24.09.2008
In Finnland trauert man um die zehn Menschen, die bei einem Amoklauf in einer Berufsschule ums Leben kamen. Am Dienstagmorgen stürmte ein 22-Jähriger die Schule in der Kleinstadt Kauhajoki im Südwesten Finnlands und schoss wild um sich. Er tötete dabei acht Schüler, zwei Lehrer und sich selbst. Seine blutige Tat hat der junge Mann zuvor im Internet angekündigt. Nicht nur die Polizeibeamten stehen nun in Kritik, die den Amokläufer einen Tag vor der Tat verhört und wieder frei gelassen hatten, sondern auch die Waffengesetze in Finnland - ein Land, das im privaten Waffenbesitz hinter den USA und dem Jemen auf dem dritten Platz liegt.
Es ist mittlerweile schon der zweite Amoklauf in einer finnischen Schule innerhalb nur eines Jahres. Vor etwa zehn Monaten, im November vergangenen Jahres, hat ein damals 18-jähriger Abiturient am Gymnasium der finnischen Ortschaft Tuusula acht Menschen und sich selbst erschossen. Wie auch im aktuellen Fall hat der Täter seine Tat im Internet angekündigt.
Der maskierte 22-Jährige stürmte am Dienstagmorgen gegen elf Uhr in eine Schule in der südwestfinnischen Kleinstadt Kauhajoki. Er feuerte zahlreiche Schüsse auf Schüler ab, die sich in einem Klassenzimmer befanden. Anschließend versuchte er, sich selbst umzubringen und schoss sich in den Kopf. Am späten Nachmittag starb er an seinen schweren Verletzungen. Nach Aussage des Rektors der Berufschule fand in dem Klassenraum zum Zeitpunkt der Tat eine Prüfung statt, an der etwa 20 Schüler teilnahmen. Die Schule wurde an diesem Tag insgesamt von 150 bis 200 Schülern besucht.
Täter trug Sprengstoff bei sich
In der Schule brach während des Amoklaufs ein Feuer aus, welches erst seit Mittwochmorgen unter Kontrolle gebracht werden konnte. Polizeisprecher Jari Neulaniemi sagte, der Täter habe - vermutlich in einer großen Tasche - Sprengsätze mit sich geführt, die das Feuer in der Schule auslösten. Alle Gebäude wurden von der Polizei evakuiert - die Zimmer wurden also geräumt und die Menschen an einen sicheren Ort gebracht. Die Suche nach möglichen weiteren Opfern wurde in den Klassenräumen fortgesetzt.
Offensichtlich hatte der Täter seinen Amoklauf sechs Jahre lang vorbereitet. Das ergab die Durchsuchung des Zimmers in einem Studentenwohnheim, in dem der 22-Jährige lebte. Man habe viel Material gefunden, mit dem der Schüler an der örtlichen Berufsschule seinen grenzenlosen Hass auf alle Mitmenschen zum Ausdruck gebracht habe, gab ein Beamter der Kriminalpolizei den Medien bekannt.
Warnung nicht ernst genommen
Mittlerweile werden schwere Vorwürfe gegenüber der finnischen Polizei laut. Bereits vergangene Woche wurden Videos des Täters im Internet gefunden, die er unter anderem auf seiner eigenen Webseite veröffentlichte. Auf dem Video ist zu sehen, wie er Schießübungen inszeniert und Morddrohungen gegen andere ausspricht.
Nur einen Tag vor seiner Tat soll er von der Polizei verhört und als "harmlos" eingestuft worden sein. Ein weiterer schwerer Fehler der Beamten, die ihn nach dem Verhör wieder frei ließen, war es, ihm seine Waffen wieder auszuhändigen. Keine 24 Stunden später starben acht seiner Mitschüler und zwei Lehrer an den Schüssen und Sprengsätzen.
In beiden oben beschriebenen Fällen verwendeten die jungen Amokläufer während ihrer Tat Waffen, die sie zuvor legal (also gesetzlich erlaubt) mit Waffenschein erworben hatten. In Finnland sind mindestens 1,6 Millionen Schusswaffen im Umlauf. Von 100 Bürgern besitzen ungefähr 32 legal erworbene Waffen - rein statistisch besitzt damit jeder vierte finnische Haushalt Schusswaffen. Finnland liegt im privaten Waffenbesitz weltweit an dritter Stelle, hinter den USA und dem Jemen. Im Schnitt kommen jedes Jahr 80.000 neue Waffen dazu, die an Jäger und Sportschützen ausgegeben werden - unter ihnen befinden sich jedoch auch Jugendliche ab 15 Jahren. Finnlands Ministerpräsident Matti Vanhanen kündigte nun eine Initiative zur Verschärfung der Waffengesetze an, welche immer wieder von vielen Seiten kritisiert wurden.
Wie kommt es, dass junge Menschen zu Gewalttätern und Amokläufern werden? Wie können solche Taten verhindert werden? Im unten verlinkten Forum kannst du dich mit anderen Lesern darüber austauschen. Unter den Links findest du auch weitere Informationen zu diesem Thema - zum Beispiel ein Interview mit Gewaltforscher Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer.
Hinweis zum Copyright: Die private Nutzung unserer Webseite und Texte ist kostenlos. Schulen und Lehrkräfte benötigen eine Lizenz. Weitere Informationen zur SCHUL-LIZENZ finden Sie hier.
Wenn dir ein Fehler im Artikel auffällt, schreib' uns eine E-Mail an redaktion@helles-koepfchen.de. Hat dir der Artikel gefallen? Unten kannst du eine Bewertung abgeben.