Immer mehr Menschen sind heutzutage unzufrieden mit ihrem Körper. Durch Castingshows, TV-Sendungen, Zeitschriften und die Werbung wird ein Bild von Schönheit vermittelt, dem viele nacheifern. Um so auszusehen wie die Models, nehmen immer mehr Menschen eine Menge in Kauf. Bereits viele Jugendliche denken sogar über Schönheitsoperationen nach - sowohl Mädchen als auch Jungen. Was bedeutet der Begriff "schön" überhaupt, und wie sehr haben sich die Ideale gewandelt?
Viele Menschen kennen das: Beim Blick in den Spiegel denkt man, man wird wohl nie so schön aussehen wie die Models auf den großen Werbeplakaten, an denen man täglich vorbeiläuft. Und beim Anziehen einer Hose bekommt man auch schlechte Laune. Sitzt die Hose mal etwas straffer oder wellt sich ein kleines Bäuchlein, denkt man schnell, man hätte stark zugenommen und wäre "zu dick" - eben nicht mehr schlank genug.
Doch was heißt "schlank" eigentlich? Und wie muss man aussehen, um "schön" zu sein? Früher war es ein üppigerer Körper - heute eher eine Wespentaille und Oberweite wie Pamela Anderson, die durch die Fernsehserie "Baywatch" berühmt wurde. Eine Definition von "schön" oder "schlank" ist fast unmöglich. Denn der Begriff Schönheit bezieht sich zwar meistens auf das Aussehen des menschlichen Körpers und Gesichtes, aber er bedeutet nicht für jeden Menschen dasselbe.
Was ist "Schönheit"?
Auch jede Kultur hat ein anderes Schönheitsideal - und es verändert sich über die Generationen. Zum Beispiel galt für die Menschen im 16. Jahrhundert nach Christus eine Frau als schön, deren Haare locker herunterhingen, die ungeschminkt war und einen "üppigen" Körperbau hatte. Ein runder, wohlbeleibter Körper galt als fruchtbar, also als ein Zeichen dafür, dass die Frau viele Kinder auf die Welt bringen könnte. Dies erkennt man zum Beispiel in den Bildern des Malers Peter Paul Rubens, der während der Renaissance-Zeit (etwa 1300 bis 1600 n. Chr.) lebte.
Im 19. Jahrhundert galt dann eine schmale Taille als Merkmal einer "schönen Frau". Frauen haben sich damals durch das so genannte "Korsett" ihre Taille in die richtige Form schnüren lassen. Teilweise saß dieses so eng, dass ihnen die Luft wegblieb oder sogar Knochen und Organe geschädigt wurden. Heutzutage sind es meist pralle Lippen oder eine große Oberweite. Beim Mann sollen der "Waschbrettbauch", also ein Bauch, bei dem man kein Fett sondern nur die Bauchmuskeln sieht, und muskulöse Arme zu einem perfekten Körper gehören. Solche Ideale entsprechen bestimmten Vorstellungen von Schönheit, die zum Teil sehr individuell sind und sich von Kultur zu Kultur unterscheiden. In anderen Ländern wie Afrika gelten zum Beispiel eine breite Taille und ein "ausladender Po" als schön.
Perfekt durch Schminke und Foto-Bearbeitung
Heutzutage sind immer mehr Menschen mit ihrem Äußeren unzufrieden. Und zwar nicht nur Frauen, sondern auch Männer, und besonders Jugendliche. Viele verfallen regelrecht einem "Schönheitswahn". Nicht wenige wollen sich sogar operieren lassen, um auch so auszusehen wie die Stars, die sie von überall her anblicken. Auf den Titelbildern von Zeitschriften oder auf Werbeplakaten sehen sie so perfekt aus: schlanke Figur, reine Haut, glänzende Haare, flacher Bauch, eine große Oberweite und lange Beine. Doch solche perfekten Körper gibt es in der Realität eigentlich nicht.
Deswegen werden die Models, Schauspielerinnen, Schauspieler, Sänger und Sängerinnen für Foto- oder Filmaufnahmen extra stark geschminkt, um zum Beispiel kleinere Makel wie unreine Haut zu verdecken. Anschließend werden die Fotos meist auch noch nachbearbeitet, also geschönt, sodass auch die kleinsten Pickelchen oder Fältchen an den Augen nicht mehr zu sehen sind. Danach sieht man ein perfektes Gesicht sowie keine "Orangenhaut" und keinen "Schwabbelbauch" mehr. Auch die Oberweite von Frauen wird manchmal noch vergrößert, um den Blick auf ihr Dekolleté zu lenken. So perfekt und makellos sehen die Models aber in Wirklichkeit meist überhaupt nicht aus.
Durchs Fernsehen beeinflusst
Das Problem ist, dass wir im Fernsehen, in Zeitschriften oder auch auf Werbe-Plakaten die schönen, makellosen Körper von Frauen und Männern sehen und bei vielen von uns der Wunsch aufkommt, genauso auszusehen. Man bekommt das Gefühl, nur wenn man so aussieht, ist man attraktiv. Uns wird durch all die Werbespots, Filme, Daily-Soaps, Musik-Videos, Zeitschriften und Castingshows ein bestimmtes Bild vom Schlanksein und von Schönheit suggeriert. Wir werden also unbewusst beeinflusst - manipuliert.
Etwas "molligere" Mädchen und Frauen sieht man zum Beispiel in der Werbung nur sehr selten. Und falls doch, fällt dies sofort auf und wird in den Texten noch betont. In Shows wie der ProSieben-Sendung "The Swan" ("Der Schwan") wird präsentiert, dass sich Frauen beispielsweise durch Schönheits-OPs optisch komplett verwandeln können. Die Kandidatinnen sind unzufrieden mit ihrem Körper. In der Sendung sollen sie sich innerhalb von ein paar Wochen angeblich vom "hässlichen Entlein" zum "schönen Schwan" verwandeln.
Plötzlich "zu dick"
Auch nach Meinung vieler Wissenschaftler trägt der Einfluss des Fernsehens erheblich dazu bei, dass junge Mädchen zu Ess-Störungen neigen. So hat zum Beispiel Anne Becker 1995 eine Untersuchung auf den Fiji-Inseln, einem Inselstaat in der Nähe von Neuseeland und Australien, durchgeführt und dabei herausgefunden, dass sich das Bild von Schönheit mit Einführung des Fernsehens stark verändert hat. Als die Menschen dort noch keinen Fernseher hatten, wurden üppigere Menschen mit einem Bäuchlein als gesund und schön bezeichnet. Menschen, die stark abnahmen, galten als ernsthaft krank.
Doch seit immer mehr Menschen einen Fernseher hatten und zum Beispiel die schlanken Körper der Schauspielerinnen der US-Serien sahen, wollten vor allem die Mädchen genauso aussehen. Bei einer Befragung drei Jahre später gaben mehr als zehn Prozent der Mädchen an, dass sie sich erbrechen, um die gleiche Figur zu haben wie die Schauspielerinnen, und mehr als 70 Prozent, also weit mehr als die Hälfte der Mädchen, fühlten sich plötzlich zu dick. Sie waren mit sich und ihrem Körper nicht mehr zufrieden. Man kann also sehen, wie stark öffentliche Medien - speziell das Fernsehen - die Ansichten von Menschen beeinflussen können.
Psychische Probleme durch falsche Ideale?
Auch in Shows wie "Germany's Next Topmodel" von Heidi Klum wird ein bestimmtes Schönheitsbild gezeigt. In dieser Show geht es um Kandidatinnen, die gerne Model werden möchten. Gerade weil sie in der Sendung immer super schlank und perfekt durchgestylt gezeigt werden, ist es für "ganz normal aussehende" Mädchen so schlimm: Sie vergleichen sich mit den Kandidatinnen und haben deswegen das Gefühl, dass sie nicht gut genug aussehen, dass sie nicht genügen.
Nicht nur das: Den jungen Frauen wird auch ein ganz bestimmtes Bild davon vermittelt, wie sie in der Öffentlichkeit aufzutreten, zu sprechen und sich zu bewegen haben. Individualität und Persönlichkeit haben hier nicht viel Platz - wer diesem Bild nicht entspricht, "taugt" eben nicht oder hat "versagt". Ein perfektes, aber dabei ebenso künstliches wie flaches Ideal eines Menschen wird auf diese Weise geschaffen. Das Selbstwertgefühl gerade der jungen Zuschauerinnen sinkt oft enorm, dies kann zu psychischen Belastungen führen. Aus diesem Grund sind einige Kritiker der Meinung, dass diese und auch andere Castingshows ein falsches und gefährliches Ideal vorführen und deshalb nicht gesendet werden dürften.
Den Körper verändern um jeden Preis
Für Jugendliche ist es besonders schlimm, wenn sie nicht die angeblichen "Modelmaße" haben. In dem Alter achten viele extrem auf ihren Körper. Man sieht, wie sich die Körper der Freunde entwickeln, vergleicht dies mit dem eigenen Körper - und ist frustriert oder schämt sich, wenn es dort sehr große Unterschiede gibt. Das ist leicht gesagt, aber diese Komplexe wären nicht nötig, denn es ist in diesem Alter völlig normal, wenn man zum Beispiel noch ein wenig "Babyspeck" hat. Der Körper wächst schließlich noch. Jeder Körper hat sein eigenes Tempo, die Pubertät verläuft bei jedem etwas anders. Aber gerade auch das Gerede in der Schule kann dazu beitragen, dass man sich immer schlechter fühlt.
Die Gefahr ist, dass man sich in eine Art Wahn "hineinsteigert": Man denkt ständig über angebliche Mängel an seinem Äußeren nach, schiebt all seine Probleme darauf und beginnt zu glauben, dass man so nicht begehrenswert sein kann. Viele denken dann, alles würde sich ändern, wenn sie schlanker wären, eine andere Nase hätten, mehr Muskeln oder eine größere Oberweite. Der Wunsch, seinen Körper zu verändern, wird zum regelrechten Zwang, man würde dafür fast alles in Kauf nehmen.
Viele Mädchen, aber auch immer mehr Jungen, wollen ihren Körper unbedingt den vermeintlichen Schönheitsidealen anpassen, indem sie hungern oder sich erbrechen. Dies kann zu einer gefährlichen Sucht werden und sich zu Krankheiten wie Bulimie oder Magersucht entwickeln. Sie sind sehr gefährlich für die Gesundheit. Durch das ständige Erbrechen bei der Bulimie entsteht zum Beispiel Karies, weil die Zähne immer wieder mit der ätzenden Magensäure in Kontakt kommen und dadurch angegriffen werden. Weitere Folgen sind beispielsweise Herz-Kreislauf-Probleme und noch vieles mehr.
Brustvergrößerung für ein großes Dekolleté
Immer mehr Jugendliche sind so unzufrieden mit ihrem Körper, dass sie sogar mit Schönheitsoperationen "nachhelfen" wollen. Vor allem steigt die Zahl der Mädchen unter 18 Jahren, die bereits über OPs wie Brustvergrößerung nachdenken. Eine Studie hat ergeben, dass 92 Prozent aller 15- bis 17-jährigen Mädchen weltweit mindestens eine Stelle an ihrem Körper verändern würden, wenn sie es dürften. Vor allem wünschen sie sich ein üppiges Dekolleté, einen strammen Po oder einen flachen Bauch ohne Speckröllchen.
Schönheitsoperationen sind unter 18 nur mit Zustimmung der Erziehungsberechtigten erlaubt. Der Bundestag plant, solche OPs für Minderjährige komplett zu verbieten. Ohne eine intensive Beratung mit einem Arzt sind Schönheits-OPs nicht möglich, weil sie nicht ungefährlich sind. Plastische Chirurgen können durch Schönheits-OPs allerdings viel Geld verdienen, viele von ihnen ermuntern ihre Patienten noch zu unnötigen Operationen.
Zunächst ist eine Narkose eine Belastung für den Körper und birgt immer ein gewisses Risiko, das in diesem Fall ein gesunder Mensch auf sich nimmt. Außerdem können Pannen passieren - und manche Menschen sehen danach viel schlimmer aus als vorher. Zudem sieht ein durch operative Eingriffe veränderter Körper häufig nicht natürlich aus - das Gesicht wirkt nach der OP zum Beispiel künstlich, Brustimplantate sorgen für eine unnatürliche Form. Solche Implantate wie zum Beispiel Silikonkissen, die bei einer Brustvergrößerung eingesetzt werden, können auch ein großes Risiko für die Gesundheit darstellen.
Fettabsaugen und Botox: Schönheits-OPs im Trend
Die Anzahl der Schönheitsoperationen steigt von Jahr zu Jahr. Nach Schätzungen gibt es jährlich weltweit zehn Millionen kosmetische OP-Eingriffe. Auch in Deutschland ist die Zahl der Schönheits-OPs in den vergangenen Jahren extrem gestiegen - mittlerweile auf über eine Million pro Jahr. Auch immer mehr Männer gehen zu einem Schönheitschirurgen und lassen sich operieren. Sowohl für Frauen als auch Männer geht es dabei vor allem um das Entfernen von Narben oder Muttermalen im Gesicht, das Absaugen von Fett, die Behandlung von Falten und bei Frauen um Brustvergrößerungen.
Einige Frauen lassen sich mit körpereigenem Fett oder bestimmten Stoffen wie Hyaluronsäure die Lippen aufspritzen, damit diese voller wirken. Immer mehr Menschen lassen sich auch Botox (das ist die Abkürzung für das eigentlich tödliche Nervengift Botulinumtoxin) unter die Haut spritzen. Botox wird zur Behandlung von Falten eingesetzt. Der Wirkstoff sorgt dafür, dass die Gesichtsmuskeln lahm gelegt werden, damit sie keine Falten mehr "produzieren" können. Dadurch soll das Gesicht wieder jünger aussehen. Bei manchen Menschen, vor allem aber bei zu häufiger Anwendung, sieht das Gesicht schnell aus wie Wachs und wirkt gelähmt. Nach einer Behandlung mit Botox besteht die Gefahr, dass natürliche Gesichtsmuskelbewegungen nicht mehr möglich sind.
Auch Jungs und Männer im "Schönheitswahn"
Auch Jungen vergleichen sich immer mehr mit den perfekten Körpern der männlichen Models in Fitness-Magazinen oder in der Werbung und sind deswegen unzufrieden. Deshalb wollen auch sie ihren Körper verändern. Dafür machen viele von ihnen Krafttraining und nehmen teilweise sogar gefährliche Hormone ein, die zum Muskelaufbau beitragen.
Nicht nur im professionellen Bodybuilding ist es weit verbreitet, Steroide oder das männliche Sexualhormon Testosteron einzunehmen. Damit setzt man seine Gesundheit aufs Spiel, denn diese Mittel haben gefährliche Nebenwirkungen. Auf natürlichem Weg ist es nicht möglich, solch extreme Muskelmassen aufzubauen. Ebenso wollen viele Männer einen flachen Waschbrettbauch haben und würden sich dafür am Bauch sogar Fett absaugen lassen. Immer mehr Jungen und Männer hungern oder erbrechen sich auch, um schlank zu sein. Ess-Störungen gibt es also nicht nur bei Mädchen.
Verbot für magere Models
Im Fernsehen oder in der Modebranche hat sich aber auch Manches verändert: So haben immerhin einige Organisatoren von Modeschauen erkannt, dass nicht wenige Laufsteg-Models viel zu dünn sind und ein negatives Vorbild für Jugendliche darstellen. Allerdings entbrannten Diskussionen darüber vor allem nach mehreren Todesfällen von abgemagerten Models. Es wurden daraufhin Vorgaben erstellt, welches Mindestgewicht die Models haben müssen, um bei Modeshows aufzutreten.
So muss zum Beispiel ein Model, das 1,75 Meter groß ist, mindestens 56 Kilogramm wiegen. Wobei selbst das noch zu dünn ist, denn für Wissenschaftler gilt ein Gewicht von weniger als 58 Kilogramm bei dieser Größe als Untergewicht. Auch im Fernsehen haben zumindest manche Produzenten inzwischen eine andere Meinung zu einem schlanken Körper. Es wurde bereits Schauspielerinnen angeraten, an Gewicht zuzunehmen, weil sie zu dünn sind. So waren die Schauspielerinnen Sienna Miller und Keira Knightley nach Meinung der Regisseure des Films "The Edge of Love" zu mager und mussten zunehmen, um in dem Film mitspielen zu dürfen.
Natürliche Schönheit statt "Gesicht nach Maß"
Wenn man all die schlanken, perfekten Menschen in der Werbung sieht, ist es natürlich schwer, selbstbewusst zu sein, zu sich und seinem Körper zu stehen, auch wenn er nun mal nicht so aussieht. Aber nur weil man keinen Waschbrettbauch hat, ist man nicht gleich zu dick. Und nur, weil man sich nicht so sehr zurechtmacht und schminkt, ist man noch lange nicht unattraktiv oder unscheinbar. Was die Figur betrifft: Solange man nicht eindeutig übergewichtig ist, sollte man einfach darauf achten, dass man sich wohl fühlt und glücklich ist. Regelmäßig Sport zu treiben und sich ausgewogen zu ernähren, steigert das Wohlbefinden. Einseitige und radikale Diäten sind dagegen alles andere als gesund.
Von außen auf uns einprasselnde Bilder müssen längst nicht das Richtige vermitteln. Ein lächelnder, glücklicher Mensch kann viel schöner aussehen als ein Mensch mit einem perfekten, "gekünstelten" Gesicht. Wahre Schönheit kommt, wie man bekanntlich sagt, vor allem von innen. Und viele Frauen stört auch ein Bäuchlein beim Mann nicht oder sie mögen lieber einen natürlichen Körper als ein "Kraftpaket" - und längst nicht alle Männer finden große Brüste und Wespentaillen schön. Jeder empfindet etwas anderes als "attraktiv" - und wie langweilig wäre es, wenn alle Menschen gleich aussehen würden? Gerade das Besondere und Außergewöhnliche finden viele interessant.
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