Peking 2008 - Was bleibt von den Olympischen Spielen?

26.08.2008

Schon während des Spektakels stellten einige sich die Frage, ob sie sich die Olympischen Spiele eigentlich "guten Gewissens" ansehen können - allein in dem Wissen, dass unzählige chinesische Arbeiter beim Bau der Sportstätten unter menschenunwürdigen Bedingungen schuften mussten und Bewohner bestimmter Regionen Chinas einfach zwangsumgesiedelt wurden. Wir blicken zurück - was bleibt von den Spielen? Ist Olympia bloß eine riesige Sportveranstaltung, oder steht nicht doch viel mehr hinter dem "bedeutendsten Sportfest der Welt"?

Die Olympischen Spiele 2008 fanden in Peking (Beijing)/ China statt. Schon im Vorfeld gab es Proteste und viele Diskussionen.

Ohne Zweifel stellen die Olympischen Spiele das größte der internationalen Sportfeste dar. Viele Sportler haben vor allem einen Wunsch: eine Olympiamedaille in Händen zu halten. Sie trainieren sehr, sehr hart für dieses Ziel - und nur wenige erreichen ihren Traum. Zum einen stellt sich die Frage, worum es bei einem solch ehrgeizigen Wettkampf - zwischen den Sportlern und natürlich auch zwischen den Nationen - überhaupt noch geht. Auch, dass unzählige Sportler verbotene und gefährliche Doping-Mittel einnehmen, um ganz vorne mit dabei zu sein, ist bekannt.

Und die Spiele 2008 fanden in einem Land statt, dem immer wieder vorgeworfen wird, Menschenrechte grob zu missachten. Wird auch stets betont, dass bei Olympia der "faire sportliche Wettkampf" im Vordergrund steht - es fällt schwer, dies zu glauben. Schon lange weiß man, dass mit der Veranstaltung große Geschäfte verbunden sind und sie auch zu Propagandazwecken benutzt wird - gerade in einem Land wie China.

Mehr Schein als Sein?

Als die Olympischen Spiele 1980 in Moskau stattfanden, boykottierten 66 Nationen, darunter Deutschland, ihre Teilnahme. (Quelle: Wikipedia)

"Eine Welt, ein Traum" - so lautet das Motto der Olympischen Spiele. Ein Traum war es sicherlich für viele: für die Regierung Chinas, das Internationale Olympische Komitee (IOC) und die sportbegeisterten Zuschauer, und natürlich für die vielen hundert Athleten, die dieses Jahr wieder an den Spielen teilnahmen.

Eher einen "Albtraum" sahen darin einige Menschrechtsorganisationen und vor allem die geschätzten 1,5 Millionen Menschen, die alles verloren haben - ihr Zuhause, ihre Felder und damit ihre Existenz. Diese Menschen werden auch nach den Spielen noch einen hohen Preis für diese zwei Wochen des sportlichen und internationalen Kräftemessens zahlen.

Es gibt viele tragische Einzelschicksale, wie das zweier Frauen im Alter von 77 und 79 Jahren, die nach einer Entscheidung einer chinesischen Behörde zu einem Jahr Zwangsarbeit im Arbeitslager verurteilt wurden - und zwar deshalb, weil sie während der Olympischen Spiele gegen die Zwangsräumung protestierten. "Störung der öffentlichen Ordnung" - so lautete die Begründung der Behörde. Und das nur, damit wir auf ein Land schauen können, das einer idyllischen Postkarte gleicht. Nur auf internationalen Druck hin wurden die beiden Frauen nach den Spielen wieder frei gelassen. Doch dieses Glück haben lange nicht alle Protestler und Kritiker.

Eine Stadt erblüht

Die Olympischen Spiele sollen für Frieden, Fairness und Völkerverständigung stehen - alles "nur Schein"? (Quelle: Wikipedia)

Der Grad der Luftverschmutzung ist in Peking - wie auch in vielen anderen chinesischen Großstädten - hoch. Auf Umweltschutz und die Gesundheit der Bürger wird viel zu wenig geachtet, während die industrielle Produktion stark angekurbelt wird und das Land einen bedeutenden Aufschwung erlebt.

Auch der Autoverkehr ist in den dicht besiedelten Millionenstädten ein großes Problem. Doch zur Zeit der Olympischen Spiele war die Luft relativ sauber - extra dafür wurden von der Regierung Maßnahmen ergriffen, und der Verkehr wurde währenddessen stark eingeschränkt. Direkt nach den Spielen änderte sich das allerdings wieder.

Für die Begrünung Pekings, einer Stadt am Rande einer Wüste, wurden schätzungsweise 200 Millionen Kubikmeter Wasser verwendet. Nachbarprovinzen wie Hebei mussten mit ihrem Wasser aushelfen - dem Wasser, das die Bauern dringend benötigen, um ihre Felder zu bewässern. Jetzt sind die Felder staubig und bringen einen geringen Ertrag. Das ist fatal für die Landwirte der Region. Die meisten von ihnen sind Selbstversorger und ernähren sich von dem, was ihre Ernte einbringt. Die letzte Chance vieler Bauern besteht darin, tiefe Brunnen zu graben und Pumpen zu kaufen. Das macht Arbeit und kostet vor allem Geld, das die meisten von ihnen nicht haben.

Unterm Strich

Farbenprächtig und stolz präsentieren sich die Gastgeber bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele. (Quelle: Wikipedia)

Am 08.08.08 ging Olympia mit einer prunkvoll inszenierten Eröffnungsfeier los, alles war perfekt geplant. Heute, wenige Wochen später, blicken wir zurück auf außergewöhnliche sportliche Hochleistungen, emotionale Momente, Sieger, Unmengen von Medaillen und - wie so oft - auf Dopingskandale.

Über insgesamt 41 Medaillen konnten sich die Deutschen während den diesjährigen Olympischen Spielen freuen - 16-mal Gold, 10-mal Silber und 15-mal Bronze. In dem Medaillenspiegel der teilnehmenden Nationen belegten sie den fünften Platz. Trotz dieser Masse an Edelmetall blieb das deutsche Team hinter den Erwartungen zurück. Das Ziel lautete, mehr Medaillen zu holen, als vor vier Jahren in Athen - dies gelang ihnen nicht. An der Spitze mit allein 51 Goldmedaillen standen die Sportler und Sportlerinnen aus dem Gastgeberland China. Für dieses Ziel haben viele Chinesen lange trainiert und wurden hart gedrillt.

Die "Doping-Spiele"?

In der Geschichte Olympias wurden schon zahlreiche Medaillen wegen Dopings nachträglich aberkannt.

In allen Bereichen des Hochleistungssports sind Dopingfälle bekannt. Dabei hört man immer wieder, die Devise des "sauberen Sports" sei oberstes Gebot - aber auf wie viele Sportler, deren Trainer und Manager trifft dies tatsächlich zu? So wurde auch im Reitsport eines der deutschen Pferde positiv auf ein unerlaubtes Mittel gestestet. Dem Tier wurden also bestimmte Stoffe verabreicht, um es leistungsfähiger zu machen. Von den 15 getesteten Pferden war die Blutprobe insgesamt sogar bei vier Tieren positiv.

Die Olympischen Spiele überraschten mit insgesamt 43 Weltrekorden. Bisher wurden nur zehn Teilnehmer des Dopings überführt. Doch wie sicher sind die Tests eigentlich, wie viele gedopte Sportler werden tatsächlich überführt? So gelten doch einige Disziplinen wie der 100-Meter-Lauf als die "Doping-Disziplinen" schlechthin, und einige Experten gehen davon aus, dass keiner dieser Spitzensportler ohne Doping-Mittel zu derartigen Leistungen fähig wäre. Bis zum Jahr 2016 soll das Blut vieler Sportler eingefroren werden. Sollte durch eine Substanz gedopt worden sein, die heute noch nicht nachweisbar ist, wird dies vielleicht in acht Jahren möglich sein. Sportlern, deren Blutprobe positiv getestet wird, wird eine gewonnene Medaille nachträglich wieder aberkannt.

Was bleibt?

Der Fackellauf 2008 fand unter massiven Sicherheitsvorkehrungen statt. Es gab viele Proteste gegen die chinesische Regierung. (Quelle: Wikipedia)

Nun freuen sich viele bereits auf die Olympischen Spiele, die in vier Jahren in London ausgetragen werden. Olympia in Peking ist vorbei, das Interesse an China hat nachgelassen. Nachrichten über das Land werden wir in dieser Häufigkeit wohl vorerst nicht mehr in den Medien verfolgen können.

Doch an der Situation der unterdrückten und vertriebenen Völker hat sich nichts geändert. Den Ruhm und Erfolg der Spiele kann China nun für sich nutzen, um das stolze Nationalgefühl vieler Chinesen und die "Einheit des Volkes" zu stärken. Aber was hat Olympia mit Politik zu tun? Handelt es sich doch um ein internationales Sportereignis, das für Fairness steht und zur Verständigung der Völker beitragen soll - so wird es jedenfalls gesagt.

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letzte Aktualisierung: 15.08.2009

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