bestimmte gesellschaftliche Probleme hinweisen. Für Brecht musste die Literatur einen Nutzen haben, reine Unterhaltung kam für ihn nicht infrage.
In Berlin lernte der Autor auch Kurt Weill kennen, mit dem er eng zusammenarbeiten würde. Gemeinsam entwickelten sie das "epische Theater". Dabei wollte Brecht es vermeiden, dass sich das Publikum im Theater lediglich unterhalten ließ oder sich von der Geschichte einfach nur mitreißen ließ. Stattdessen sollten die Theaterbesucher auf bestimmte Missstände aufmerksam und zum Nachdenken angeregt werden. Das erste Stück, das Brechts epischem Theater zugeordnet werden kann, ist die "Dreigroschenoper", die 1928 in Berlin das erste Mal aufgeführt wurde. Das Theaterstück wurde zum großen Erfolg und Brecht war in aller Munde. Doch schon bald sollte auch eine große Niederlage folgen.
Im Konflikt mit den Nationalsozialisten
Ab 1930 wurden seine Stücke immer wieder von den Nationalsozialisten gestört. Der rechtsextremen Partei NSDAP war Brecht schon lange ein Dorn im Auge. Mit seinen Werken übte Brecht Kritik an bestehenden Verhältnissen in Deutschland - das missfiel den Nationalsozialisten und so beschlossen sie, gegen den Schriftsteller vorzugehen.
In München wurde das Stück "Im Dickicht der Städte" aufgeführt, in dem Brecht Kritik an der Gesellschaft äußert. Das Publikum war empört und die Nationalsozialisten wiegelten die Zuschauer weiter auf. Eine Schlägerei brach aus und Stinkbomben wurden geschmissen. Die Aufführung endete im Chaos und nur schwer konnte man die Masse wieder beruhigen. Brecht und seine Stücke wurden immer misstrauischer beäugt. Bei einer Aufführung von "Die Maßnahme" griff die Polizei ein, die Theaterbesitzer wurden verklagt. Brechts Stücke wurden schließlich von den Bühnen genommen.
Flucht aus Deutschland
Mit Hitlers Machtübernahme 1933 wurde die Situation für Brecht gefährlich. Nach dem Reichstagsbrand 1933 verließ Brecht mit seiner Familie Deutschland. Die deutsche Staatsbürgerschaft wurde ihm aberkannt. Es folgten viele Umzüge in etliche Länder. Zunächst reise Brecht von Prag nach Wien, dann in die Schweiz nach Zürich und von dort aus nach Paris. Brecht ließ sich aber nicht vom Schreiben abhalten. Gemeinsam mit Kurt Weill schuf der Autor sein erstes "Exilstück" - das ein Ballett "Die Sieben Todsünden" wurde 1933 in Paris aufgeführt. Außerdem richtete er den DAD - den "Deutschen Autorendienst" - ein. Dieser sollte aus Deutschland geflüchtete Autoren dabei unterstützen, ihre Texte zu veröffentlichen.
Schließlich zog Brecht mit seiner Familie nach Dänemark und verbrachte dort die nächsten fünf Jahre. 1938 entstand dort "Das Leben des Galilei". Nach seinen Umzügen nach Schweden und -Finnland siedelte Bertolt Brecht 1941 in die USA über. In Zürich wurde in diesem Jahr sein Stück "Mutter Courage und ihre Kinder" uraufgeführt. Natürlich hat Brecht im Ausland noch viel mehr Stücke geschaffen - er schrieb außerdem für mehrere Emigrantenzeitschriften, in denen die aus ihrem Heimatland geflüchteten Autoren Texte veröffentlichen konnten. Schon längst hatte er es zu Ansehen und Ruhm gebracht, mit seiner "Mutter Courage" konnte er dies abermals festigen. In den USA übersetzte er eines seiner berühmtesten Stücke: "Das Leben des Galilei". Doch in den Vereinigten Staaten war der kommunistisch orientierte Autor nicht gerade ein willkommener Gast und so machte sich Brecht auf in die Schweiz.
Das Leben in der DDR
Mit der Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945 und damit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa wurde es für Bertolt Brecht möglich, wieder zurückzukehren. Kurz nach der Kapitulation warfen die USA die Atombombe über der japanischen Stadt Hiroshima ab. Brechts Kommentar zu diesem schlimmen Vorfall war: "Dieser Superfurz übertönt alle Siegesglocken." Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte Brecht nach Ostberlin, das von den Truppen der kommunistischen Sowjetunion besetzt war, zurück. Die Einreise nach Westberlin wurde Brecht wegen seiner politischen Überzeugungen untersagt.
1949 gründete Bertolt Brecht mit seiner Frau Helene Weigel das Theater "Berliner Ensemble" und schon am 12. November desselben Jahres wurde dem Publikum mit "Herr Puntila und sein Knecht Matti" das neue Theater vorgestellt. Brecht engagierte sich sehr für die Förderung schriftstellerischer Talente, wofür er auch 1951 von der DDR mit dem Nationalpreis ausgezeichnet wurde. Bert Brecht starb am 14. August 1956. Kurz vor seinem Tod sagte er: "Schreiben Sie, dass ich unbequem war und es gedenke, auch nach meinem Tod zu bleiben."
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letzte Aktualisierung: 10.11.2014
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