von Björn Pawlak - aktualisiert - 06.12.2013
Die Welt trauert um eine der großen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts: Nelson Mandela, der frühere Präsident Südafrikas, starb am 5. Dezember 2013 im Alter von 95 Jahren. Sein Vater gab ihm einst den Namen "Rolihlahla", was sinngemäß "Unruhestifter" bedeutet - und genau der wurde er später auch. Mandela setzte sich sein Leben lang für die Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung in Südafrika ein. Er verbrachte insgesamt 27 Jahre als politischer Häftling im Gefängnis.
In diesen Tagen trauern nicht nur die Südafrikaner um ihren einstigen Präsidenten Nelson Mandela, die ganze Welt ist betroffen vom Tod des bedeutenden Freiheitskämpfers. Nelson Mandela starb nach längerer Krankheit am Abend des 5. Dezember 2013. Tausende Südafrikaner pilgerten zu Mandelas Haus in Johannisburg, um den Ex-Präsidenten zu feiern, ihm zu danken und die letzte Ehre zu erweisen. Die südafrikanische Regierung hat für den kommenden Sonntag (8. Dezember) einen nationalen Trauertag ausgerufen.
Nelson Mandela wurde am 18. Juli 1918 in Mvezo, einem kleinen Dorf in Südafrika, geboren. Erst bei seiner Einschulung gab man ihm seinen bekannten englischen Namen "Nelson", die Südafrikaner nennen ihn heute gerne und respektvoll "Madiba", das ist der Name seines Clans. Die Clans führen ihre Herkunft auf einen bestimmten Vorfahren zurück, "Madiba" war ein alter Stammeshäuptling. Mandela galt einst als radikaler Schwarzenführer und Terrorist. Er verbrachte schließlich 27 Jahre seines Lebens als politischer Gefangener in Haft und gilt heute auch gerade deswegen als großer Freiheitsheld und Versöhner.
Seit den 1950er-Jahren war er Teil der politischen Protestbewegung der schwarzen Südafrikaner gegen die weißen Unterdrücker. Für seine Verdienste wurde Nelson Mandela im Jahr 1993 gemeinsam mit Willem de Klerk der Friedensnobelpreis verliehen. Fünf Jahre lang war Mandela Südafrikas Staatschef (bis 1999), doch vor allem ist er zu einer Symbolfigur geworden.
Kindheit auf dem Land
Das Dorf Mvezo, in dem Rolihlahla zur Welt kam, liegt in der Transkei im Südosten des Landes. Sein Vater hieß Gadla Henry Mphakanyiswa. Er hatte, wie in seiner Stammesgesellschaft üblich, neben Rolihlahlas Mutter noch drei andere Frauen, die alle woanders wohnten. Der kleine Nelson musste seinen Vater also mit noch drei anderen "Einheiten" der Familie teilen.
Rolihlahla hatte drei Schwestern, sechs Halbschwestern und drei Halbbrüder (unter den Halbbrüdern war er der jüngste). Seine Mutter hieß Nosekeni Fanny. Sie zog Rolihlahla bis zu seinem neunten Lebensjahr auf. Nachdem sein Vater nach einem Konflikt mit der weißen Provinzregierung Amt und Vermögen verlor, zog die Mutter mit ihren Kindern ins Dorf Qunu. So wie es den Stammestraditionen entsprach, musste sich Nelson Mandela im Alter von 16 Jahren beschneiden lassen. Mit diesem "Initiationsritus" wurde er in die Gemeinschaft der Erwachsenen aufgenommen.
Nach dem Tod seines Vaters kam Nelson im Jahr 1927 zum Regenten des Thembu-Stammes (dem auch er selbst angehört). Der Regent war Nelsons Vater zu Lebzeiten eng verbunden und fühlte sich deswegen auch für Nelson verantwortlich. Später wurde Nelson auf ein Internat geschickt. Er wollte damals noch Dolmetscher werden. Nelson Mandela boten sich Möglichkeiten, die viele andere Schwarze nicht hatten. Er war also, was seine Herkunft angeht, ein Privilegierter. Als Mandela 23 Jahre alt war, wollte ihn der Thembu-Regent gegen seinen Willen verheiraten. Mandela floh deswegen in die Millionenstadt Johannesburg. Er wohnte dort bei einer Familie zur Untermiete und fand Arbeit als Bote in einer Anwaltskanzlei. Im Alter von 24 Jahren begann er mit dem Jurastudium.
Nelson Mandela wird politisch aktiv
Zur selben Zeit gab es die ersten Kontakte mit dem "ANC" (für "African National Congress"), der wichtigsten politischen Organisation der schwarzen Südafrikaner, die auch von wenigen Weißen unterstützt wurde. Er lernte seine erste Frau kennen und bekam 1946 ein Kind mit ihr.
Die Verschärfung der Rassentrennung setzte in den frühen 1950er-Jahren ein, als die "NP" (für "National Party") die so genannten Apartheid-Gesetze verabschiedete und somit die Benachteiligung der schwarzen Bevölkerung weiter legitimierte. Der Begriff "Apartheid" stammt aus dem Afrikaans und bedeutet "Gesondertheit". Damit bezeichnete man die damalige Rassentrennung in Südafrika.
Der ANC und Nelson Mandela riefen dazu auf, die neuen Gesetze zu missachten. Als Folge davon musste er sich mit einigen seiner Mitstreiter selbst vor Gericht verantworten. 1952 gründete Mandela gemeinsam mit einem Freund eine Anwaltskanzlei in Johannesburg, die restriktiven (einschränkenden) Apartheid-Gesetze machten den beiden jungen Anwälten jedoch die freie Ausübung des Berufes äußerst schwer.
Mandela trat auch als öffentlicher Redner auf. Damals rief er durchaus zum aktiven Widerstand auf, da er nicht glaubte, dass sich mit Gewaltlosigkeit und passivem Widerstand allein irgendetwas ändern könnte. Auch eine andere politische Organisation, der "PAC" (für "Pan Africanist Congress"), machte jetzt von sich reden. Sie wurde 1959 gegründet und hatte wie der ANC zum Widerstand gegen die Politik der Apartheid aufgerufen.
Das "Massaker von Sharpeville" und Verbot des ANC
Am 21. März 1960 gab es zahlreiche Tote bei einer Demonstration in Sharpeville, einem Township (so hießen die verarmten Wohnsiedlungen, in denen nur Schwarze lebten) südlich von Johannesburg. Die Polizei begegnete den Demonstranten dort mit Schusswaffen und eröffnete das Feuer. Die Lage drohte zu außer Kontrolle zu geraten und die Regierung rief den Notstand aus. Dann verbot sie die beiden "widerspenstigen" politischen Organisationen, den ANC und den PAC.
Mandela und die anderen machten aber weiter, auch nach dem Verbot des ANC. Sie operierten jetzt versteckt im Untergrund. Nelson Mandela tarnte sich als Chauffeur, um seine Bewegungsfreiheit aufrecht zu erhalten. Man gründete heimlich eine militärische Unterorganisation des ANC mit dem Namen "Umkhonto We Sizwe" (übersetzt "Speer der Nation"). Geplant waren "Sabotageakte" (die teilweise auch verübt wurden) und unter Umständen auch ein "Guerillakrieg". Als Guerillakrieg bezeichnet man den bewaffneten Kampf aus dem Untergrund gegen einen übermächtigen militärischen Feind. Sabotageakte sollen die Einrichtungen ("Infrastruktur") des Feindes zerstören, so plante man zum Beispiel Angriffe auf Polizeistationen, Regierungsgebäude und Ölraffinerien. Aber das Hauptquartier der Untergrundorganisation wurde entdeckt, Mandela und die anderen wurden wegen Sabotage und Verschwörung angeklagt und zu lebenslanger Haft verurteilt.
27 Jahre Gefängnis
25 Kilometer vor der Küste von Kapstadt liegt die Gefängnisinsel "Robben Island". Heute ist das ehemalige Gefängnis ein Museum. Hierhin brachte man Nelson Mandela nach seiner Verurteilung. Er musste im Steinbruch Zwangsarbeit verrichten und durfte nur zweimal im Jahr kurz Besuch empfangen. Mandela war mittlerweile Vater von mehreren Kindern und mit seiner zweiten Frau verheiratet. Insgesamt verbrachte Mandela auf Robben Island 18 Jahre, dann wurde er in ein anderes Gefängnis auf dem Festland verlegt.
Die Regierung bot Mandela nach den vielen Jahren politischer Gefangenschaft ab 1985 eine Freilassung an, sollte er sich öffentlich von jeglicher Gewalt des ANC distanzieren. Er war von der Rechtmäßigkeit seines Widerstandes von damals noch immer überzeugt, ließ sich aber dennoch auf Verhandlungen mit Regierungsvertretern ein. Im letzten weißen Staatspräsidenten Südafrikas, Willem de Klerk, fand er schließlich einen kompromissbereiten Verhandlungspartner und wurde am 11. Februar 1990 freigelassen. De Klerk hob auch die Verbote des ANC und des PAC auf.
Freiheit und politischer Durchbruch
Mandelas Freilassung löste Begeisterung aus. Er engagierte sich nun öffentlich für Verhandlungen und für die Aussöhnung mit der Regierung. Bei den ersten freien Parlamentswahlen ohne Rassendiskriminierung - es gab dafür extra eine neue vorläufige Verfassung - gewann 1994 der ANC die absolute Mehrheit. Am 9. Mai 1994 stand fest, dass Südafrika seinen ersten schwarzen Staatspräsidenten gewählt hatte: den "Madiba" Nelson Mandela.
Als Präsident seines Landes setzte er sich für Versöhnung ein, kämpfte für Gleichberechtigung und die Überwindung der ethnischen Spannungen und des Hasses. Nach nur einer Amtszeit trat er im Juni 1999 als Präsident wieder ab. Anschließend setzte er sich als praktizierender Anwalt weiterhin für seine politischen Überzeugungen ein. Für sein Land und für die ganze Welt bleibt er eine Identifikationsfigur.
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