von Andreas Fischer und Anna Schäfer - 21.11.2006
Nach einem Amoklauf in einer Emsdetter Schule hat der Täter nach Angaben der Polizei Selbstmord begangen. Er hatte eine maskierte Gestalt die Geschwister-Scholl-Realschule gestürmt und mit Waffen um sich geschossen. Dabei wurden mehrere Schüler und Lehrer verletzt, der Hausmeister wurde von einer Kugel im Bauch getroffen. An der Leiche des Täters wurden Sprengsätze gefunden, die entschärft werden mussten. Vermutlich handelt es sich bei der Tat um den Racheakt eines ehemaligen Schülers.
Nach Darstellung der Polizei war der Amokläufer am Dienstag (21.11.) gegen 9:30 Uhr in die Geschwister-Scholl-Realschule in Emsdetten (Nordrhein-Westfalen) eingedrungen. Er soll vier Waffen bei sich getragen und wahllos um sich geschossen haben. Dabei wurden vermutlich 37 Menschen verletzt, drei von ihnen schwer. Vier Schüler und der Hausmeister der Schule wurden angeschossen. Der Täter warf außerdem mehrere Rauchbomben, sodass viele Verletzte auch Rauchvergiftungen erlitten. Inzwischen sind alle Opfer außer Lebensgefahr.
Nach den ersten Schüssen brachten die Lehrer die Kinder und Jugendlichen sofort in ein anderes Gebäude oder auf eine nahe gelegene Wiese. Die zu Hilfe gerufene Polizei umstellte die Schule und schickte Spezialeinsatzkräfte in das Gebäude. Dort soll der Täter einige Zeit später von der Polizei tot aufgefunden worden sein. Später stellte man fest, dass er sich durch einen Schuss in den Mund selbst getötet hatte. An der Leiche wurden Sprengsätze gefunden, die zunächst entschärft werden mussten.
Man geht davon aus, dass der 18-jährige ehemalige Schüler die Tat schon lange geplant hatte. Im Internet hatte er Fotos veröffentlicht, auf denen er mit Waffen zu sehen ist. Er stellte auch einen Abschiedsbrief auf seine Homepage. Darin schreibt er: "Das einzige, was ich intensiv in der Schule beigebracht bekommen habe, war, dass ich ein Verlierer bin. Ihr habt Euch über mich lustig gemacht, dasselbe habe ich nun mit euch getan, ich hatte nur einen ganz anderen Humor..." Er kündigte seine Tat mit den Worten an: "Ich will Rache! Ich hasse euch und eure Art. Ihr müsst alle sterben!". Der Jugendliche soll viel Zeit mit Computer- und Kriegsspielen verbracht haben und galt in seiner ehemaligen Schule als Außenseiter.
Amok: Gewalt in "blinder Wut"
Täter, die wie im "Rausch" wahllos Menschen angreifen oder sogar töten, werden als Amokläufer bezeichnet. Das Wort stammt aus dem Mailaiischen: "meng-âmok" bedeutet so viel wie "in blinder Wut angreifen und töten". Die Täter befinden sich in einer seelischen Verfassung, die durch Unzurechnungsfähigkeit und extreme Gewaltbereitschaft gekennzeichnet ist.
In den letzten Jahren kam es immer wieder zu Amokläufen, die vielen Menschen das Leben kosteten. Auch Schulen wurden schon mehrmals Schauplatz solch grausamer Gewalttaten. Im Jahr 1999 löste der Amoklauf an der "Columbine High School" im US-Bundesstaat Colorado Entsetzen aus: Zwei Jungen töteten zwölf Mitschüler und einen Lehrer, bevor sie sich selbst erschossen.
Horror an einer Erfurter Schule
Drei Jahre später, am 26. April 2002, geschah in Erfurt das Unfassbare: Ein ehemaliger Schüler eines Gymnasiums stürmte das Schulgebäude und erschoss 13 Lehrer, zwei Schüler und einen Polizisten. Danach tötete er sich selbst. Der 19-Jährige war ein halbes Jahr zuvor von der Schule verwiesen worden, weil er ein ärztliches Attest gefälscht hatte.
Vermutlich ist es kein Zufall, dass der Jugendliche seine ehemalige Schule ausgerechnet an einem Tag stürmte, als dort die schriftlichen Abiturprüfungen stattfanden: Er selbst durfte aufgrund des Schulverweises seine Prüfung nicht ablegen.
Was sind die Ursachen für solche Gewalttaten?
Nach diesen traurigen Ereignissen fragen sich viele Menschen, was die Gründe dafür sind, dass Kinder und Jugendliche zu Amokläufern werden. Einige vermuten, dass viele junge Menschen durch grausame Filme und brutale Computerspiele "abstumpfen" - und dadurch ihre Gewaltbereitschaft steigt. Die Amokläufer würden das brutale Verhalten, das sie aus Gewalt verherrlichenden Computerspielen kennen, in die Realität übertragen. Besonders die so genannten "Ego-Shooter" werden in diesem Zusammenhang immer wieder kritisiert.
Nicht zu vergessen ist aber, dass das soziale Umfeld eine entscheidende Rolle spielt. Die meisten Wissenschaftler sind der Meinung, dass die Hauptursache vor allem darin liegt, dass die Täter das Gefühl hätten, in der Gesellschaft nicht anerkannt zu sein. Aus Tagebüchern von Amokläufern und Beschreibungen ihrer Angehörigen und Bekannten geht oft hervor, dass sie sich ausgegrenzt und von Mitschülern oder auch Lehrern gedemütigt fühlten. Häufig hatten sie nur wenige oder keine Freunde oder lebten in schwierigen familiären Verhältnissen. Computerspiele und Filme könnten dann zwar als Vorlage für die geplante Tat dienen und Aggressionen schüren, sie seien aber nicht die eigentliche Ursache.
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