von Andreas Fischer
Täter, die wie im "Rausch" wahllos Menschen angreifen oder sogar töten, werden als Amokläufer bezeichnet. Das Wort stammt aus dem Mailaiischen: "meng-âmok" bedeutet so viel wie "in blinder Wut angreifen und töten". Die Täter befinden sich in einer seelischen Verfassung, die durch Unzurechnungsfähigkeit und extreme Gewaltbereitschaft gekennzeichnet ist.
In den letzten Jahren kam es immer wieder zu Amokläufen, die vielen Menschen das Leben kosteten. Amokläufer suchen sich für ihre Tat meist öffentliche Orte aus, an denen sich viele Menschen aufhalten. Auch Schulen wurden schon mehrmals Schauplatz solch grausamer Gewalttaten. Im Jahr 1999 löste der Amoklauf an der "Columbine High School" im US-Bundesstaat Colorado Entsetzen aus: Zwei Jungen töteten zwölf Mitschüler und einen Lehrer, bevor sie sich selbst erschossen. Am 26. April 2002 geschah in Erfurt das Unfassbare: Ein ehemaliger Schüler eines Gymnasiums stürmte das Schulgebäude und erschoss 13 Lehrer, zwei Schüler und einen Polizisten. Danach tötete er sich selbst. Der 19-Jährige war ein halbes Jahr zuvor von der Schule verwiesen worden, weil er ein ärztliches Attest gefälscht hatte.
2006 kam es in einer Emsdetter Realschule zu einem Amoklauf. Der 18-jährige ehemalige Schüler stürmte das Schulgebäude und schoss mit Waffen um sich. Dabei wurden mehrere Schüler und Lehrer verletzt, auch der Hausmeister wurde von einer Kugel getroffen. Der Täter beging daraufhin Selbstmord. Vermutlich handelte es sich bei der Tat um einen lange geplanten Racheakt des ehemaligen Schülers. In Finnland kam es im September 2008 zu einem Amoklauf an einer Berufsschule: Ein 22-Jähriger stürmte die Schule in der Kleinstadt Kauhajoki und schoss wild um sich. Er tötete dabei acht Schüler, zwei Lehrer und sich selbst. Seine Tat hat der junge Mann zuvor im Internet angekündigt. 2009 erlangte die deutsche Kleinstadt Winnenden in Baden-Württemberg traurige Berühmtheit, nachdem ein 17-jähriger ehemaliger Schüler in einer Realschule Amok gelaufen war. In der Schule und auf seinem Fluchtweg erschoss der Täter 15 Menschen mit einer Waffe, die er zuvor von seinem Vater gestohlen hatte.
Bei jeder dieser schlimmen Meldungen kam es in den Medien erneut zu Debatten über die Gründe für Amokläufe und Gewalttaten durch Jugendliche. Nach diesen traurigen Ereignissen fragen sich viele Menschen, was die Gründe dafür sind, dass Kinder und Jugendliche zu Amokläufern werden. Einige vermuten, dass viele junge Menschen durch grausame Filme und brutale Computerspiele "abstumpfen" - und dadurch ihre Gewaltbereitschaft steigt. Die Amokläufer würden das brutale Verhalten, das sie aus Gewalt verherrlichenden Computerspielen kennen, in die Realität übertragen. Besonders die so genannten "Ego-Shooter" werden in diesem Zusammenhang immer wieder kritisiert und es wird über Verbote diskutiert. Andere sehen keinen direkten Zusammenhang zwischen gewalttätigen Spielen oder Sendungen und derartigen Gewalttaten. Weiterhin wurde und wird darüber diskutiert, die Gesetze zum Waffenrecht zu ändern, damit junge Menschen überhaupt nicht erst in Besitz von gefährlichen Waffen kommen können.
Fest steht, dass das soziale Umfeld eine entscheidende Rolle spielt. Die meisten Wissenschaftler sind der Meinung, dass die Hauptursache vor allem darin liegt, dass die Täter das Gefühl haben, in der Gesellschaft nicht anerkannt zu sein. Aus Tagebüchern von Amokläufern und Beschreibungen ihrer Angehörigen und Bekannten geht oft hervor, dass sie sich ausgegrenzt und von Mitschülern oder auch Lehrern gedemütigt fühlten. Häufig hatten sie nur wenige oder keine Freunde oder lebten in schwierigen familiären Verhältnissen. Computerspiele und Filme könnten dann zwar als Vorlage für die geplante Tat dienen und Aggressionen schüren, sind aber vermutlich nicht die eigentliche Ursache.
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