Es ist der Wunsch vieler Kinder: Ein Haustier als Spielkamerad und treuer Freund, der mit einem durch dick und dünn geht. Vor allem Katzen, Hunde, Kaninchen, Meerschweinchen und Wellensittiche stehen bei Kindern hoch im Kurs. Aber mit so einem Tier sind auch viele Pflichten und ein großes Maß an Verantwortung verbunden. Gerade zur Ferienzeit werden jährlich zahlreiche Tiere abgegeben und sogar ausgesetzt. Was muss man beachten, wenn man sich ein Haustier anschaffen will - und kann man Tiere artgerecht halten?
Fast jeder hat das schon mal erlebt: Die beste Freundin hat ein niedliches Meerschweinchen, die Tante einen lieben Hund, der Nachbarsjunge einen kleinen Hamster. Kommt man von dem Besuch nach Hause, möchte man auch unbedingt so ein Tier haben. Aber nicht immer erfüllen die Eltern diesen Wunsch. Oft nennen sie Gründe wie "dafür haben wir keinen Platz" oder "du wirst dich irgendwann nicht mehr darum kümmern, und dann müssen wir es tun". In diesem Fall muss man viele Jahre warten, bis man selbst alt genug ist, um sich ein Haustier anzuschaffen.
Bei uns sind Katzen die beliebtesten Haustiere - und kurz danach kommen Hunde, denn fast jeder sechste Deutsche hat einen Hund. Auf Platz drei der Liste stehen Fische, gefolgt von Nagetieren wie Meerschweinchen, Hamster und Mäuse. Auch Vögel wie Wellensittiche, Papageien oder Kanarienvögel sind beliebt. Etwa jeder Zwanzigste hat einen gefiederten Freund zu Hause. Auch Schildkröten werden noch relativ häufig zu Hause gehalten. Zu den ausgefallenen Haustieren gehören Echsen, Schlangen, Vogelspinnen und weitere Exoten.
Gezähmt und gezüchtet
Aber was genau sind eigentlich "Haustiere"? Die Vorfahren von unseren Haustieren sind wilde Tiere, die in freier Natur gelebt haben. Sie wurden vom Menschen gezähmt und gezüchtet. So stammt das Hausschwein vom Wildschwein ab und der Hund vom Wolf. Diese Umwandlung von Wildtieren in Haustiere wird "Domestikation" genannt. Der Begriff leitet sich von dem lateinischen Wort "domus" ab, das bedeutet Haus. Vor vielen Jahrhunderten hat der Mensch damit begonnen, sie von deren Verwandten zu isolieren und zu züchten - seitdem leben die Tiere nicht mehr frei. Vielmehr sind sie an den Menschen gewöhnt und abhängig von ihm. Denn er versorgt sie mit Nahrung und bietet ihnen das, was sie zum Überleben brauchen.
Der Mensch hat die Tiere aus mehreren Gründen gezähmt und gezüchtet: Zum einen wollte er sie als Nutz- und Arbeitstiere einsetzen. Zum Beispiel wurde das Pferd vor Kutschen gespannt und zum Ackerbau eingesetzt, der Hund half bei der Jagd und das Schwein lieferte Fleisch. Der Mensch hat aber auch zum Vergnügen Tiere gezüchtet, also als Heimtiere - zum Beispiel Kanarienvögel, weil sie so schön singen können und den Halter erfreuen oder Hunde, die zum "Gefährten" des Menschen wurden. Seit einigen Jahren werden Tiere auch als Versuchstiere eingesetzt und gezüchtet. Affen, Mäuse, Ratten und auch Hunde (vor allem die Rasse Beagle) werden für die medizinische Forschung vermehrt, um Medikamente, Cremes und vieles mehr in Tierversuchen zu testen. Das soll dem Überleben, dem Wohlbefinden und der Lebenssteigerung der Menschen dienen, ist allerdings sehr umstritten.
Kann man Tiere artgerecht halten?
Es ist wichtig, Tiere möglichst artgerecht zu halten, also sich nah an ihren natürlichen Lebensbedingungen zu orientieren. Das ist aber nur begrenzt möglich. Denn unter uns Menschen können Tiere niemals so leben, wie sie es in freier Natur - zum Beispiel in ihren Rudeln und Familien - tun würden. Wir können den Tieren nicht dieselbe Freiheit mit einem uneingeschränkten Auslauf und ihren gewohnten "Familienstrukturen" bieten - ob in Aquarien, Käfigen oder auf einem großen Grundstück hinter dem Haus. Deswegen ist immer nur eine Annäherung an diese Lebensweisen möglich - also ein Kompromiss zwischen den natürlichen Bedürfnissen der Tiere und dem, was der Mensch ihnen geben kann.
Bei einigen Tieren ist es umstritten, ob sie zu Hause überhaupt annähernd artgerecht gehalten werden können - dies betrifft zum Beispiel Schlangen und Echsen sowie weitere exotische Hautiere. Wichtig ist, dass die Tiere ihrer Art entsprechend ausreichend Platz und Bewegung haben. Das ist auch im Tierschutzgesetz so vorgeschrieben. Ein großer Schäferhund zum Beispiel sollte niemals in einer Ein-Zimmer-Wohnung gehalten werden. Vor allem Hunde brauchen viel Auslauf - aber auch Kaninchen, Meerschweinchen, Katzen und viele weitere Tiere. Ein Vogel darf nicht nur im Käfig vor sich hinvegetieren, sondern muss regelmäßig im Zimmer fliegen können. Ebenso die Fütterung der Tiere sollte möglichst artgerecht sein. So sollten Vögel und Fische mit Nahrung gefüttert werden, die sie in der freien Natur auch finden würden. Was dein gewünschtes Tier genau braucht, kannst du in Tierhandlungen, bei Züchtern und in Fachbüchern erfahren. Viele Informationen findet man auch im Internet.
Tiere sind keine Menschen
Wer ein Tier haben möchte, sollte sich das gut überlegen und auf keinen Fall übereilt handeln. Denn es ist wichtig, dass man sich vorher intensiv über das Wesen des Tieres und die Haltung sowie über die damit verbundenen Probleme informiert. Und man muss wissen: Tiere können zwar niedlich sein, aber jedes Tier hat auch seinen eigenen Charakter, seinen eigenen Kopf. Sie sind individuell - also anders als andere -, so wie wir Menschen uns auch voneinander unterscheiden.
Tiere verhalten sich anders als wir - sie drücken zum Beispiel Freude oder Angst auf völlig andere Weise aus. Dessen muss man sich stets bewusst sein und lernen, auf die Bedürfnisse der Tiere einzugehen, ihnen nicht den eigenen Willen aufzuzwingen und ihre eigentümliche "Sprache" (ob Laute oder Körpersprache) richtig zu deuten. Zwar sind Haustiere oft zutraulich und es macht Spaß, mit ihnen zu schmusen und zu spielen. Aber auch in jeder verschmusten Katze steckt noch immer ein Raubtier und auch das Verhalten eines Wolfs schlummert noch in vielen Hunden. Sie kennen zum Beispiel ganz genau ihr Revier und reagieren auf "Eindringlinge" nicht immer freundlich.
Pflichten und viel Verantwortung
Hat man sich ein Tier angeschafft, so erlebt man zwar viele tolle Momente, aber damit sind auch Verantwortung und viele Pflichten verbunden. Denn die Tiere müssen sowohl gefüttert als auch beschäftigt und die Käfige oder das Katzenklo saubergemacht werden. Bevor man sich ein Haustier kauft, sollte man sich gut überlegen, ob man wirklich Zeit für das Tier hat und ob man die damit verbundene Arbeit auch dauerhaft übernehmen will. Denn am Anfang macht es den meisten noch großen Spaß, sich um das Tier zu kümmern.
Aber auch nach einigen Monaten und Jahren muss das Tier noch gefüttert und der Käfig ausgemistet werden. Bei nicht wenigen verfliegt der anfängliche Spaß schnell. Deswegen sollte man sich gut überlegen, ob man die Verpflichtungen über Jahre hinweg wirklich eingehen möchte und kann. Was dabei nicht unerheblich ist: ein Tier verursacht natürlich auch Kosten. Ein Haustier braucht nicht nur Futter, sondern es muss auch zum Arzt gebracht werden, wenn es krank ist oder geimpft werden muss. Das kann je nach Krankheit ganz schön teuer werden. Hinzu kommt, dass Tiere auch Schmutz machen sowie Lärm und Unordnung verursachen können - so haaren Pelztiere immer wieder, Vögel werfen mit Körnern herum, Katzen zerkratzen häufig Möbel und andere Gegenstände, während viele Hunde in der Wohnung herumtollen und laut bellen. Auch darüber sollte man sich bewusst sein, um die Verhaltensweisen der Haustiere nicht im Nachhinein nur noch als "lästig" und "störend" zu empfinden.
Vernachlässigte und ausgesetzte Tiere
Vor allem aber braucht ein Tier Aufmerksamkeit - und das nicht nur dann, wenn man gerade Lust und Zeit hat. Je nach Art fordert ein Haustier diese auch, wenn man gerne an den Badesee fahren, ins Kino gehen oder sich einfach mit Freunden treffen will. Auch ein Urlaub oder Wochenendausflug kann hier schnell zu einem Problem werden. Leider wird vielen Tierbesitzern dies erst zu spät bewusst.
Und so werden gerade zur Urlaubszeit jährlich unzählige Haustiere weggegeben oder sogar einfach ausgesetzt. Das bedeutet, dass der Besitzer sie absichtlich irgendwo sitzen lässt und einfach wegfährt - oft geschieht das an Autobahnraststätten. Es kommt auch vor, dass Leute ihren Hund an einer Straßenlaterne anbinden und weggehen. Ebenso werden Wellensittiche einfach fliegen gelassen - obwohl diese ja nur die Wohnung des Menschen kennen und immer mit Futter versorgt wurden. Heimvögel wie Wellensittiche und Kanarienvögel haben in freier Natur keine Chance zu überleben. Auch ausgesetzte Hunde verhungern nicht selten oder werden überfahren. Werden die Tiere rechtzeitig gerettet, landen die meisten von ihnen in Tierheimen. Diese sind besonders im Sommer überfüllt - also dann, wenn sehr viele Leute verreisen.
Wohin mit dem Tier im Urlaub?
Sicherlich hat man nicht immer die Möglichkeit, sein Tier in den Urlaub mitzunehmen. Zwar gibt es Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen, in welche Tiere mitgebracht werden dürfen - man kann vorher erfragen, ob dies erlaubt ist. Aber auch der Transport der Tiere ist leider nicht immer möglich. Für viele Haustiere wäre eine lange Fahrt auch eine viel zu große Strapaze. Dennoch gibt es immer die Möglichkeit, Urlaub zu machen, ohne das Tier einfach weggeben oder gar auszusetzen zu müssen.
Zum einen hat man vielleicht einen Freund, Nachbarn oder Bekannten, welchem man das Haustier in dieser Zeit anvertrauen kann - es ist allerdings wichtig, diesem vorher genau zu erklären, was er bei der Haltung und Pflege alles beachten muss. Ansonsten gibt es immer noch Tierpensionen und Tierhotels, in die Hunde oder Katzen vorübergehend abgegeben werden können. Dort kümmert sich das Personal um die Tiere, füttert sie und sorgt für Bewegung. Am besten ist es, solch eine Tierpension vorher zu besuchen. Dort kann man sich nicht nur genau ansehen, wie die Tiere untergebracht sind. Man sollte auch mit den Angestellten über das eigene Tier sprechen und von seinen Vorlieben und Eigenheiten erzählen.
Völlig überlastete Tierheime
Seit vielen Jahren sind die Tierheime stark überlastet und an der Situation hat sich bis heute nichts geändert. Das Problem ist, dass die Tierheime auf Spenden angewiesen sind und es ihnen an Geld, Helfern, Platz und Möglichkeiten fehlt, um die in Not aufgenommenen Tiere möglichst artgerecht zu halten und zu pflegen. Viele der Tiere in den Tierheimen wurden abgegeben, weil ihre Besitzer zu wenig Geld zur Verfügung hatten, also in "finanzieller Not" waren. Davon betroffen sind nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes vor allem Hunde, gefolgt von Katzen und schließlich auch nicht wenigen Kleintieren.
Der Deutsche Tierschutzbund hat es sich zur Aufgaben gemacht, für die Rechte und gegen den Missbrauch von Tieren zu kämpfen. Vor allem das Futter und die Besuche beim Tierarzt sind teuer, teilte der Verein mit. Viele Menschen können sich das auf Dauer nicht leisten - sie setzen ihr Tier aus oder geben es im Tierheim ab, wenn es krank wird und zum Beispiel eine Operation gemacht werden muss. Das ist eine sehr große finanzielle Belastung für die Tierheime. Denn vor allem ältere und kranke Tiere brauchen mehr Betreuung.
Viele Menschen wollen ihre Haustiere aber auch "loswerden", weil ihnen die Pflege - besonders bei erkrankten Tieren - zu aufwändig geworden ist, sie das Interesse an ihren Tieren verloren oder zu wenig Zeit für sie haben - oder sich ihre Lebenssituation geändert hat und ein Haustier nun nicht mehr in ihr Leben "hineinpasst". Die Einnahmen durch Spenden, die die Tierheime dringend für die Versorgung der Tiere benötigen, sind viel zu niedrig. Wenn man sich ein Tier anschaffen möchte, ist es deshalb ratsam, sich zunächst an Tierheime zu wenden. Denn dort leben viele heimatlose Tiere, die abgegeben oder verstoßen wurden und auf ein neues Zuhause warten.
Sehnlichster Wunsch: Ein Haustier
Keinesfalls soll also davon abgeraten werden, sich ein Haustier anzuschaffen. Ein Haustier kann sehr ins Herz geschlossen werden und viel Freude bereiten. Gerade Kinder können im Umgang mit Tieren auch sehr viel lernen: Es ist für sie nicht nur aufregend, ein Tier zu beobachten und seine Verhaltensweisen zu erforschen. Sie können auch eine persönliche Beziehung zu dem Haustier aufbauen und lernen, auf seine speziellen Bedürfnisse einzugehen und Verantwortung zu übernehmen.
Aber es ist wichtig, sich gegenüber ehrlich zu sein und zu überlegen, ob ein Haustier bei einem zu Hause jetzt und auch in den nächsten Jahren gut aufgehoben sein wird - und man es sich nicht nur aus einer Laune heraus zur Unterhaltung wünscht. Denn das Tier soll sich schließlich wohlfühlen und nicht traurig auf seiner Stange sitzen oder in der Ecke liegen. In den folgenden Artikeln werden wir einige der "beliebtesten Haustiere" vorstellen. Du wirst erfahren, was zum Beispiel bei der Auswahl und der Haltung eines Hundes zu beachten ist, wie sich Katzen verhalten und welch ebenso niedliche wie interessante Haustiere Meerschweinchen, Kaninchen und Wellensittiche sind.
Hast du Haustiere - und wenn ja, welche? Welche Geschichten fallen dir zu deinen Tieren ein? Empfindest du die Pflichten manchmal auch als lästig, die mit der Haltung und Pflege verbunden sind? Darfst du kein Haustier haben? Welches Tier würdest du dir wünschen? Ist die Haltung von Haustieren artgerecht? Im unten verlinkten Forum kannst du dich mit anderen Lesern austauschen.
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