von Luisa
Schaltet man den Fernseher ein, laufen auf mindestens drei Kanälen Sendungen über angebliche Stars und Leute, die gerne welche werden möchten. Auch auf den Internetseiten und in den Zeitschriften gibt es hunderte von Leuten, die ihr Leben damit verbringen, sich darüber zu erkundigen, welches Klopapier gerade von den angesagtesten Stars in Hollywood benutzt wird. Ich möchte euch jetzt allerdings nicht mit einem Vortrag über dieses zweifelhafte Vergnügen langweilen, mir geht es um die fragwürdigen Einstellungen der "High-Society" - aber auch ihres Publikums.
Das ausschlaggebende Ereignis für diese Idee ist der Gefängnisaufenthalt von Paris Hilton. Wer das ist, wisst ihr sicherlich alle: blond gefärbte Haare, ein dümmlich naives Lächeln und ein Wortschatz von geschätzten 50 Wörtern. Wäre sie als ein normales Kind auf die Welt gekommen und nicht als Erbin einer Hotelkette, würde sich vermutlich keiner für sie und ihr Leben interessieren. Doch so ist sie eine der meist fotografiertesten Frauen der Welt. Wodurch erlangen diese Menschen solch eine Aufmerksamkeit?
Eine mögliche Anwort wäre, weil sie reich sind. Es gibt allerdings auch noch andere reiche Leute, Leute die noch mehr Geld besitzen als Paris Hilton und deren Namen keiner kennt. Ich glaube, sie ist so bekannt, weil sich die "normalen" Menschen danach sehnen, einen Einblick in das "glamouröse Leben" eines Millionärs zu erhalten. Sie wollen zumindest erahnen können, wie es ist, in ein Geschäft zu gehen und nicht mit der Wimper zu zucken, wenn man gerade ein Kleid für 2000 Dollar kauft. Wie es ist, von Luxus, Geld und Parties umgeben zu sein, in einer künstlichen Welt, die sich nicht mit den Problemen der Menschheit auseinander setzten muss. Paris Hilton und Co. stillen dieses Verlangen. Sie verbreiten die größten Peinlichkeiten, bei denen jeder andere vor Scham im Boden versunken wäre, mit einem unschuldigen Lächeln und der Gewissheit, ein paar Millionen mehr auf dem Konto zu haben.
Man könnte sagen, dass auch dies eine Art von Intelligenz ist. Doch es ist wohl nicht ihre "Intelligenz", sondern vielmehr die von skrupellosen Medienbossen und Beratern. Ich bezweifle nämlich, dass eine Nicole Richie alleine in der Lage wäre, einen Drogenexzess so gekonnt in Szene zu setzten, dass sie am nächsten Tag bei 70 Prozent der Medien in einem der ersten drei Artikel das Hauptthema wäre. Es ist bestimmt nicht ihre Idee, genau in dem Moment die Handtasche in die Kamera zu halten, wenn das Tütchen mit dem fragwürdigen Inhalt zwischen dem Seidenstoff hervorblitzt.
Diese Tatsache zeigt uns allerdings, dass das Leben dieser Menschen eigentlich nur eine großer Schwindel ist. Wir sehen nicht das Leben eines glücklichen Mädchens, das in Geld schwimmt, sondern ein Leben, das aus Regieanweisungen und Inszenierungen besteht, um im Rampenlicht zu stehen und die Sensationsgier der Leute zu befriedigen. Es ist ein Leben wie in einem Film - einem eigentlich nicht sehr komischen, sondern eher tragischen. Denn die wenigsten überstehen es unbeschadet, wenn man selbst aus einem Gefängnisaufenthalt eine große PR-Kampagne macht.
Wie sonst ist es zu erklären, dass Magersucht, Drogenabhängigkeit und Nervenzusammenbrüche zu einer Art Volkskrankheit der "Stars und Sternchen" geworden sind. Denken wir doch nur mal an die "Skandal-Schlagzeilen" um Britney Spears - oder Berichte über dürre Schauspielerinnen und Models. Da wiegt eine 1.70 Meter große Frau unter 40 Kilo. Doch es schickt sie keiner zum Arzt, lieber beobachten die Leute mit Spannung, wann sie endgültig zusammenbricht. Da ist ein Prinz, den sein Leben so langweilt, dass er die "heldenhafte Idee" entwickelt, unbedingt im Irak kämpfen zu wollen.
Und wieder guckt die Welt mit einem schadenfreudigen Grinsen zu. Unterhält sich durch das Leben dieser Leute, die nie gelernt haben, überhaupt ihr eigenes zu führen, da sie eigentlich gar keines haben. Auf der einen Seite können wir die Abgehobenheit, Oberflächlichkeit und Dummheit dieser Leute kritisieren, uns darüber amüsieren - auf der anderen Seite können wir uns natürlich auch selbst fragen: Und wer hat sie zu dem gemacht, was sie sind? Sie selbst und ihre Manager, aber auch die "breite Masse", die genau das sehen will. Reich oder auch nicht - was wären viele von ihnen noch ohne ihr Image und die Aufmerksamkeit der Leute?
Schon Kindern und Jugendlichen wird vermittelt, wie toll doch diese Glamour- und Glitzerwelt ist. Teenis wollen unbedingt Models, Tänzer und Pop-Stars werden. Ehrgeizige Eltern schicken sie zu Casting-Shows. Dort werden sie geschminkt und gestylt, man trainiert, wie sie zu laufen, zu reden und aufzutreten haben. Und dann heißt es "Top oder Flop" - Jubel und Lob oder Tränen und Schmach. Wenn ihr euch also vorstellen solltet, wie schön es doch wäre, so viel Ruhm und Geld wie Paris Hilton zu haben, stellt euch nicht das süß-lächelnde Mädchen mit den blonden Zöpfchen vor - sondern eher einen Menschen mit einem ziemlich leeren Leben, der sich fragt, ob er jetzt mit der linken oder der rechten Hand winken soll, weil man vergessen hat, es ihm zu erklären.
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