10.02.2006
Mit über 120 Stundenkilometern rasen die Rennrodler durch den Eiskanal. Dabei liegen sie flach mit dem Rücken auf dem Rodelschlitten und lenken, indem sie ihr Gewicht verlagern oder mit den Schenkeln die vorderen Kufen leicht bewegen. Da Hochsehen Geschwindigkeit kostet, müssen sich die Rennrodler alle Kurven bis zum Wettkampf ganz genau eingeprägt haben. Sie fahren dann "auswendig" den Eiskanal hinunter.
Mit normalem Schlittenfahren hat Rennrodeln also fast nichts mehr gemeinsam, auch wenn es sich aus ihm entwickelt hat. Am 12. Februar 1883 fand in Davos das erste internationale Rodelrennen statt. Teilnehmer aus Australien, Deutschland, England, den Niederlanden, Schweden und der Schweiz rasten damals eine vier Kilometer lange Straße hinunter. Am Ende siegten gemeinsam ein australischer Student und ein Schweizer Postbote. Sie brauchten 9 Minuten und 15 Sekunden bis zur Ziellinie.
Seit 1910 finden Rodelrennen auf Kunsteisbahnen statt. Als 1924 die ersten olympischen Winterspiele stattfanden, war Rodeln noch keine offizielle Disziplin. Die Schlittenfahrer wurden durch Skeleton vertreten. Dabei liegen die Athleten mit dem Kopf nach vorne bäuchlings auf dem Schlitten. 1964 in Innsbruck wurde Skeleton dann durch Rennrodeln abgelöst. Seit den Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City gehören beide Schlitten-Sportarten zum olympischen Programm.
Wettbewerbe Männer Frauen Einzel Gold: Armin Zoeggeler (ITA)Silber: Albert Demztschenko (RUS)
Bronze: Martins Rubenis (LET) Gold: Sylke Otto (DEU)
Silber: Silke Kraushaar (DEU)
Bronze: Tatjana Hüfner (DEU) Doppelsitzer Gold: Andreas & Wolfgang Linger (ÖST)
Silber: Andre Florschuetz / Torsten
Wustlich (DEU)
Bronze: Gerhard Plankensteiner /
Oswald Haselrieder (ITA)
Olympiahoffnungen
23 von 33 Olympiasieger im Rodeln kamen aus Deutschland. Und auch in Turin 2006 gehören die deutschen Rennrodler wieder zu den großen Favoriten.
Besonders gilt das für die Damen-Wettbewerbe. In den vergangenen Weltcuprennen belegten Silke Kraushaar, Sylke Otto, Tatjana Hüfner und Barbara Niedernhuber häufig sogar die ersten vier Plätze. Das wird bei Olympia nicht passieren, da nur drei Rodlerinnen pro Nation starten dürfen. Seit neun Jahren sind die deutschen Rodlerinnen ungeschlagen. Die Österreicherinnen Sonja Manzenreiter und Veronika Halder gehören zu den wenigen Rodlerinnen, die einen totalen deutschen Triumph verhindern können. Der besten Schweizer Rennrodlerin Martina Kocher werden dagegen kaum Chancen eingeräumt, in die Medaillenvergabe einzugreifen.
Spannung bei den Herren am Größten
Auch im Herren-Doppelsitzer sind die deutschen Rodler die großen Favoriten. Patric Leitner und Alexander Resch führen im Weltcup. Auch André Florschütz und Torsten Wustlich, sowie Sebastian Schmidt und Andre Forker wollen olympische Medaillen für Deutschland gewinnen. Zu ihren stärksten Konkurrenten gehören die Österreicher Markus und Tobias Schiegl, sowie Andreas und Wolfgang Linger.
Im Herren-Einzel streiten dagegen Athleten aus vielen verschiedenen Ländern um den Sieg. Favorit ist der Weltcup-Führende Armin Zöggeler aus Italien. Um olympisches Edelmetall kämpfen die Österreicher Markus Kleinheinz und Rainer Margreiter, die Deutschen David Möller, Jan Eichhorn, Denis Geppert und das Rennrodel-Urgestein Georg Hackl. Der tritt zum sechsten Mal bei Olympischen Spielen an. Der Schweizer Stefan Höhener ist dagegen krasser Außenseiter.
Eine sehr schwere olympische Eisbahn
Überraschungen wird es bei den olympischen Spielen 2006 wahrscheinlich keine geben. Denn die Eisbahn in Cesana Pariol, knapp 90 Kilometer westlich von Turin, gilt als besonders schwierig. Außenseiter haben es daher besonders schwer.
Damit es nicht wie bei der Generalprobe im Jahr 2005 zu zahlreichen Stürzen von weniger professionellen Rodlerinnen und Rodlern kommt, wurde die Olympia-Bahn allerdings etwas entschärft. So sollen auch die antretenden "Exoten" eine Chance haben, ohne Sturz ins Ziel zu kommen.
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