Die so genannte KIGGS-Studie hat ergeben, dass jedes fünfte Kind in Deutschland Übergewicht hat. Die Ursachen dafür sind sehr vielfältig: ungesunde Ernährung, zu wenig Bewegung und Sport, zu viel Zeit vor dem Fernseher und Computer, aber auch seelische Probleme. Um den Körper nicht zu ruinieren, sollte man vor allem eines machen: körperlich aktiv sein! Bei stark übergewichtigen Kindern kann eine Therapie helfen, und das sogar mit Spaß.
Viele kennen das: Manche Menschen können so viel essen, ohne dick zu werden, und andere Menschen nehmen zu, obwohl sie schon Diät halten. Immer mehr Menschen auf der ganzen Welt haben Übergewicht. Auch bei Kindern ist das so.
In der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, die KIGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts (Kinder- und Jugendgesundheitssurvey - "survey" ist englisch und bedeutet Studie, Untersuchung) wurde herausgefunden, dass sogar jedes fünfte Kind in Deutschland Übergewicht hat. Übergewicht bedeutet, dass der Körper mehr Körperfett hat als normal, wenn also das Körpergewicht in Relation zur Körpergröße sehr hoch ist.
50 Prozent mehr Übergewichtige
Ob jemand Übergewicht hat, ergibt sich aus dem Körpermassen-Index BMI (Body-Mass-Index). Der BMI ist eine Maßzahl, mit der die Körpermasse eines Menschen berechnet wird. Dabei wird das Gewicht durch die Körpergröße² geteilt. Einen Wert zwischen 18,50 - 24,99 kann man als normal bezeichnen. Ab einem BMI von über 30 spricht man von Fettsucht (Adipositas) oder Fettleibigkeit. Dann ist der Bauch schon sehr unnatürlich dick.
Der BMI ist aber auch vom Alter und Geschlecht abhängig. Denn Männer haben mehr Muskelmasse als Frauen, und dementsprechend einen höheren normalen BMI-Wert. Menschen, die viel Sport treiben, vor allem Kraftsport, haben auch mehr Muskeln und dadurch bedingt auch einen hohen BMI-Wert, ohne dabei dick zu sein. Bei Kindern und Jugendlichen, die sich noch im Wachstum befinden, ist diese Methode sowieso umstritten, um ihr "Normalgewicht" zu bestimmen. Ihr seht, die BMI-Berechnung ist nicht immer ganz aussagekräftig und auch Wissenschaftler sind sich nicht einig, wie sinnvoll sie ist.
Die KIGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts fand heraus, dass 15 Prozent der drei- bis 17-jährigen Kinder und Jugendlichen in Deutschland übergewichtig sind, davon sind sechs Prozent adipös, also fettsüchtig. Das ist ungefähr jedes fünfte Kind in Deutschland. Im Vergleich zu den letzten zehn Jahren ist die Zahl der übergewichtigen Kinder sogar um 50 Prozent, also die Hälfte, gestiegen. Das ist alarmierend.
Vitamine und Co. statt "Fastfood"
Doch Übergewicht hat nicht immer nur damit zu tun, dass man zu viel isst. Viele Menschen nehmen einfach oft das Falsche zu sich. So essen sie gerne Fertiggerichte und das so genannte "Fastfood", also "schnelle Nahrung", weil viele keine Zeit zum Kochen haben oder sich diese nicht nehmen. So schieben sie zum Beispiel einfach eine Pizza in den Ofen, wenn es mal "schnell gehen muss". Dieses Essen ist meist nicht sehr gesund und ausgewogen.
Wichtiger als die Schnelligkeit sollte die Zusammensetzung der Nahrung sein. Also Essen, das alle wichtigen Nahrungsbestandteile enthält: Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Wasser - und ganz wichtig auch: Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße.
Denn dies sind die so genannten Energie-Träger, also Nahrungsbestandteile, die der Mensch benötigt, um Energie herzustellen. Diese Energie wiederum braucht der Körper, um Funktionen wie die Atmung, den Blutkreislauf und die Erhaltung der Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Aber der Mensch braucht sie auch zum Fortbewegen, Arbeiten, Verdauen - also zum Leben. Es muss eben die "gesunde und richtige Mischung" sein.
Fette sind nicht nur schlecht
Es mag verwunderlich sein, dass Fette zu den lebenswichtigen Nahrungsbestandteilen gehören. In der Tat sind Fette nicht an sich schlecht. Es kommt auf die Menge und die Art der Fette an. Einige Fette sind zwar ungesund, aber manche sind auch wichtig, um die Nahrungsbestandteile im Körper aufzulösen.
Auch naschen wir viel zu oft und gerne zum Beispiel Süßigkeiten oder Chips. Vor allem bei Chips isst man schnell eine ganze Tüte auf, weil man einfach nicht aufhören kann. Da Chips eine Menge an Fett enthalten, nimmt man sehr viel Energie auf. Zudem hat man dann keinen Hunger mehr auf die eigentlich gesunde Nahrung. Es bleibt also beim Naschen.
Zu wenig Bewegung macht Fettpölsterchen
Wenn man sich dann zusätzlich zur ungesunden Ernährung nicht genug am Tag bewegt, kann die Energie nicht "verbrannt" werden. Die Kalorien, die man durch das Essen aufgenommen hat, werden also nicht verbraucht und "setzen an". Das heißt, sie werden in Fettreserven umgewandelt. Wenn das sehr oft passiert, entstehen Fettpölsterchen am Körper. Dies geschieht häufig am Bauch. Und weil man dort dann hineingreifen kann und eine kleine Rolle in den Händen hält, werden sie gerne auch "Schwimm-" oder "Rettungsringe"genannt.
Wer sich also wenig bewegt, verbraucht kaum Kalorien. In der KIGGS-Studie wurde auch herausgefunden, dass Kinder, die weniger als einmal pro Woche sportlich aktiv sind, häufiger übergewichtig sind. Statt zum Beispiel an der frischen Luft zu spielen oder zum Sportverein zu gehen, sehen sie länger fern und sitzen lange am Computer - sie bewegen sich so gut wie gar nicht.
Dicksein kann einsam machen
Es ist ein Teufelskreis. Wer sich kaum bewegt, wird immer dicker, antriebslos und hat keine Lust sich zu bewegen, weil Tätigkeiten wie Treppensteigen, Fußball-Spielen oder Schwimmen viel anstrengender werden. Für jede Bewegung braucht man deutlich mehr Zeit als andere Menschen. Solche Kinder (und Erwachsene) werden dann oft von anderen ausgegrenzt, verspottet, gehänselt und schämen sich.
Häufig ist es ihnen so unangenehm, dass sie deswegen nicht mehr hinausgehen möchten. Sie ziehen sich immer mehr zurück, sitzen alleine zu Hause, haben weniger Freunde, fühlen sich einsam - und schauen deswegen öfter Fernsehen, spielen viel Computer und naschen dabei. Das Essen wird also zu einer Art Seelentröster. Besonders gerne wird dafür zur Schokolade gegriffen. Schokolade kann auf den Körper zumindest kurzfristig aufheiternd wirken, weil sie die Produktion der so genannten Glückshormone aktiviert. Glückshormone, die in unserem Körper Wohlbefinden und Glücksgefühle auslösen, sind Dopamin, Serotonin und Endorphine.
Viel Bewegung hilft viel!
Aber Dicksein ist nicht nur schlecht für das Selbstbewusstsein, sondern es schadet besonders der Gesundheit. Häufige Krankheiten bei Übergewichtigen sind Bluthochdruck mit der Gefahr eines Herzinfarkts und die so genannte Zuckerkrankheit (Diabetes). Aber auch die Gelenke der Füße, Knie und Hüfte leiden unter dem hohen Gewicht. Wenn sich dicke Menschen viel zu wenig bewegen, verkümmern die Muskeln. Dadurch fehlt ihnen die Kraft, das Körpergewicht zu tragen. Gelenke können dadurch schneller verschleißen, also abnutzen.
Gegen Übergewicht kann man aber Vieles tun. Man sollte sich gesund ernähren, also auf eine ausgewogene Nahrung achten. Bewegung ist besonders entscheidend. Also ist es wichtig, Sport zu treiben, zum Beispiel einmal die Woche schwimmen zu gehen, wenn möglich mit dem Fahrrad statt mit Auto, Bus oder Bahn zur Schule oder zu Freunden zu fahren und einfach einmal hinaus an die frische Luft zu gehen. Gut ist auch, den Tag abwechselnd zu gestalten, zum Beispiel sich mit Freunden mal zum Inlinern und mal zum Fußballspielen zu verabreden, statt nur zusammen Computer zu spielen. Wenn man in der Woche ein paar Stunden Bewegung einplant, kann das schon viel helfen.
Gemeinsam Abnehmen mit Erfolg
Bei Kindern, die sehr stark übergewichtig sind, kann auch eine Therapie helfen. Man lernt dabei abzunehmen - unter ärztlicher Aufsicht. Auch wenn man davor vielleicht Angst hat oder sich schämt, solche Therapien sind sehr gut. So hat die Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und der Universität Ulm herausgefunden, dass Therapien gegen Übergewicht bei Kindern häufig erfolgreich sind. Mehr als die Hälfte der befragten Kinder konnte mithilfe der Therapie abnehmen.
Dafür gibt es verschiedene Einrichtungen wie zum Beispiel "Powerkids" oder "Moby Dick". In diesen Einrichtungen kommen viele Kinder zusammen, die das gleiche Problem haben. Und deswegen wissen sie genau, wie man sich fühlt, sie hänseln und beschimpfen sich nicht. Dadurch macht Bewegung viel mehr Spaß. Außerdem lernt man in diesen Einrichtungen, wie man sich gesund ernährt und kocht zusammen. Gemeinsam ist das alles viel einfacher. Nach einer Therapie, wenn man wieder zu Hause ist, muss man aber unbedingt daran arbeiten, das Gewicht zu halten, sich weiterhin zu bewegen und gesund zu ernähren, weil man sonst wieder zunimmt. Dabei können auch die Eltern helfen.
Die Menge macht's
Ein ganz anderes Problem mit dem Übergewicht ist es, dass einige Menschen meinen, dick zu sein, es in Wirklichkeit aber gar nicht sind. Sie empfinden es so, weil in Zeitschriften, in der Werbung und im Fernsehen sehr viele Menschen immer sehr schlank, teilweise auch extrem dünn aussehen.
Manche Menschen wollen deswegen unbedingt genauso schlank sein. Aber es ist nicht jedes Gramm Fett am Körper schlimm. Denn Fette bilden unter der Haut eine Schutzschicht. Diese schützt wichtige Organe des Körpers wie die Nieren, Leber oder auch das Gehirn gegen Kälte und mechanische Einflüsse. Außerdem besteht die Gefahr von Mangelerscheinungen, wenn man ständig eine einseitige Diät hält oder zu wenig isst, weil man meint, abnehmen zu müssen.
Der Arzt und Philosoph Paracelsus, geboren in der Schweiz, sagte einmal: "Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist." Es kommt also nur auf die Menge an. Solange man nicht jeden Tag eine ganze Tafel Schokolade oder eine ganze Tüte Chips isst, ist es in Ordnung, auch mal zu naschen.
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