Kleine Knopfaugen, kuscheliges Fell und das niedliche Quieken - Meerschweinchen sind als Haustiere sehr beliebt. Sie sind klein, machen kaum Lärm, sind in der Regel sehr zahm und lassen sich vom Menschen streicheln. Aber was mögen die gutmütigen Nager wirklich? Woher kommen sie ursprünglich und was muss man bei ihrer Haltung beachten? Warum sollte man sich mindestens zwei Meerschweinchen anschaffen und wie verständigen sich die Tiere untereinander?
Meerschweinchen gehören wie Hamster und Zwergkaninchen zu den Nagetieren. Ihr wissenschaftlicher Name ist "Cavia porcellus" und verweist auf deren Abstammung: Der Ursprung unseres Hausmeerschweinchens ist die Gattung des wild lebenden "Echten Meerschweinchens" ("Cavia").
Die Wildmeerschweinchen sind vor allem auf dem südamerikanischen Kontinent verbreitet und halten sich dort gern in Erdhöhlen oder Felsspalten auf. Sie sind sehr soziale Tiere, was bedeutet, dass sie in größeren Gruppen von etwa drei bis zehn Tieren zusammenleben. Auf diese Weise können sie sich gegenseitig besser vor Gefahren warnen.
Im Gegensatz zu seinen wild lebenden Verwandten ist das Hausmeerschweinchen im Durchschnitt schwerer - wobei das Gewicht bei den einzelnen Züchtungen sehr variieren kann. Außerdem lebt es länger - etwa sechs bis acht Jahre, während das wilde Tier nur fünf bis sechs Jahre alt wird. Darüber hinaus haben die gezüchteten Haustiere verschiedene Fellfarben und -varianten, während das Fell des Wildmeerschweinchens vorwiegend dunkel und glatthaarig ist.
Woher kommen Meerschweinchen ursprünglich?
Ähnlich wie bei anderen Haustieren gibt es verschiedene Angaben zum Beginn der Domestizierung von Meerschweinchen - also seit wann sie von ihren wilden Artgenossen isoliert wurden, um sie zu zähmen und zu züchten. Wissenschaftler gehen davon aus, dass dieser Prozess um etwa 5.000 bis 2.000 vor Christus begann. Aufgrund von Knochenfunden gilt es als gesichert, dass sie aus Mittel- und Südamerika stammen. In den dortigen Steppen und Gebirgen wie den Anden, einer an der Westküste Südamerikas gelegenen Gebirgskette, sind sie auch heute noch heimisch.
Vermutlich erst im 16. Jahrhundert, nachdem die Spanier Südamerika erobert hatten, kamen die Meerschweinchen nach Europa - im Reisegepäck der spanischen Seefahrer, die von ihren Eroberungsreisen heimkehrten. Eine andere Theorie besagt, dass holländische Seefahrer sie mit nach Europa gebracht haben sollen. Der Name "Meerschweinchen" bezieht sich auch auf diesen Transportweg. Denn die kleinen Nager wurden über das Meer transportiert und gaben quiekende Laute von sich, die denen von Schweinen ähneln. Auch der englische Name des Meerschweinchens, "Guinea Pig", enthält das Wort "Schwein" (englisch: "pig"). Eine "Guinea" war eine alte englische Goldmünze und soll gleichzeitig der Kaufwert für ein Meerschweinchen gewesen sein.
Werden Meerschweinchen wirklich gegessen?
Bereits das in Peru lebende Indianervolk der Inkas soll sich das Meerschweinchen als Haustier gehalten haben. Vor allem aber waren die kleinen Vierbeiner für sie Nahrungsmittel und Lieferanten für feine Pelze. Aber auch als Opfertiere bei religiösen Zeremonien wurden die Tiere verwendet. In Spanien waren sie zunächst nur Haustiere für die Adligen, später auch für die ganze Bevölkerung.
Heutzutage werden die kleinen Nager weltweit in erster Linie als Haustier gehalten. Darüber hinaus werden sie aber auch für Ausstellungen gezüchtet, häufig für Tierversuche eingesetzt - und ihr Fleisch wird weiterhin gegessen und gilt für die Menschen in Peru sogar als eine "Delikatesse". Pro Jahr sollen dort etwa 65 Millionen Exemplare der niedlichen kleinen Tiere verzehrt werden.
Was gibt es bei Haltung und Pflege von Meerschweinchen zu beachten?
Wie ihre wilden Artgenossen sind auch Hausmeerschweinchen soziale, gesellige Tiere und leiden schnell unter Einsamkeit, wenn sie alleine gehalten werden. Daher sollte man mindestens zwei Tiere in einem Käfig halten. Bezüglich der Zusammensetzung der Gruppe gibt es mehrere Möglichkeiten. Gut verstehen sich im Allgemeinen Weibchen oder auch Geschwister miteinander. Zu einer natürlichen Zusammenstellung gehören mehrere Weibchen und ein Bock, da so die eigentlichen Verhaltensweisen ausgelebt werden können.
Besteht eine Gruppe nur aus Böcken, so kann es des Öfteren zu Rangordnungskämpfen kommen. Diese sollte man nicht in jedem Fall unterbrechen, denn ungeklärte Rangstreitereien werden sonst immer wieder ausgefochten. Wenn sich die Tiere jedoch gegenseitig verletzen, sollte man sie sofort trennen und nicht mehr zusammen in einen Käfig setzen. Wenn sich Meerschweinchen streiten, werfen sie die Köpfe ruckartig in den Nacken und klappern mit den Zähnen, um sich gegenseitig zu drohen. Vor allem die männlichen Tiere können sich mitunter sogar schwer verwunden. Kastrierte Männchen vertragen sich dagegen in der Regel gut.
Wollen Meerschweinchen gerne mit Menschen kuscheln?
Das Hochschlagen des Kopfes zeigen Meerschweinchen übrigens auch, wenn sie vom Menschen nicht gestreichelt, sondern in Ruhe gelassen werden wollen. Meerschweinchen sind sehr gutmütige Tiere und beißen nur sehr selten. Eigentlich sind sie so genannte Fluchttiere - sie rennen blitzartig in ein sicheres Versteck, wenn sie unbekannte Geräusche hören oder durch hektische Bewegungen verunsichert sind. Deshalb mögen sie es vor allem dann, wenn sie neu im Haushalt sind, auch nicht, wenn sie angefasst und aus dem Käfig genommen werden. Haben sie sich an den Menschen gewöhnt, werden viele Meerschweinchen auch mal gerne gestreichelt - allerdings nicht in jeder Situation.
Manchmal verfallen die Tiere in eine "Starre", wenn sie in Panik geraten - sie verharren bewegungslos in ihrer Position. Dieses ruhige Daliegen kann man leicht als Wohlgefallen missverstehen, es bedeutet aber Stress für die Tiere. Dann sollte man beruhigend auf sie einreden, sie unverzüglich wieder in den Käfig setzen und für eine Weile in Ruhe lassen. Da die meisten Meerschweinchen nicht von Anfang an zahm sind, ist es wichtig, viel Geduld zu haben, die Tiere langsam an sich zu gewöhnen und Vertrauen aufzubauen. Erst dann ist es möglich, sie auch auf den Arm zu nehmen.
Wie verständigen sich Meerschweinchen untereinander?
Wenn Meerschweinchen mit allen Füßen in die Luft springen und sich dabei auch um die eigene Achse drehen, bedeutet es, dass sie sich wohl fühlen, Spaß haben oder gerade etwas Neues entdecken. Dieses Verhalten wird auch "Popcornen" genannt. Der Name kommt daher, weil beim Herstellen von Popcorn die Maiskörner aufpoppen und durch die Luft fliegen können. Laufen die kleinen Nager jedoch wild umher, bedeutet es, dass sie verunsichert sind. Neben der Körpersprache verständigen sich Meerschweinchen auch durch Laute. So quieken sie beispielsweise sehr laut, wenn sie Menschen um Futter anbetteln. Ein leises Gurren dient der gegenseitigen Beruhigung.
Meerschweinchen sind sehr früh geschlechtsreif - die Weibchen im Alter von etwa drei bis vier Wochen, die Böcke mit vier bis sechs Wochen. Das erkennt man daran, dass die Männchen den Weibchen imponieren wollen. Dabei bewegt sich der Bock von der Seite mit gesenktem Kopf und einem Wiegeschritt in Richtung des Weibchens und gibt dabei brummende und gurrende Geräusche von sich. Dieses Imponierverhalten - allerdings ohne das Brummen - gibt es übrigens auch unter Böcken. Die Weibchen sind etwa alle zwei Wochen einen Tag lang brünstig, also paarungsbereit, und können pro Jahr bis zu vier Mal Nachwuchs bekommen. Möchte man ein Pärchen zusammen halten, sollte man das Männchen zuvor kastrieren lassen, um nicht ständig Nachwuchs zu bekommen.
Wie sollen Meerschweinchen gehalten werden?
Als Unterbringung in der Wohnung ist ein Käfig notwendig, der groß genug und leicht zu säubern sein sollte. Der Deutsche Tierschutzbund empfiehlt für zwei bis drei dieser tag- und dämmerungsaktiven Tiere eine Käfiggröße von 1,50 Meter Länge und 75 Zentimetern Breite. Zur Einrichtung eines Käfigs für Meerschweinchen gehören mindestens eine Heuraufe (ein am Gitter anzubringendes Gestell, aus dem sich die Tiere Heu zupfen können), ein Futternapf für Fertigfutter sowie eine Trinkflasche mit Wasser. Aufgrund des Fluchtinstinktes ist es besonders wichtig, Möglichkeiten zum Zurückziehen und Verstecken zu schaffen.
Deshalb sollte mindestens ein Häuschen, nach Möglichkeit mit einer Plattform auf dem Dach zum Ausguck, aufgestellt werden - am besten aus Holz, da dieses besonders stabil ist. Solche Häuschen kann man selbst bauen, aber auch in jedem Zoofachhandel kaufen. Auch Möglichkeiten zum Nagen und Klettern wie Wurzeln, Äste oder kleine Röhren sollten vorhanden sein, um die Tiere möglichst artgerecht zu halten. Gefüttert werden sie mit Fertigfutter, das man mit Grünzeug sowie bestimmten Obst- und Gemüsesorten (zum Beispiel Äpfel und Karotten) ergänzen sollte, um eine abwechslungsreiche Ernährung zu gewährleisten. Der Boden des Geheges sollte zuerst mit Zeitungspapier ausgelegt werden, worauf dann das Einstreu - Kleintierstreu oder Stroh - verteilt wird.
Wieviel Platz brauchen Meerschweinchen?
Zu den täglichen Aufgaben gehört das Reinigen der Trinkbehälter und das Entfernen von urin- und kotverschmutztem Einstreu. Ein kompletter Wechsel des Einstreus ist mindestens einmal pro Woche erforderlich, wobei die vorher ausgelegte Zeitung diesen Vorgang vereinfacht. Regelmäßig sollte aber auch der Plastik-Untersatz des Käfigs mit Wasser gereinigt werden, um mögliche Urinreste zu entfernen. Vor allem muss man dafür sorgen, dass Meerschweinchen jeden Tag genügend Bewegung haben, da sie sonst schnell träge und dick werden.
Der Freilauf kann im Zimmer, in der ganzen Wohnung oder auch in einem abgegrenzten Stück im Garten erfolgen - dieses sollte aber gut abgesichert sein, denn die kleinen Nager können auch durch enge Nischen krabbeln! Außerdem dürfen Meerschweinchen nicht unbeaufsichtigt im Freien laufen, da Katzen und andere Tiere eine Gefahr für sie darstellen können. Auch in der Wohnung muss man unbedingt Vorsichtsmaßnahmen treffen: Da Meerschweinchen gerne knabbern, sollte man sie vor allem in der Nähe von Stromkabeln beaufsichtigen - andernfalls muss man diese vorher entfernen oder gefährliche Bereiche absichern.
Lässt man die kleinen Vierbeiner im Garten umherlaufen, darf der Rasen vorher nicht gedüngt werden, da dies giftig für Meerschweinchen ist. Auch muss man darauf achten, dass sie dort immer Wasser sowie Schattenplätze zur Verfügung haben - denn Meerschweinchen sind sehr hitzeempfindlich. Ebenso Kälte kann den Tieren schaden: Zur kalten Jahreszeit sollte man die Nager in der Wohnung lassen, da sie sich sonst leicht erkälten können.
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